Turner-Syndrom: Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Das Turner-Syndrom ist eine Chromosomenanomalie, die vor allem Frauen betrifft und durch das vollständige oder teilweise Fehlen eines X-Chromosoms gekennzeichnet ist. Es handelt sich um eine numerische Chromosomenaberration, die während der Meiose entsteht.
Chromosomenanomalien
- Normale Chromosomenzahl: 46 Chromosomen (44 Autosomen, 2 Geschlechtschromosomen)
- Fehlerhafte Verteilung bei Turner-Syndrom:
- Karyotyp 45,X (Monosomie X)
- Fehlen eines kompletten X-Chromosoms in >50% der Fälle
- Karyotyp 45,X statt 46 Chromosomen
- FĂĽhrt zu typischen Merkmalen und Symptomen
- Strukturelle Abweichungen des X-Chromosoms
- Vorhandensein von 46 Chromosomen, aber strukturelle Anomalien eines X-Chromosoms
- Beispiele: Isochromosom, Deletion von Abschnitten
- Mosaikform (Mosaik-Turner-Syndrom)
- 10-20% der Fälle
- Mischung von Zellen mit 46 Chromosomen und 45 Chromosomen (45,X)
- Milder ausgeprägte Symptome
- Seltene Formen mit komplexen Gonosomenanomalien
- Seltene Mosaikformen mit komplexen Anomalien
Pathophysiologische Folgen des X-Chromosom-Verlustes
- Ungleichgewicht der Genexpression
- Defizit an X-chromosomal kodierten Genen
- Führt zu Entwicklungsstörungen
- Gonadale Dysgenese
- Fehlende oder unzureichende Entwicklung der Ovarien
- Primäre Amenorrhoe und Unfruchtbarkeit
- Kleinwuchs
- Bedingt durch fehlende wachstumsregulierende Gene
- Herzfehler
- Strukturelle Herzfehler (z.B. Aortenisthmusstenosen)
- Nierenanomalien
- Nierenfehlbildungen und Lymphödeme
Fetalentwicklung und pränatale Verluste
- Häufige Ursache für Fehlgeburten
- 99% der Schwangerschaften mit 45,X-Karyotyp enden in Fehlgeburt
- Wenige Föten überleben bis zur Geburt
Zusammenfassung der Pathogenese
- Verlust oder strukturelle Anomalie eines X-Chromosoms
- Genotypische Veränderungen führen zu phänotypischen Manifestationen
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Spontanmutationen
- Vollständiges Fehlen eines X-Chromosoms
- Strukturelle Veränderung eines X-Chromosoms
- Mosaikveränderungen beider oder eines X-Chromosoms
Autor: Dr. med. Werner G. Gehring
Letzte Aktualisierung: 10.09.2024