Hi, herzlich willkommen zu unserer Reise quer durch die Jahrhunderte. Vieles, was in der Geschichte passiert, beeinflusst uns heute noch. Es können auch kleinste Alltagsdinge sein, die uns begleiten, ohne dass wir ihre Ursprünge kennen.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass die Figuren von Kartenspielen historischen Figuren nachempfunden sind? Der Herzkönig stellt zum Beispiel angeblich Karl den Großen dar. Und um den geht es in diesem Video.
Willkommen zum 8. Jahrhundert. Ich erzähle euch, was Karl den Großen so groß für Deutschland und Europa macht, wie er unsere heutige Schrift geprägt hat und wie es kommt, dass die katholische Kirche mit dem Vatikan ein eigenes Land hat. Bis heute. Aber wir starten ein bisschen früher mit dem Großvater von Karl den Großen, ebenfalls ein Karl.
Los geht's. Unser heutiges Deutschland gibt es im 8. Jahrhundert noch nicht. Das ist Teil des Frankenreichs, das neben Deutschland unter anderem auch das heutige Frankreich umfasst. Zu Beginn des Jahrhunderts haben arabische Heere große Teile des Nahen Ostens, Nordafrikas und der Iberischen Halbinsel besetzt.
Jetzt bedrohen sie das Frankische Reich jenseits der Pyrenäen. Bis zur Schlacht bei Tours und Portier im Jahr 718 132 scheinen die Araber unaufhaltsam zu sein. Aber nicht mit dem fränkischen Heerführer Karl Martell.
Martell, das heißt der Hammer. Und Karl trägt diesen Beinamen, weil er seine Feinde schonungslos zur Strecke bringt. Er hat genau studiert, wie die Araber angreifen, nämlich blitzschnell und zu Pferd. Karl Martell kämpft hauptsächlich mit Fußsoldaten und ihm ist bewusst, dass die viel zu schwerfällig sind.
Aber Martell hat eine Idee und gründet aus seinen Fußsoldaten eine neue Truppe. Die fränkischen Panzerreiter. Schwer gepanzert, kaum verwundbar.
Die ersten Ritter kann man sagen. Die bringen den Durchbruch gegen die Invasoren. In mehreren Schlachten schafft Mattel es so, die Araber auf die iberische Halbinsel zurückzudrängen. Wenn ihr mehr zur islamischen Expansion wissen wollt, dann klickt einfach auf das Video zum 7. Jahrhundert, habe ich euch hier oben verlinkt.
Mattel steht im Dienste eines der letzten Merowinger Könige, Teuderichs IV. Man sagt, die letzten Könige des Frankenreichs, die noch vor Merowinger von dem ich euch ausführlich im Video zum 5. Jahrhundert erzähle, findet ihr auch, wenn ihr oben auf das i klickt, sollen ziemlich schwache Herrscher gewesen sein. So schwach, dass an ihrer Stelle inzwischen der höchste Beamte im Reich, der Majordomus, der Hausmaier, regiert.
Allerdings nur inoffiziell. Offiziell liegt die Macht immer noch beim König. Karl Martell ist so ein Hausmaier. Und er gibt das Amt weiter an seinen Sohn Pipin, den Jüngeren. Das stört es ganz gewaltig, dass er nur inoffiziell die Macht hat.
Aber er hat keine Chance, etwas zu ändern, denn er weiß, wenn er einfach versuchen würde, den König zu stürzen, dann hätte er das Volk gegen sich. Er braucht die Unterstützung der Kirche. Bippin lässt sich vom Papst persönlich ein Gutachten ausstellen. Er will geklärt haben, wer aus päpstlicher Sicht der wahre König sei.
Damit die Antwort auch die richtige ist, stellt er dem Papst vorher künftige Militärhilfe in Aussicht. Und wie reagiert der Papst? Es wäre am besten, wenn derjenige König wäre, der die Erfüllung der Kirche nicht verhindern würde.
eigentliche Macht ausübt. Daher soll Hausmeier Pippin König der Franken werden. Das ist seine Legitimation. Mit diesem Gutachten schickt er den letzten Merowinger König ins Kloster. Das ist so gängige Praxis in der Zeit, um missgiebige Menschen loszuwerden.
Pippin wird im Jahr 751 zum König gesalbt. Er stammt nicht aus königlichem Geblüt, darum braucht er ein sichtbares Zeichen dafür, dass sein Anspruch legitim ist. Die Idee, er lässt sich salben.
