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Wohnen und soziale Strukturen im alten Rom

Wenn man an Wohnen im alten Rom denkt, ist ein großer Landsitz, eine Villa, das erste, was einem in den Sinn kommt. Die meisten römischen Bürger lebten aber gar nicht in Villen, sondern in sogenannten Insulae, Wohnblöcken, die bis zu sieben Stockwerke hatten. Nur die wohlhabendsten Römer wohnten in Domus, Stadtvillen, und nur die Superreichen besaßen eine Landvilla. Das Haus, in dem ein durchschnittlicher Römer gewohnt hätte, hätte etwas so aussehen können. Die Römer nannten diese Häuserblocks Inseln oder Insulae auf Lateinisch. Im Erdgeschoss befanden sich Geschäfte, die sogenannten Tabernen. Die Wohnungen, genannt Kenakula, befanden sich in den oberen Stockwerken. Sie hatten meist mehrere Zimmer, manchmal Balkone und Toiletten und in einigen Fällen sogar fließendes Wasser, das von Aquädukten gespeist wurde. Die Bewohner der oberen Stockwerke lebten in kleineren und ärmeren Wohnungen, ohne eigene Toiletten, die dafür billiger waren. Auf den Dächern der Insulei wurden manchmal sogar improvisierte Holzverschläge errichtet, um weiteren Wohnraum zu schaffen. Die Insulei waren oft aus billigen Materialien, schlecht gebaut und eng zusammengepfercht. Dies führte zu vielen Problemen und Brände konnten ganze Stadtviertel zerstören. Bei einer Überschwemmung konnte Wasser in die billigen Luft... getrockneten Ziegel der Mauern eindringen. Dadurch wurden die instabilen Insulei mit der Zeit marode und konnten sogar einstürzen. Die Wohnungen waren oft in einem ähnlich schlechten Zustand. Wind und sogar Regen waren in den Wohnungen nicht mehr so gut. konnten durch Risse in den Wänden eindringen. Trotz dieser offensichtlichen Nachteile lebte der größte Teil der Stadtbewohner in solchen Insulae. Das liegt vor allem daran, dass die Wohnungen in den Insulae vermietet wurden. Die Wohnblöcke waren von Anfang an dafür gedacht, die enorme und wachsende Bevölkerung der Stadt auf engem Raum unterzubringen. Die Historikerin Hannah Platts schätzt, dass es in Rom über 40.000 Insulae gab. Im Vergleich, Stadtvillen oder Domus gab es weniger als 2000. Janet Delane ergänzt, dass die Stadtvillen im Gegensatz zu den Insulei Eigentum der Bewohner waren und nicht vermietet wurden. Für die meisten Menschen waren sie deshalb nicht erschwinglich. Wenn jemand die finanziellen Möglichkeiten hatte, machte er sich aber mit Sicherheit bald auf die Suche nach einer eigenen Domus. Dies lag daran, dass die Wohnsituation den Status eines Bürgers widerspiegelte und damit große Relevanz für seinen sozialen Status hatte. Für jeden, der die soziale und politische Leiter hinaufsteigen wollte, war eine Wohnung, die seinem Status entsprach, deshalb ein Muss. Werfen wir einen Blick auf ein Beispiel aus dem ersten Jahrhundert vor Christus. Quintus Lucretius Ophela war ein bekannter Feldherr. der zum Stand der Ritter gehörte, dem zweiten Stand nach dem der Senatoren. Ritter waren oft wirtschaftlich gutgestellt und hatten hohe militärische Ränge inne, hatten aber traditionell wenig politischen Einfluss. Ophela diente in den römischen Bürgerkriegen als Feldherr unter dem Diktator Lucius Cornelius Sulla. Er führte Sullas Männer bei der Belagerung von Praeneste an, eroberte die Stadt und präsentierte Sulla den Kopf von dessen Gegenspieler, dem Konsul Gaius Marius. Weil der Feldherr eine entscheidende Rolle bei Solas Sieg spielte, erhielt er nicht nur viel Geld, sondern auch Ruhm und Ehre. Ophela ist eine derjenigen Figuren aus dieser Zeit, über die nur sehr wenig bekannt ist. Dank dem antiken Autoren