. Deutschland, das Land, das zu den größten
Energieverbrauchern der Welt gehört. Das Problem:
Fast 80% unseres Energieverbrauchs wird gedeckt durch die 3 großen
fossilen Energieträger: Kohle, Öl und Gas. Mein Name ist Daniela Schmidt. Ich lebe in diesem Land. Das hier ist sowas wie
das Rückgrat unserer Gesellschaft. Indem wir Kohle und andere
fossile Energieträger verfeuern, können wir so leben,
wie wir leben. Das Problem:
Das Zeug macht irre viel Dreck. Jede und jeder von uns
hier in Deutschland ist im Schnitt pro Jahr
für 8 t CO2-Ausstoß verantwortlich. Gucken wir den Tatsachen ins Auge. Das Zeitalter der fossilen
Energieträger ist vorbei, die Fristen stehen. Kohleausstieg bis 2038,
Klimaneutralität bis 2045. Da kann man sich fragen: Heißt das, wir müssen in Zukunft
extreme Abstriche machen? Oder gibt es
eine Energie-Alternative, die es uns ermöglicht,
unseren Lebensstandard zu halten? Bei diesem Thema
schwirrt eine Sache durch den Raum, die nicht so gut greifbar ist
wie ein Kohlestück, dafür aber sauber,
weil CO2-neutral: Wasserstoff. Der Schriftsteller Jules Verne
hat schon vor 150 Jahren von Wasserstoff geschwärmt: "Das ist die Kohle der Zukunft!" Ist da was dran? * spannende Musik * Ich mache mich auf die Suche
nach Wasserstoff und pushe dabei
weiter meine CO2-Bilanz. Autofahren ist mit Benzin
und Diesel nicht klimaneutral. Oh Mann. Aber konzentrieren wir uns
auf den Wasserstoff. Wassersstoff ist das am häufigsten
vorkommende Element im Universum. 90% aller Atome
sind Wasserstoffatome. Entstanden nach dem Urknall
war Wasserstoff verantwortlich für die Bildung des Sonnensystems,
der Sterne und Planeten. Krass. Aber auf der Erde gibt es
kaum Wasserstoff in purer Form, sondern in gebundener Form. Gebunden in Wasser, ist ja klar. Da bedeckt Wasserstoff
über 2/3 der Erdoberfläche. Wir haben ja Wasser satt. Hier, das Leitungswasser
in meiner Trinkflasche. Aber wie kriege ich da
den Wasserstoff raus? Am Rand der brandenburgischen
Kleinstadt Prenzlau steht ein "Hybridkraftwerk". 2011 in Betrieb genommen
als weltweit erstes Wasserstoff-
Wind-Biogas-Hybridkraftwerk. Hier wird Wasserstoff hergestellt. Wie das funktioniert,
erklärt mir der Betriebsleiter der Betreiberfirma Enertrag,
Sven Herrmann. Hier wird Wasserstoff hergestellt? <font color="#FFFF00">
Richtig. Das ist der Elektrolyseur. </font> <font color="#FFFF00"> In dem spalten wir Wasser
in seine Grundbestandteile auf, </font> <font color="#FFFF00"> in Wasserstoff und Sauerstoff,
durch Strom, das heißt Elektrolyse. </font> Weil man den Prozess
hier nicht sehen kann, zeigt mir Herr Herrmann
ein Experiment. Dafür benutzen wir Dinge,
die es in fast jedem Haushalt gibt: Leitungswasser
aus meiner Trinkflasche. Salz, um die Leitfähigkeit
des Wassers zu erhöhen. Und ein Stück Metall
von einem Kleiderbügel, in eine Spritze eingesetzt,
mit Kleber abgedichtet, fertig. <font color="#FFFF00"> Bei jedem Experiment
setzen wir eine Schutzbrille auf. </font> Okay.
Jo, passt. <font color="#FFFF00"> Das ist unsere Kathode. </font> <font color="#FFFF00"> In diesem Behälter
fangen wir den Wasserstoff auf. </font> <font color="#FFFF00"> Hier klemmen wir nachher
den Minuspol ran. </font> <font color="#FFFF00"> Als 2.Elektrode
benutzen wir ein Stück Metall, </font> <font color="#FFFF00"> in dem Fall einen Nagel. </font> <font color="#FFFF00"> Das ist die Anode. </font> <font color="#FFFF00"> Den halten wir ins Wasser. </font> <font color="#FFFF00"> Die Kathode ist die negative Seite,
die Anode die positive. </font> <font color="#FFFF00"> Das Röhrchen ist voll mit Wasser.
Und schön dicht. </font> <font color="#FFFF00"> Genau.
Jetzt würde ich Sie bitten, </font> <font color="#FFFF00"> stecken Sie
den Stecker in die Steckdose. </font> Okay. Strom läuft. * spannende Musik * Was hier passiert,
nennt sich Elektrolyse. Es ist die Aufspaltung
von Wasser mittels Strom. Am Minuspol,
der Kathode, entsteht Wasserstoff. Und am Pluspol,
der Anode, entsteht Sauerstoff. Und zwar doppelt so viel Wasserstoff
wie Sauerstoff. 2 x H und 1 x O = H2O. <font color="#FFFF00"> Wie Sie sehen, geht der Füllstand
im Röhrchen runter </font> <font color="#FFFF00"> und füllt sich mit Wasserstoff. </font> Hier oben, die Lücke,
da ist jetzt Wasserstoff drin? <font color="#FFFF00"> Da ist Wasserstoff drin.
Purer Wasserstoff. </font> Das ist abgefahren,
dass da gerade Wasserstoff entsteht. * spannende Musik * <font color="#FFFF00"> Wasserstoff weist man
durch eine Knallgasprobe nach. </font> <font color="#FFFF00"> Wenn wir die Spritze rausnehmen
und Feuer dranhalten, </font> <font color="#FFFF00"> muss es einen Knall geben. </font> <font color="#FFFF00"> Wie Sie sehen,
ist der Behälter relativ leer. </font> <font color="#FFFF00"> Wasserstoff ist leichter als Luft,
steigt nach oben. </font> <font color="#FFFF00"> Wenn wir das rausnehmen
und Feuer dranhalten, </font> <font color="#FFFF00"> das machen wir mal ...
