Zuerst stürzt man sich ins Gefecht. Das weitere wird sich finden. So fasst Lenin zusammen, wie Revolution gemacht wird.
Nicht lange fackeln, sondern machen. Und im Prinzip läuft die Oktoberrevolution 1917 genau so ab. Diese russische Revolution prägt die Geschichte Russlands entscheidend.
Bis heute. Noch immer polarisiert das Thema. Ist die Revolution glorreicher Wendepunkt in der Geschichte Russlands oder sogar der ganzen Welt?
Oder doch nur ein blutiger Krieg, geführt für die falschen Ideale? Oder beides? Und welche Rolle spielt Lenin dabei? In diesem Video hier sprechen wir darüber, wie es zu der russischen Revolution oder eher zu den russischen Revolutionen kommt und über das Jahr 1917. Spoiler-Revolution im Plural, denn wie gesagt, es gibt mehrere.
Dazu jetzt mehr. Was ist eine Revolution überhaupt? Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert Revolution als schnelle, radikale, in der Regel gewaltsame Veränderung der gegebenen Bedingungen.
Das bedeutet meist, weg mit den amtierenden Herrschern. Es muss etwas Neues her. Ob Revolution, Ob Revolutionen jetzt was Gutes sind oder was Schlechtes, das bleibt offen.
Wir neigen dazu, die französische Revolution als gut einzuordnen. Aber wie ist das mit den russischen Revolutionen? Klären wir zunächst einmal, wie es zu den Revolutionen überhaupt kommt. Klar ist, Revolutionen kommen nicht aus dem Nichts. Menschen stehen dahinter.
Menschen, die nicht zufrieden sind mit ihrer Situation. Die Menschen sind im Russischen Reich damals in nahezu allen Bereichen unzufrieden. Die Wissenschaft fasst die Ausgangslage Russlands als tiefgreifendes Strukturproblem zusammen.
Okay, das kann jetzt natürlich vieles heißen, heißt aber konkret, bereits seit Jahrzehnten rumort es in der russischen Gesellschaft. Was ist da eigentlich genau los? Russland ist um 1900 herum vor allem im Vergleich zu den westlichen Nachbarn wirtschaftlich abgehängt. Anders als zum Beispiel das britische Empire oder das deutsche Kaiserreich ist das russische Reich immer noch stark landwirtschaftlich geprägt.
Die Bauern stellen den Großteil der russischen Bevölkerung und die sind oft hoch verschuldet. Das ist eine Folge der sogenannten Bauernbefreiung 1861. Vorher gehören Bauern den Gutsbesitzern. deren Land sie bewirtschaften. Seit 1861 können sich Bauern aus dieser Knechtschaft herauskaufen. Freiheit gibt es für Bauern also nur gegen Rubel, das Zahlungsmittel in Russland.
Viele gehen diesen Schritt, aber wie gesagt, sie verschulden sich dadurch häufig. Einige ziehen daher auf der Suche nach Arbeit und in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Städte. Sie wollen in den Fabriken eine Anstellung finden, entweder als Saisonarbeiter oder aber auch dauerhaft.
Fabriken finden sie in den urbanen Zentren Moskaus und St. Petersburgs. Das Problem, die russische Industrie, ich habe es ja am Anfang schon erwähnt, ist im Vergleich nicht so gut entwickelt. Insgesamt sieht die Lebens-und Arbeitsrealität dort anders aus, als sich das viele Bauern gedacht haben.
Schauen wir uns St. Petersburg an. Die meisten Arbeiter verdienen dort zwar ein Drittel mehr Lohn, als im russischen Durchschnitt üblich ist, aber das Geld ist hart verdient. Frauen und Kinder verdienen allerdings weniger als Männer.
Das Leben in der Stadt ist auch teuer. Die Preise für Nahrung und Kleidung sind hoch. St. Petersburg ist um 1900 die teuerste Stadt des Reichs.
