Wer war er? Manche nennen ihn Bapu, den Vater Indiens und der Unabhängigkeit. Andere auch Mahatma, die große Seele.
Verehrt als Apostel der Gewaltlosigkeit. Bereits zu Lebzeiten Legende. Er wurde zum Sinnbild für das Schicksal des ganzen indischen Volkes. Und mehr noch, für die Hoffnung aller Unterdrückten dieser Welt.
Mein Leben ist meine Botschaft, sagte er, und schuf von Anfang an seinen Mythos mit. 1893. Mohandas Karamchand Gandhi, Barrister at Law, faces the Kalabar in South Africa. Die Jahre in Südafrika sind entscheidend.
Aus Gandhi wurde Gandhi. Er war nichts, als er ankam, ein kleiner Provinzadvokat, nicht besonders brillant. Seine Wandlung vollzog sich spektakulär, aber nach und nach. Geboren wird Gandhi in Indien. Seine Familie gehört einer höheren Kaste an.
Er studiert in London, bevor er Anwalt in Südafrika wird. Die Inder gehören damals beide zum britischen Commonwealth. Sie sind Kolonien im weltumspannenden Reich des British Empire, von dem es heißt, dass die Sonne dort niemals untergeht. 300.000 Inder leben in Südafrika.
Einige haben ihr Glück erfolgreich versucht und sind reiche Kaufleute, die Gandhi nun vertritt. Die meisten von ihnen aber arbeiten als Kulis, ausgebeutete Hilfsarbeiter, in den Docks, in den Minen und auf den Feldern. Allesamt sind sie benachteiligt.
Von Wahlen ausgeschlossen dürfen sie sich nicht frei bewegen. Kolonialisiert. Dieser unterlegene Status ist es, der den jungen Anwalt Gandhi zutiefst abstößt. Und obwohl er später von einer göttlichen Offenbarung gegen Rassismus spricht, schließt er die Schwarzen in Südafrika nicht in seinen nun beginnenden Kampf ein. Vorurteile sind auch bei Indern tief verwurzelt.
Sie lehnen eine Gleichstellung mit Schwarzen ab. ab. 1894 gründet Gandhi mit namhaften indischen Intellektuellen den Natal Indian Congress, dessen Ziel es ist, innerhalb des britischen Empire gleiche Rechte zu erhalten und in der kolonialen Hierarchie aufzusteigen. Nicht aber, sie zu überwinden.
Nach und nach trat er als der wahre Führer der indischen Gemeinschaft in Südafrika hervor. Wie aber gelingt ihm das? Gandhi ist jung und gilt als schüchtern.
Er verfügt jedoch über ein wichtiges Werkzeug. 1903 gründet er eine Wochenzeitschrift, die er selbst finanziert, schreibt und publiziert. Die Indian Opinion.
Sie erscheint in Englisch, Hindi, Tamil und Gujarati. In den Muttersprachen all der Unterdrückten und Benachteiligten, für deren Rechte und Würde er eintreten will. Gandhi war sich bewusst darüber, dass die indischen Gruppen in Südafrika zerstreut waren. Und er musste sie zusammenbringen.
Er musste ihnen auch eine Stimme geben. Und so war die Zeitung eine ideale Plattform für beides. Seine Ideen zu verbreiten und Gemeinschaft zu stiften. Helping not a little in the victory was the warrior of words. The modern telegraph system from 1870 onwards, it was a story of expansion and modernization.
Im späten 19. Jahrhundert begann Gandhi ein eine aktive politische Rolle in Südafrika zu spielen. Es war zugleich eine Zeit der medialen Revolution. Es gibt Telegrafen, Telefone und Massenmedien in Form von Zeitungen. Diese Kommunikationsrevolution passte wunderbar in seine Strategie.
Indian Opinion spiegelte einen Teil meines Lebens. Woche für Woche floss meine Seele in die Kolumnen, schreibt Gandhi. Über die Zeitung knüpft er ein enges Band mit seinen Lesern. Als die Zeit kommt, wird er das zu nutzen wissen. 1906 ist es soweit.