Ich habe etwas Schiss. </font> * leiser Knall *
Okay, war nicht so schlimm. Das war Leitungswasser
aus meiner Trinkflasche. Das heißt,
dass hier Wumms drinsteckt. <font color="#FFFF00"> In Ihrer Flasche Wasser
steckt ganz viel Energie. </font> Diese Energie
hat in der Vergangenheit den Ruf des Wasserstoffs
extrem beschädigt. Viele kennen die Bilder von 1937,
das Luftschiff "Hindenburg": 200.000 m3 Wasserstoff
verbrennen in nur 32 Sekunden. Dabei ist man sich heute sicher, dass der Grund für die Katastrophe
nicht der Wasserstoff war, sondern
eine elektrostatische Aufladung. Also alles entspannt? Irgendwie sagt mein Kopf
beim Stichwort Wasserstoff trotzdem: Achtung,
das Zeug ist nicht ungefährlich. In Chemnitz
treffe ich Prof.von Unwerth. Er gilt in Sachsen
als der Wasserstoffexperte. Was sagt er dazu? Wasserstoff ist gefährlich, oder? Dieses Luftschiff Hindenburg,
das 1937 abgebrannt, explodiert ist, das scheint mir ein Argument
gegen Wasserstoff zu sein. <font color="#00FFFF"> Der Wasserstoff
war nicht ursächlich. </font> <font color="#00FFFF"> Wasserstoff
ist 14 Mal leichter als Luft, </font> <font color="#00FFFF"> hat also eher das Bestreben,
nach oben wegzugehen. </font> <font color="#00FFFF"> Er brennt mit einer heißen Flamme,
aber nach oben ab. </font> <font color="#00FFFF"> Das ist ein Vorteil im Gegensatz
zu flüssigem Kraftstoff, </font> <font color="#00FFFF"> der sich ausbreitet
und einen Flächenbrand ergibt. </font> <font color="#00FFFF"> Die meisten Opfer
sind zu beklagen gewesen, </font> <font color="#00FFFF"> weil sie entweder aus großer Höhe
aus Angst abgesprungen sind </font> <font color="#00FFFF"> oder weil auslaufendes Benzin, </font> <font color="#00FFFF"> denn die Motoren
wurden mit Benzin betrieben, </font> <font color="#00FFFF"> weil das Benzin
flächendeckend Feuer gefangen hat. </font> <font color="#00FFFF"> Dann sind Menschen verbrannt. </font> <font color="#00FFFF"> Man kann Wasserstoff, wenn man
respektvoll ist, im Zaum halten. </font> <font color="#00FFFF"> Ich arbeite 25 Jahre
mit Wasserstoff. </font> <font color="#00FFFF"> Man kann damit arbeiten,
ohne dass großartig was passiert. </font> Die Reaktionsfreudigkeit des
Wasserstoffs ist seine große Stärke. Wichtig ist:
Das muss kontrolliert ablaufen. Das passiert
in der Brennstoffzelle. Das ist eine Brennstoffzelle? <font color="#00FFFF"> Das ist eine Brennstoffzelle,
richtig. </font> Aber es brennt ja gar nichts. <font color="#00FFFF"> Die Brennstoffzelle
heißt Brennstoffzelle, </font> <font color="#00FFFF"> weil ein Brennstoff
wie Wasserstoff verwendet wird. </font> <font color="#00FFFF"> Es ist aber
eine elektrochemische Reaktion, </font> <font color="#00FFFF"> die stattfindet,
also keine echte Verbrennung. </font> <font color="#00FFFF"> Es reagieren Wasserstoff
und Sauerstoff zu Wasser. </font> Eigentlich das umgekehrte Prinzip
der Elektrolyse: Das, was wir da erzeugt haben,
Wasserstoff und Sauerstoff, wird hier, kontrolliert durch eine
Membran, wieder zusammengeführt. So entsteht
durch die Bewegung der Elektronen elektrischer Strom
und H2O, Wasser. Und zwar genau so viel Wasser, wie bei der Elektrolyse
eingesetzt wurde. <font color="#00FFFF"> So eine Membran habe ich hier. </font> <font color="#00FFFF"> Die Protonen
können durch sie hindurch, </font> <font color="#00FFFF"> die Elektronen
müssen den äußeren Weg nehmen </font> <font color="#00FFFF"> und erzeugen elektrischen Strom. </font> <font color="#00FFFF"> Damit können Sie eine Lampe
oder einen Elektromotor betreiben. </font> Man trennt also ein Paar
und bringt es wieder zusammen, und dabei entsteht Energie. <font color="#00FFFF"> Und es entsteht wieder Wasser. </font> <font color="#00FFFF"> Ich führe sogar
das Wasser im Kreislauf. </font> Das Wasser
sieht man in den Schläuchen. <font color="#00FFFF"> Ja, das ist
das Endprodukt der Brennstoffzelle. </font> <font color="#00FFFF"> Wenn Wasserstoff und Sauerstoff
in einer kalten Verbrennung </font> <font color="#00FFFF"> elektrochemisch
miteinander reagieren, </font> <font color="#00FFFF"> entsteht aus H2 und O
wieder H2O, also Wasser. </font> <font color="#00FFFF"> Das kann man hier erkennen.
Das ist reinstes Wasser. </font> Wasser statt CO2. Genau das, was wir brauchen
für unsere klimaneutrale Zukunft. Wofür genau der Wasserstoff
aber verwendet werden soll, ist heiß umstritten. Ich treffe Prof.Grimm,
eine der 5 Wirtschaftsweisen und Mitglied
des Nationalen Wasserstoffrats. Sie muss wissen,
wie der Plan aussieht. Es gibt verschiedene Bereiche, wo Wasserstoff künftig
eine Rolle spielen kann und soll. Was muss zuerst gemacht werden? Mobilität,
Wärme, Energieversorgung? <font color="#00FF00"> Wasserstoff muss in allen Sektoren
eine wichtige Rolle spielen. </font> <font color="#00FF00"> Eins nach dem anderen wird dazu
führen, dass wir zu langsam sind. </font> <font color="#00FF00"> Wir müssen schauen,
dass viel Wasserstoff verfügbar ist, </font> <font color="#00FF00"> dass die Rahmenbedingungen attraktiv
sind, Wasserstoff einzusetzen. </font> <font color="#00FF00"> Dass es attraktiv wird,
Emissionen zu vermeiden. </font> <font color="#00FF00"> CO2 muss teurer werden. </font> <font color="#00FF00"> Da müssen wir schnell voran gehen, </font> <font color="#00FF00"> sonst verpassen wir
technologisch den Anschluss </font> <font color="#00FF00"> und gefährden
das Erreichen der Klimaziele. </font> Langsam sein
können wir nirgendwo. <font color="#00FF00"> Nein, sonst hätten wir uns das
Klimaziel 2045 nicht setzen dürfen. </font> <font color="#00FF00"> In der Mobilität ist es so,
dass wir jetzt aufpassen müssen, </font> <font color="#00FF00"> dass wir bei den Brennstoffzellen
nicht ins Hintertreffen geraten. </font> <font color="#00FF00"> Da muss man einen Fokus setzen
und schnell sein. </font> An der TU Chemnitz
werden die Brennstoffzellen auch außerhalb des Labors getestet:
im Wasserstoffauto. Das Abfallprodukt Wasser
kommt hier aus dem Auspuff. <font color="#00FFFF"> Ich kann das Wasser ablassen. </font> Das kann ich jetzt trinken? <font color="#00FFFF">
Das können Sie trinken. </font> Okay. Etwas warm,
aber es schmeckt normal. <font color="#00FFFF"> Nach Wasser, reinstes Wasser.