Dazu kommen noch Abgaben und Steuern. Am Ende bleibt also vom Lohn nicht viel übrig. Wenn überhaupt. Auch die Arbeitsumstände sind katastrophal.
Arbeiter schuften täglich 11,5 Stunden. Je nach Branche sogar noch länger. Da seht ihr schon, egal ob auf dem Land oder in der Stadt, Arbeiter und Bauern sind alles andere als glücklich.
Kann man sich auch irgendwie vorstellen. Die Hoffnung, dass sich etwas ändert, setzen die Menschen vor allem in diesen Mann, den ihr hier auf dem Bild sehen könnt. Den russischen Zaren Nikolaus II.
Er und seine Vorfahren sind seit Jahrhunderten die alleinigen Herrscher. Aber der Zar ist damals überfordert mit der Gesamtsituation. Sein großes Problem ist, sein Reich droht auseinanderzubrechen. Im riesigen russischen Reich leben nicht nur Russen, sondern Menschen vieler verschiedener Ethnien und Völker. Die streben seit dem 19. Jahrhundert die Autonomie von Russland an.
Sie wollen nicht zu Russland gehören. Der Zar und seine Leute versuchen jetzt, diese Menschen stärker an Russland zu binden. Das Schlüsselwort ist Russifizierung. Also weg von den eigenen Bräuchen, der Sprache und vor allem die Idee der Autonomie und die Forderungen sollen sie lieber vergessen.
Alle sollen Russen sein oder zumindest die Überlegenheit der russischen Nation anerkennen. Hier ist das Schlagwort großrussischer Nationalismus. Aber wer nach Autonomie strebt, der lässt sich von solcher Propaganda natürlich nicht beeindrucken. Die Russifizierungspolitik führt eher zum Gegenteil.
zu noch mehr Opposition. Wegen all dieser Gründe, vom Konflikt um die Nation und Ethnien bis zur prekären Arbeitslage von Bauern und industriellen Arbeitern, brodelt es im Reich. Die Unzufriedenheit der Menschen mit der Politik des Zaren wächst.
Jeder weitere Tropfen kann das Fass zum Überlaufen bringen. Und dieser Tropfen fällt 1904 ins Fass. Russland kämpft im Krieg gegen Japan. Russland verliert den Krieg 1905. In Sankt Petersburg entlädt sich jetzt der ganze angestaute Frust.
Tausende Arbeiter protestieren. Konkreter Anlass ist die willkürliche Kündigung vieler Arbeiter. Die Demonstranten fordern bessere Arbeitsbedingungen, einen Acht-Stunden-Tag, eine bessere Bezahlung, Mitsprache in den Betrieben.
Am Sonntag, den 9. Januar 1905, zieht ein Menschenzug friedlich in St. Petersburg zur Residenz des Zaren. Sie tragen Ikonen von ihm mit sich, denn schließlich erhoffen sie sich Hilfe von ihm. Die überforderten Wachen schlagen die Demonstration blutig nieder.
Es gibt Tote und Verletzte. Die Ereignisse gehen als Blutsonntag in die Geschichte ein und bewirken wieder das Gegenteil. Die Forderungen der Demonstranten werden lauter.
Die Menschen fordern jetzt nicht mehr nur verbesserte Arbeitsbedingungen, sondern sie wollen eine ganz klare Veränderung in der Politik. Zum Beispiel die Errichtung eines Parlaments. Erste russische Revolution ist voll im Gange.
In ganz Russland gehen die Menschen bis zum Herbst 1905 auf die Straße. Und die Bewegung radikalisiert sich. Im Dezember kommt es zu einem bewaffneten Aufstand der Arbeiter.
Aber die zarischen Truppen schlagen diesen Aufstand erneut blutig nieder. Die russischen Truppen beenden diese erste russische Revolution mit Gewalt. Hat sie also gar nichts gebracht? Der Kampf der Menschen ist nicht ganz umsonst. Nach den Ereignissen 1905 stimmt der Zar einer Verfassung zu.