Die Briten verkünden ein neues Melderegister, in das sich alle Inder eintragen sollen. Eine weitere Demütigung. Gandhi wird der Kopf des Protestes.
Er bringt die Inder dazu, sich dem Gesetz zu verweigern, mit dem Risiko von Gefangenschaft und Tod, aber ohne jemals Gewalt anzuwenden. Gandhi geht für seine Überzeugung ins Gefängnis. Auch viele seiner Mitstreiter verbüßen Haftstrafen.
Unser ganzer Kampf basiert darauf, sagt Gandhi, uns selbst den Herausforderungen auszusetzen und sie niemand anderem aufzuerlegen, ob Inder oder Europäer. Das Fundament für den gewaltfreien Widerstand gegen Fremdherrschaft ist gelegt und Gandhi wird ihn für immer verkörpern. Wie kam er zu dieser Philosophie? Er bezieht sich auf den Amerikaner Henry David Thoreau und dessen Idee des zivilen Ungehorsams, den Russen Lev Tolstoi, mit dem er korrespondiert, und die Bhagavad Gita, den Gesang Gottes, den großen Text des Hinduismus. Diesem entnimmt Gandhi eine wesentliche Grundhaltung für seine Lehre.
Schade niemals einem lebendigen Wesen, ob Mensch oder Tier. Er war ultramodern, mehr noch postmodern vielleicht, indem er die wichtigsten Ideen des Westens der Zeit mit uralten Hindu-Traditionen in seiner Person verbannt, um daraus eine neue Philosophie zu schmieden, eine neue Art zu leben und zu handeln. Den Begriff passiver Widerstand lehnt Gandhi ab.
Er kreiert einen neuen Begriff für seine Bewegung, Satyagraha, Wirken durch die Kraft der Wahrheit. Widerstand leistende Satyagrahis setzten sich der Gewalt aus, antworten aber niemals mit Gewalt. Damit beeindrucken sie durch moralische Überlegenheit in Bezug auf ihre Unterdrücker.
Daran ist nichts Passives, im Gegenteil, es war sehr aktiv, weil es unbeschreibliche Stärke von jenen erforderte, die es in die Tat umsetzten. Laut Gandhi beeinflussen ihn in den Anfangsjahren in Südafrika vor allem die Ideen des englischen Ökonomen John Ruskin. Ruskin entwirft eine Gegenwelt zum modernen Kapitalismus, ein lebendiges Miteinander, basierend auf Kooperation, Teilen und sozialer Gerechtigkeit.
Ich entschloss mich, mein ganzes Leben zu ändern, um die Ideale dieser Schriften zu verwirklichen, wird Gandhi später sagen. Er gründet zwei Ashrams, klosterähnliche Siedlungen, auf dem Land in Südafrika. Zuerst die Phoenix und später die Tolstoi Farm, auf der er wohnt, umgeben von seinen Anhängern.
Jeder dort hat dieselben Arbeiten im Haus und auf dem Feld zu erledigen. Der Lohn ist für alle gleich, das Leben genügsam. Gandhi setzt strikte Disziplin durch und ist der erste, der sich bis zum Äußersten daran hält.
Er legt das Keuschheitsgelübde der Hindus ab und entsagt damit allen körperlichen Beziehungen zu seiner Frau, der Mutter seiner fünf Kinder, Kasturba. Sein Körper wird ein Mittel des Widerstandes. Gandhi verstand seine Körperpraxis und insbesondere seine Art der Askese und Enthaltsamkeit in Bezug auf Sex und Ernährung als einen Weg, seine spirituellen Kräfte und seine Wirksamkeit zu bündeln.
Sein Körper konnte so zu einem Supermedium werden, das hoch aufgeladen in die Öffentlichkeit strahlte, als Beispiel diente und als Vorbild in seiner Wirkung ansteckte. Die indischen Massen konnten auf die Symbolik Gandhis wie auf einen Sadhu, einen Heiligen, der alle materiellen Besitztümer aufgegeben hat, reagieren. Zur gleichen Zeit sahen sie den Krieger Krishna in ihm.