Es funktioniert. </font> Die Frage ist, wo kriege ich
den Wasserstoff für so ein Auto her? Na klar, von der Tankstelle. Wie ist das Tankstellennetz
für Wasserstoffautos? Wir fahren aus Chemnitz raus. Eine Erdöltanke
wäre um die Ecke gewesen. <font color="#00FFFF"> Deutschlandweit
gibt es mehr als 14.000, 15.000 </font> <font color="#00FFFF"> Benzin- und Dieseltankstellen. </font> <font color="#00FFFF"> Da sind wir
beim Wasserstoff noch nicht. </font> <font color="#00FFFF"> Wir haben etwa 100 Tankstellen
in Deutschland etabliert. </font> <font color="#00FFFF"> Alle 100 km
kann man etwa eine finden. </font> <font color="#00FFFF"> Das ist aber
die Herausforderung für die Zukunft. </font> <font color="#00FFFF"> Wenn die Fahrzeuge
in die breite Serie gehen sollen, </font> <font color="#00FFFF"> brauchen wir eine besser
ausgebaute Infrastruktur. </font> Dabei sind wir hier
gar nicht so schlecht aufgestellt, jedenfalls im Vergleich: Von ca.500 Wasserstofftankstellen
weltweit stehen 100 in Deutschland. Klar ist das Netz ausbaufähig, aber so dicht muss es nicht sein,
denn die Reichweite ist hoch. Mit einer Tankfüllung Wasserstoff
schafft man rund 650 km. Auch der Tankprozess ist wie beim
Verbrenner, dauert nur 3-5 Minuten. Klingt doch gut.
Wo ist der Haken? Das war easy mit dem Tanken,
es ging schnell, gab keine Probleme. Wo ist das Problem an der Sache? <font color="#00FFFF"> Wasserstoff
ist 14 Mal leichter als Luft. </font> <font color="#00FFFF"> Wenn Sie ihn also
in einem Fahrzeug speichern wollen, </font> <font color="#00FFFF"> auf kleinem Raum,
müssen Sie ihn komprimieren. </font> In seiner puren Form
würde eine Tankfüllung Wasserstoff für dieses Auto einen Raum füllen,
der größer wäre als das Auto selbst. Also muss das Gas verdichtet werden,
auf einen Druck von 700 Bar. Das erfordert spezielle Tanks. <font color="#00FFFF"> Ich habe ein Modell mitgebracht. </font> <font color="#00FFFF"> Das ist der Schnitt
durch so einen Gasspeicher. </font> <font color="#00FFFF"> Innen ist ein Polymer-Inliner,
ein Kunststoff, </font> <font color="#00FFFF"> der verhindert,
dass Wasserstoff nach außen dringt. </font> <font color="#00FFFF"> Außen ist Carbonfaser,
daraus sind Formel-1-Cockpits, </font> <font color="#00FFFF"> Die haben eine hohe Zugfestigkeit,
sind also unkaputtbar. </font> <font color="#00FFFF"> So kann der Druck
aufgenommen werden. </font> <font color="#00FFFF"> Das war lange die Herausforderung. </font> <font color="#00FFFF"> Mittlerweile hat man sich
auf diese Technologie geeinigt, </font> <font color="#00FFFF"> dass man Wasserstoff unter 700 Bar
in solchen Behältern speichert. </font> Also: Die Technik funktioniert. Die Infrastruktur ist im Aufbau. Dennoch ist nicht klar, ob sich das Wasserstoffauto
in Deutschland durchsetzt. Der große Konkurrent
ist das Elektroauto. Es ist krass,
wie leise dieses Auto ist. Das schleicht ganz geschmeidig. <font color="#00FFFF"> Eben wie ein Elektroauto. </font> Ja, aber es ist
ein Wasserstoffauto. <font color="#00FFFF"> Ja, es ist auch ein Elektroauto. </font> <font color="#00FFFF"> Ein Brennstoffzellenfahrzeug
wird auch </font> <font color="#00FFFF"> durch einen Elektromotor
angetrieben. </font> <font color="#00FFFF"> Der wird nur nicht
direkt aus der Batterie gespeist </font> <font color="#00FFFF"> sondern aus einer Brennstoffzelle,
die mit Wasserstoff gespeist wird. </font> Das Funktionsprinzip ist ähnlich, aber der Strom
kommt nicht aus einer Steckdose, sondern wird im Auto erzeugt. <font color="#00FFFF"> Richtig, der Strom wird on board
aus Wasserstoff erzeugt, </font> <font color="#00FFFF"> über die Brennstoffzelle,
und treibt den Elektromotor an. </font> <font color="#00FFFF"> Damit ist es aber auch
per Definition ein Elektroauto. </font> Eigentlich ist der große Konkurrent
also gar kein Konkurrent. Ein Vergleich
innerhalb der oberen Mittelklasse zeigt die Unterschiede
zwischen den Antriebsarten. Die Reichweite
mit Wasserstoff ist höher. Das Volltanken
geht wesentlich schneller. Die Herstellung von Wasserstoff
ist viel ressourcensparender als die Herstellung einer Batterie. Aber bei den Kosten
liegt die Batterie vorne. Es gibt viel mehr Ladepunkte
als Wasserstoff-Tankstellen. Und nicht zu vergessen
der Faktor Wirkungsgrad. Der Wirkungsgrad zeigt,
wie viel Energie bei der Fortbewegung eines Fahrzeugs
in Bewegung umgesetzt wird. Beim Batterieauto
sind es bis zu 72%. Beim Wasserstoffauto
aber nur bis zu 39%. Zwar mehr als beim Verbrenner,
aber weniger als bei der Batterie. Die Umwandlung von Strom
in Wasserstoff und zurück in Strom verbraucht sehr viel Energie. Das ist der große Haken
am Wasserstoff. Es gibt viel Streit darüber, wo Wasserstoff
zum Einsatz kommen soll. Viele Stimmen
in Politik und Autoindustrie sagen: Lasst uns Wasserstoff
v.a. benutzen im Flugverkehr, im Schiffsverkehr,
im Schwerlastverkehr, weil klassische Batterien dafür
viel zu groß und schwer wären. Andere sagen: Gerade im Autoverkehr
brauchen wir den Wasserstoff. Denn wenn wir plötzlich
ganz viele Batteriefahrzeuge haben, könnten unsere Stromnetze
evtl. den Bedarf nicht decken. Vielleicht führen wir
die Debatte zu emotional. Immer geht es
um Wasserstoff oder Batterie. Die Lösung müsste heißen:
Wasserstoff und Batterie. Expert:innen sind sich einig,
