Medizin wird immer personalisierter. Was das bedeutet, erklärt uns Dr. Frank Kischkel von Therapie Select. Seine Firma mit Sitz in Heidelberg hat sich genau auf dieses Thema spezialisiert. Bei der personalisierten Medizin versucht man wirksame Medikamente für einen einzelnen Patienten vor Beginn einer Therapie zu identifizieren. Personalisierung ist vor allem für die Onkologie interessant.
Da eine Krebserkrankung so individuell ist wie der jeweilige Patient, müssen bei der Therapie sowohl Eigenschaften des Tumors als auch persönliche Merkmale des Patienten berücksichtigt werden. Um die richtige Medikation zu finden, Wird Tumormaterial oder Probenmaterial vom Patienten benötigt? Das wird vom Patienten entnommen, zum Labor geschickt, dort analysiert.
Das Testergebnis wird dem Patienten und dem Arzt zur Verfügung gestellt und beide überlegen dann, welche Therapie entsprechend daraus resultiert. In der Onkologie hat man die Möglichkeit, über vier verschiedene Alternativen den Patienten zu therapieren. Das ist die Operation Strahlenbehandlung, medikamentöse Therapie und die... Immuntherapie. Prinzipiell sind die medikamentösen Behandlungen und die Immuntherapien interessant für die personalisierte Krebsmedizin, weil dort die Behandlungen entsprechend optimiert werden können.
Zurzeit sprechen circa 25 Prozent der Patienten lediglich auf diese Therapien an. Eine personalisierte Krebstherapie ist also nur möglich bei Patienten, die auch medikamentös behandelt werden. Das ist insbesondere bei fortgeschrittenen Tumoren des Stadiums 3 oder 4 der Fall.
Ob ein bestimmtes Medikament für die Therapie geeignet ist, kann auf unterschiedliche Weise getestet werden. Man unterscheidet zwei verschiedene Herangehensweisen. Es gibt die indirekte klassische Methode, dort werden molekulare Biomarker analysiert.
Diese Biomarker sind assoziiert mit der Wirksamkeit von Medikamenten. Biomarker können Veränderungen im Erbgut sein, es können Veränderungen in Botenstoffen sein oder es können Veränderungen in Eiweiß- oder Proteinstoffen sein. Diese indirekte Methode benötigt nicht lebendes Gewebe.
Dieses Gewebe kann normalerweise von der Erdbeerung her, von der Pathologie abgerufen werden. Es ist archiviertes Material, was in Formalin fixiert wurde und Paraffin eingebettet wurde. Die direkte Methode als Alternative dazu arbeitet mit lebendem Tumorgewebe. Dieses lebende Tumorgewebe wird genommen und dort direkt mit den Medikamenten inkubiert und man kann so die Wirksamkeit direkt an den Tumorzellen sehen. Das zurzeit einzige Diagnostiklabor, das diese Fülle an verschiedenen Diagnostik-Alternativen, Patient und Arzt zur Verfügung stellt, ist Therapie Select.
Therapie Select ist eine Diagnostikfirma für die Planung von medikamentösen Krebstherapien. Wir bieten zusätzlich noch eine Krebsberatung für Ärzte und Patienten an, um das richtige Diagnostikum für den einzelnen Patienten herauszufinden, aber auch Beratung nach Testdurchführung. TherapySelect wird flankiert von Entwicklungsarbeiten und klinischen Validierungsarbeiten für neuartige Diagnostik. Das Ziel der TherapySelect besteht darin, das Leben der Patienten zu verlängern, die Lebensqualität zu erhöhen und die Kosten im Gesundheitssystem zu senken. Die Tätigkeit von Therapie Select basiert auf Zusammenarbeit.
Um die besten Diagnostika entwickeln zu können, werden Kischkel und sein Team von führenden Diagnostikfirmen, Forschungslaboren und Kliniken national wie international unterstützt. Mit Ärzten führen sie schließlich Beratungen, Fortbildungen und klinische Studien durch. Die Vorteile resultieren jedoch nicht nur aus der Zusammenarbeit so vieler Instanzen.
Die Vorteile bei einer personalisierten Krebstherapie bestehen darin, dass die Patienten frühzeitig wirksame Medikamente zur Verfügung gestellt bekommen. Auf der anderen Seite werden auch unwirksame Medikamente dem Patienten vorenthalten. Dadurch werden auch Nebenwirkungen von diesen unwirksamen Medikamenten vermieden.
Dadurch werden zusätzlich auch Kosten vermieden, weil gleichzeitig die richtigen Medikamente zum richtigen Zeitpunkt gegeben werden und man spart. Zeit, die wichtig ist bei der entsprechenden Behandlung. Das Ziel ist letztendlich dann die Heilungschancen zu verbessern und bei Krebs letztendlich das Leben auch zu verlängern.
Ist die Aussagekraft eines Biomarkers gering, stößt die Diagnostik an ihre Grenzen. So wird stets an der Entwicklung neuer Medikamente und Diagnostika geforscht, um die personalisierte Medizin weiter zu optimieren. Obwohl die sogenannte Begleitdiagnostik hier noch einigen Nachholbedarf hat, sieht Kischkel die Entwicklung insgesamt positiv. Wir befinden uns mitten in einer onkologischen Revolution.
Immer mehr Medikamente dringen auf den Markt. Aber diese Medikamente und die entsprechende Begleitdiagnostik werden mittlerweile Standard bei der Krebsbehandlung. Sie werden in den Leitlinien aufgenommen. Sehr weit fortgeschritten ist das Lungenkarzinom. Aber andere Tumorerkrankungen und deren Leitlinien werden entsprechend zurzeit modifiziert.
Die Zukunft wird so aussehen, dass noch mehr Medikamente auf den Markt drängen werden, noch mehr gute Begleitdiagnostik entwickelt werden wird. Und dann geht es nur noch darum, sehr intelligent für den einzelnen Patienten die richtigen Medikamente zu finden. Das wird darin enden, dass wir letztendlich Krebs... vielleicht irgendwann heilen können. Aber selbst wenn wir das nicht hinbekommen, ist selbst die zweitbeste Alternative eine gute Alternative, nämlich aus der Erkrankung eine chronische Erkrankung zu machen.