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Chinas Einfluss durch die Opiumkriege

Über Jahrhunderte hinweg hatte sich China zum größten Teil aus den Intrigen der Weltpolitik herausgehalten. Doch dies sollte sich nun ändern. Was als kleiner Streit über die Vergabe von Handelsrechten begann, würde sich bald zu einem umfassenden Krieg entwickeln und damit das Jahrhundert der Fremdenbeeinflussung und der Demütigung einleiten. Das Königreich der Mitte sollte niemals wieder dasselbe sein. All das begann mit zwei lukrativen und enorm süchtig machenden Substanzen. Tee und Opium. Ich bin Marty und willkommen zu Battlefields. Seit der Ankunft der Portugiesen im 16. Jahrhundert wurde zwischen China und Europa gehandelt. Als sich die europäischen Wirtschaftsmächte im 17. und 18. Jahrhundert immer weiter ausbreiteten, waren es gerade chinesische Güter wie Seide und Porzellan, die in den Höfen und Städten des Westens heiß begehrt waren. Für ihre Händler sprangen dabei hohe Gewinne heraus. Besonders ein chinesisches Produkt hatte es Großbritannien besonders angetan. Ihren geliebten... Es gab dabei jedoch zwei Probleme. Erstens war es europäischen Händlern verboten, die chinesischen Märkte direkt anzulaufen. Stattdessen waren sie auf die kleinen Handelshäuser in Kanton angewiesen. Zwar konnten sie mit Hilfe chinesischer Mittelsmänner, den sogenannten Kohong, Weiterhin einkaufen, doch diese verlangten sehr hohe Preise, um die enormen Steuern zu decken. Zum zweiten war das Interesse der Chinesen nicht nur in europäische Waren beschränkt, auch wurde als Zahlungsmittel nur Silber akzeptiert. Da die britischen Händler jedoch an den Goldstandard gebunden waren, bedeutete dies weitere Kosten. Um mit den Chinesen handeln zu können, mussten sie das Silber nämlich erstmal von anderen Ländern kaufen. Wie also konnten die Briten an ihren heiß ersehnten Tee gelangen? Nun, da gab es ein gewisses reichlich vorhandenes Pflänzchen im britisch kontrollierten Indien, das dieses Problem vielleicht lösen konnte. Opium, ein Betäubungsmittel, welches aus dem Harz des Opium-Mons gewonnen wurde, ist in China seit dem 8. Jahrhundert bekannt. Zwar wurde es vorrangig zu medizinischen Zwecken genutzt, doch auch als Aphrodisiakum war es heiß begehrt. Als Tabak zum ersten Mal durch die Portugiesen aus Nordamerika importiert wurde, begannen viele Chinesen damit, beide Substanzen gleichzeitig zu rauchen. Im späten 18. Jahrhundert war es ein beliebter Zeitvertreib, das in großen Mengen von der British East India Company eingeschiffte Opium zu genießen. Es wurde zu so einem schwerwiegenden Problem, dass die kaiserliche Regierung wiederholte Male versuchte, das Opium zu verbieten. Vergeblich, denn die Briten konnten diese Gesetze nicht nur mit Hilfe von Schmugglern umgehen, sondern fanden auch einige lokale Beamte, die sich bereitwillig bestechen ließen. Für das kostbare Silber überfluteten britische Gesellschaften in den 1830ern den Schwarzmarkt mit tausenden von Tonnen der begehrten Droge. Die Zahl der opiumabhängigen Chinesen stieg auf geschätzte 12 Millionen. Das beunruhigte nicht nur die kaiserliche Regierung. Im Dezember des Jahres 1838... sandte Kaiser Daoguang den Botschafter Lin Zishu nach Kanton, um sich den Problemen anzunehmen. Bald darauf war auch Lin abhängig. Kleiner Scherz. Nein, er verkündete, dass jedem die Todesstrafe drohte, der im Besitz oder am Import von Opium beteiligt war. Mit Hilfe einer Blockade des