Wie ist das Stufenmodell der moralischen Entwicklung nach Kohlberg aufgebaut und wie kann man eine Stufe in der moralischen Entwicklung aufsteigen? Zusätzlich möchtest du dein eigenes moralisches Urteilsbewusstsein testen? All das erfährst du im folgenden Video.
Hi und herzlich willkommen zu einem neuen Video. In diesem Video geht es um Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung. Zuerst erfährst du, wie das Stufenmodell nach Kohlberg aufgebaut ist und im Anschluss kannst du dein eigenes moralisches Urteilsbewusstsein anhand eines Fallbeispiels testen.
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Die Moral bezeichnet Handlungsmuster, Handlungskonventionen, Regeln und Prinzipien bestimmter Menschen, Gruppenmodal-Kulturen und somit die Gesamtheit der geltenden Werte, Normen und Tugenden. Eine moralische Handlung wäre zum Beispiel, einer sehr alten Person einen Sitzplatz im Bus anzubieten. Unmoralisch wäre es jemandem in Not, nicht zu helfen, obwohl man es ohne weitere Probleme für sich selbst tun könnte. Wie entwickelt sich nun also ein moralisches Urteilsbewusstsein?
Wann erkennt eine Person, dass es sinnvoll wäre, der älteren Person zu helfen? Und wieso erkennen andere Personen gar keine Notwendigkeit? Dabei sind laut Kohlberg diese Grundannahmen wichtig.
Die Reihenfolge der Stufen ist bei jedem Menschen die gleiche. Der Mensch kann keine der einzelnen Stufen überspringen. Der Mensch kann auch keine Stufe zurückfallen. Die Stufen hängen unter anderem mit dem Lebensalter zusammen. Nicht jeder Mensch erreicht die höheren Stufen der moralischen Entwicklung.
In Kohlbergs Theorie gibt es drei Ebenen der moralischen Entwicklung. Jede Kategorie hat zwei Unterstufen. Ebene 1, die präkonventionelle Ebene.
Auf dieser Ebene sind in der Regel Menschen von 0 bis 9 Jahren, zum Teil aber auch Straftäter. Stufe 1. Die Entscheidungen des Menschen auf dieser Stufe basieren weniger auf Moral, als vielmehr auf Strafe und Gehorsam und ihren eigenen egozentrischen Bedürfnissen. Der Mensch orientiert sich an der Autoritätsperson, also zum Beispiel an den Eltern oder an der Erzieherin. Das Verhalten, welches diese Autoritätsperson belohnt, wird als gut und richtig angesehen. Das Verhalten, welches diese Autoritätsperson bestraft, wird als schlecht und falsch angesehen.
Denkmuster auf dieser Stufe sind beispielsweise Ich habe Lust, das zu tun, also darf ich es auch. Wenn ich nicht erwischt werde, darf ich es auch tun. Das, was ich tue, ist richtig und gut so, denn meine Eltern sehen es so. Stufe 2. Die instrumentell-relavistische Orientierung Das Verhalten und die Entscheidung basieren weiterhin auf egozentrischen Sichtweisen.
Allerdings beginnt auf dieser Stufe die Miteinbeziehung der Mitmenschen. Im Idealfall werden die egozentrischen Bedürfnisse des Menschen befriedigt und zusätzlich noch die der Mitmenschen. Im Zentrum steht jedoch weiterhin die ausführende Person an sich.
Beziehungen zu anderen Personen werden dahingehend bewertet, was sie bringen. Loyalität oder Dankbarkeit wird nicht angewendet. Denkmuster auf dieser Stufe sind beispielsweise Ich muss das nur machen, wenn er auch das gleiche für mich machen würde.
Bekomme ich genauso viel wie der andere? Wenn ich das nicht mache, dann macht es ein anderer und dann hat der den Nutzen. Ich muss meinen Eltern helfen, weil sie auch so viel für mich tun.
Die zweite Ebene ist die konventionelle Ebene. Auf dieser Ebene sind Jugendliche und der Großteil der Erwachsenen. Stufe 3. Die interpersonale Konkordanz oder Good-Boy-Nice-Girl-Orientierung Die moralischen Erwartungen anderer Personen werden erkannt.
Der Mensch möchte den Erwartungen entsprechen, egal ob Strafe oder Belohnung erfolgt. Wenn der Mensch den Erwartungen nicht entspricht, entstehen Schuldgefühle und Scham. Es wird ebenfalls ein moralisches Erwarten an andere Personen gestellt. Das soziale Ansehen innerhalb einer Gruppe oder eines Netzwerks spielt eine wichtige Rolle.
Denkmuster auf dieser Stufe sind beispielsweise, was denken die anderen über mich? Wenn ich das mache, dient es meiner Clique. Das machen doch alle so, alle erwarten das von mir.