Und anstatt physisch zu den Waffen zu greifen, sprach Gandhi von moralischen und spirituellen Kämpfen. Ihm war klar, dass er für die Mehrheit der Inder, die Hindus waren, seine Aktionen nicht erklären musste. Sie würden seine Botschaft intuitiv verstehen.
Sie würden intuitiv auf diese Methode aufhören. Wir haben den März 1913 begonnen. Am 6. November 1913 ruft Gandhi seine Anhänger zu einem friedlichen Marsch durch Transvaal, eine Region, die für Asiaten und Schwarze verboten ist, auf.
2000 Männer, Frauen und Kinder kommen seinem Ruf nach. Und protestieren gegen Gesetze, die ihre Rechte einschränken. Die Repression ist brutal. Gandhi wird erneut ins Gefängnis gesperrt. Aber er hat gewonnen.
Angesichts des Ausmaßes der Bewegung erklären sich die Briten zu Gesprächen mit den Indern bereit. Es ist sein erster Sieg. Aus Trauer um die während der Kampagne getöteten Satyagrahis trägt Gandhi eine einfache weiße Tunika. Der Anwalt im dreiteiligen Anzug ist seitdem für immer verschwunden. Sein Ruhm überwindet die Grenzen.
Von Südafrika bis Indien wird Gandhi nun Mahatma genannt, die große heilige Seele. I wanted to acquaint India with the method I had tried in South Africa. 1915 ist Gandhi bereit, in sein Heimatland mit seinen 300 Millionen Einwohnern zurückzukehren und sich dort seiner Lebensaufgabe zu stellen, dem Kampf gegen die britische Vorherrschaft für die Selbstbestimmung des indischen Volkes.
Gandhi tritt der indischen Kongresspartei bei und wird einige Jahre später deren Führer. Er lässt die Elite-Partei Südafrikas hinter sich und vertritt nun Hunderttausende von Mitgliedern. Von den hohen über die mittleren Kasten bis zu den armen Bauern bringt Gandhi nun die Menschen zusammen.
1921 initiiert er einen Boykott gegen britische Waren. Eine weitere Satyagraha gegen die Brutalität der koloniale Herrschaft, die Indien um seine wenigen Rohstoffe wie Baumwolle bringt. Baumwolle wird zu der Zeit aus Indien heraus in Fabriken nach Großbritannien transportiert, dort zu Kleidung verarbeitet und wieder an die Inder zurückverkauft.
Ein ungerechtes System, das indische Souveränität außer Kraft setzt. Um diese zurückzugewinnen, führt Gandhi ein Werkzeug ein, das Sharka, ein Spinnrad. Alle Inder sind angehalten, täglich eigenes Garn zu spinnen und am eigenen Gewand, dem Kadi, zu arbeiten. Das Spinnrad wird ein kraftvolles Symbol der Emanzipation, sowohl von der britischen Herrschaft als auch von den industriellen Konsumgesellschaften des Westens. Ein ganz auf die indische Gesellschaft zugeschnittenes Projekt, das auf Genügsamkeit und der Rückkehr zur traditionellen ländlichen Selbstversorgung basiert.
Und auch wenn nur wenige seiner Anhänger es tatsächlich in die Praxis umsetzen, das Spinnrad wird zum Standard und zum Symbol der zukünftigen Flagge des eigenständigen Indien. Ob es nun das Spinnen ist, Das Spinnrad oder das Tragen bestimmter Kleidung. Alle diese Sachen sind leicht zu verstehen.
Sie benötigen keine weitschweifenden Erklärungen. Es sind sehr effektive Momente, kleine Inszenierungen, die sehr gut funktionieren, weil sie eine komplizierte politische Realität auf einfache und szenische Weise vermitteln. Darin ist Gandhi den Machern kommerzieller Werbung ähnlich und unterscheidet sich zugleich von ihnen.
Sie arbeiten ebenfalls mit der Reduzierung auf sehr einfache akustische und optische Zeichen. Aber Gandhi forderte damit zugleich zu einer Art ethischer Selbsterforschung heraus. Das ist eines der Dinge, die Gandhi wirklich neu erfunden hat. Am 22. September 1921 wogt ein Aufruhr durch die Stadt Madurai.