dass es nicht anders geht. Wer viele kurze Strecken fährt,
nutzt den reinen Batterieantrieb, und wer längere Strecken fährt,
nutzt Wasserstoff. Fest steht v.a. eins: Der Verbrenner
ist keine Option für die Zukunft. Laut Internationaler Umweltagentur
macht die Mobilität rund 22% aller CO2-Emissionen aus. Wenn in Zukunft
dieses Auto mit Wasserstoff fährt und sonst auch alle Fahrzeuge, hätte ich von meinen 8 t CO2
minus 22% für die Mobilität schon mal 1,7 Tonnen gespart. Aber Moment,
die Rechnung funktioniert nur, wenn der Wasserstoff
mit grünem Strom hergestellt wurde. Dieser "grüne Wasserstoff"
ist aber noch Mangelware. Nur 1%
des deutschen Wasserstoffs ist grün. Warum so wenig? Herr Herrmann. <font color="#FFFF00">
Hallo, Frau Schmidt. </font> Schön, Sie wiederzusehen. <font color="#FFFF00">
Gerne. </font> Ich habe nachgedacht
über grüne Energie. Irgendwie machen wir
noch wenig damit. Was ist das Problem
bei grünem Strom, grüner Energie? <font color="#FFFF00"> Grundsätzlich haben wir viel
erneuerbare Energie schon im Netz. </font> <font color="#FFFF00"> Manchmal bis zu 60%. </font> <font color="#FFFF00"> Aber die Sonne scheint nicht immer,
manchmal ist es Nacht, </font> <font color="#FFFF00"> und es gibt Tage,
da ist es nicht windig. </font> <font color="#FFFF00"> Oder es ist so viel Wind,
dass wir die Anlagen abschalten, </font> <font color="#FFFF00"> weil nicht so viel Nachfrage da ist. </font> Grüne Energie
ist leider nicht verlässlich. Nicht so verlässlich,
wie die Gesellschaft das braucht. Angenommen, wir würden alles
auf grüne Energie umstellen, wie sähe das aus? <font color="#FFFF00"> Sie müssten Ihr Leben umstellen. </font> <font color="#FFFF00"> Sie könnten nur Wäsche waschen,
wenn die Windkraftanlagen drehen. </font> <font color="#FFFF00"> Gleiches gilt
für Kochen oder Fernsehen. </font> Da habe ich nicht so Bock drauf. Warum nehmen wir nicht
dieses Zuviel an Energie und speichern das? <font color="#FFFF00"> Grundsätzlich ist es das,
was wir hier machen. </font> <font color="#FFFF00"> Wir speichern erneuerbare Energie
in Form von Wasserstoff. </font> <font color="#FFFF00"> Wir können die Windkraftanlagen
weiter betreiben, </font> <font color="#FFFF00"> wenn zu viel Wind da ist
oder zu wenig Abnahme im Netz, </font> <font color="#FFFF00"> indem wir den Elektrolyseur anmachen
und Wasserstoff produzieren. </font> Grüner Wasserstoff
könnte so zum Schlüssel für die Energiewende werden. Als Speicher für grüne Energie,
die sonst an guten Tagen verfällt und an schlechten
nicht verfügbar ist. Klingt nach einer runden Sache,
aber eines verstehe ich nicht. Warum haben wir nicht
auf grünen Wasserstoff umgestellt? <font color="#00FF00"> Weil CO2-Emissionen
viel zu billig sind. </font> <font color="#00FF00"> Dazu bräuchten wir
höhere CO2-Preise, </font> <font color="#00FF00"> damit diese Technologien
attraktiver sind </font> <font color="#00FF00"> im Vergleich
zu ihren fossilen Alternativen. </font> <font color="#00FF00"> Auf der anderen Seite
haben wir sehr hohe Abgaben </font> <font color="#00FF00"> und Umlagen auf den Strompreis. </font> <font color="#00FF00"> Das ist sehr ungünstig,
weil ich nutze Strom, </font> <font color="#00FF00"> um Wasser
in seine Bestandteile zu spalten. </font> <font color="#00FF00"> Umso teurer der Strom ist,
desto teurer wird die Elektrolyse. </font> <font color="#00FF00"> Aber es ist denkbar,
dass wir im Übergang </font> <font color="#00FF00"> Wasserstoff aus Gas benutzen
und den blau machen statt grau. </font> <font color="#00FF00"> Also das entstehende CO2
auffangen und einlagern. </font> So, und da muss man wissen, dass es eine breite Farbpalette
von Wasserstoffarten gibt. Klimaneutral ist nur der grüne. Am häufigsten ist grauer
Wasserstoff, mit Erdgas erzeugt. Er wird blau, wenn das CO2
aufgefangen und eingelagert wird. Und er wird türkis, wenn als Abfallprodukt
fester Kohlenstoff entsteht. Roter Wasserstoff
wird mit Kernenergie gewonnen. Müssen wir
vielleicht pragmatisch sein? Nur grüner Wasserstoff
geht noch nicht, dann nehmen wir bis dahin den,
der nicht so gut ist? <font color="#00FF00"> Wir haben das Potential,
viel mehr Wasserstoff zu verwenden </font> <font color="#00FF00"> als diese Produktion,
die in Deutschland installiert wird. </font> <font color="#00FF00"> Deshalb macht es Sinn,
im Übergang pragmatisch zu sein, </font> <font color="#00FF00"> viel Wasserstoff
verfügbar zu machen, </font> <font color="#00FF00"> um bei der Technologie
vorn dabei zu sein. </font> Heißt: Erstmal auch andere
Wasserstofffarben akzeptieren. Hm. Aber wenn ich irgendwann auf
grünen Wasserstoff umgestellt habe, kann ich im Bereich Mobilität
22% CO2 einsparen. Der viel größere Posten
kommt aber erst noch. Die Häuser.
Unser Stromverbrauch. Und vor allem die Heizung. Das ist der größte
Energiefresser überhaupt. Insgesamt 42%, 3,4 t CO2 pro Kopf gehen im Jahr drauf
für Strom und Wärme. Meine Großeltern
haben noch mit Kohle geheizt. Wir denken immer,
wir sind heute viel weiter. Sind wir aber gar nicht,
wenn man sich anguckt, was bei uns
in vielen Leitungen ankommt. Z.B. Erdgas. Etwa die Hälfte aller Deutschen
heizt mit Erdgas. Es folgen Heizöl oder Fernwärme. Nur ein verschwindend geringer Teil
ist im Heizsektor grün unterwegs. Auch hier dominieren also
die fossilen Energieträger. Krass, oder?
