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Bedeutung von Blutgruppen in der Medizin

Jeder, der in Deutschland schon mal Blutspenden war, erhält einen Blutspendeausweis. Auf dieser Karte ist detailliert vermerkt, welche Blutgruppe die jeweilige Person hat. Doch was bedeuten eigentlich die ganzen Angaben darauf? In diesem Video werden wir uns anschauen, was das AB0-System und auch das Resus-System sind, wie sie vererbt werden und warum das Ganze überhaupt klinisch relevant für uns ist. Viel Spaß! Doch was sind jetzt ganz allgemein Blutgruppen? Auf der Oberfläche unserer roten Blutzellen, den Erythrozyten, befinden sich eine Reihe von Antigenen, wodurch man das Blut jedes Menschen in über 20 Blutgruppensysteme einteilen kann. Für die Klinik besonders relevant sind das AB0-System sowie das RESUS-System, weshalb man diese bei Blutübertragung routinemäßig mitbestimmt. Eine weitere Einteilung ist zum Beispiel auch über das KELL-System möglich. Und das ist auch auf den regulären Blutspendeausweisen mitvermerkt. Allerdings spielt dieses System im klinischen Alltag eher eine untergeordnete Rolle. Das AB0-System ist das wohl bekannteste und auch wichtigste Blutgruppensystem. Und dieses ermöglicht die Einteilung in die Blutgruppen A, B, 0 und AB. In Deutschland sieht die Verteilung der Blutgruppen laut dem DRK in etwa so aus. Am häufigsten ist die Blutgruppe A mit knapp 43%, gefolgt von Blutgruppe 0 mit 41%. Deutlich seltener sind nun die Blutgruppen B mit 11% und ganz zum Schluss die Blutgruppe AB mit knapp 5%. Um jetzt zu verstehen, wie jetzt die einzelnen Blutgruppen zustande kommen, schauen wir uns das Ganze mal an einem Erythrozyten genauer an. Entscheidend dafür, welche Blutgruppe wir jetzt schließlich haben, ist der terminale Zuckerrest an bestimmten Glykolipiden. Bei Blutgruppe A haben wir zum Beispiel einen ganz bestimmten Zuckerrest, der hier in rot dargestellt ist. Gleiches finden wir auch bei Blutgruppe B. In diesem Fall ist dieser Zuckerrest blau. Besonders bei Blutgruppe 0 ist nun, dass wir dort die H-Substanz haben. Das ist ein Basisanteil aus Kohlenhydraten, der bei den anderen Blutgruppen ebenfalls vorhanden ist. Aus diesem Grund wirkt er auch nicht als Antigen. Zum Schluss die Blutgruppe AB. Wie wir auf unserem Array gut erkennen können, sind die Glykolipide sowohl wie bei Blutgruppe A als auch wie bei Blutgruppe B aufgebaut. Doch warum ist es wichtig zu wissen, welche Blutgruppe jemand hat? Wenn ein Patient nun, sagen wir mal Blutgruppe A hat und wir aufgrund eines Fehlers die Blutgruppe B verabreichen, hätte dies schwerwiegende Konsequenzen. Es könnte nämlich durch die Gabe einer falschen Blutgruppe zu einer systemischen Immunreaktion kommen, die unter Umständen sogar tödlich verlaufen kann. Grund hierfür sind die Antikörper, die sich im Serum des Patienten befinden. Im Laufe der Entwicklung, ungefähr während des ersten Lebensjahres, entwickelt jeder von uns Antikörper gegen die Antigene, die wir selber nicht auf unseren Erythrozyten tragen. Das bedeutet also zum Beispiel, dass Personen mit einer Blutgruppe A Anti-B-Antikörper tragen. Bei Personen mit Blutgruppe B ist es genau umgekehrt. Sie besitzen nun Anti-A-Antikörper. Bei der Blutgruppe 0 ist es nun besonders, dass wir dort keinen Zuckerrest