Der Mahatma soll bekannt gegeben haben, dass er vom heutigen Tage an nur noch ein einfaches weißes Lendentuch tragen wird, den Dotti, und einen Schal um seine Schultern. Gandhi war ein überragender Schöpfer von Bildern. Um den Schmerz des einfachen Mannes, den er vertreten möchte, zu verstehen, sagt Gandhi, muss er dessen Leben leben.
Und der einfache Mann hat nichts. Er ist arm, er ist nackt. Das Ablegen seines Gewandes ist also Teil seiner Strategie, mit ihm zu sympathisieren, sich hinter ihn zu stellen. Gandhi ist kein geborener Redner.
Er hat keine tragende Stimme. Und er weiß das. Und doch, wo immer er erscheint, versammelt er Menschenmengen.
Es ist, als ob nur seine Anwesenheit ausreicht, seine Botschaft zu verbreiten. Er erscheint als eine Verkörperung des hinduistischen Darshan. Seine Anwesenheit ist die Anwesenheit des Göttlichen. Die indische Gesellschaft ist sehr heterogen und weit sensibler gegenüber Bildern als gegenüber Schrift.
Eine Gesellschaft, in der die Rate der Alphabeten damals gering war. So richtete man sich mit Bildern an die Massen, nicht mit Texten. Mit Lenden, Tuch, Schal und Wanderstab ist seine schmale Silhouette für alle wiedererkennbar.
Gandhis Körper wird zu einer Ikone, einem Symbol für den Kampf eines ganzen Volkes. Der zukünftige Premierminister Großbritanniens Winston Churchill wettert gegen den halbnackten Fakir, der sich dem Empire widersetzt. Aber in Wahrheit sind die Briten entmutigt. Nichts kann Gandhi stoppen. Am 12. März 1930 brechen Gandhi und etwa 70 seiner Jünger von ihrem Sabarmati Ashram zu Fuß zum Meer auf.
386 Kilometer weiter werden sie auf hunderte Männer, Frauen und Kinder treffen, am Strand von Dandi. In der Dämmerung füllt Gandhi eine kleine Menge Meerwasser und etwas Salz ab. Eine unbedeutende Zeit.
Nein, eine symbolträchtige Auflehnung gegen die Kolonialmacht. Nur Briten haben das Recht, in Indien Salz zu gewinnen. Ein unverzichtbares Gut, das sie zudem mit hohen Steuern belegt haben. Salz, ein Symbol kolonialer Ungerechtigkeit. Mit einem einzigen Akt hat Gandhi das Wichtigste auf den Punkt gebracht.
Es ist nicht länger eine Frage der Verhandlung um einige Rechte, es geht nun um die totale Unabhängigkeit Indiens. Durch die Symbolik des Salzmarsches gelingt Gandhi der internationale Durchbruch. Mithilfe der ausländischen Presse, die in den letzten Jahren in Indien vertreten sind, Erlangen er und seine Bewegung Weltruhe. Gandhi lud Journalisten ein.
Es gab diese intuitive Sympathie mit dieser Art antiimperialistischen, antikolonialen Bewegungen. Er sagt ihnen, dass sie sich als Teil der Bewegung fühlen müssten, nicht nur als Beobachter und Reporter. Und ob sie wollten oder nicht, Gandhi schaffte es, dass sie dabei waren.
Das ist das Genie dieses Mannes. Nach dem Salzmarsch wird Gandhi verhaftet. Seine Frau Kasturba und eine seiner berühmten Mitstreiterinnen, die Dichterin Sarojini Naidoo, machen weiter.
Im Mai 1930 führen sie einen neuen Protest gegen das britische Salzmonopol. An den Salzminen von Dharasana erneuert Naidoo für die Satyagrahis das Manifest Ihr werdet geschlagen werden, aber ihr werdet euch nicht wehren. United Press, 21. Mai 1930. Die Polizei griff mit Stöcken an. Die Freiwilligen leisteten keinen Widerstand.