Russland erhält auch ein gesamtrussisches Parlament, die Duma. Man muss aber ganz klar sagen, der Zar bleibt der Herrscher. Grundsätzlich ändert sich also nicht so viel. Aber man merkt, die Gesellschaft ist in Bewegung.
Und die meisten Konflikte sind nicht einmal ansatzweise gelöst. Und dann die nächste Katastrophe. Im Sommer 1914 bricht der Erste Weltkrieg aus. Wie auch andere Nationen erhoffen sich die Russen einen schnellen Sieg.
Aber je länger der Krieg dauert, desto klarer wird, den wird's nicht geben. Die Enttäuschung über den schleppenden Verlauf demoralisiert die Truppen. Auch die Zivilbevölkerung zu Hause ist zunehmend unzufrieden.
Den meisten bleibt kaum etwas zu essen, denn die Truppen an der Front müssen versorgt werden und die haben Priorität. Im sehr harten Winter 1916-1917 kann kaum noch Nahrung und Kohle ausgeliefert werden. Die Situation spitzt sich zu.
Am 8. März bzw. 23. Februar nach russischem Kalender, also dem Internationalen Frauentag, der 1911 eingeführt wurde, gehen Textilarbeiterinnen und Hausfrauen auf die Straßen von Petrograd, dem ehemaligen St. Petersburg. Die aufgebrachten Frauen fordern nichts Unmögliches.
Brot und Frieden. Es geht um nicht weniger, als das Überleben wollen sie klar machen. Die daheim gebliebenen Frauen gehören zu den Menschen, die unter diesen katastrophalen Bedingungen besonders leiden. Auf dem Weg durch die Stadt schließen sich ihnen Arbeiter aus der Industrie an. Die Proteste halten tagelang an und werden immer größer.
Petrograd befindet sich im Ausnahmezustand. Zarische Truppen reagieren. Mit Gewalt.
Bei den Demonstrationen sterben viele Menschen. Angesichts der chaotischen Lage wenden sich jetzt auch Teile des eigentlich zarentreuen Militärs vom Herrscher ab. In der Stadt übernehmen Soldaten und Arbeiter die Waffenarsenale der Stadt und inmitten des Chaos bilden sich neue politische Gremien.
Die zweite Revolution, die Februarrevolution, ist im vollen Gange. Die politischen Proteste bewegen Zar Nikolaus II. am 2. März des russischen Kalenders zur Abdankung. Damit liegt die Macht in Russland zum ersten Mal in seiner Geschichte In den Händen des Volkes.
Naja, zumindest in den Händen ihrer politischen Vertreter. Ist jetzt alles gut für die Bevölkerung? Schauen wir uns mal an, wer jetzt an der Macht ist.
Es gibt nicht nur eine, sondern vor allem zwei Gruppen, die Russland politisch vertreten wollen. Erstens die Mitglieder der provisorischen Regierung. Das sind vor allem versierte, liberal eingestellte Politiker, die vorher schon im Parlament der Duma gesessen haben. Das zweite Gremium ist der Petrograder Sowjet.
Sowjet ist russisch und bedeutet Rat. Dahinter verstecken sich Gremien, die basisdemokratisch funktionieren. So ein Sowjet bildet sich Ende Februar in Petrograd. Das wird später noch mal wichtig.
Die provisorische Regierung und der Petrograder Sowjet sind nun die politischen Entscheidungsträger. Auch wenn Mitglieder der provisorischen Regierung von sich sagen, dass sie die Regierungsverantwortung allein übernommen. Das Problem ist jetzt, die beiden Gremien müssen sich abstimmen. Das macht die politische Entscheidungsfindung langwierig und zermürbend. Die russischen Gremien schaffen es nicht, dauerhaft stabil zu regieren.