Handelsbezirks konfiszierte er zudem über 1000 Tonnen der Droge, was er im Mai 1839 zerstören ließ. Die britischen Händler verlangten natürlich wieder Gutmachung für ihre beschlagnahmten Ware. Prompt versprach ihnen Superintendent Charles Elliott, dass die britische Regierung dafür aufkommen würde. Doch die Regierung dachte gar nicht daran, dieses Versprechen zu erfüllen und machte stattdessen die Chinesen dafür verantwortlich. In der englischen Öffentlichkeit wurde hitzig über den Vorfall debattiert. So sprach der junge William Gladstone, ein Krieg so ungerecht in seinem Ursprung, ein Krieg so vorhersehbar in seinem Ablauf, auf das er das Land auf Dauer erniedrigen würde. Ich bin mir darüber nicht sicher. Doch wie so häufig gewann das finanzielle Interesse über die moralischen Bedenken über die niederträchtigen und abscheulichen Güter und 1840 entschied das Parlament, dass Großbritanniens Forderungen durch seine Flotte nach China überbracht werden würden. Man forderte nicht nur finanzielle Entschädigung für die konfiszierten Güter, man wollte einfach nur das Monopol der Kohong brechen und das Recht ergattern, eine Insel vor der Küste als Handelsbasis benutzen zu dürfen. Im Juni tauchten die Schiffe des Expeditionskorps vor der chinesischen Küste auf. Sie blockierten zunächst den Perlfluss, ehe sie dem Kaiser ihre Forderungen überbrachten. Am 6. Juli eroberten die Briten die Insel Zhou Shen nahe der Mündung des Yangtze. Als sich die chinesische Garison weigerte aufzugeben, wurden ihre Verteidigungsstellungen durch ein neunminütiges Bombardement buchstäblich in Schutt und Asche gelegt. Anschließend bewegte sich die Flotte im August weiter nach Norden und blockierte weitere Häfen. Schlacht um Schlacht wurde die bedrohliche Lage des chinesischen Militärs immer deutlicher. Ihre Soldaten waren gerade mal mit Bögen, Speeren, Schwertern und hier und da vielleicht noch mit Lundenschlossmusketen ausgerüstet. Zudem waren sie über die große Weite des Reiches verteilt und es dauerte viele Monate, um sie von einem Brennpunkt zum anderen marschieren zu lassen. Die chinesischen Küstenverteidigungen waren ruinöse Steinfestungen und die kleinen Kriegsjunken waren einfach nicht dafür ausgestattet, um mit den Schlachtschiffen und Fregatten der Royal Navy mitzuhalten. Zu allem Übel waren auch lokale Machthaber und ihre militärischen Führer nicht in der Verfassung, die Nachrichten der Niederlande zu vermitteln. nach Beijing zu übersenden. Stattdessen flüchtete sich der Kaiser in erfundene Berichte von heldenhaften Siegen. Man wollte in dem Angriff nicht mehr als ein kleines Scharmützel sehen. In der Tat, als die Briten erstmals vor der Küste erschienen, berichtete man Kaiser Daoguang nur von einer weiteren Flotte von Opiumschmugglern. Nur, dass sie diesmal etwas zahlreicher und besser bewaffnet waren. Die Briten attackierten die zwei Festungen Chuanbi und Taikoktao, die die Mündung des Perlflusses bewachten. In dieser Schlacht kam zum ersten Mal ein eisernes Kriegsschiff zum Einsatz. Die so passend bezeichnete Nemesis feuerte explodierende Raketen auf die entsetzten Besatzungen der Kriegsdschunken ab. Die furchterregende Wirkung dieser neuen Waffe wurde 1845 in einem Buch wie folgt beschrieben. Man beobachtete, wie die allererste von der Nemesis abgefeuerte Rakete in die anvisierte Dschunke nahe des Flaggschiffs einschlug. Die fürchterliche Explosion riss jede Seele an Bord des Schiffes in die Ewigkeit, während