Geschichte ist ganze einfach, wenn man ein paar Eselsbrücken kennt. 333 - bei Issos Keilerei. In 1492, Columbus said the ocean is blue. 1986, Mirko wird auf die Welt gebracht. Das haben mir die Kollegen reingeschrieben, müsst ihr euch nicht merken. Meine Lehrerin in der Schule sagte immer: Geschichte ist nicht das Auswendiglernen von Daten, sondern das Herstellen von Zusammenhängen. Ich muss sagen, da ist auch durchaus etwas dran. Ein logischer Satz, recht hat sie, die Frau. Aber Daten sind natürlich schon wichtig, denn hinter diesen Daten verbergen sich oft Anfangs- oder Endpunkte von größeren Entwicklungen. Welche wären da wichtig? Welche gehören zum Allgemeinwissen? In diesem Video präsentieren wir euch einige solcher Daten, die man draufhaben sollte, wenn es um Geschichte geht. Mit diesen Daten könnt ich auch etwas angeben. Also, dranbleiben. (Surren, Glocke) In diesem Video gehen wir chronologisch vor. Es ist für mich und für euch einfacher, da dranzubleiben. Das erste Datum ist: Dazu gibt es tatsächlich eine Eselsbrücke: 753 - Rom schlüpft aus dem Ei. Also Rom wurde gegründet, zumindest der Sage nach. Der römische Historiker Varro errechnet, dass Rom damals gegründet sein muss. Die Gründung Roms markiert die Null. Die Jahre werden dann gezählt ab urbe condita. Das heißt, ab der Gründung der Stadt Rom. Danach wäre 2021 das Jahr 2774. Der kleine Schönheitsfehler ist, dass die alten Römer selbst wahrscheinlich nie so gezählt haben. Sie kennzeichneten die Jahre nach den amtierende Konsuln, etwa im Regierungsjahr von Marcus. Später werden noch andere Zählweisen populär. Die Zeitrechnung nach der Geburt Christi kommt erst im sechsten Jahrhundert auf und setzt sich bis zum achten Jahrhundert immer mehr durch. Man zählt A.D. - Anno Domini, das Jahr des Herrn. Einen echten Nullpunkt gibt es gar nicht. Je nach Kultur wählen die Menschen einen Nullpunkt, auf den sie sich beziehen. Damit signalisieren sie: Das ist uns besonders wichtig. Die Christen rechnen ab Christi Geburt. Die Muslimen setzen den Nullpunkt an dem Zeitpunkt an, als Mohammed von Mekka nach Medina auswanderte, nach christlicher Jahreszählung im Jahr 622. Die Jahreszählungen des Römischen Reichs sind längst Geschichte. Sein Erbe spüren wir aber heute noch. Die romanischen Sprachen, darunter Italienisch, Spanisch, Französisch haben als Vorläufersprache Latein. Unsere Schrift beruht auf dem lateinischen Alphabet. Und auch die heute zahlenmäßig größte Religion, das Christentum, hat die Anfänge im Römischen Reich. Als die Menschen in der Moderne die Römer wiederentdeckten, schätzten sie vor allem das römische Recht. Es regelt das Verhältnis des Staates zu den Bürgern beziehungsweise Staatsangehörigen. Das Recht, das Versprechen bestraft, und das Recht, das die Verhältnisse der Menschen untereinander regelt. Die Herrschaft des Rechts ist ein Slogan, unter dem die modernen Staaten aufgebaut werden. Die Europäische Union, die EU heute, sieht das römische Recht neben dem christlichen Sittengesetz und der griechischen Philosophie, als wesentliche Wurzel ihres Charakters an. Also auch hier sehr relevant. Nächstes Datum: Worum geht es? Qin Shi Huang Di war erster Herrscher des Kaiserreichs China. Dank seiner gut ausgebildeten großen Armee schafft er es, verschiedene Reiche zu unterwerfen und zu vereinigen. Er organisiert sein Reich extrem straff. Die zu befolgenden Regeln reichen bis ins ganz Private. Der Kaiser schreibt sogar