haben, der als Antigen wirkt. Weshalb wir aus diesem Grund sowohl Anti-A-als auch Anti-B-Antikörper im Serum haben. Gar keine Antikörper gegen Blutgruppe A. oder B haben Personen mit Blutgruppe AB, da sie ja auf ihren Erythrozyten beide Antigene besitzen. Nachdem wir nun verstanden haben, wie sich die AB0-Blutgruppen unterscheiden, ist es noch wichtig zu verstehen, wie der Erbgang hierbei aussieht. Welche Blutgruppe wir später haben, wird über ein ganz bestimmtes Gen festgelegt, welches sich auf Chromosom 9 befindet. Insgesamt gibt es jetzt drei mögliche Varianten dieses Gens, was man auch als Allel bezeichnet. Nämlich Allel A, B und 0. Und jeder von uns hat jetzt sowohl vom Vater als auch von der Mutter ein Allel vererbt bekommen. Auf diese Weise entsteht der Genotyp, also die Kombination aus den beiden Allelen. Um jetzt allerdings verstehen zu können, welcher Phänotyp ausgebildet wird, das heißt, welche Ausprägung, in unserem Fall in Form der Blutgruppe, wir haben, dafür müssen wir jetzt etwas mehr uns mit den Allelen beschäftigen. Allel A und B. B sind dominant gegenüber Allel 0. Für Allel A und B gilt außerdem, dass sie kodominant vererbt werden. Und mit diesen Merkregeln kann man sich nun die verschiedenen Möglichkeiten der Vererbung herleiten. Eine Person mit Blutgruppe A kann so zum Beispiel Homozygot sein und zwei A-Allele besitzen. Aber auch Heterozygot ist möglich, nämlich in Form von einem Allel A und einem Allel 0, da das Allel A dominant vererbt wird. Gleiches gilt auch bei Blutgruppe B, wie wir hier einmal sehen können. Entweder können zwei B-Allele vorkommen oder ein Allel B und ein Allel 0. Da das Allel 0 rezessiv vererbt wird, können Personen mit Blutgruppe 0 allein homozygot sein. Der Genotyp muss also zweimal Allel 0 sein. Anhand der Blutgruppe AB können wir außerdem das Prinzip der Kodominanz erkennen. Diese Menschen haben immer den Genotyp Allel A und Allel B. Beide Merkmale werden gleichzeitig nebeneinander ausgebildet, weshalb wir auf unseren Erythrozyten auch sowohl Antigen A als auch Antigen B finden. Das zweitwichtigste Blutgruppensystem ist die Einteilung anhand des Resus-Systems. Der Name stammt von den Resus-Affen, deren rote Blutkörperchen man verwendet hat, um eben dieses System zu entdecken. Das Resus-System ist sehr umfangreich, weshalb ich dir hier nur die wichtigsten Resus-Antigene zeigen werde. Nämlich C, C, D, sowie Groß-E und Klein-E. Unter diesen Antigenen ist Antigen D der älteste und auch wichtigste Vertreter, weshalb man ihn oft auch einfach nur als Resus-Faktor bezeichnet. Auf dem Blutspendeausweis sind außerdem auch diese Resus-Antigene mit angegeben, direkt neben der eigentlichen Blutgruppe. Eine Person ist resuspositiv, wenn ihre Erythrozyten auf der Oberfläche das Antigen D tragen. Man kennzeichnet das Ganze mit einem Plus. Also eine Person, die Blutgruppe A hat und gleichzeitig Resus-positiv ist, würde man nun als A-positiv notieren. Das ist auch keine Seltenheit, denn ein Großteil der europäischen Bevölkerung, in etwa 85%, sind Resus-positiv. Fehlt diese Oberflächenveränderung auf den Erythrozyten, also haben wir kein Antigen D, bedeutet das, dass die Person Resus-negativ ist. ist. Und das würde man neben der Blutgruppe mit einem Minus markieren. Das Resus-System