Herzlich willkommen auf unserem Kanal Pflegerrelevant. Wir erklären dir die wichtigsten Themen rund um den Pflegeberuf. Unser heutiges Thema sind Expertenstandards in der Pflege.
Es handelt sich dabei um ein wichtiges und examensrelevantes Thema. Schauen wir uns das Wort an. Laut Duden ist ein Experte oder eine Expertin eine Person, welche sich mit einem Thema besonders gut auskennt, also einen hohen Sachverstand besitzt. Ein Standard bezeichnet laut Duden etwas, was als mustergültig oder modellhaft angesehen wird, und wonach sich anderes richtet, also eine Richtschnur, ein Maßstab oder eine Norm. Dies beschreibt schon sehr gut, was Expertenstandards sind.
Sie gehören dabei zum Qualitätsmanagement, sollen also unter anderem dazu beitragen, einen wissenschaftlich bewährten Maßstab und Leitfaden für die professionelle Pflege zu setzen, mit dem Ziel, die Qualität der pflegerischen Versorgung sicherzustellen und zu verbessern. Wie entsteht ein Expertenstandard? Expertenstandards werden vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege, kurz DNQP, veröffentlicht. Dabei setzen sich je nach ausgewähltem pflegerelevanten Thema, beispielsweise Sturzprophylaxe, Fachleute des DNQP zusammen und erarbeiten in einer Literaturanalyse aktuelle, wissenschaftlich und evidenzbasierte Erkenntnisse.
Die Ergebnisse der Fachleute zum Pflegethema werden dann noch in einem Modellprojekt, einer Art kleinen Praxistest, in einer überschaubaren Zahl ca. 20 bis 30 Pflegekräfte, Pflegeheimen und Krankenhäusern daraufhin überprüft, ob die Inhalte des entwickelten Expertenstandards praxistauglich sind und wie diese in den Gesundheitseinrichtungen umgesetzt werden können. Wenn diese Überprüfung erfolgreich ist, wird der Expertenstandard vom DNQP veröffentlicht und in der Folge regelmäßig überprüft und angepasst, damit dieser wissenschaftlich und aktuell bleibt. Zu welchen Pflegethemen gibt es bereits Expertenstandards?
Nach aktuellem Stand gibt es beim Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege zehn veröffentlichte Expertenstandards zu speziellen Pflegethemen. Zwei weitere Expertenstandards sind in der Entwicklung bzw. Überarbeitung. Es gibt Dekubitusprophylaxe in der Pflege, Entlassungsmanagement in der Pflege, Schmerzmanagement in der Pflege, Sturzprophylaxe in der Pflege, Förderung der Harnkontinenz in der Pflege, Pflege von Menschen mit chronischen Wunden, Ernährungsmanagement zur Sicherung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege, Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz, Förderung der Mundgesundheit in der Pflege, Förderung der physiologischen Geburt.
Erhaltung und Förderung der Hautintegrität in der Pflege wird gerade modellhaft in 31 Krankenhäusern implementiert und getestet. Erhaltung und Förderung der Mobilität befindet sich derzeit in der Überarbeitung. Sicherlich sind nicht alle Expertenstandards für deine Einrichtung gleich wichtig. Da es sehr auf die Zielgruppe der zu pflegenden Menschen ankommt, welche pflegerischen Tätigkeiten im Vordergrund stehen.
Wo finde ich die Expertenstandards? Eine Übersicht über die bereits veröffentlichten Expertenstandards findest du auf der Seite des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege. Dort können diese auch bestellt werden.
Einen Link zur Seite findest du in der Videobeschreibung. Von jedem Expertenstandard ist ein Auszug mit relevanten Informationen für dich frei verfügbar und online einsehbar. Du brauchst dir als Einzelperson kein Exemplar zu kaufen.
Vielleicht gibt es in deiner Einrichtung oder einer Bücherei die Möglichkeit, in ein Exemplar reinzuschauen, damit du einen Eindruck davon erhältst. Die Zahl der nationalen Expertenstandards wächst mit der Zeit und es finden regelmäßige Neuveröffentlichungen und Aktualisierungen statt. Müssen Expertenstandards umgesetzt werden?
