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Biografie über Mussolini

Jun 18, 2025

Übersicht

Die Besprechung widmet sich Antonio Scuratis Biografie „M. Der Mann der Vorsehung“ über Mussolini, die einen neuen Ansatz historischer Didaktik verfolgt, aber ambivalente Wirkungen entfaltet. Das Buch steht zwischen dem Versuch, der Rolle des Faschismus differenziert zu begegnen, und dem Risiko der Verharmlosung durch zu große Nähe.

Mussolinis Aufstieg und zentrale Ereignisse 1925–1932

  • Mussolini übernimmt 1925 offen die Verantwortung für den Mord an Matteotti und festigt dadurch seine Macht.
  • Die Umarmung durch König Vittorio Emmanuele gilt als symbolische Absolution für Mussolini.
  • Der Abschluss der Lateranverträge 1929 stärkt Mussolinis Stellung und den Ausgleich mit der katholischen Kirche.
  • Das Buch schildert Schauplätze wie Rom, Mailand und Libyen, inklusive Giftgasangriffen und Konzentrationslagern.

Aufbau und Methode von Scuratis Biografie

  • Scurati nutzt tagebuchartige, datierte Kapitel, die Geschichte und Privates um Mussolini verdichten.
  • Oppositionelle und Opfer des Faschismus treten im zweiten Band weniger in Erscheinung; Fokus liegt auf internen Machtkämpfen.
  • Jedes Kapitel wird durch Originaldokumente ergänzt, wie Briefe, Protokolle und abgehörte Telefonate.

Ziel und Problematik der Darstellungsweise

  • Scurati will einen „Antifaschismus im 21. Jahrhundert“, der auf Belehrung verzichtet und das Publikum zur eigenen Urteilsbildung anregt.
  • Die Perspektivübernahme des Diktators macht die Zeit erlebbar, birgt aber die Gefahr der Verklärung oder Nachahmung.
  • Die Taten und Methoden Mussolinis werden noch heute teils glorifiziert, weshalb Totschweigen keine Lösung ist.

Kritik an Band 2: Nähe statt Abschreckung

  • Der neue Band zeigt Mussolini als arbeitenden, erfolgreichen und volksnahen Regierungschef.
  • Kritisiert wird eine zu starke Vermenschlichung, die den Schrecken und die Brutalität des Regimes überdeckt.
  • Die erste Biografie liefert mehr kritischen Nährwert durch schonungslose Darstellung faschistischer Gewalt und gesellschaftlicher Mitschuld.
  • Erwartet wird, dass spätere Bände (mit dem Fokus auf Rassismus und Krieg) wieder stärkere Distanz bieten.

Empfehlungen / Fazit

  • Scuratis Werke bleiben wichtige Lektüre zur Auseinandersetzung mit Faschismus und seiner Wirkungsgeschichte.
  • Wer nur einen Band lesen möchte, sollte sich für den ersten Band entscheiden.