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Die Völkerwanderung im 6. Jahrhundert

Hallo, herzlich willkommen zu unserer Reise durch die Jahrhunderte. Einer Reise, die uns zeigt, wie die Menschen früher gemeinsam gelebt, sich gegenseitig bekämpft und wie sie Probleme gelöst haben. Manchmal gar nicht so viel anders als heute. In diesem Video schauen wir uns Menschen, Ereignisse und Geschichten im 6. Jahrhundert an, die uns bis heute prägen. Ihr erfahrt, wer diese Germanen eigentlich waren, von denen man immer hört und warum es lange nach den Dinosauriern im 6. Jahrhundert eine kleine Eiszeit gab. Im 6. Jahrhundert endet eine gewaltige Transformationszeit. Ihr kennt sie vielleicht unter dem Namen Völkerwanderung. Sie hat eine tiefgreifende Neuordnung der germanischen und romanischen Bevölkerungsgruppe zur Folge. Menschen sind immer schon über die Erde gezogen, sind geflohen vor Klimaveränderungen, Hunger, Krieg und Armut, haben sich neue Heimaten gesucht, weil sie sich woanders ein besseres Leben erlauben. Für die Ursprünge der sogenannten Völkerwanderung müssen wir kurz zurück ins 4. Jahrhundert. Und wir müssen unseren Fokus auf der Karte so ein bisschen weiter Richtung Osten verschieben. Denn von hier, wohl aus der Gegend der Mongolei, kommen die Hunnen. Plündernde Reiterscharen, die so geschickt auf dem Pferd mit Pfeil und Bogen hantieren, dass sie sich sogar mitten im Ritt nach hinten drehen und so ihre Feinde beschießen können. Sie ziehen im Jahr 375 Richtung Westen und bedrohen die Goten. Die fliehen vor den Hunnen bis ans Ufer der Donau, an die Grenze des Römischen Reichs und bitten den Kaiser um Aufnahme ins Reich. Der stimmt zu, gibt ihnen sogar ein bisschen Land in der Grenzregion des Reichs und bekommt im Gegenzug die Zusage, dass sie für Rom in den Krieg ziehen werden. Das machen die Römer seit Jahrhunderten so. Sie geben ausländischen Siedlern Land in den bei den Römern eher unbeliebten Grenzregionen, damit die dann die römischen Grenzen schützen. Die Goten jedenfalls kommen dem Kaiser gerade recht, denn Rom... steht an verschiedenen Fronten im Krieg. Und billige Rekruten sind hoch willkommen. Die Vertreibung der Goten durch die Hohnen ist aber erst der Anfang einer riesigen Entwicklung. Verschiedenste, vor allem germanische Stämme, beginnen nämlich, sich Richtung West-und Südeuropa zu bewegen. Angeln, Sachsen, Langobarden, Vandalen und viele mehr. Mit Sack und Pack zieht es sie ins römische Gebiet. Die Vandalen gelangen über Spanien sogar bis nach Nordafrika. Dabei ist es eben nicht so, als hätten sich wirklich ganze Völker bewegt. Wie gesagt, meistens waren es Kriegergruppen, die mit ihren Familien im Schlepptau auf die Suche nach zu erbeutendem Wohlstand und einer neuen Bleibe gingen. War eine Gruppe erfolgreich, haben sich ihnen Krieger aus anderen Gruppen angeschlossen. Wenn sie es nicht waren, haben Krieger auch mal den Verein gewechselt. Darum ist das Wort Völkerwanderung eigentlich irreführend und wird in der Forschung kaum noch genutzt. Zoomen wir mal ein bisschen näher dran. So dass wir erkennen können, was da während der Völkerwanderung in der Gegend des heutigen Deutschlands genau passiert. Denn da versammeln sich gerade einige unserer Urahnen. Die Bayouwaren zum Beispiel gründen im alten Vorland ihr eigenes kleines Reich. Das sind die Vorfahren der Bayern. Oder hier oben, direkt an der Küste. Hier haben sich schon seit längerem die Friesen niedergelassen. Sie treiben Handel und werden so bald ziemlich wohlhabend. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts dehnen sie ihr Siedlungsgebiet im Osten bis zur Weser aus. Und dann gibt es hier noch die Thüringer und dort die Katten. Das sind die Vorfahren der Hessen. Die werden zwischenzeitlich einfach dem Frankenreich einverleibt, denn die Franken, die sind auf Wachstum aus. Sie unterwerfen unter ihrem König Klotwig verschiedenste andere Germanenstämme, breiten sich immer weiter aus. Mehr dazu erzähle ich euch im Video zum 5. Jahrhundert, ist oben auf dem i verlinkt. Ihr seht, diese Germanen, das ist nicht ein Volk, sondern das sind ganz viele völlig unterschiedliche Stämme. Die haben auch ganz nebenbei noch unterschiedliche Sprachen und Gebräuche. Den Germanen an sich, den hat es nämlich nie gegeben. Aber jetzt mal die Hauptfrage. Wieso sind all diese Stämme überhaupt losgezogen? Die eine Erklärung, die man häufig hört, ist, die Hunden sind schuld. Denn die haben mit ihrem Angriff auf die Goten einen richtigen Dominoeffekt ausgelöst. Und wahrscheinlich ist es wirklich so, dass durch lokale Konflikte einzelne Gruppen ihre Heimat verlassen haben und dass das wiederum... andere beeinflusst hat. Außerdem versprach das Römische Reich eine Art Glamour. Wohlstand und Sicherheit und die Zugehörigkeit zu einem riesigen Reich. Aber es gibt auch noch andere Erklärungen. Zum Beispiel weiß man heute durch Untersuchungen von Baumrinden und Eisbohrungen, dass