vor, wie eine ordentliche Frisur auszusehen hat. Gegen die, die nicht gehorchen wollen, geht er knallhart, man kann sagen, brutal, manchmal grausam vor. Der erste Kaiser baut die Chinesische Mauer aus, und er hinterlässt der Welt in seinem Grab die berühmte Terrakotta-Armee. Aber das Datum ist vor allem deshalb wichtig, weil mit dem Chinesischen Reich eine Macht die Weltbühne betritt, die sehr lange Zeit das größte, mächtigste und wohlhabendste Reich der Welt darstellt. China ist den anderen Ländern und Regionen lange weit voraus. Hier werden Papier und Papiergeld verwendet, Bücher gedruckt, Schusswaffen gebaut, Manufakturen errichtet. Erst im 19. Jahrhundert, dem Zeitalter der Industrialisierung und des Kolonialismus, reißen die Europäer die globale Macht an sich. Und weil wir heute in einer Welt leben, in der China wirtschaftlich, teils auch diplomatisch und militärisch wieder eine bedeutende Macht ist und knapp vor Indien das bevölkerungsreichste Land der Erde, sehen wir heute Qin Shi Huang Di sozusagen als Begründer dieser Tradition an. Zum nächsten Datum, es ist ein ganz schöner Sprung: Kolumbus entdeckt Amerika. Wobei das eigentlich die falsche Formulierung ist, auch wenn ich sie noch so in der Schule gelernt habe. "Entdeckt" haben den Kontinent natürlich andere. Die Ureinwohner, die leben ja schon lange da. Kolumbus selbst glaubt ja, einen Seeweg nach Indien zu entdecken. Das ist ein Wendepunkt der Geschichte, keine Frage. Wie erwähnt, mit dem Kolonialismus übernehmen die Europäer die globale Macht. Kolumbus' Ankunft in Amerika 1492 ist der Ausgangspunkt dafür. In der Folgezeit landen immer mehr Europäer in der "Neuen Welt". Sie gründen Siedlungen, beuten das Land aus, unterwerfen die Kulturen des amerikanischen Doppelkontinents. Millionen Menschen kommen dabei um, werden versklavt. Es sind die Vorboten des weltweiten Handels und des Imperialismus. Die Europäer machen sich die Welt dank ihrer technischen Überlegenheit untertan. Sie beuten die Erde aus. Verbrauchen rücksichtslos die Rohstoffe anderer Länder. Während sich China damals aus der Welt etwas zurückzieht, breitet sich die europäische Kultur in den folgenden Jahrhunderten auf dem ganzen Globus aus. Ein Beispiel: Englisch. Die Sprache stammt von einer kleinen europäischen Insel, wird heute aber auf der ganzen Welt gesprochen. Die Geschichtswissenschaft setzt bei 1492 darum nicht umsonst eine Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit. In dem Jahr geschehen noch andere bedeutende Dinge. Die Reconquista endet, die Rückeroberung der Iberischen Halbinsel. Sie wird von den christlichen Europäern zurückerobert. Die letzten Muslime und Juden werden vertrieben. Ein Spanier wird zum Papst gewählt: Rodrigo Borgia. Er herrscht als Alexander VI. wie ein weltlicher Fürst. Das bedeutet, er kümmert sich mehr um Geld und Einfluss als um den Seelenfrieden. Er sorgt dafür, dass seine Familienmitglieder einflussreiche Positionen erringen. Er verschafft dem Papsttum wieder weltliche Macht und Einfluss. Er teilt später die Neue Welt zwischen einer spanischen und einer portugiesischen Einflusssphäre auf. Bis heute eine sprachliche Grenze. In Brasilien ist Portugiesisch die Amtssprache. Fast im ganzen Rest Süd- und Mittelamerikas ist es Spanisch. 