Nach alttestamentarischen Die Könige David und Salomon waren damals vom Propheten Samuel gesalbt worden. So will Pipin zeigen, dass er ein König von Gottes Gnaden ist. Er ist der erste König mit dieser Bezeichnung.
Klingt ziemlich beeindruckend, oder? Mit Pipins Krönung geht das Königtum von den Merowingern zu den Karolingern über. Wenn ihr mehr über die Merowinger erfahren wollt, dann einfach oben klicken, Video zum 5. Jahrhundert ist ja verlinkt. Und ihr kennt das ja, eine Hand wäscht die andere.
Als kleines Dankeschön stellt Pipin die Hand. Er stellt Pipin den Papst nicht nur wie versprochen unter seinen Schutz, sondern überlässt ihm auch verschiedene Territorien und Städte in Mittelitalien. Diese pipinische Schenkung liefert die Grundlage dafür, dass wir auch heute noch in Italien den Stadtstaat Vatikan haben, dessen Monarch der Papst ist. Die Kirche und die Karolinger eint seither eine enge Verbindung.
Als Pipin stirbt, umfasst das Frankenreich das heutige Frankreich, Belgien, Holland, das Rheinland, Thüringen, die fränkischen Kirchen und die Kirchen der Vatikaner. Kernlande an Mosel, Mittelrhein und Main, sowie das heutige Württemberg und Schwaben. Außerhalb des Reichs liegt noch Sachsen, ungefähr auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens, nicht mit dem heutigen Bundesland Sachsen gleichzusetzen. Die Sachsen liefern sich immer wieder Gefechte mit den Franken.
Außerdem gibt es noch die Langobarden, gerade eben ja schon erwähnt. Und Bayern steht nur in lockerer Verbindung zum Frankenland. Aber die Langobarden, Bayern und vor allem die Sachsen können sich schon mal warm anziehen.
Denn jetzt kommt Pippi ins Sohn. als Nachfolger an die Macht. Trotz seines Tatenalters von ungefähr 21 Jahren schon ein erfahrener Schwert-und Speerkämpfer. Ich gelobe die königliche Macht für die Christen einzusetzen. Er heißt Karl, genau wie sein Großvater Karl Martell und soll später bekannt werden als Karl der Große.
Mit 1,90m ist Karl übrigens wirklich sehr viel größer als die meisten seiner Landsleute zu der Zeit und damit schon rein optisch eine imposante Erscheinung. Der Name passt also ganz gut. Karl jedenfalls knüpft sich die Langobarden vor, denn die bedrohen in Italien den Papst und seinen Kirchenstaat. Mit dem Papst ist Karl, genau wie sein Vater zuvor, ziemlich dicke. Er zieht mit einem Heer über die Alpen.
Die Langobarden haben keine Chance und schwupps hat er sich gleich selbst mit der eisernen Krone der Langobarden zu deren König gegründet. Doch seinen Lieblingsgegner sind die Sachsen. Die greift er immer wieder an, ein ums andere Mal. Denn er will ihr Territorium und das auch sie endlich zum Christentum übertreten.
An dieser Stelle ist es Zeit für einen kurzen Überblick über die Sachsen und die Franken. Unterschiedlicher könnten zwei Völker nämlich kaum sein. Hier die Franken mit ihrem König Karl an der Spitze, mit ihrem christlichen Glauben und ihrem Erfolgswillen, streng organisiert in Gesellschaft und im Heer, die Soldaten reiten in Rüstung, bewaffnet mit Lanzen, runden Schilden, Pfeil und Bogen, Wurfspießen und Streitechsten.
Und da die Sachsen, ein germanisches Volk, das die Natur sowie die alten Germanengötter von Odin bis Thor anbetet und einen guten Raubzug hier und da nicht verachtet. Einen zentralen Chef, der alles bestimmt, gibt es nicht. Die Macht liegt bei regionalen Fürsten.
Ein Heer? Ach Quatsch. Wenn es Krieg gibt, dann wählen sie einen Feldherrn, der die wilden Haufen zu Fuß in die Schlacht führt, bewaffnet mit Speeren, Schilden und Schwertern. Und ja, wirklich mit Strohhüten auf dem Kopf.
Karl zieht sich im Jahr 772 den Hass der Sachsen zu, denn gleich zu Beginn seines Feldzugs gegen sie lässt er eine riesige heilige Säule der Sachsen zerstören. Die ist nicht nur die Heer, die ist auch die Heer der Sachsen. ihre Minzul bei Obermaßberg. Damit beginnen die Sachsenkriege. An der Spitze der Sachsen steht als gewählter Feldherr der Herzog Widukind, der sich von Karl dem Großen nicht einschüchtern lässt.