Es ist egoistisch, nur an sich zu denken. Wenn ich das tue, werde ich besser angesehen. Stufe 4. Die Orientierung an Gesetz und Ordnung.
Der Mensch erkennt, dass komplexe soziale Konstrukte wie die Gesellschaft nur funktionieren, weil sich Menschen an Gesetze und die moralische und ethische Ordnung halten. Es werden auch Erwartungen erkannt, die nicht von den Bezugspersonen gestellt werden. Denkmuster in dieser Stufe sind beispielsweise Das ist illegal, dann darf man es auch nicht machen.
Diese Entscheidung überlasse ich den Gerichten. Man hat schließlich eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Ich habe diese Pflicht übernommen. dann muss ich sie auch so gut wie möglich erfüllen.
Wenn ich das tun würde, würde ich Recht und Ordnung untergraben. Die dritte Ebene ist die postkonventionelle Ebene. Stufe 5 Die legalistische Orientierung am Sozialvertrag.
Der Mensch orientiert sich an einer Idee des Gesellschaftsvertrags oder Sozialvertrags. Regeln und Normen werden nur noch als verbindlich angesehen, wenn sie gut begründet sind. Werte und Normen der allgemeinen Gerechtigkeit und Nützlichkeit werden akzeptiert.
Nur etwa 25% aller Menschen erreichen diese Stufe. Denkmuster in dieser Stufe sind beispielsweise Stufe 6. Die Orientierung am universalen ethischen Prinzip. Auf dieser Stufe werden universelle moralische Vorstellungen erstmals unabhängig von gesellschaftlichen Meinungen definiert. Im Fokus liegt die Suche nach individueller Gleichstellung und Gerechtigkeit und die Achtung der Würde des Menschen, auch wenn diese im situativen Kontext Widerspruch zu geltendem Recht stehen. Einfach gesagt, der Mensch nimmt es in Kauf, sich in der Gesellschaft vollkommen unbeliebt zu machen und bricht das Gesetz für ein moralisch höheres Ziel, beispielsweise dem Menschenrecht.
Diese Stufe erreicht nur etwa 5% der Menschen. Die Denkmuster sind ähnlich wie die der 5. Stufe. Kohlberg hat im Laufe seines Lebens noch eine siebte Stufe der Theorie hinzugefügt. Kohlberg führte diese jedoch nie wirklich aus, da er annahm, dass diese Stufe kaum ein Mensch erreicht. Auf dieser Ebene kategorisiert Kohlberg Menschen wie Gandhi, Jesus und Buddha.
Menschen voller universeller Liebe, Mitgefühl und Heiligkeit. Um eine Stufe in der moralischen Entwicklung aufzusteigen, hat Kohlberg drei Kriterien formuliert. Kriterium 1 die soziale Perspektive muss von der reinen egozentrischen Perspektive hin zu einer Perspektive zur Realisierung der Ansprüche anderer Menschen werden.
Kriterium 2. Der Mensch muss sich in moralischer Selbstbestimmung üben und verbessern. Moralische Normen müssen hinterfragt und begründbar sein. Kriterium 3. Der Mensch muss weg von einer Lust-und Unlustbegründung hin zu einer postkonventionellen Normbegründung. Um das moralische Urteilsbewusstsein zu testen, eignen sich sogenannte Dilemma-Geschichten. Hier nun das versprochene Beispiel, an dem du dein eigenes moralisches Urteilsbewusstsein testen kannst.
Die Geschichte handelt von einem Mann namens Heinz, dessen Frau sterbenskrank ist. Der einzige Apotheker der Stadt hat ein Medikament entwickelt, das die Frau heilen könnte. Der Apotheker verkauft das Medikament für den zehnfachen Preis, den ihn die Herstellung kostet. Und er ist nicht bereit, Heinz das Medikament zu einem geringeren als den veranschlagten Preis zu verkaufen. Trotz zahlreicher Bemühungen gelingt es Heinz nicht, ausreichend Geld zu beschaffen, um das Medikament kaufen zu können.
Verzweifelt bricht Heinz in die Apotheke ein und stiehlt das Medikament für seine Frau. Wie würdest du diese Situation moralisch bewerten? War es okay, dass Heinz das Medikament gestohlen hat?
Wenn ja, wieso war es okay? Es sterben lassen oder stehlen schlimmer? Hätte Heinz das Medikament auch stehlen sollen, wenn er seine Frau nicht geliebt hätte?
Oder das Medikament für einen flüchtigen Freund oder ein Haustier gewesen wäre? Sollte der Richter Heinz für den Diebstahl bestrafen? Wenn ja, genauso hart wie ohne den Hintergrund der sterbenden Frau? Wenn nein, wieso nicht?
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Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.