Ich hörte das entsetzliche Geräusch von Schlägen auf ungeschützte Schädel. Der amerikanische Journalist Webb Miller, der das schrieb, ist der einzige westliche Aufsichtspolitiker. Sein schockierender Bericht ändert die öffentliche Meinung weltweit.
Die brutalen Methoden der Briten werden nun angeprangert als moralischer Bankrott des Empire. Die Salzmarschierer leisten keinen Widerstand, als die Polizei sie schlägt. Gandhi hat gewaltlos die Gewalt besiegt.
Der Westen lässt ihm öffentliche Weihen zukommen. Im Januar 1931 kürt ihn das Time-Magazin zum Mann des Jahres. Ich werde sicher nicht in europäischer Frist verletzt.
Und wenn das Wetter ermöglicht, sollte ich mich genau so vorstellen, wie ich heute bin. Und dann kam der kleine Mann, noch nicht so schlau, aber mit einem extrem schwarzen Blanket um seine kleine Fram. Ich bin sicher, er muss gefrostet haben. Wir waren in dicken Oberkotzen.
Die Briten haben eine zweite Runde Tischkonferenz einberufen, um die indische Krise zu lösen. Gandhi ist der einzige Vertreter der indischen Kongresspartei. Er verlangt die absolute Unabhängigkeit seines Heimatlandes.
Dennoch wird er wie ein Star empfangen, Kleidung und Gefolge erregen aufsehen, insbesondere seine treue Anhängerin Madeleine Slade. Le Matma est accompagnée de Miss Slade, qui a renoncé au prerogatif auquel lui donnait droit sa naissance. Elle est fille de l'amiral anglais Slade, pour devenir la collaboratrice la plus dévouée du maître.
Natürlich. Madeleine Slade war eine kuriose Erscheinung. Mehr noch als Gandhi, der halbnackte Fakir selbst.
An der Seite der Tochter eines britischen Vize-Admirals mit einem weißen Sari und geschorenem Kopf. Das war unglaublich. Für Gandhi war sie sehr unterstützend.
Sie verlieh seiner Mission und seiner Botschaft zusätzliche politische und moralische Autorität. Sie verkörperte eine Art lebendig besiegtes Großbritannien. Unglaublich. Gundys Besuch in London ist die hohe Schule der Öffentlichkeitsarbeit.
Er weigert sich, in den teuren Vierteln Londons zu wohnen und wählt einen Stadtteil der Arbeiterklasse im East End. Und obwohl die konservative britische Presse ihn wegen dieses aufrührerischen Verhaltens zur Destabilisierung des Empire kritisiert, schließen ihn einige Londoner in ihr Herz. Charlie Chaplin persönlich möchte ihn unbedingt treffen.
Und als er nach Nordengland geht zu den Textilfabriken, die vom indischen Boykott britischer Waren, den Gandhi verantwortet hatte, schwer getroffen sind, heißen ihn die Arbeiter wie einen Helden willkommen. für englische Kinder. Ihr werdet den anderen Kindern sagen, dass ich euch alle als meine eigenen Kinder liebe.
Das will ich nur sagen. Gandhi tritt erfolgreich als Vertreter aller Unterdrückten, seien sie Inder oder Briten, auf. Und er gewinnt den Kampf um die öffentliche Meinung auf dem heimischen Boden seines Gegners. Der von den Briten einberufene runde Tisch allerdings bedeutet ein Scheitern für Gandhi.
Die Frage der indischen Unabhängigkeit gelangt gar nicht auf die Tagesordnung. Zudem ist er in seinem eigenen Lager mit Widerspruch konfrontiert. Sein Opponent ist Bimrao Ramji Ambedkar.
Er repräsentiert die unterprivilegierteste Kaste Indiens, die Unberührbaren. Auch Gandhi verstand sich immer als Vertreter der Unberührbaren, der Hadi Jans, Kinder Gottes, wie er sie nannte. Er empfängt sie in seinem Ashram und setzt sich unermüdlich dafür ein, dass auch sie Tempel und öffentliche Brunnen benutzen dürfen.