Man macht sich kaum Gedanken. Ich drehe die Heizung auf
und es wird warm. Aber hier läuft das Gas dafür durch. Gibt es einen Unterschied
zwischen gutem Gas und schlechtem? Und könnte das
theoretisch auch Wasserstoff sein? Ich fahre nach Bitterfeld-Wolfen,
um mir ein Projekt anzuschauen, das indirekt auch
mit meiner Heizung zu tun hat: H2-Netz. Dahinter verbirgt sich
ein "Wasserstoffdorf". Mitten im Chemiedreieck errichtet, gespeist von der Wasserstoffpipeline
der ansässigen Chemieindustrie und auf den ersten Blick unsichtbar:
Es liegt unter der Erde. <font color="#FFFF00"> Unter uns in etwa 1 m Tiefe
befinden sich Rohrleitungen, </font> <font color="#FFFF00"> zusammengesetzt aus den unter-
schiedlichsten Kunststoffrohren </font> <font color="#FFFF00"> und Werkstoffen,
z.T. bekannte, die im Erdgasbereich </font> <font color="#FFFF00"> in den letzten Jahrzehnten
eingesetzt wurden. </font> <font color="#FFFF00"> Und auch neue,
hochmoderne Werkstoffe, </font> <font color="#FFFF00"> die ebenfalls eingesetzt wurden. </font> Die Prüfung der Werkstoffe auf
die Verträglichkeit mit Wasserstoff ist auch eine Prüfung
für das gesamte Gasleitungsnetz. Ca.500.000 km lang, beliefert es
Millionen von Haushalten mit Erdgas. In Zukunft mit Wasserstoff? <font color="#FFFF00"> Bisher haben wir
mit unseren Projektpartnern </font> <font color="#FFFF00"> sehr gute Ergebnisse generiert,
positive Forschungsergebnisse. </font> <font color="#FFFF00"> Das zeigt, dass die klassische
Erdgasverteilnetzstruktur </font> <font color="#FFFF00"> auch auf PE-Basis geeignet ist,
um Wasserstoff zu transportieren. </font> Es ist nichts Neues, Wasserstoff
durch unsere Leitungen zu jagen. Das hat es schon mal gegeben. <font color="#FFFF00"> Seit dem 19.Jhdt.
gibt es dieses Stadtgas. </font> Stadtgas, das rund 100 Jahre lang in Europa zum Kochen
und Heizen verwendet wurde, für die Beleuchtung
von Straßen und Wohnungen, mit einem Wasserstoffanteil
von über 50%. <font color="#FFFF00"> Auf diesen Erfahrungen
mit hohen Wasserstoffanteilen </font> <font color="#FFFF00"> bauen wir auf
und gehen einen Schritt weiter. </font> <font color="#FFFF00"> Wir wollen nicht nur 50,
60% Wasserstoffanteil haben, </font> <font color="#FFFF00"> sondern im besten Fall zur
Dekarbonisierung 100% Wasserstoff. </font> Um die Gasnetze fit für eine Zukunft
mit Wasserstoff zu machen, arbeiten die Forscher
auch an der Odorierung. Ich hatte kein Griechisch
und kein Latein, aber ich kenne
das französische Wort Odeur. Ist Odorierung
eine Riechbarmachungsanlage? <font color="#00FFFF"> Genau. </font> <font color="#00FFFF"> Ausgangspunkt ist,
dass diese Gase nicht riechen. </font> <font color="#00FFFF"> Wenn wir den Wasserstoff
zu Anwendern nach Hause leiten, </font> <font color="#00FFFF"> wollen Sie bemerken,
wenn im Keller etwas austritt. </font> <font color="#00FFFF"> Also geben wir diesen Stoff hinzu.
Es gibt diese Geruchsröhrchen. </font> <font color="#00FFFF"> Die gibt man z.B. der Feuerwehr,
damit die weiß, </font> <font color="#00FFFF"> wie riecht das Gas in meiner Stadt? </font> <font color="#00FFFF"> Da können Sie auch dran riechen. </font> <font color="#00FFFF"> Die riechen relativ stark.
Okay. </font> Ich habe jetzt schon Angst. Ich habe noch nicht gerochen,
ich habe einfach jetzt schon ... Ich rieche gar nichts. Iih, igitt! Das riecht gar nicht gut. <font color="#00FFFF"> Das soll es auch.
Das ist Sinn und Zweck des Ganzen. </font> Die Tatsache, dass Sie Wasserstoff
mit Geruchsstoffen versetzen müssen, zeigt ja,
ganz ungefährlich ist das nicht. Wie sollten wir mit Wasserstoff
in Ihren Augen umgehen? Was ist eine gesunde Haltung? <font color="#00FFFF"> Ich benutze das Wort Respekt. </font> <font color="#00FFFF"> Es ist ein Gas,
das brennt, keine Frage. </font> <font color="#00FFFF"> Es gibt explosive Gemischungen
und das kann ich zünden. </font> <font color="#00FFFF"> Daher behandeln wir es mit Respekt. </font> Das Gasnetz lässt sich also
auf Wasserstoff umstellen. Aber was ist
mit meiner alten Heizung? <font color="#00FFFF"> Diese Heizung wird
100% Wasserstoff nicht vertragen. </font> <font color="#00FFFF"> Aber das ist nicht der Plan oder
die wahrscheinliche Vorgehensweise. </font> <font color="#00FFFF"> Man wird kleinere Orte testen,
Dörfer 100%, einzelne Häuser, </font> <font color="#00FFFF"> aber im Großen
wird man erstmal anfangen, </font> <font color="#00FFFF"> 10, 20, vielleicht 30%
dem Erdgas zuzumischen. </font> <font color="#00FFFF"> Da gibt es Untersuchungen. </font> <font color="#00FFFF"> 98% der privaten Heizungen
vertragen 20% Wasserstoff. </font> Bei 100% Wasserstoff
geht das nicht mehr. Für diesen Fall
entwickeln Forscher andere Geräte. <font color="#00FFFF"> Das ist
eine Brennstoffzellenheizung. </font> <font color="#00FFFF"> Der Vorteil der Heizung ist,
dass sie ein Nebenprodukt hat: </font> <font color="#00FFFF"> Strom, den Sie nutzen können. </font> Man schlägt 2 Fliegen
mit einer Klappe. Man hat die Bude warm und hat Strom. <font color="#00FFFF">