Krankenhäuser sind nach § 135a des 5. Sozialgesetzbuches verpflichtet, ein Qualitätsmanagement einzuführen und aufrechtzuerhalten. Hierbei können Expertenstandards als Orientierung und Handlungsanleitung für die Pflegepraxis dienen. Es ist wichtig zu betonen, dass auch wenn diese nicht rechtlich verbindlich sind, ihre Umsetzung dennoch als Best Practice in der Pflege angesehen wird.
Sie dienen dazu, die Qualität der Pflege zu verbessern und sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Patienten bestmöglich erfüllt werden. Daher werden sie in vielen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen freiwillig implementiert. Darüber hinaus können sie auch von externen Prüfinstanzen wie dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen, kurz MDK, und Zertifizierungsstellen herangezogen werden, um die Qualität der Pflege in einem Krankenhaus zu bewerten.
Ein Expertenstandard kann als nationaler Maßstab für Pflegequalität angesehen werden. Wie ist ein Expertenstandard aufgebaut? In den Veröffentlichungen sind viele wissenschaftliche Anteile, unter anderem das methodische Vorgehen der Fachleute beschrieben sowie eine ausführliche Literaturanalyse enthalten. Zentrales Element eines Expertenstandards bilden jedoch eine Zielsetzung, also was mit der Umsetzung erreicht werden soll, und die drei zentralen Qualitätsdimensionen in der gesundheitlichen Versorgung nach Donabedien, in denen nach Struktur-, Prozess- und Ergebniskriterien unterteilt wird, um einen Expertenstandard in der Pflegepraxis erfolgreich umzusetzen und das Ziel zu erreichen.
Strukturkriterien beschreiben allgemeine Rahmenbedingungen und Infrastruktur, die zur Umsetzung vorhanden sein müssen. Beispielsweise benötigt ein Krankenhaus kompetente und in der Thematik geschulte Pflegefachkräfte, um die Maßnahmen umsetzen zu können. Prozesskriterien beschreiben die Abläufe der pflegerischen Versorgung, also die Umsetzung der Pflegeprozessplanung, wie beispielsweise die Durchführung eines Risikoscreenings oder eine Beratung durch eine Pflegefachkraft. Ergebniskriterien beschreiben das Ergebnis, also den Ist-Zustand, welcher nach Durchführung der Prozesskriterien vorliegen soll.
Das Ergebnis des Pflegeprozesses. Beispielsweise, dass ein individueller Maßnahmenplan zur Sturzprophylaxe vorliegt. Anhand dieser drei Qualitätsdimensionen kann das eigene Qualitätsmanagement eines Krankenhauses oder Pflegeheims geeignete individuelle Pflegestandards für die eigene Einrichtung ableiten und erstellen und die Qualität der Maßnahmen überprüfen. Pflegefachkräfte haben sich bei ihrer Arbeit nach diesen Pflegestandards zu richten. So kann jede Einrichtung ihre individuellen Voraussetzungen in der Umsetzung daran anpassen.
Aus diesem Grund sind die nationalen Expertenstandards allgemein gehalten und geben keine genauen Zahlen und detaillierten Abläufe vor, sondern legen die drei geltenden Struktur-, Prozess- und Ergebniskriterien fest. Du solltest unbedingt die drei Qualitätsdimensionen von Donabedien kennen. Sie sind sehr wichtig für die Pflegequalität und bilden die Grundlage, um einen Expertenstandard in der Praxis umzusetzen. Schauen wir uns beispielhaft an, wie eine solche Umsetzung aussehen könnte.
In beinahe jedem Expertenstandard wird als Strukturkriterium kompetentes Pflegefachpersonal mit aktuellem Wissensstand über die Thematik gefordert. Zur Umsetzung in der Praxis sollte ein Krankenhaus unter anderem ausreichend Pflegefachpersonal bereitstellen, regelmäßig aktuelle Schulungen durchführen und Arbeitsmaterialien bereitstellen, die benötigt werden, beispielsweise ein Dokumentationssystem mit Screeningbögen. Als Prozesskriterium ist häufig gefordert, dass alle pflegebedürftigen Menschen ein individuelles Risikoscreening bei Aufnahme erhalten. Zur Umsetzung in der Praxis könnte ein Krankenhaus im hausinternen Pflegestandard festhalten, dass bei jeder Aufnahme ein Risikoscreening durch die Bezugspflegekraft durchgeführt wird und wie diese abläuft.