Auch weil sie die Probleme, vor allem die wirtschaftlichen, nicht lösen können. Es liegt auch daran, dass Russland sich immer noch im Krieg befindet. Die Männer möchten nicht mehr in einem Krieg kämpfen, der ganz offensichtlich verloren ist.
Aber die Alliierten, also Frankreich und Großbritannien, fordern von der neuen russischen Regierung, weiterhin mitzukämpfen. Das führt dann dazu, dass die Regierung im Mai 1917 eine weitere militärische Offensive startet. Da haben sie aber nicht mit den Soldaten gerechnet. Oder besser gesagt, ab jetzt müssen sie ohne Soldaten rechnen.
Denn die Truppen desertieren. Und zwar scharenweise. Wer kann die ganze Krise jetzt lösen? Ein Mann behauptet es zumindest von sich, dass er das hinbekommt. Diesen Mann hier kennt ihr vielleicht.
Wladimir Ilyich Ulyanov. Besser bekannt als Lenin. Er ist Politiker, radikaler Sozialist. Er selbst kommt aus einer bürgerlichen Familie.
Schon als junger Mann schließt er sich aber den Sozialisten an. Grund könnte die Verurteilung von Lenins älteren Bruder gewesen sein. Der ist Mitglied der Terrorgruppe Narodnaya Volnya gewesen. Nach der Hinrichtung seines Bruders wird Lenin selbst Mitglied dieser Terrorgruppe.
Ziel ist ein Umsturz durch Bauern und das Mittel sind Terrorangriffe auf Mitglieder des Zarenhauses. Jahre später als Anwalt in Samara und St. Petersburg wird Lenin Teil marxistischer Gesprächskreise. Er beginnt, seine Theorien zu konzipieren.
Er passt die Thesen von Marx, zu denen wir auch schon mal ein Video gemacht haben, nach seiner Sicht an die Umstände Russlands an. Das bedeutet, für eine erfolgreiche Revolution müssen Bauern und Arbeiter zusammenstehen, sagt er. Lenin wird eine beherrschende Figur der russischen Sozialisten. Und so wird er auch Kopf der Berufsrevolutionäre, der Bolschewiki.
Lenins großes Ziel ist eine Revolution. Darauf arbeitet er geradezu fanatisch hin. Als im Frühling 1917 deutlich wird, dass die neue Regierung aus provisorischer Regierung und Sowjet an Rückhalt verliert, sieht der Taktiker Lenin die Chance gekommen, die Macht zu ergreifen.
Lenin, der sich bis dahin noch im Schweizer Exil befindet, fährt mit der deutschen Reichsbahn zurück nach Russland. Lenin positioniert sich öffentlich gegen die provisorische Regierung. In den sogenannten April-Thesen ruft er ganz klar dazu auf, die aktuelle Regierung nicht mehr zu unterstützen. Er propagiert den gewaltsamen Umsturz.
Das ist nicht Parteilinie, aber Lenin setzt seinen Willen durch. Der provisorischen Regierung will Lenin ein Ende setzen. Und das tut er auch geschickt. Er arbeitet nämlich einen Umsturzplan aus. Und dann kommt der Tag, an dem er und die Bolschewiki diesen Plan in die Tat umsetzen.
Es ist der 25. Oktober 1917, als die Bolschewiki wichtige Gebäude in Petrograd besetzen. Vielleicht habt ihr direkt so ein Bild wie dieses hier vor Augen. Wie die siegreichen Revolutionäre in Massen den Winterpalast, die ehemalige Residenz der Zaren, erstürmen.
Der sowjetische Filmemacher Sergej Eisenstein hat diesem Ereignis mit seinem Film Oktober 1928 ein Denkmal gesetzt. Aber abgesehen davon, dass der Film an der Kinokasse floppt, sind die Bilder dramatischer, als es wohl in der Realität ausgesehen hat. Ein Propagandafilm, der vor allem im Nachhinein zeigen soll, wie spektakulär diese Revolution abgelaufen ist.