1492 steht auch für eine Hochphase der Renaissance, der Wiederentdeckung und Wiederbelebung der Antike, bei der in Kunst und Wissenschaft der Mensch in den Mittelpunkt rückt. Der Mensch ist nicht nur ein Teil der Schöpfung, sondern weil er die Schöpfung durchschaut, versteht, wie die Welt funktioniert, fängt er an, die Erde nach seinem Vorbild zu gestalten - bis heute. Der Geist der modernen Welt ist mit dem Jahr 1492 verbunden. Und mindestens genauso ist es auch bei unserem nächsten Jahr: Die Französische Revolution beginnt. Und zwar am 14. Juli mit dem Sturm auf die Bastille. Das französische Volk stürzt in der Folgezeit den König und damit die althergebrachte Ordnung. Ein Beispiel, das bald in ganz Europa Schule macht. Menschenrechte, die moderne Demokratie und die Begrenzung der Herrschaft durch eine Verfassung gehen auf die Französische Revolution zurück, genauso wie die Schaffung der Nationalstaaten. Dieses Ereignis verändert die Welt. Aber es steht nicht allein. Denn im Jahr 1789 passiert etwas, das mit der Französischen Revolution in sehr engem Zusammenhang steht: George Washington wird der erste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Gründung der USA wird normalerweise mit dem 4. Juli 1776 angegeben. Das ist der Tag, an dem die Staaten ihre Unabhängigkeit erklären. 1783 wird der Vertrag von Paris geschlossen, der diese Unabhängigkeit völkerrechtlich absichert. 1787 wird die Verfassung ausgearbeitet. Eine moderne demokratische Verfassung, die Grundrechte garantiert. Aber erst damit, dass die Exekutive, die Regierung, ihre Arbeit aufnimmt, werden die USA sozusagen arbeitsfähig. Damit ist 1789 in zweierlei Hinsicht bis heute prägend: Die Prinzipien, die in der Verfassung der USA niedergelegt wurden, die durch die Französische Revolution allgemeine Gültigkeit erlangen, prägen die westliche Welt bis heute. Die USA sind als erstes modernes demokratisches Land ein Vorbild. Heute gibt es so viele Demokratien wie noch nie. Und die USA, die Supermacht, die seit gut 100 Jahren die Welt mit ihren Industrieprodukten, ihrer Kultur, ihren politischen Idealen und auch ihrer militärischen Macht prägt, betritt 1789 die Weltbühne. Ihr endgültiger Aufstieg hat mit einer menschengemachten Katastrophe zu tun. Diese Katastrophe ist der Erste Weltkrieg. Und der bricht im Jahr 1914 aus. Unser nächstes Datum, das man kennen muss! Der Beginn des Ersten Weltkriegs markiert das Ende einer längeren Friedenszeit in Europa. Eine Zeit der Moderne in Wissenschaft, Technik und Kunst. Und gesellschaftlich eine eher rückständige Zeit, ganz besonders im militaristischen Deutschen Kaiserreich. Eine widersprüchliche Zeit. Wir haben dazu mal ein Video gemacht, den Link gibt's oben auf dem i, oder ihr schaut unten in die Infobox. Die hoch gerüsteten europäischen Mächte stürzen sich in einen Krieg, dessen Takt von den Industrien der Staaten vorgegeben werden. Massenheere beschießen sich mit massenhaft hergestellten Waffen, die erstmals in diesem Ausmaß zum Einsatz kommen. Panzer, schwere Artillerie, U-Boote, Flugzeuge, Maschinengewehre, Flammenwerfer, Giftgas. Es sterben 17 Millionen Menschen. Noch mehr werden verwundet. Als das große Sterben vier Jahre später im Jahr 1918 endet, ist die Welt eine andere. Anstatt Russland existiert nun die Sowjetunion. Ein kommunistischer Staat, der später die halbe Weltmacht politisch kontrollieren und ideologisch lenken wird. Wie mächtig die Sowjetunion wird, kann man damals nicht erahnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 ist sie der große Gegenspieler der USA. Beide Länder und die Verbündeten stehen sich mit ihren Atomwaffen im Kalten Krieg gegenüber. Die europäischen Staaten spielen dabei nur noch eine Nebenrolle. Die herausragende Stellung Europas in der Welt ist zu Ende. Das lässt sich auch am Jahr 1960 ablesen, unserem nächsten Datum. Eine Jahreszahl, mit der ihr vielleicht nicht so gerechnet habt. In diesem Jahr erlangen nicht weniger als 17 afrikanische Kolonien die Unabhängigkeit von ihren europäischen Kolonialmächten. Es wird darum auch als das "Afrikanische Jahr" bezeichnet. 