ist in seiner Vererbung ziemlich komplex, da es eine ganze Reihe von Antigenen umfasst, welche wir gerade gesehen haben, die untereinander kodominant wirken. Aus diesem Grund schauen wir uns das Ganze nur an Antigen D an, dem Resus-Faktor. Eine Person ist Resus-positiv, wenn sie Homozygot-2-Allele von Groß D besitzt. oder eine Kombination aus Groß-D und Klein-D. Klein-D habe ich vorhin, als ich die verschiedenen Antigene aufgelistet habe, nicht erwähnt, da es, wenn man es genau nimmt, nicht mit zu den Antigenen gehört. Klein-D kodiert nämlich nicht für eine bestimmte Proteinstruktur und wirkt damit als Antigen, sondern es beschreibt vielmehr, dass eine Deletion des Gens vorliegt. Außerdem erkennen wir an dieser Darstellung, dass D gegenüber d dominant wirkt. Bei einer resus-negativen Person kann jetzt nur der Genotyp d-d vorliegen. Nachdem wir nun die beiden wichtigsten Blutgruppeneinteilungen kennengelernt haben, können wir nun leicht herausfinden, welche Blutgruppe welches Blut, z.B. in Form von Erythrozytenkonzentraten, bekommen kann. Hat eine Person die Blutgruppe A oder B? kann sie sowohl von der gleichen Blutgruppe als auch von Blutgruppe 0 Blut gespendet bekommen. Jetzt ist noch wichtig, dass wir den Resus-Faktor nicht vergessen. Ist eine Person resus-positiv, ist es egal, ob der Spender resus-positiv oder negativ ist. Wenn die Person allerdings resus-negativ ist, darf sie nur resus-negatives Blut erhalten. Anders verhält es sich hier wieder zum Beispiel bei der Blutgruppe 0. Diese Blutgruppe ist sehr gefragt, vor allem... Blutgruppe 0 negativ ist besonders wichtig, da sie allen Blutgruppen unabhängig vom Resusfaktorstatus spenden kann. Daher werden Personen mit Blutgruppe 0 negativ auch als Universalspender bezeichnet. Selber können Personen mit Blutgruppe 0 nur von der gleichen Blutgruppe Blut gespendet bekommen. Die Blutgruppe AB kann von allen Blutgruppen rote Blutkörperchen als Transfusion erhalten. Als Universalempfänger wird die Blutgruppe 0 negativ. Blutgruppe AB-positiv bezeichnet, da jede Person einem Patienten mit einer solchen Blutgruppe spenden kann, unabhängig von der Blutgruppe und auch dem Resusfaktor-Status. Was sollte man sich jetzt zum Thema Blutgruppen merken? Als Blutgruppe ganz allgemein bezeichnet man besondere Oberflächenstrukturen auf unseren roten Blutkörperchen. Die zwei wichtigsten und klinisch relevantesten Einteilungen sind einmal das AB0-System und das Resus-System. Anhand der AB0-Einteilung können wir verschiedene Blutgruppen unterteilen, nämlich die Blutgruppen A, B, AB und 0. Bei der Vererbung haben wir gesehen, dass die Allele A und B gegenüber Allel 0 dominant sind. Untereinander sind Allel A und B aber co-dominant. Das Resus-System ist ein ziemlich komplexes System, was eine Reihe von Antigenen umfasst. Das wichtigste Antigen, Antigen D, wird auch als Resus-Faktor bezeichnet. und wird dominant vererbt. Personen, die mindestens ein Allel D besitzen, sind resus-positiv, was ungefähr ein Großteil der europäischen Bevölkerung ausmacht. Ich hoffe, dir hat dieses Video gefallen und du hast einen besseren Überblick über das Thema der Blutgruppen bekommen. Wenn du den Kanal unterstützen möchtest und kein Video verpassen willst, dann lass doch gern ein Like und ein Abo da.