Plutarch wissen wir aber, dass er eine politische Karriere anstrebte. Normalerweise stand eine politische Laufbahn in Rom aber nur denen offen, die von höherer Geburt waren, das heißt aus einer Senatorenfamilie stammten. Es war zwar nicht unmöglich ohne diese familiären Voraussetzungen aufzusteigen, aber wesentlich schwieriger. Diejenigen, denen es dennoch gelang, nannte man Homines Novi, was wörtlich übersetzt Neue Männer heißt. Ein berühmtes Beispiel für einen Homo Novus ist der bekannte Redner Cicero. Damit Ophela ein politisches Amt hätte übernehmen können, hätte er seine gesellschaftliche Stellung um einiges verbessern müssen. Dank einer Reihe von Reformen, die Sulla durchgesetzt hatte, hatte ein solches Vorhaben aber dennoch eine Chance. Es ist wahrscheinlich, dass Ophela, wie viele Mitglieder des Ritterstandes, in einer der besseren Wohnungen im ersten Stock einer Insula lebt. zu. Um seine verbesserte gesellschaftliche Stellung zu zeigen und später auf Augenhöhe mit der Elite Roms verhandeln zu können, hätte Ophela jedoch einen privaten Wohnsitz, eine eigene Domus benötigt. Ein solches Stadthaus zu bauen oder zu kaufen war aber alles andere als ein kleines Unterfangen. Domus wurden zu einem guten Teil aus äußerst kostspieligen Materialien gebaut. Die Häuser der städtischen römischen Elite waren mit aufwendigen Verzierungen, Intarsienplatten, verschnörkelten Türpfosten und mächtigen Säulen ausgestattet. Sowohl die Wände als auch die Böden waren oft mit pompösen Gemälden, fabelhaften Fresken und komplexen Mosaiken verziert. In den Außenwänden, die der Straße zugewandt waren, befanden sich gewöhnlich auch Tabernae. Betrat man die Domus durch das Ostium, den Eingang, so kam man zunächst ins Vestibulum, die Eingangshalle. Sie wird manchmal auch V-Case genannt, was so etwas wie offener Mund, Kehle oder Korridor bedeutet. Durch diesen ging man zum Atrium, dem Zentrum des Hauses. Das Atrium war eine große zentrale Halle mit einer Statue oder einem Altar für die Hausgötter. Diese Halle war von hohen Säulengängen umgeben. Über dem Zentrum des Raumes befand sich eine Öffnung im Dach, das sogenannte Compluvium, durch das Regen in das Impluvium, ein Becken, im Boden fiel. Das Atrium war das Herzstück eines Stadthauses, denn hier wurden Gäste und Bittsteller begrüßt. Darum herum fanden sich ein Speisesaal, das Triclinium, ein Arbeits-und Empfangszimmer, das Tablinum und mehrere Schlafzimmer. Schlafzimmer. Das Arbeitszimmer verband das Atrium mit dem Peristylium, einem kleinen, dachlosen Innenhof, um den herum der hintere Teil des Hauses zentriert war. Von hier aus konnte man die Badezimmer und die Küche betreten, in der Sklaven die Mahlzeiten zubereiteten. In diesem Teil des Hauses befand sich normalerweise auch ein Postikum, ein Eingang für Bedienstete und Familienmitglieder, die das Haus und die Küche betreten. um sie hin betreten oder verlassen wollten. Insgesamt war das Gebäude entlang einer Achse gebaut, so dass ein eintretender Gast durch das Vestibulum, das Atrium, und das Tablinum bis zum Peristyl sehen konnte. Diese prunkvollen Häuser waren zur Straße hin geschlossen und die Wände waren fensterlos. Dadurch entstand ein sicherer Raum, der den Wohnraum von der Außenwelt, die als gefährlich galt, abtrennte. Seit dem ersten Jahrhundert vor Christus kann das Wort Domus nicht nur ein Gebäude, sondern auch den gesamten Haushalt einschließlich Familienmitgliedern, Dienern und Sklaven beschreiben. Als nun gerade mit dem Bau von Ophelas Domus begonnen werden sollte, hörte er, dass Sulla nach neuen Kandidaten suchte, um die Bänke des Senats aufzufüllen. Da