Sollten Strukturkriterium und Prozesskriterium ausreichend gut sein, wird das Ergebnis im Ergebniskriterium erreicht, als Istzustand. In unserem Fall ist eine Risikobewertung für jeden pflegebedürftigen Menschen vorhanden. Ein Krankenhaus kann so in der Umsetzung am Istzustand überprüfen, ob die Struktur- und Prozesskriterien ausreichend sind, um die Ergebnisse und gewünschte Qualität zu erreichen. Ob das Ergebnis erreicht wurde, kann in der Praxis beispielsweise durch eine Stationsleitung oder den medizinischen Dienst der Krankenkassen überprüft werden.
Weiter stellt das DNQP auch Audit-Instrumente bereit, durch welche die korrekte fachliche Umsetzung von Expertenstandards in einer Art Fragebogen- und Checkliste überprüft wird und so eventuelle Schwächen in den Struktur- oder Prozesskriterien aufgezeigt werden können. Die Auditinstrumente findest du auf der Internetseite des jeweiligen Expertenstandards. Diese sind unter dem Video verlinkt. Als gute Übung denke dir weitere Beispiele zur Umsetzung in deiner Einrichtung aus. Du darfst deine Beispiele gerne mit uns in den Kommentaren teilen oder nachfragen, falls dir keine einfallen.
Wozu werden Expertenstandards in der Pflegepraxis benötigt? Die Implementierung bedeutet einen großen Aufwand, bietet aber viele Vorteile, welche wir hier zusammenfassen wollen. Unter anderem Qualitätssicherung.
Sie dienen der Sicherung und Verbesserung der Qualität in der pflegerischen Versorgung. Indem klare Handlungsanweisungen und Standards festgelegt werden, wird eine gleichbleibend hohe Qualität der Pflege in Deutschland gewährleistet. Evidenzbasierte Praxis Expertenstandards basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und bewährten Praktiken.
Sie helfen sicherzustellen, dass die Pflege auf dem neuesten Stand der Forschung und evidenzbasierten Methoden beruht. Patientensicherheit Durch die Umsetzung wird das Risiko von Fehlern und Komplikationen reduziert. Dadurch werden die Sicherheit und das Wohlbefinden der Patienten verbessert.
Rechtliche Absicherung Die Einhaltung von Expertenstandards kann rechtliche Schutzaspekte abdecken. Im Falle von Rechtsstreitigkeiten oder Haftungsfragen kann die Dokumentation der Umsetzung als Beweismittel dienen. Berufsethik und Professionalität Expertenstandards unterstützen die Ausbildung und Praxis von Pflegekräften, indem sie klare Richtlinien und Standards festlegen.
Dies fördert eine professionelle und ethische Arbeitsweise. Transparenz und Kommunikation Expertenstandards bieten klare Kommunikationsgrundlagen zwischen verschiedenen Mitgliedern des Pflegeteams sowie zwischen Pflegekräften und anderen Gesundheitsdienstleistern. In diesem Video hast du jetzt die wichtigsten Dinge über die Entstehung und Relevanz von Expertenstandards erfahren. Zum Schluss noch Tipps, wie du dich auf das Thema in der Pflege gut vorbereiten kannst.
Schau dir die für deine Einrichtung relevanten Expertenstandards im Internet an oder frage, welche für deine Einrichtung besonders relevant sind. Die Seite des DNQP mit den Auszügen aus den Expertenstandards findest du in der Videobeschreibung. Du findest die Zieldefinition mit den Struktur-, Prozess- und Ergebniskriterien übersichtlich auf einer Seite des jeweiligen Expertenstandards. Diese enthalten wichtiges und aktuelles Fachwissen, Fachsprache und Methoden zu pflegerelevanten Themen, wie beispielsweise zur Dekubitusprophylaxe oder Sturzprophylaxe.
Es lohnt sich also und du wirst bestens vorbereitet sein für die Ausbildung und die Prüfung. Wir von Pflegerelevant bedanken uns für deine Aufmerksamkeit und wünschen dir noch viel Erfolg beim Lernen und einen schönen Tag. Wenn du uns unterstützen möchtest, lass uns gerne ein Abo da. Möge die Pflege mit dir sein.