Überblick
Die Vorlesung behandelt die Entwicklung von Identität, die Theorie des symbolischen Interaktionismus von George Herbert Mead und deren Bedeutung für Sozialisation und Erziehung.
Identität und soziale Rollen
- In verschiedenen Situationen nehmen wir unterschiedliche soziale Rollen ein, oft beeinflusst durch Erwartungen anderer.
- Beispiele für Rollen: liebevoller Partner, wütender Autofahrer, Schüler, Kind in der Familie.
- Frage: Sind wir die Summe unserer Rollen oder das, was andere von uns erwarten?
Symbolischer Interaktionismus (George Herbert Mead)
- Menschliche Interaktion ist immer symbolisch vermittelt (Sprache, Zeichen, Gesten, Schrift).
- Die soziale Rolle ist eine Sammlung situationsspezifischer Handlungsoptionen.
- Rollen strukturieren unser Verhalten in unterschiedlichen Kontexten.
Modell der Psyche nach Mead
- Die menschliche Psyche besteht aus drei Teilen: „I“ (spontane Impulse), „Me“ (übernommene Rollen), „Self“ (Identität als dynamische Verbindung beider).
- Das Self entwickelt sich durch den ständigen Austausch zwischen „I“ und „Me“.
Entwicklungsphasen der Rollenerlernung
- „Play“: Kindliches Rollenspiel, Übernahme der Rolle signifikanter Anderer (z.B. Eltern, Freunde).
- „Game“: Kind lernt, mehrere Rollen und Perspektiven gleichzeitig zu berücksichtigen (z.B. beim Fußballspiel).
Pädagogische Anwendung und Fazit
- Pädagogen können durch Material und Gespräche die Empathiefähigkeit und Rollenbildung von Kindern fördern.
- Kinder sollen nicht durch Geschlechterrollen eingeschränkt werden (z.B. Puppen spielen, Fußball spielen).
- Die Theorie bleibt für Erziehung und Sozialisation relevant, auch in aktuellen Kontexten (z.B. geschlechtsneutrale Erziehung).
Zentrale Begriffe & Definitionen
- Symbolischer Interaktionismus — Theorie, dass menschliche Interaktion durch Symbole (Sprache, Gesten) vermittelt wird.
- Soziale Rolle — Sammlung situationsabhängiger Verhaltensmöglichkeiten für eine bestimmte soziale Position.
- Signifikanter Anderer — Wichtige Bezugsperson im Sozialisationsprozess (z.B. Eltern).
- Play — Kindliches Rollenspiel zur Übernahme und Übung einzelner Rollen.
- Game — Fähigkeit, mehrere Rollen und deren Erwartungen gleichzeitig zu berücksichtigen.
- Self — Die Identität als Ergebnis des Zusammenspiels von „I“ (Ich) und „Me“ (Rollen).
Action Items / Next Steps
- Eigene Rollen im Alltag reflektieren und notieren.
- Persönliche Eigenschaften erfassen, die man sich selbst zuschreibt.
- Vorbereitung auf Prüfungsfragen zur Theorie von Mead und zu Sozialisation allgemein.