So ist es. </font> <font color="#00FFFF"> Sie kaufen eine Heizung
und erzeugen auch Strom. </font> <font color="#00FFFF"> Je nachdem, wie Sie das wollen,
können Sie das steuern. </font> <font color="#00FFFF"> Im Winter brauchen Sie mehr Wärme,
im Sommer weniger. </font> <font color="#00FFFF"> Sie nutzen das im Winter
als Brennstoffzellenheizung. </font> <font color="#00FFFF"> Zu anderen Zeiten brauchen Sie
mehr Strom, den Sie dann erzeugen. </font> Klingt super. Das Blöde ist,
ich bin abhängig davon, dass mir der Wasserstoff
nach Hause gebracht wird. Selbst wenn ich wollte,
könnte ich meine CO2-Bilanz im Bereich Strom/Wärme
nicht verbessern. Dass es anders gehen kann,
beweist eine Familie aus Bayern. Familie Hörmann aus Zusmarshausen. Die Hörmanns
haben ihr Haus in Eigenregie auf grünen Wasserstoff umgestellt
und sich damit den Traum von einer autarken
Energieversorgung erfüllt. Wir sind hier, weil Sie sich
energietechnisch selber versorgen mit Hilfe von Wasserstoff. Los geht es schon hier,
mit der Photovoltaik-Anlage. <font color="#00FF00"> Hier wird mit der Photovoltaik-
Anlage der Strom produziert, </font> <font color="#00FF00"> den wir für das Gebäude benötigen. </font> <font color="#00FF00"> Den Strom stellen wir
dem Wasserstoffsystem zur Verfügung, </font> <font color="#00FF00"> was wir im Keller verbaut haben. </font> Wasserstoff kommt erst
eine Etage tiefer ins Spiel? <font color="#00FF00">Genau. </font> Können wir uns das angucken? <font color="#00FF00">
Gerne. </font> Und so funktioniert es: Der gesamte grüne Strom
aus der Photovoltaik-Anlage landet im Keller des Hauses. Alles,
was nicht direkt verbraucht wird oder im Laufe eines Tages
im Kurzzeitbatteriespeicher landet, wird mithilfe eines Elektrolyseurs
in Wasserstoff umgewandelt. Im Winter,
wenn der Solarstrom nicht ausreicht, wird der Wasserstoff
über die Brennstoffzelle zurückverwandelt
in Strom und Wärme. Die wird über eine Lüftungsanlage
im Haus verteilt und für
die Warmwasseraufbereitung genutzt. <font color="#FFFF00"> Der Wasserstoff
wird über diese Leitung da oben, </font> <font color="#FFFF00"> dieses dünne silberne Röhrchen,
mit 30 Bar nach außen befördert, </font> <font color="#FFFF00"> wo die Wasserstoffflaschen stehen. </font> <font color="#FFFF00"> Da wird er eingelagert
für den Winter. </font> Wasserstoff
als Speicher für grüne Energie. Im Sommer gesammelt
und im Winter wieder abgerufen. Ein Konzept, das in Zusmarshausen
zu Ende gedacht wurde. Jetzt sind wir
in Ihrer Wasserstoff-Tankanlage. Wieviel können Sie speichern? <font color="#00FF00"> Wir können von der Energiedichte her
3000 kW einlagern. </font> <font color="#00FF00"> Wenn man alles zusammenrechnet,
könnten wir 5 Monate überbrücken. </font> Ohne dass großartig
Energie verloren geht, das ist der Unterschied
zur Batterie. Batterien, die rumliegen,
werden langsam leer. <font color="#00FF00"> Batterien haben
eine Selbstentladung, </font> <font color="#00FF00"> auch wenn ich nicht eingreife. </font> <font color="#00FF00"> Sie entlädt sich
über einen gewissen Zeitraum selbst. </font> <font color="#00FF00"> Das haben wir hier nicht. </font> <font color="#00FF00"> Der 2. Vorteil
ist der Platzbedarf. </font> <font color="#00FF00"> Wenn ich die Energie,
die wir im Wasserstoff </font> <font color="#00FF00"> hier gespeichert haben,
in eine Batterie speichern würde, </font> <font color="#00FF00"> bräuchte ich 2 Seecontainer
a 40 Fuß, </font> <font color="#00FF00"> um die gleiche Energie
einlagern zu können. </font> Da kommen Sie platztechnisch
besser weg. <font color="#00FF00">Eindeutig. </font> Ich sehe aber auch die Aufkleber
mit Warnungen und so weiter. Was wäre, wenn eine der Flaschen
ein Leck hätte und ich stehe daneben
und mache mit dem Feuerzeug rum? <font color="#00FF00"> Das ist eine Auflage,
die wir erfüllen müssen. </font> <font color="#00FF00"> Der Wasserstoff muss in einem
gut belüfteten Raum stehen, </font> <font color="#00FF00"> das haben wir im Freien erfüllt. </font> <font color="#00FF00"> Wenn hier wirklich ein Leck wäre
und Sie gehen mit dem Feuerzeug hin, </font> <font color="#00FF00"> der Wasserstoff ist hochflüchtig, </font> <font color="#00FF00"> Sie könnten ihn nicht
zur Explosion bringen. </font> <font color="#00FF00"> Das Einzige, was passiert,
wäre ein kleines blaues Flämmchen. </font> Ganz schön beeindruckend,
das Konzept. Aber wie sieht es
mit dem Wirkungsgrad aus? <font color="#00FF00"> Wasserstoff hat oft den Nachteil,
wo man sagt, </font> <font color="#00FF00"> ich muss,
um grünen Wasserstoff herzustellen, </font> <font color="#00FF00"> sehr viel Energie reinstecken. </font> <font color="#00FF00"> Wir stecken auch Energie rein, </font> <font color="#00FF00"> die bekommen wir aber
aus unserer Photovoltaik-Anlage. </font> <font color="#00FF00"> Wenn mir die Energie
aus meiner Anlage reicht, </font> <font color="#00FF00"> um genug Wasserstoff zu produzieren
für das ganze Jahr, </font> <font color="#00FF00"> ist mir der Wirkungsgrad egal. </font> <font color="#00FF00"> Ich zahle für diese Energie