Ich habe ja schon angesprochen, dass die Bewertung der Revolutionen sehr unterschiedlich und auch schwierig ist. Bis heute werden die fiktionalen Filmaufnahmen übrigens als Originalaufnahmen in Dokus benutzt. Müsst ihr mal darauf achten.
In Wirklichkeit sind es wenige Revolutionäre, die das Gebäude stürmen. Die Wachen ergeben sich, ohne groß Gegenwehr zu leisten. Noch in dieser Nacht erklären sich die Bolschewiki um Lenin zu den neuen Machthabern. Das ist die große Oktoberrevolution, die dritte russische Revolution sozusagen. Direkt am nächsten Tag, am 26. Oktober, bringen sie die ersten Dekrete heraus.
Darin sprechen sie sich für ein Ende der russischen Teilnahme am Ersten Weltkrieg aus. Außerdem überlassen sie sämtliches Land von Kirchen, Gutsbesitzern und der Zarenfamilie den Bauern. Ihr erinnert euch, deren Rückhalt ist aus ihrer Sicht für eine erfolgreiche Revolution wichtig, weil es eben so viele sind.
Und jetzt wisst ihr auch, warum es ein Zug der deutschen Reichsbahn war, der Lenin nach Russland gebracht hat. Das Deutsche Reich hatte etwas davon, dass Russland aus dem Krieg ausgestiegen ist. Dass für 1917 eigentlich noch Wahlen angesagt sind, passt dann natürlich nicht so rein ins Konzept.
Aber diese Wahlen finden statt. Lenin und die Bolschewiki sind noch nicht so fest im Sattel, als dass sie andere linke Gruppierungen einfach verprellen könnten. Gruppierungen, die eben auch Rückhalt in der Gesellschaft haben.
Die Wahlen finden also statt. Bei dieser Wahl landen die Bolschewiki nach den linken Sozialrevolutionären abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Aber am 5. Januar 1918 umstellen bolschewistische Truppen, die Rote Garde genannt, den Taurischen Palais, der Sitz der Duma.
Sie lassen keine Abgeordneten mehr ran. Symbolisch nehmen sie den Sitz der parlamentarischen Demokratie ein. Sie zeigen, hier haben nur wir das Sagen. Wir, das sind die Bolschewiki. Sie haben erstmal die Sympathie von Teilen der Bevölkerung hinter sich.
Woran liegt das? Die Bolschewiki gehen auf die Bedürfnisse der Bevölkerung ein, beschaffen Nahrungsmittel. Das kommt an. Gerade die Versorgung der Bevölkerung mit dem Notwendigsten war lange ein großes Problem.
Das heißt aber längst nicht, dass jetzt alles besser geworden ist. Mit der Meinungsfreiheit ist es nicht weit her. Andersdenkende soll es nicht geben.
Sie werden verfolgt. Auch Kritiker in den Reihen der Bolschewiki. Ganze Parteien flüchten in den Untergrund.
Um den Gegner ihre Gallionsfigur zu nehmen, stellen die Bolschewiki den jetzt Ex-Zaren und dessen Familie unter Hausarrest. In Yekaterinburg über... Über 1000 Kilometer entfernt von Moskau werden die Romanos rund um die Uhr überwacht. Die Gegner der Bolschewiki lassen sich davon nicht entmutigen. Sie, die wieder einen Zaren haben wollen, finden sich ab Frühsommer 1918 in einem Bürgerkrieg gegen die Bolschewiki wieder.
Das sind die Hauptgegner. Aber es mischen noch weitere Parteien mit. Der Bürgerkrieg dauert weitere drei Jahre.
Beide Seiten terrorisieren und zerstören. Mindestens acht Millionen Menschen sterben. Mehr als in Folge des Ersten Weltkriegs.