Und dennoch hält er am indischen Kastensystem fest, indem er das Fundament der indischen Gesellschaft sieht. Ambed Kahl dagegen verlangt die absolute Abschaffung dieses Kastensystems als überholt und ungerecht. Dieser Bruch zwischen den beiden Männern wird auch die Gesellschaft spalten.
Und so lehnten die Ärmsten der Inder, die mehrheitlich der untersten Kaste angehörten, traurigerweise Gandhi kategorisch ab. Ihr Vater der Nation, ihr spiritueller Anführer und Führer des Kampfes für soziale Gerechtigkeit war Ambedkar und nicht Gandhi. Und das ist bis heute so. Gandhi erreicht nichts in London.
Schiebt er deshalb seine Rückkehr nach Indien hinaus? Eine Handvoll Bewunderer überzeugt ihn, in Europa zu bleiben. Er startet eine improvisierte Tour.
Ein Mann hatte bereits so lange an Gandhi geglaubt, dass Gandhi ihn in Genf besuchen will. Der Mann ist Romain Roland, Pazifist und Autor, Träger des Literatur-Nobelpreises, in der Schweiz im Ruhestand. Gandhi und er haben sich in den letzten Jahren in der Schweiz verabredet. sich nie zuvor getroffen, aber über Jahre hin korrespondiert. Romain Roland hatte daran gearbeitet, Gandhis Botschaft in Frankreich zu verbreiten.
In einem Essay von 1924 verglich er ihn mit einem indischen Christus, einer Erlöserfigur für die Welt. Roland, wie viele andere, war auch Roland in dem Widerspruch zwischen der Ablehnung von Gewalt und der Hoffnung auf eine Revolution gefangen. So versuchte er zwischen 1920 und 1930 eine Synthese zwischen der Revolution und der Revolution zu schaffen.
zwischen der proletarischen Revolution und der von Gandhi exemplarisch gelebten Gewaltlosigkeit zu finden. Er hoffte, dass Gandhis Beispiel als Inspiration für die europäische Arbeiterklasse dienen könnte und sie zum Aufstand gegen den Faschismus ermutigen würde, der in Italien bereits an der Macht war und in Deutschland zu übernehmen drohte. Gandhi ist nun eine universelle, ikonische Figur und hält seine Prinzipien für universal. Eine Illusion? Nach ihrem Treffen glaubt sogar Romain Roulon nicht mehr daran.
Gandhi mochte eine Demokratie wie Großbritannien durch Entlarven ihrer Fehler erschüttern. Aber die totalitären Staaten im von wirtschaftlicher Not und politischen Kämpfen zerrütteten Europa besitzen andere moralische Voraussetzungen. Sie treten für unbegrenzte, rohe Gewalt ein.
Angesichts dessen scheint gewaltfreier Widerstand machtlos. Romain Roland erwidert Gandhi, ich kann Gewaltlosigkeit für mich selbst wählen, aber kann ich eine ganze Generation auffordern, sich im Namen der Gewaltlosigkeit zu opfern? Gandhi war für Roland nicht länger der Quell politischer Hoffnung.
Bevor Gandhi wieder den Dampfer nach Indien besteigt, macht er einen letzten Besuch in Rom. Der Papst verweigert ihm eine Audienz. Um nicht umsonst angereist zu sein, nimmt er eine Einladung des Duce Benito Mussolini an. Mussolini herrscht bereits seit 1925 als faschistischer Diktator über Italien.
Diese Bilder zeugen von einem Aufeinandertreffen, wie es widersprüchlicher nicht sein kann. Der Anwalt der Gewaltlosigkeit folgt einem Aufmarsch der Schwarzhünden. Es ist die Frage, ob Gandhi 1931 dem verführerischen Charme seines eigenen Mythos zum Opfer fiel. Er dachte, er hätte die Presse gut im Griff, er wäre der Meister der Presse. Public Relations zöge die Aufmerksamkeit der Presse auf sich und würde sie dazu bringen, seine Botschaft zu verbreiten.
Aber Fakt ist, wenn man den Film sieht, der für Mussolini gedreht wurde, dass Gandhi gar nichts bewirkt hat bei diesem Besuch. Es war ein Moment der Demütigung. Jahre später wird Gandhi noch einmal ähnlich handeln.