es im 6. Jahrhundert heftige Klimaveränderungen gab. Vermutlich ausgelöst durch drei Vulkanausbrüche innerhalb von 12 Jahren. Alle drei Ausbrüche trugen Schwefel in die Stratosphäre und führten so zu einer Abschwächung des Sonnenlichts. Die Folge? Eine Kältewelle, die über 100 Jahre andauerte und die vermutlich zu Missernten, Hunger und, als Folge davon, zu Krankheiten geführt hat. Lass! Italia wird diese Klimaveränderung auch genannt. Die kleine Eiszeit der späten Antike. Da ist es kein Wunder, dass sich Menschen, die unter Kälte, Hunger und Krankheit leiden, auf den Weg in etwas wärmere Gegenden machen. Nachdem die ersten Ankömmlinge wohl noch ganz positiv von den Römern aufgenommen wurden, kann das Römische Reich mit den immer neuen Menschen immer schlechter umgehen. Schließlich steckt das Reich ja, wie gesagt, in einigen Kriegen und ist entsprechend geschwächt. Und all die Neuankömmlinge zu integrieren, wie ihnen Was ja immer gut gelungen war, das kriegen die Römer in dieser Situation nicht hin. Auf dem Territorium des Weströmischen Reichs lassen sich unkontrolliert verschiedenste germanische Stämme nieder und zerfasern so die römische Einheit. Ich schau dazu einfach nochmal in unser Video zum 5. Jahrhundert, wie gesagt, ist oben verlinkt. Ein letzter von den vielen germanischen Stämmen, den ich euch dringend noch vorstellen muss, das sind die Langobarden. Die sollen eine besonders wilde Horde guter Kämpfer gewesen sein. Fun Fact am Rande. Ihren Namen sollen die Langobarden einer alten Legende nach vom germanischen Obergott Wodan persönlich haben. Die Frauen eines Stammes hatten sich vor einer Schlacht die Haare ums Gesicht gebunden, um so als Männer verkleidet für den Sieg ihres Volkes zu werben. Wodan fragte erstaunt, wer denn diese Langbärte seien und schon hatte der Stamm seinen Namen. Woher der wirklich stammt, darüber streiten die Wissenschaftler aber noch. Vielleicht ja, weil sie laut früher römischer Quellen sehr viel wilder als der Durchschnittsgermane gewesen sein sollen. Im Jahr 568 erobern die Langobarden große Teile Italiens. Gemeinsam mit anderen germanischen Stämmen dringen sie weiter nach Süden vor, können aber nicht die ganze Halbinsel erobern. Etwa die Hälfte des Landes bleibt unter der Kontrolle des Oströmischen Reiches. Das gilt als Endpunkt der spätantiken sogenannten Völkerwanderung. Denn danach bewegt sich im Großen und Ganzen nur noch wenig auf der Karte. Viele Wissenschaftler bezeichnen heute das Jahr 500 als den Übergang von der Welt der Weltkriege. von der Antike zum Frühmittelalter. Für die Menschen damals war das natürlich gar kein Bruch. Die haben sich am Ende des Jahres 499 genauso gefühlt wie Anfang 500. Was ist sonst noch passiert im 6. Jahrhundert? Der Mönch Dionysius Exigus soll im Jahr 525 unsere christliche Zeitrechnung vorgeschlagen haben. Zuvor zählte man in Rom entweder die Jahre ab Urbe Condita, abgekürzt AUC, das heißt seit der Gründung der Stadt Rom, oder aber die Jahre des jeweiligen amtierenden Herrschers. Dionysius Exiguus berechnet, dass der Zeitpunkt von Jesus Geburt im Jahr 754 ab Urbe Condita seit der Gründung Roms gewesen sein müsste. Er bezeichnet das erste Jahr des Lebens Christi mit einer Eins. In der Zeit danach verbreitet sich diese neue Zeitrechnung immer mehr und heute ist für uns kaum vorstellbar, dass die Zeit irgendwann einmal anders berechnet worden sein könnte. Die Justinianische Pest wütet seit Mitte des Jahrhunderts im ganzen Mittelmeerraum. Millionen Menschen sterben. Erst zwei Jahrhunderte später scheint die Pest besiegt, aber Spoiler, sie wird wiederkommen. Im 14. Jahrhundert. Und dann noch viel schlimmer. Der Wandermönch Columban reist von der irischen Insel ins Frankenreich und beginnt zu missionieren. Bald eilt dem asketischen Mönch einen Ruf als leidenschaftlicher Prediger und Wunderheiler voraus, sogar Bären soll er gezähmt haben. Er bringt unzähligen Menschen quer durch Europa das Christentum nahe und institutionalisiert die Beichte. Auch bei uns in der Gegend des Bodensees predigt der Mönch aus Irland und hinterlässt so seine Spuren. Um das Jahr 570 wird ein Mann geboren, der die Welt bis heute beeinflussen soll. Mohammed. Er ist der Begründer der Religion Islam. Mehr über ihn erfahrt ihr dann im Video zum 7. Jahrhundert. Die Völkerwanderung hat also eure... ganz schön durchgeschüttelt und neu geordnet. Was meint ihr? Wie würde euer Leben heute aussehen, wenn die germanischen Stämme damals einfach daheim geblieben wären? Wie würde Europa, wie würde die Welt aussehen? Schreibt es gerne unten in die Kommentare, eure Vermutungen dazu. Wenn ihr weitere Jahrhunderte anschauen wollt, bzw. euch mit den Geschehnissen der Jahrhunderte beschäftigen wollt, klickt einfach oben auf das i, da kommt ihr zur Playlist. Hier neben mir findet ihr noch einmal das 5. Jahrhundert und auch das 4. Jahrhundert. Danke fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal.