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Entwicklung des Menschen

Das ist der zweite Teil der Videoreihe zur Evolution des Menschen. Und nachdem im vorherigen Video die Evolution und die Merkmale der Primaten besprochen wurden, liegt jetzt der Schwerpunkt auf die Entwicklung der letzten ca. 7 Millionen Jahren und damit auf die Entwicklung zu uns modernen Menschen. Gerade die Evolution zu uns modernen Menschen ist für viele Wissenschaftler von Bedeutung und das, obwohl wir in der gesamten Evolutionsgeschichte, wenn überhaupt, einen Wimpernschlag ausmachen. Stellt man die Evolution in einem Kalender mit 30 Tagen dar, tauchen wir erst am 30. Tag auf. Und selbst am 30. Tag entstehen wir erst in den letzten 5 Minuten des Tages. Neben der reinen Stammesentwicklung werde ich den aufrechten Gang und Hypothesen zu diesem thematisieren und auch auf die Out-of-Africa-Theorie eingehen und warum heutzutage eher von einem Stammbusch anstatt von einem Stammbaum gesprochen wird, denn das sind ja alles wichtige Themen in der Oberstufe und damit auch abiturrelevant. Einer der ältesten Vorfahren ist der Salantropos Chadensis, vor circa 6 bis 7 Millionen Jahren lebend. Und von diesem hat man einen Hirnschädel im afrikanischen Staat Chad gefunden. Er weist relativ kurze Eckzähne auf, hat eine kurze Schnauze und man vermutet bei ihm, ebenso wie bei Adipithecus ramidus, der vor circa 4,5 Millionen Jahren auch zu einem der frühesten Protohominiden gehört, dass beide bereits aufrecht gehen konnten. Die Evolution des aufrechten Gangs muss in der Evolution vielfältige Vorteile mit sich gebracht haben, sonst hätte dieses Merkmal sich nicht durchgesetzt. Und der aufrechte Gang ermöglichte, dass die Hände erstmals frei waren. Sie konnten genutzt werden zum Tragen von Gegenständen, später auch zum Herstellen von Werkzeugen. Außerdem gelangen die Augen in eine höhere Position, sodass man über die Vegetation hinweg nach Feinden und Beute, aber auch nach Nahrung Ausschau halten konnte. Ein dritter Vorteil war, dass die Art der Fortbewegung energetisch sehr viel effizienter gewesen sein musste, als sich auf vier Beinen fortzubewegen. Außerdem fiel so die direkte Sonneneinstrahlung auf eine kleinere Fläche, die neben anderen körperlichen Merkmalen vor einer Überhitzung des Körpers schützte. Letztendlich weiß man den genauen Grund für die Entwicklung des aufrechten Gangs nicht. Es gibt zwar zum einen die Savannenhypothese, nach der sich der aufrechte Gang in der Savanne entwickelt hat, Und zum anderen die Wasseraffen-Hypothese, nach der sich der Vormensch über lange Zeitspannen an und in Gewässern aufgehalten hat und so beim Gehen durch das Wasser besser an proteinhaltige Nahrung gekommen ist. Das Einzige, was man heute gesichert sagen kann, ist, dass sich der Aufrechte-Gang mehrfach und unabhängig voneinander entwickelt hat. Und dafür sprechen viele Funde. Funde, die auch heute noch gemacht werden, wie der Udo, der im Allgäu gefunden wurde. und der sogar noch älter als der Saal Anthropos sein soll und bereits wahrscheinlich aufrecht ging. Die Tatsache, dass sich der aufrechte Gang unabhängig vom Lebensraum mehrfach entwickelt hat, spricht auf jeden Fall erstmal gegen einer dieser Hypothesen und eher, dass sich der aufrechte Gang aufgrund der genannten Selektionsvorteile entwickelt hat. Eine Anmerkung, die morphologischen, also körperlichen Angepasstheiten für den aufrechten Gang, die entwickelten sich schon bei den Primaten. Die Gattung Australopithecus existierte zeitlich nach Adipithecus vor ca. 4,2 bis 2,5 Millionen Jahren. In welcher verwandtschaftlichen Beziehung sie zu den anderen Arten und zu Menschen steht, ist zwar noch nicht hundertprozentig gesichert, aber man weiß, dass die Gattung Homo aus dieser hervorgegangen ist. Der Übersicht halber habe ich hier mal den Stammbaum ab der Gattung Australopithecus dargestellt. Zu Australopithecus afarensis gehört auch Lucy, das vollständigste Fossil eines Australopithecus, entdeckt in Äthopien. Und bei dieser Art konnte der aufrechte Gang erstmals belegt werden durch konservierte Fußspuren in vulkanischer Asche. Das Gehirnvolumen beträgt ca. 400-500 cm³ und die Größe 1,20-1,40 m. Die Gehirngröße vergleichend mal dargestellt. zeigt die Zunahme des Gehirnvolumens im weiteren Verlauf der Evolution zusammen mit der Zunahme der mittleren Körpergröße. Und mit der Vergrößerung des Hirnvolumens geht auch eine Reduzierung des Gesichtsschädels bzw. der Schnauze zugunsten des Gehirnschädels, der einen immer größeren Anteil am Kopf ausmacht, einher. Die Evolution der beiden Merkmale fand man auch schon in der Evolution der Primaten. Im Gegensatz zu Australopithecus afarensis waren die beiden Arten der Gattung Paranthropus bereits größer und ca. 40 kg schwer. Ihr Gehirn war jedoch kaum größer als das eines Schimpansens. Mit deutlich stärkeren Kiefern ernährten diese sich hauptsächlich von hartfaserigen Pflanzen, starben jedoch vor ca. 1 Million Jahren infolge von Klimaänderungen aus. Von den Vertretern einer kleinen Australopithecus-Linie entwickelte sich schließlich die Gattung Homo, worunter auch wir moderne Menschen zählen. Und schaut man sich den Stammbaum an, wird deutlich, dass mehrere Vertreter der Gattung zeitgleich die Erde besiedelten. Und irgendwie ist das schon ziemlich verrückt, wenn man sich vorstellt, dass man vor ca. 40.000 Jahren als Homo sapiens mit anderen Menschenformen gelebt hätte. Zum Beispiel dem zwergenhaften Homo fluriesensis mit großen Füßen oder mit den kräftigen Neandertalern mit den dicken Augenbrauenbülzen. Okay, fangen wir mal von vorn an. Der ursprünglichste der Gattung war Homo habilis, der vor ca. 2,3 bis 1,5 Jahren in der Welt wurde. Millionen Jahren lebte. Neben Fossilienfunde, die man in Kenia und Äthiopien gefunden hat, fand man erstmals gesichert auch Werkzeuge, mithilfe derer Nahrung erbeutet und zerlegt wurde. Im Gegensatz zu den Australopithezinen ernährte sich Homo habilis auch von Fleisch. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle auch Homo rudolfensis zu erwähnen, der zeitlich etwa zur gleichen Zeit wie Homo habilis existierte und wahrscheinlich ebenfalls zu den ursprünglichsten Vertretern der Gattung Homo gehörte. Allerdings lässt sich eine Zuordnung aufgrund kaum vorhandener Fossilienfunde nicht deutlich klären. Vor etwa 1,6 Millionen Jahren evolvierte in Afrika eine weitere Menschenart, nämlich Homo erectus. Diese Art sah den modernen Menschen bereits ähnlicher. Sie hatten ein deutlich größeres Hirnvolumen, auch wenn das Gehirn im Vergleich zu uns Menschen immer noch deutlich kleiner war, und sie besaßen eine relativ dicke Schädelkapsel als eine Angepasstheit vor Verletzungen durch Schlägen mit stumpfen Gegenständen. Es wird spekuliert, dass es hier bereits zu kämpferischen Auseinandersetzungen innerhalb der Art gekommen sei. Homo erectus benutzte bereits Feuer zum Kochen oder für die Jagd auf größere Tiere, stellte Steinwerkzeuge her und lebte in einfachen Behausungen. Es war die erste Menschenart, die sich bis nach Ostasien ausgebreitet hat und damit auch die erste Menschenart außerhalb Afrikas. Die Besiedlung der Menschen mit dem Ursprung in Afrika wird auch Out-of-Africa-Theorie genannt. Und im Gegensatz zu den Hypothesen zum aufrechten Gang zeichnet sich eine Theorie dadurch aus, dass sie in Wissenschaftskreisen anerkannt und akzeptiert wird, weil es eben genügend Beweise dafür gibt. Und tatsächlich sprechen relativ viele Belege für diese Theorie, ganz im Gegensatz zu den genannten Hypothesen zum aufrechten Gang. Vor etwa 1,5 Millionen Jahren bis 250.000 Jahren existierten mehrere Arten der Gattung nebeneinander. In Asien auf der indonesischen Insel Flores fand man Fossilien der Art Homo floresiensis, die aus Homo erectus hervorging. In einer weiteren Ausbreitungswelle, die vor ca. 1 Mio. Jahren stattfand, verbreitete sich Homo erectus auch nach Europa. Nahe der Stadt Heidelberg fand man Fossilien der Art Homo heidelbergensis, aus der später der Neandertaler Homo neandertalensis hervorging. Weil es in der Gattung Homo zu einer besonders raschen Zunahme des Gehirns und damit zur drastischen Verkleinerung der kräftigen Kiefermuskulatur kam, entwickelte sich parallel ein immer komplexeres Sozialverhalten. Und vor allem Merkmale miteinander zu kommunizieren, erließ sich wertvoll beim kooperativen gemeinsamen Jagen und Sammeln. Gemeinsam hatten sie, dass sie alle geschickte Jäger waren, Pflanzen weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Nahrung war und weitere menschliche Merkmale. Rituale, die Vorstellung von einem Leben nach dem Tod, also Verstorbene wurden zum Beispiel zusammen mit Werkzeugen und Bekleidung vergraben. die wahrscheinlich als Grundlage für ein neues Leben gesehen wurden. Der Neandertaler gilt dabei als nächster Verwandter des Menschen. Er war äußerst muskulös, hatte einen massiven Schädel und ein Gehirn, das sogar größer war als das von uns modernen Menschen. Der frühe Homo sapiens war dabei nicht von Anfang an in Eurasien. Er geht wahrscheinlich aus einer Population von Homo erectus vor ca. 200.000 Jahren hervor. die in Afrika geblieben ist und breitete sich vor ca. 70.000 Jahren erstmals aus Afrika aus. Vor ca. 35.000 Jahren drang Homo sapiens dabei in das Gebiet von Homo neandertalensis in Europa vor, wo dieser vor ziemlich genau 28.000 Jahren abrupt verschwand. Mittlerweile gehen viele Wissenschaftler davon aus, dass der Neandertaler vom frühen Homo sapiens ausgelöscht wurde. Die frühen modernen Menschen kennzeichneten die Nutzung fortschrittlicher Werkzeuge, Höhlenmalereien und es entwickelte sich Sprache und Kultur. Und bei Kultur wird Wissen und Tradition von Generation zu Generation weitergegeben. Eine bedeutende Errungenschaft, wenn man bedenkt, dass Neuerlerntes, zum Beispiel im Hinblick auf kultivierte Pflanzen oder domestizierte Tiere, natürlich auch zu einer Angepasstheit gegenüber einer sich ständig ändernden Umwelt führt. Der Mensch ist sesshaft geworden, betreibt Viehzucht und Ackerbau. und ist so erfolgreich wie keine andere Spezies es jemals auf der Erde war bzw. ist. Die Populationsgröße wird durch den immensen Erfolg des Menschen immer weiter in die Höhe getrieben. Mit den fast 8 Milliarden Menschen, die auf der Erde leben, leben derzeit ca. 7% aller lebenden Homo sapiens auf der Erde. Neue archäologische und genetische Befunde zeigen, dass sich die parallel existierenden Gattungen mehrfach miteinander paten. Bei Eurasiern macht Neandertaler DNA ca. 2% des DNA-Genoms aus. Die DNA der Denisova-Menschen trägt bis zu 5% zur DNA der Bewohner Melanesiens bei, die im Übrigen die biologische Besonnenheit aufweisen, dass sie neben den australischen Aborigines die einzigen dunkelhäutigen Ethnien sind, bei der auch blondes Haar vorkommt. Und der Erfolg von Homo sapiens, so vermuten Wissenschaftler, liegt genau darin. Zum Beispiel dass Krankheitserreger und Viren gegenüber die der Neandertaler immun war, auch der Mensch nachfolgend besser an diese angepasst war. Und weil ein Genfluss zwischen verschiedenen Vertretern der Gattung Homo stattgefunden hat, spricht man heutzutage auch eher von einem Stammbusch anstatt von einem Stammbaum mit klaren Linien. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der moderne Mensch zusammen mit seinen ausgestorbenen nächsten Vertretern zur Gattung der Primaten gehört und diese sich vor ca. 7 Millionen Jahren von den Schimpansen abspalteten. Die ältesten Funde stammen aus Afrika und während der gesamten Evolution ist die Perfektionierung des aufrechten Gangs eine veränderte Anatomie des Schädels und damit einhergehend immer komplexere Verhaltensweisen beobachtbar. Während molekulargenetische Befunde die Out-of-Africa-Theorie stützen, gelten die Hypothesen zur Entstehung des aufrechten Gangs als Widerleg. Verwandtschaftsverhältnisse und genaue Zeiteingaben zum Auftreten der einzelnen Arten ist bis heute nicht sicher und wird durch Fossilienfunde immer wieder revidiert, was allerdings klar ist, es gab einen Genfluss zwischen den einzelnen Menschenarten.