Ophela nicht persönlich als Kandidat kontaktiert worden war, stellte er sich selbstständig zur Wahl zum Konsul. Er warb sogar auf dem Forum Romanum um Stimmen, obwohl Sulla ihm dies verboten hatte. Schließlich kam Ophela zu dem Schluss, dass er seine architektonische Selbstdarstellung noch weiter verbessern würde. und seinen Reichtum für die Öffentlichkeit noch ein wenig sichtbarer machen müsse. Also suchte er nach einem schönen Platz auf einem Hügel außerhalb der Stadt, sagen wir in der Nähe von Tusculum, wo er eine Villa Suburbana, ein Landhaus, bauen könnte. Neben der Villa Suburbana gab es verschiedene andere Arten von Villen. Es gab zum Beispiel die Villa Rustica, die ein Anwesen mit funktionierenden landwirtschaftlichen Einrichtungen und Werkstätten. Dieser landwirtschaftliche Aspekt war bei anderen Villentypen viel weniger wichtig, gehörte aber selbst zu den Villen, die eine rein repräsentative Funktion hatten. O'Feller hätte sich einen Ort für seine Freizeit gewünscht, an dem er sich vielleicht literarisch und philosophisch betätigt hätte. Was die Villa von Domus und Insulae unterschied, war nicht nur ihre schiere Größe, sondern auch ihre Lage in der Natur. Rund um den Golf von Neapel in Süditalien wurden die Villae in den Bergen an den Bergen der Neapel-Golf-Gelände gegründet. den Seen oder in der Nähe des Meeres gebaut. Eine Villa galt als perfekt, wenn sie die Landschaft beherrschte und einen weiten Panoramablick bot. Diese natürliche Schönheit wurde mit Menschengemachter ergänzt. Die Häuser wurden mit ausgedehnten, üppigen Gärten umgeben und ungelenkte Bäche flossen sanft plätschernd über viele der Anwesen. Es ist nicht nur Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die armen Mieter städtischer Insulei mit rissigen Mauern unter dem Wind litten, der durch ihre Häuser pfiff, während die Villen reicher Leute absichtlich an windigen Standorten gebaut wurden, um eine gute Luftzirkulation zu erzeugen. zu gewährleisten und so schlechte Gerüche zu reduzieren. Unverzichtbar für die Ausstattung einer Villa waren eine Krypta, mehrere andere Säulenhallen und ein Bad. Natürlich hingen die Möbel und Verzierungen vom Budget des Eigentümers ab. Die Palette reichte von bescheiden eingerichteten Innenräumen bis hin zu allem erdenklichen Prunk. Riesige Mosaiken, Kunstsammlungen, Wandmalereien, umfangreiche Bibliotheken und teures Geschirr waren keine Seltenheit. Römische Villen sind auch für ein weiteres entscheidendes Detail bekannt, das nur für die Reichen erschwinglich war, die Heizung. Die Römer benutzten sogenannte Hypocausten. Dieses Wort leitet sich von den griechischen Begriffen Hypo, Unter und Kaust, verbrannt, ab. Wie hier zu sehen ist, sorgte dieses zentrale Heizsystem für Wärme, indem es Leerräume unter dem Fußboden durch den Rauch und die Hitze eines Ofens aufheizte. Viele reiche Römer Die Römer besaßen mehr als eine Villa, verbrachten den größten Teil des Jahres dort und nutzten ihre Domus in der Stadt nur, um ihren politischen Verpflichtungen nachzugehen. Es war eine Villa in diesem Stil, die Ophela wohl hätte bauen wollen und sicherlich hätte er damit Eindruck gemacht. Aber Ophelas Pläne wurden durchkreuzt. Von Plutarch wissen wir, dass Ophela, während er Unterstützer für die bevorstehenden Wahlen suchte, mit einer großen Schar von Ophelas, Anhängern zum Forum ging. Das war zu viel für Sulla. Seine Geduld für Ophelas eigenmächtige politische Avancen war aufgebraucht. Sulla entschloss sich, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Er schickte einen Centurio zu Ophela und ließ ihn vor alle Augen abstechen.