In einem Brief von trauriger Berühmtheit drängt er Hitler prinzipiell auf Gewalt zu verzichten. Er ging in dieselbe Falle wie viele Europäer zu der Zeit. Erst in Italien, später in Deutschland.
Indem sie nämlich an die soziale Ader der faschistischen Führer glaubten. Natürlich muss man England kritisieren, auch Frankreich. Aber sie waren nicht faschistisch.
Es gibt da eine rote Linie. Hat Gandhi Europa missverstanden? In der von überall aufsteigenden Gefahr bleibt seine Botschaft unerhört und sein Image verblasst. Die Wochenschauen zeigen eine triumphale Rückkehr nach Indien. Aber die Realität ist komplexer.
Gandhi wird erneut von den Briten inhaftiert. Sein Ansehen schwindet. Kritisiert und an den Rand gedrängt, entschließt er sich 1934, die Kongresspartei zu verlassen. So war Gandhi tatsächlich am Ende seiner, wenn Sie so wollen, Ikonisierung. Politisch viel schwächer als je zuvor.
Gandhi setzt sich in seinem Ashram in Sebagram zur Ruhe. Wie schon auf der Tolstoi-Farm in Südafrika lebt er ein diszipliniertes, asketisches Leben, umgeben von seiner Getreuen. Er wird nach wie vor konsultiert, doch spielt er ab jetzt in der Politik eine Hintergrundrolle. Der neue aufsteigende Stern der indischen Kongresspartei ist der spätere Premierminister des unabhängigen Indien, Jawaharlal Nehru.
Er pilgert einige Male nach Sewagram, um sich mit Gandhi zu beraten und dessen Segen zu empfangen. Selbst jetzt bleibt Gandhi, der angehende Vater der Nation, eine rechtmäßige Instanz und Autorität für Indien und darüber hinaus. Howard-Universität, 9. September 1935 Lieber Mr. Gandhi, ich bin der Vorsitzende einer Delegation amerikanischer Schwarzer, die bei der Bewegung der christlichen Studenten Indiens zu Gast sein wird. Ich habe vor, Sie unbedingt in Ihrem Ashram zu besuchen. Ich lese Ihre Schriften seit Jahren und es gibt so viele Dinge, die ich mit Ihnen diskutieren möchte.
Mit freundlichen Grüßen, Howard Thurman. Howard Thurman war einer der führenden religiösen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Ich möchte mich auf ihn als einen der geistigen Architekten der modernen Bürgerrechtsbewegung beziehen. Normalerweise datieren wir deren Beginn in die späten 40er, frühen 50er Jahre mit Montgomery und King. Aber die Leute haben lange vorher um ihre Rechte gekämpft.
Konfrontiert mit institutionalisiertem Rassismus und Rassentrennung waren schwarze Amerikaner sehr früh fasziniert von Gandhis Experiment. Bereits in den frühen 20er Jahren tauschte Mahatma regelmäßig Briefe mit den Pionieren der schwarzen Bürger- und Menschenrechtsbewegung aus, wie hier W.E.B. Dubois. Satya Graha, der gewaltfreie Widerstand der Unterdrückten, geht so zusammen mit den politischen und spirituellen Bestrebungen der Bürgerrechtler. Oftmals in Verbindung mit der protestantischen Kirche, wie im Falle von Reverend Howard Thurman, Professor der Theologie und Baptistenprediger. Das Treffen mit Gandhi und sein eigenes Nachdenken über Gewaltlosigkeit brachten den Nachweis oder eine Bestätigung für das, was er bereits gefühlt und worüber er tief nachgedacht hatte.
Die ganze Idee der moralischen Überzeugungsarbeit und die, die es in der schwarzen Gemeinde seit langem gab, von christlicher Nächstenliebe. Du sollst jeden lieben. Die Lieder handeln davon. Alle, sogar deine Unterdrücker. Verdammt!
Wie hilft man unterjochten Menschen, an einen Ort zu kommen, an dem ihre Liebe für ihre Unterdrücker nicht ihre Selbstliebe und Würde untergräbt? Durch dieses Rätsel arbeitete sich Thurman. Das war Teil seines Anliegens, das er mit zu Gandhi nahm. 6. Oktober 1935. Mein lieber Freund, ich bin erfreut, Sie zu treffen. M.