Auch die Zarenfamilie ist tot. Bereits 1918. Erschossen von ihren Aufpassern. Mehr dazu und der Zarentochter Anastasia, die angeblich überlebt haben soll, findet ihr übrigens auch bei Instagram, unseren Instagram-Account unten in der Infobox. 1921 können die Bolschewiki den Bürgerkrieg für sich entscheiden, aber auch in der Zeit werden wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme nicht wirklich gelöst. Dazu kommt eine Hungerkatastrophe.
Ausgelöst durch ungünstige Witterung und verschlechtert durch Misswirtschaft. Wenn man es so sehen will, sind wir wieder bei ähnlichen Problemen wie denen, die wir euch am Anfang geschildert haben. Die Bolschewiki müssen ab 1921 versuchen, einen Staat aufzubauen, wie es ihn noch nie zuvor gegeben hat.
Das läuft viel mit Try and Error, könnte man sagen. Und wer nicht mitmacht, dem drohen Gewalt und Härte. Ob Andersdenkende oder Kritiker, aber Tausende fallen dem roten Terror zum Opfer. War die Revolution jetzt also gut oder schlecht?
Naja, in Sowjetrussland ist die Antwort darauf ganz klar. Natürlich war sie gut. Der Tag der Revolution ist ein Feiertag gewesen. Mokharbatschow nennt 1987 seine Reformansätze Revolution in Anlehnung an die Revolution in 1917. Zu ihm findet ihr übrigens auch ein Video hier bei uns. Einer seiner Amtsvorgänger nennt die Februarrevolution die erste Erfahrung realer Demokratie.
Lenin gehört zu den Helden dieser Geschichte. Die Wahrnehmung der großen Revolution ändert sich vor allem nach dem Untergang der UdSSR 1991. Revolutionen werden zunehmend negativ wahrgenommen. Die Machthaber des heutigen Russlands sehen die Revolution, vor allem die Oktoberrevolution, als nationale Tragödie.
Die Bolschewiki, allen voran Lenin, der geistige Architekt der Sowjetunion, haben russische nationale Werte verraten, heißt es. Heutzutage schließt sich Wladimir Putin dieser Deutung an. Wenn er eine Stärkung der russischen Einheit und die Rückkehr russischer Werte fordert.
Den Umgang mit der Revolution heute sieht man vielleicht am besten an der Umdeutung des offiziellen Feiertages am 25. Oktober. 2005 schafft Putin diesen Tag ab. Stattdessen soll am 25. Oktober an den 24. Jahrestag der Revolution erinnert werden, der im Jahr 1941 begangen wurde, als sich Russland im Kampf gegen Hitlers Deutschland befand.
Dieser Kampf heißt in Russland nicht Zweiter Weltkrieg, sondern er ist als großer vaterländischer Krieg ein wichtiger Bezugspunkt in der russischen Erinnerung. Eine Geschichte voller Nationalstolz. Die Revolution von 1917, das eigentliche Ereignis, verschwindet dagegen im Hintergrund. Sie dürfe sich auf gar keinen Fall wiederholen. Das sagen die aktuellen Machthaber um ihrer Machtposition willen.
Wie seht ihr das denn? Ist Lenin ein Mann mit Idealen und Weitblick gewesen? Ist er ein Diktator und Massenmörder? Oder ein Kämpfer?
für die Armen und Entrechteten? Sollte daran erinnert werden? Und wenn ja, wie und an was genau? Schreibt eure Meinung gerne unten in die Kommentare.
Wir wissen, dass das für einige ein emotionales Thema ist. Deshalb bitte fair und nett zueinander sein. Neben mir findet ihr noch ein Video zu Stalin, dem Nachfolger Lenins. Und direkt darunter eins von den Kollegen von Terra X Plus. Und ein anderes Video zu einer anderen revolutionären Bewegung, nämlich die 68er.
Danke fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.