1960 ist dabei keine klare historische Zäsur, sondern eher ein Höhepunkt in der langen Phase der Dekolonialisierung Afrikas. Auch entstehen durch den Abzug der Kolonialkräfte viele neue Probleme, die den Kontinent bis heute prägen. Etwa sind die heutigen Staatsgrenzen meistens die, die schon von den Kolonialmächten gezogen wurden, allerdings ohne Rücksicht auf Stammes- oder Volkszugehörigkeiten. Dadurch sind die meisten Länder in Afrika Vielvölkerstaaten, was sie instabiler und anfällig für Bürgerkriege macht. Trotzdem hat das Jahr 1960 eine hohe symbolische Bedeutung. Nach Jahrhunderten der Kolonialzeit sind die afrikanischen Länder nicht mehr fremdbestimmt, sondern souveräne, gleichberechtigte Nationen unter den Staaten der Welt. Unser letztes Datum ist das Jahr: Die Sowjetunion zerfällt. Die Zweiteilung der Welt in Ost und West endet. Im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion werden zahlreiche Staaten Mittel- und Osteuropas unabhängig. Auch die Völker, in der Sowjetunion mit Gewalt zusammengespannt, streben in die Freiheit, nicht immer friedlich. Es entstehen Konflikte, die damals aufbrechen und bis heute nachwirken. Denn unter dem Kommunismus sind Völker unterdrück worden, die jetzt ihre Eigenständigkeit und Eigenheit wollen. Gleichzeitig wird der Vertrag von Maastricht ausgehandelt, der die Europäische Union, die EU, begründet. Diese Union, die immer enger zusammenarbeiten will, ist ein ganz neues Gebilde. Souveräne Nationalstaaten geben Souveränität, also Selbstbestimmung, ab, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Bei allen Problemen, die mit der EU verbunden sind, ist sie eins der größten Friedens- projekte der Menschheitsgeschichte. Es gab schon den Friedensnobelpreis für die EU. Mit der EU wird in gewisser Weise die Konfrontation der europäischen Nationalstaaten beendet. Ein Jahr 1914 könnte sich nicht mehr so wiederholen. Ich hab mal gehört, wie Europaabgeordnete scherzhaft für sich eine neue Zeitrechnung einführten. Sie haben die Jahre seit Gründung der EU gezählt. Das ist natürlich nur ein Spaß, aber ihr wisst ja jetzt, dass Menschen für sie sehr Wichtiges als Ausgangspunkt setzen, als Bezugspunkt auf den hin man sich orientiert und von dem ab man sich entwickelt oder sogar weiterentwickelt. Jetzt interessiert mich, welche Daten in der Geschichte wir eurer Meinung nach vergessen oder vernachlässigt haben. Etwa 1933 könnte man noch nennen als Beginn unmenschlicher Gräueltaten, die die Deutschen begangen haben und die bis heute nachwirken. Vielleicht habt ihr auch andere Jahreszahlen, die mit Positivem verbunden sind. Schreibt's gerne unten in die Kommentare. Neben mir findet ihr ein Video zum Ausbruch der Französischen Revolution. Und darunter ein Video von dem Kollegen Harald Lesch zum Thema "Allgemeinbildung". Das passt hier dazu: Wir liefern die Daten, Harald liefert spannende Dinge zum Thema "Allgemeinwissen". Schaut unbedingt rein. Danke fürs Zuschauen. Und bis nächstes Mal.