K. Gandhi. Mit Howard Thurman und seiner Frau Sue behandelt Gandhi das Thema grundlegend. Und hier, denke ich, ist der Wendepunkt in Gandhis Denken, als er sagt, dass die unverfälschte Botschaft der Gewaltlosigkeit in die Welt gebracht werden wird oder könnte durch die Afroamerikaner. 20 Jahre später, 1955, übernimmt ein junger Pastor den Staffelstab. Martin Luther King Jr.
Tief im rassistischen Süden ruft er eine neue Satyagraha-Bewegung ins Leben. Die Doktrin der Gewaltlosigkeit, wie sie von beiden, Martin Luther King und Gandhi in Indien, praktiziert wurde, war kein prinzipienloser Opportunismus. Es ging darum, seinen Körper, dessen Präsenz, in eine Frieden zu bringen. Wir müssen die Missverständnisse um die Gewaltlosigkeit beseitigen. Sie hat nichts mit Resignation, Feigheit oder Kompromissen mit der Macht zu tun.
Im Gegenteil. Beide, Gandhi und Martin Luther King, wussten, dass sie die Macht nicht haben. Sie verweilten sehr gut, dass es die Herausforderung der Macht war. Mit Nelson Mandela wird der gewaltfreie Widerstand nach Südafrika zurückkommen, wo Gandhi ihn für die Inder begonnen hatte.
Mandela adaptiert die Strategie für seinen Kampf gegen die Apartheid. Jede neue Widerstandsbewegung festigt so die Ikone Gandhi, nähert den Mythos von David gegen Goliath, vom kleinen indischen Mann, der den großen britischen Herrscher besiegt. Am 15. August 1947 wird Indien unabhängig. Nach Jahrzehnten der Auseinandersetzung stimmen die Briten, geschwächt vom Zweiten Weltkrieg, letztlich ihrem Abzug zu.
Die Herrschaft des britischen Empire ist vorüber. Die Republik Indien wird ausgerufen. Jawaharlal Nehru, der kommende Premierminister, verkündet es der Welt. Der Mahatma dagegen, der Bapu, der Vater der Nation, trauert.
Er zieht sich zum Fasten zurück. Dieses ist nicht die Unabhängigkeit, die er gewollt hatte. Der Kampf um die Souveränität war überschattet vom Kampf zwischen den zwei größten Gruppen Indiens, den Hindus, die zwei Drittel der Bevölkerung repräsentierten, und den Muslims. Gandhi hatte alles getan, um sie als Inder zu versöhnen, hatte sich mit Muslimführern getroffen, mit ihnen verhandelt, sich lebensbedrohlichen Hungerstreiks unterzogen, um die Gewalt zu stoppen. Vergeblich.
Die Unabhängigkeit geht mit einer Teilung des Subkontinents in das hinduistische Indien und das muslimische Pakistan einher. Eine blutige Teilung. 14 Millionen Menschen werden beiderseits der neuen Grenzen vertrieben.
Über eine Million ermordet. Hinduistische Nationalisten, die ein ethnisch reines Indien wollen, weigern sich Gandhi zu vergeben, dass dieser für ein gemeinsames, für alle offenes Land gefochten hatte. Für sie ist die Ikone zu einem Hindernis geworden, das aus dem Weg geschafft werden muss. Januar 30, 1948. Der Mann, der Non-Violenz betrug, wurde die Verletzung eines Assassins-Bullets. Am 30. Januar 1948 ist der Mahatma tot.
Erschossen am helllichten Tage von einem meditanten Hindu. Seine Ermordung vollendet seine Legende. Gandhi wird endgültig zu einem Märtyrer der Unabhängigkeit und Gewaltlosigkeit und zum Sinnbild für Einheit und Verbundenheit. Seine Asche wird in die Ecken des Landes verbracht und in alle Flüsse Indiens verstreut.
Als wäre Gandhi endlich eins mit seinem Heimatland.