die lodernden Flammen mit der Gewalt eines Vulkanausbruches in den Himmel schossen. Die Briten eroberten weitere Städte und Festungen am Perlfluss und wären dadurch in der Lage gewesen, Kanton selbst Ende Mai zu bombardieren. Mit Hilfe von 6 Millionen Dollar Bestechungsgeld konnten lokale Politiker und Händler die Briten jedoch noch einmal von dieser Idee abbringen. Nachdem sie Kanton den Rücken gekehrt hatte, zog die Flotte wieder Richtung Norden und besetzte dort zwischen August und Oktober 1841 weitere Städte. auch Chapeau und Shanghai, das damals noch ein kleines Städtchen war. Die letzte große Schlacht des Krieges fand bei Zhenjiang statt, wo der britische Angriff einen Großteil der Stadt zerstörte und die meisten ihrer Verteidiger töteten. Nun war nicht nur die Straße nach Nanjing offen, man kontrollierte auch die gesamte Yangtze-Region. Dem vor Augen wurde auch der chinesischen Regierung bewusst, wie ernst die Lage doch war und man entschied sich für rasche Friedensverhandlungen. Am 29. August 1842 unterzeichneten Großbritannien und China den Vertrag von Nanking. Unter anderem erklärte sich China dazu bereit, 20 Millionen Silver-Dollar an Schadenersatz zu zahlen, das Koh-Hong-Monopol abzuschaffen, sich an feste Zollgebühren zu halten, fünf Häfen für den Überseehandel zu öffnen, inklusive Kanton und Shanghai, und die Insel Hongkong an Großbritannien abzutreten. Es war der erste von vielen ungleichen Verträgen, die China im Laufe des Jahrhunderts unterzeichnen sollte. In den 1850ern sollte Großbritannien und Frankreich mit China den Zweiten Opiumkrieg führen. Diesmal wurde nicht nur der gesamte Opiumhandel legalisiert und eine weitere Zahl an Häfen für fremde Händler geöffnet, auch der Sommerpalast des Kaisers in Beijing wurde niedergebrannt. Die klaren einseitigen Siege der technologisch weit überlegenen Briten zerstörten das öffentliche Vertrauen in die Fähigkeiten der Qing-Dynastie, China vor feindlichen Invasionen zu beschützen. Der enorme Einfluss des Westens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sollten Chinas Alltag für immer verändern. Dies sollte schließlich zur sogenannten Boxer-Rebellion und zum Umsturz der kaiserlichen Regierung führen. Doch das ist ein Thema für eine andere Folge. Obwohl man zu dieser Zeit sowohl in London als auch in Beijing von einem Nebenkriegsschauplatz sprach, in Bezug auf die Opiumkriege, wird der Erste Opiumkrieg mittlerweile als der Beginn der modernen chinesischen Geschichte angesehen. Übrigens war der Opiumkrieg nicht der erste militärische Konflikt, in dem England seine Flottenstärke unter Beweis stellte. Über die epische Schlacht von Trafalgar, in der Admiral Nelson England zum Sieg über Spanien führte, erfahrt ihr alles hier. Noch mehr zur Geschichte des Opiumkonsums gibt es ebenfalls hier, aber bei Instagram. So, was meint ihr? Wie sehr war die erzwungene Öffnung Chinas mit dem aufsteigenden Imperialismus der Europäer verbunden? Wie entscheidend war Chinas militärische Schwäche? Oder wären die Dinge vielleicht ganz anders verlaufen, wenn man den Opium-Konflikt anders geregelt hätte? Lasst es uns wissen in den Comments und bleibt gespannt aufs nächste Mal, wenn wir auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts blicken. Vergesst nicht uns zu abonnieren, denn so erhaltet ihr garantiert eure Dosis historischer Action. Das Ganze ohne Handelszölle oder Nemesis oder explodierende Raketen. Das ist ein Wahnsinn.