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Salzhaushalt und Wasserbewirtschaftung im Körper

Das Leben kommt aus dem Meer. Deshalb fließt auch in unseren Adern Salzwasser mit einem Salzgehalt, der ungefähr dem Wasser der Ostsee entspricht. Unsere Tränen schmecken schließlich auch salzig. Ein konstanter Kochsalzgehalt unseres Blutes ist aber elementar für die Funktion unserer Zellen und unseren Blutdruck. Täglich verlieren wir salzarmes Wasser, zum Beispiel durch Schwitzen. Dabei steigt die Salzkonzentration des Blutes und wir bekommen Durst. Um die Salzkonzentration wieder zu normalisieren, müssen wir Süßwasser trinken, denn reines Wasser, also Süßwasser, enthält weniger als 0,1 Prozent Salz. Unser Blut enthält dagegen circa sieben Gramm Kochsalz pro Liter. Das heißt, in unseren Adern fließt Salzwasser, aber trinken müssen wir Süßwasser. Bei schweren Durchfallerkrankungen und Operationen erhalten Patienten Infusionslösungen mit einem Kochsalzgehalt von sieben bis neun Gramm. Das entspricht in etwa dem Salzgehalt unseres Blutes. Trinkwasser wäre dazu nicht geeignet, da es zu wenig Salz enthält und auch aufgrund des geringen Anteils an gelösten Teilen in unseren Adern brennen würde. Trinken wir viel mehr Wasser als wir verlieren, kann das für unseren Körper sogar gefährlich werden, denn so wird die Salzkonzentration des Blutes verdünnt, das heißt, durch den Wasserüberschuss sinkt die Natriumkonzentration im Blut. Eine Hyponatriämie entsteht. Besonders Menschen, die in sehr kurzer Zeit sehr große Mengen Wasser zu sich nehmen, zum Beispiel bei einem Marathonlauf, können dann im schlimmsten Fall an einer Wasservergiftung durch ein starkes Anschwellen des Gehirns sterben. Um sich im Alltag vor einer Wasservergiftung zu schützen, nutzt der menschliche Körper ADH, das antidiuretische Hormon. Normalerweise ist es in der Lage selbst extreme Schwankungen in der Wasserzufuhr auszugleichen. ADH regelt den Wassergehalt im Blut mit dem Ziel die Salzkonzentration auf dem gleichen Wert zu halten. Doch was passiert, wenn wir Salz essen? Die Salzkonzentration im Blut steigt an, wir bekommen Durst und an der Hirnanhangdrüse wird das Hormon ADH ausgeschüttet. ADH bringt uns in einen Wassersparmodus, um so die Salzkonzentration konstant zu halten. Was passiert, wenn wir zu viel Wasser zu uns nehmen? Unser Blut wird verdünnt und Sensoren im Gehirn registrieren es. Die Konzentration von ADH wird dann gesenkt. Bei hoher Wasserzufuhr sogar bis auf Null. Gesunde Nieren können dann überschüssiges Wasser ausscheiden. So bleibt die Salzkonzentration des Blutes weiter im Gleichgewicht. Nur mit einem funktionierenden Hormonsystem ist zum Beispiel der Besuch des Oktoberfestes gefahrlos möglich. Eine Hyponatriämie kann durch eine Wasservergiftung entstehen, also wenn zu viel Wasser aufgenommen wird. Doch in den meisten Fällen entsteht sie, weil der Patient die Ausschüttung des Hormons nicht ausreichend unterdrücken kann. Zum Beispiel bei Patienten mit niedrigem Blutdruck besteht die Gefahr, dass sie eine Hyponatriämie entwickeln. Das liegt daran, dass ADH nicht nur die Salzkonzentration im Blut regelt, sondern auch den Blutdruck. Ist er zu niedrig, wird vermehrt ADH ausgeschüttet, das die Gefäße verengt und den Blutdruck zum Ansteigen bringt. Die erhöhte ADH- Konzentration bewirkt jedoch, dass weniger Flüssigkeit ausgeschieden wird. Deshalb haben Patienten, die zum Beispiel aufgrund einer Herzinsuffizienz, Leberzirrhose oder Durchfallerkrankung einen niedrigen Blutdruck haben und zu viel trinken, ein hohes Risiko eine Hyponatriämie zu entwickeln. Wenn mehr ADH ausgeschüttet wird, um den Blutdruck zu regulieren, handelt es sich um eine adäquate ADH-Ausschüttung, auch Sekretion genannt. Die größte Patientengruppe bei Hyponatriämie sind Menschen, die zu viel ADH ausschütten, obwohl sie einen normalen Blutdruck haben. Diese häufigste Form der Elektrolytstörung heißt dann Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion, kurz SIADH. 15 bis 30 Prozent aller Patienten im Krankenhaus sind unterschiedlich stark von einer Hyponatriämie betroffen. Warum schüttet der Körper zuviel ADH aus? Tatsächlich gibt es dafür sehr viele mögliche Ursachen, zum Beispiel Infekte mit Fieber oder Schmerzen, aber auch Medikamente können eine Ursache sein, zum Beispiel entwässernde Medikamente, Antidepressiva oder Medikamente gegen Epilepsie. Aber auch Erkrankungen des Gehirns und der Hirnanhangdrüse können zu einem SIADH führen, zum Beispiel Hirnblutungen oder Hirntumore. Eine weitere wichtige Ursache können Tumore außerhalb des Gehirns sein, die ADH produzieren. Hier kann die Hyponatriämie bzw. das SIADH das einzige Symptom sein. Die Suche nach dem Tumor kann dann lebensrettend sein. Deshalb ist die Klärung der Ursache einer Hyponatriämie so wichtig. Die Symptome einer Hyponatriämie können ganz unterschiedlich sein. Bei einem schnellen Abfall von Natrium kann es zu Übelkeit, Bewusstseinsstörungen, Krampfanfällen und im schlimmsten Fall zu einer tödlichen Hirnschwellung kommen. Bei chronischer Hyponatriämie treten Konzentrationsstörungen, Schwindel und Gangunsicherheit auf. Stürze und resultierende Knochenbrüche sind oft die Folge. Die Symptome sind nicht immer leicht zu entdecken und bei älteren Menschen kann eine chronische Hyponatriämie manchmal auch mit Demenz verwechselt werden. Eine Hyponatriämie kann viele Ursachen haben. Sie entsteht, wenn die Wasseraufnahme höher ist als die Ausscheidung. Dabei spielt ADH meist eine entscheidende Rolle, denn seine Ausschüttung kann adäquat oder inadäquat sein. Die Therapie besteht also darin die Ursache dafür zu beheben. Kann die Ursache nicht behoben werden, muss versucht werden die Ausscheidung von reinem Wasser, also Süßwasser, über die Nieren zu steigern.