Jahr für Jahr nichts dazu. </font> Das Wasserstoffhaus der Hörmanns
ist deutschlandweit einzigartig und zeigt, dass Wasserstoff
im Bereich Strom/Wärme absolut händelbar ist. Warum geht die Politik da nicht mit? Die Wasserstoffstrategie
der Regierung behandelt das Thema Heizen
nur in einem Nebensatz. Warum? <font color="#00FF00"> Das Thema Heizen wird
in vielen Wasserstoff-Strategien </font> <font color="#00FF00"> etwas hintangestellt. </font> <font color="#00FF00"> Nur in Japan und Südkorea
hat das eine gewisse Prominenz. </font> <font color="#00FF00"> Wir in Deutschland
setzen erstmal auf die Wärmepumpe, </font> <font color="#00FF00"> wo man direktelektrisch Gebäude,
v.a. Neubauten, gut heizen kann. </font> Wärmepumpen nutzen vorhandene Wärme
aus Luft, Wasser oder Erde. Diese Wärme wird in einem von
einer Pumpe betriebenen Kreislauf so weit verdichtet, dass man
ein Gebäude damit heizen kann. Doch für ihre Arbeit
brauchen Wärmepumpen Strom. Je höher die gewünschte Temperatur,
desto mehr Strom wird benötigt. Das kann teuer werden,
v.a. bei schlecht gedämmten Häusern. <font color="#00FF00"> Das ist im Neubau eine Lösung,
eine Wärmepumpe zu installieren. </font> <font color="#00FF00"> In Bestandsgebäuden
funktioniert das oft nicht. </font> <font color="#00FF00"> Da wird man
andere Lösungen finden müssen. </font> <font color="#00FF00"> Da gibt es
verschiedene Möglichkeiten, </font> <font color="#00FF00"> erneuerbare Energieträger
dem Gasnetz beizumischen </font> <font color="#00FF00"> oder Anlagen zu installieren, die
potentiell wasserstofffähig sind, </font> <font color="#00FF00"> wo wir die Möglichkeit haben,
zu einem späteren Zeitpunkt </font> <font color="#00FF00"> auf Wasserstoff umzusteigen. </font> <font color="#00FF00"> Richtig ist, dass wir im
Gebäudebereich Tempo machen müssen. </font> <font color="#00FF00"> Wir haben die Energieeffizienzziele
da fast nie erreicht. </font> <font color="#00FF00"> Wir müssen da viel weiter kommen,
als wir bisher gekommen sind. </font> <font color="#00FF00"> Da werden Wärmepumpen
eine wichtige Rolle spielen, </font> <font color="#00FF00"> v.a. für Neubauten. </font> <font color="#00FF00"> Wasserstoff wird auch
eine wichtige Rolle spielen. </font> Sagen wir mal,
wir reduzieren bis 2045 alle Emissionen
im Heiz- und Strombereich durch Wärmepumpen
und grünen Wasserstoff. Das wären 42% weniger Emissionen.
Fehlen aber immer noch 2,9 t CO2. * Es klingelt. * Ah, Tag. <font color="#FFFF00">
Hallo, ein Paket. </font> Super, danke. <font color="#FFFF00">
Bitte. Tschüss! </font> Ich weiß, es ist scheiße,
ständig Kram bestellen. Ich mache das wirklich selten. Aber Hand aufs Herz, gelegentlich
machen wir das alle mal, oder? Man denkt nicht drüber nach,
aber für die Herstellung der vielen Dinge,
die wir täglich konsumieren, werden Unmengen Energie verbraucht. Da sind wir beim 3. großen
CO2-Verursacher in Deutschland: der Industrie. 21% macht der Posten aus
am Gesamtverbrauch. Problematisch ist v.a.
die Stahlherstellung, die mit 7% ins Gewicht fällt. Ich besuche
ein Stahlwerk in Eisenhüttenstadt an der deutsch-polnischen Grenze. Es hat schon viele
Herausforderungen bewältigt. Nun steht es vor der vielleicht
größten seiner Geschichte. Der Herausforderung,
fossile Energieträger zu ersetzen und bis 2045
klimaneutral zu werden. Ich habe eine Frage. Ich habe ein Stück Kohle,
original aus der Lausitz. Kann ich das einfach dazuschmeißen? <font color="#00FFFF">
Bitte schön. </font> Einfach rein? <font color="#00FFFF">
Einfach hinein. </font> Mein Kohlestück
wird zusammen mit 1600 t Koks, die hier jeden Tag ankommen,
zum Zentrum des Stahlwerks gebracht, dem Hochofen. Hier wird mit Kohle
aus Eisenerz Roheisen geschmolzen und daraus der begehrte Stahl. 24 Stunden am Tag läuft der Ofen,
seit 1997 fast ununterbrochen. Bis zu 5000 t Roheisen
werden täglich hergestellt. Wie viel CO2 dabei entsteht, frage ich den Geschäftsführer
des Werkes, Dr. Bösler. <font color="#FFFF00"> Pro Tonne fallen etwa 1,8 t CO2 an. </font> <font color="#FFFF00"> Das lässt sich, solange ich
Kohle verwende, nicht verhindern. </font> Krass, bei der Produktion entsteht
fast doppelt so viel CO2 wie Stahl. Seit 2005 muss in der EU für den Ausstoß
der Emissionen gezahlt werden. Die Preise waren jahrelang stabil,
in Zukunft wird das anders sein. <font color="#FFFF00"> Die CO2-Kosten
werden sich dramatisch erhöhen. </font> <font color="#FFFF00"> 2018 hatten wir noch 5,80 Euro. </font> <font color="#FFFF00"> Der aktuelle Preis
liegt bei gut 50 Euro pro Tonne. </font> <font color="#FFFF00"> Die Erwartung ist, dass er ansteigt
auf über 100 Euro pro Tonne. </font> <font color="#FFFF00"> Die Alternative ist, </font> <font color="#FFFF00"> dass ich mich vom Hochofenverfahren
verabschieden muss. </font> <font color="#FFFF00"> Ich muss dann
zur "Direktreduktion" übergehen. </font> Im klassischen Hochofenverfahren
geht der Kohlenstoff aus der Kohle mit dem Sauerstoff im Eisenerz
eine Verbindung ein. Sie verbinden sich zu CO2.
Zurück bleibt: Roheisen. Die Funktion der Kohle
kann auch Wasserstoff übernehmen. Auch er kann den Sauerstoff
aus dem Eisenerz rauslösen. Im "Direktreduktionsverfahren"
entsteht Eisenschwamm und nicht CO2,
sondern H2O, Wasser. Lassen Sie uns
ein Szenario spinnen. Wenn Sie umsteigen
auf Wasserstoff und grüne Energie, was würden Sie brauchen
an Ressourcen? <font color="#FFFF00"> Der Strombedarf,
also der Elektroenergiebedarf, </font> <font color="#FFFF00"> wird sich ca. verdoppeln. </font> <font color="#FFFF00"> Wir werden dann
1,5 Terawattstunden benötigen. </font> <font color="#FFFF00"> Das entspricht etwa dem Verbrauch
von knapp 700.000 Haushalten/Jahr. </font> <font color="#FFFF00"> Dass man mal ein Gefühl kriegt,
über was wir reden. </font> Allein dieser Standort als einer
von 8 deutschen Hochofenstandorten hätte einen Stromverbrauch
in der Größenordnung von Leipzig. Und das ist noch nicht alles. <font color="#FFFF00"> Wir haben eine riesengroße Anlage. </font> <font color="#FFFF00"> Man müsste komplett neue
Produktionslinien errichten. </font> <font color="#FFFF00"> Wir bräuchten über 1 Mrd.Euro,
um den Standort zu transformieren. </font> <font color="#FFFF00"> Ob man beim klassischen Verfahren
bleibt oder umsattelt, </font> <font color="#FFFF00"> der Stahl wird
in jedem Fall teurer werden. </font> Wenn es sowieso teuer wird, nehmen wir doch lieber Stahl
mit H2O am Ende statt mit CO2, oder? Aber ich habe ein anderes Problem: Alle hauen mit Tonnen
und Terawattstunden um sich. Nur wo soll der grüne Wasserstoff
eigentlich herkommen? Aktuell werden rund 250 Mrd.kWh
erneuerbarer Strom erzeugt. Diese Zahl lässt sich
theoretisch steigern, so Experten, aber bei 800 Mrd.ist Schluss. Deutschland hat nicht
die besten Voraussetzungen. Zu wenig Sonne, zu wenig Wind. Womit soll grüner Wasserstoff
dann erzeugt werden? Grüner Wasserstoff heißt auch,
wir brauchen viel grünen Strom, grüne Energie. Der Strombedarf wird steigen. Aber genug Energie selbst herstellen
können wir nicht, oder? Was bedeutet das? <font color="#00FF00"> Wir importieren heute
70% der Primärenergie </font> <font color="#00FF00"> in Form von Kohle, Öl und Gas. </font> <font color="#00FF00"> Es ist davon auszugehen,
dass wir auch in Zukunft </font> <font color="#00FF00"> den großen Teil
unserer Energie importieren. </font> <font color="#00FF00"> Das kann als Strom passieren
aus dem europäischen Ausland. </font> <font color="#00FF00"> Oder wir importieren Wasserstoff </font> <font color="#00FF00"> und darauf basierende
erneuerbare Energieträger </font> <font color="#00FF00"> aus Europa via Pipeline </font> <font color="#00FF00"> oder aus anderen Ländern
über den Seeweg. </font> Australien ist im Gespräch
als Wasserstofflieferant, Teile Südamerikas,
Patagonien, Chile, Kanada, aber auch sonnenreiche
afrikanische Staaten wie Marokko. Mitten in der Wüste werden hier
gigantische Sonnenkraftwerke gebaut. Felder von Solarpanelen, die den wertvollen grünen Strom
effizienter und kostengünstiger herstellen können
als wir in Deutschland. <font color="#00FF00"> Mit dem Trend
zu erneuerbaren Energieträgern </font> <font color="#00FF00"> haben wir eine große Chance, </font> <font color="#00FF00"> dass wir die Energieabhängigkeiten
diversifizieren können. </font> <font color="#00FF00"> Wir sind nicht mehr
nur abhängig von Ländern, </font> <font color="#00FF00"> die über fossile
Energieträger verfügen, </font> <font color="#00FF00"> sondern können auch Partnerschaften
aufspannen mit Ländern, </font> <font color="#00FF00"> die über erneuerbare
Energieträger verfügen. </font> <font color="#00FF00"> Das ist eigentlich
eine schöne Perspektive. </font> Würden Sie sagen, Wasserstoff
ist die Kohle der Zukunft? Das ist die Frage,
die mich umtreibt bei der Reise. <font color="#00FF00"> Wasserstoff ist ein wichtiger
zukünftiger Arbeitgeber. </font> <font color="#00FF00"> In der Gasindustrie
oder überhaupt in der Energiebranche </font> <font color="#00FF00"> sieht man schon,
wie die Firmen umdenken. </font> <font color="#00FF00"> In der Gasbranche sieht man,
wie man auf den Zug aufspringt </font> <font color="#00FF00"> Richtung Wasserstoff
und erneuerbare Energieträger. </font> <font color="#00FF00"> Wir müssen das jetzt
mit einem Tempo vorantreiben, </font> <font color="#00FF00"> dass die Firmen zu den Marktführern
in ihrer Domäne am Ende gehören. </font> <font color="#00FF00"> Wenn wir die Wende verschlafen
und andere schneller sind, </font> <font color="#00FF00"> werden Unternehmen aus China,
Japan, Korea diese Märkte bedienen. </font> <font color="#00FF00"> Das hat Auswirkungen
auf mögliche Arbeitsplätze bei uns. </font> Sie haben eine Motivationsrede für
die Arbeitenden im Land gehalten. Aber ist Wasserstoff
die Kohle der Zukunft? <font color="#00FF00"> Zumindest ist er
ein wichtiger Faktor </font> <font color="#00FF00"> für die industrielle Entwicklung
in Deutschland, </font> <font color="#00FF00"> den wir nicht aussparen sollten. </font> Ganz schön viel Holz. Aber was bedeutet das alles
konkret für mich, für jeden einzelnen von uns? Leute, ich habe das
noch mal durchgerechnet: 85% CO2 könnten wir einsparen, wenn wir diese 3 Sektoren
auf grünen Wasserstoff umstellen: Mobilität, Strom und Heizung
und Industrie. Wenn wir das umlegen auf die 8 t, die jede:r von uns pro Jahr
im Durchschnitt an CO2 verursacht, wären das 6,8 t,
die eingespart wären. Ist das machbar bis 2045? Eigentlich schon. Die Sonne schickt uns
ein Vielfaches dessen, was wir an Energie brauchen. Ein kleiner Teil der Sahara,
mit Solarplatten ausgelegt, könnte theoretisch reichen, um die Erde komplett
mit grüner Energie zu versorgen. Wir haben kein Energieproblem.
Wir haben ein Zeitproblem. Wir diskutieren ständig,
wie machen wir das am besten? Was machen wir als Erstes?
Wie sieht der perfekte Plan aus? Währenddessen
galoppiert uns die Zeit davon. Wir stehen vor einer
riesigen Menschheitsaufgabe. Wasserstoff kann uns helfen,
diese Aufgabe zu bewältigen. Ist Wasserstoff also
die Kohle der Zukunft? Nach allem,
was ich rausgefunden habe: Ja, er kann es sein. Wobei,
die eigentliche Kohle der Zukunft sind die erneuerbaren Energien
Wind und Sonne, die wir
im Medium Wasserstoff speichern und nach Bedarf abrufen können. In unserer nahen Zukunft
wird Wasserstoff damit zum unverzichtbaren
Bestandteil der Energiewende. <font color="#FFFFFF"> Untertitel: ARD Text
im Auftrag des MDR (2021) </font>