Im Gegenteil, er bruskiert ihn, indem er einer wichtigen Versammlung fernbleibt und zieht sich damit Karls Zorn zu. Insgesamt mehr als 30 Jahre lang führen Karl und die Sachsen erbittert Krieg gegeneinander. Was Brutalität und Hartnäckigkeit angeht, schenken sich beide Seiten nichts.
Den Sachsen, deren Gebiete Karl erobert hat, lässt er die Wahl. Lasst euch taufen oder sterbt. Kein Wunder, dass ziemlich viele Sachsen, gerade Adelige übrigens, sich für Ersteres entscheiden.
Richtige Massentaufen veranstalten die Franken. Nach langen Kämpfen gibt Widukind schließlich auf und lässt sich im Jahr 785 sogar christlich taufen. um so einen Friedensvertrag zu erreichen. Und wer ist der Taufpate? Karl persönlich.
Aber erst im Jahr 804, 19 Jahre später, hat Karl wirklich alle Sachsenstämme komplett unterworfen und auch den letzten Aufstand. Niedergerungen. Höchste Zeit mal wieder einen Blick auf die Karte zu werfen.
Hier, das riesige Frankenreich. Bisschen ranzoomen, ja, wenn wir mal hier die Umrisse unseres heutigen Deutschlands einfügen, dann sieht man, es gibt nur noch ein einziges verbliebenes Stammherzogtum auf deutschem Boden, das nicht den Franken angehört, nämlich die Bayern. Auch die Gegend zwischen Elbe und Oder ist noch nicht fester Bestandteil des Reichs.
Aber nur drei Jahre nach Widukinds Taufe unterwirft Karl auch die Bayern. Bayernfürst Tassilo ist zwar ein enger Verwandter, aber Karl will Bayern unbedingt fest in sein Frankenreich eingliedern. Unter vorgeschobenen Erklärungen steckt er Tassilo dahin, wo dann Karls Vater Pepin, auch schon der letzte Merowinger König, gelandet war, ins Kloster.
Achso, was wurde eigentlich aus Widukind? Das ist unklar und ziemlich umstritten. Es gibt allerdings Spuren, die darauf hindeuten, dass er dank Karl, ratet mal, wo, gelandet ist?
Genau, im Kloster. Konsequent war er ja, der Karl. Karl der Große ist aber nicht nur Kriegsherr, nicht nur Verfechter des christlichen Glaubens, auch Bildung ist ihm wichtig.
Unter ihm werden Klöster zu mehr als nur Orten des Gebets. Sie werden zu Bildungsstätten mit Bibliotheken und Schreibstuben. Unsere Schrift heute geht zu einem Großteil auf die unter seiner Herrschaft verbreitete Schrift aus dem 8. Jahrhundert zurück.
Karolingische Minuskel nennt man diese klar lesbaren Buchstaben. Eine Variante der lateinischen Schrift. Die meisten sehen denen, die wir heute benutzen, schon sehr ähnlich.
Die Schriftart Times basiert zum Beispiel auf dieser Schrift. Karl dem Großen ist es zu verdanken, dass im gesamten Großreich dieselben Texte gelesen werden können. Denn er sorgte dafür, dass Mönche sie vervielfältigten.
Aber nicht nur eine einheitliche Schrift ist ihm wichtig. Maße und Gewichte lässt er normieren. Und mit dem Silberdenar schafft er eine Einheitswährung, die mehrere Jahrhunderte überdauern soll. So schafft Karl eine gemeinsame Basis für viele Menschen, die miteinander in seinem Reich Handel treiben. Das Reich der Franken wird unter Karl so mächtig, dass viele Menschen im 8. Jahrhundert glauben, in ihm sei das Römische Reich wiedererstanden.
Am Weihnachtstag des Jahres 800 geschieht etwas, das diese Vision noch verstärkt. Der Papst persönlich. hält den Gottesdienst, an dem Karl der Große teilnimmt.
Angeblich ahnt Karl nichts, als er nach dem Gottesdienst sein Haupt zum Gebet neigt und vom Papst persönlich unter dem Jubel der Römer die Krone aufgesetzt bekommt. Der Papst ernennt damit und mit Unterstützung des Volkes Karl den Großen zum Imperator Romanorum, zum Kaiser der Römer. Damit begründet er das neue römische Reich.
Verwalten lässt Karl der Große sein Reich von Kirchenvertretern und Grafen, die sein Reich überall vor Ort in seinem Namen vertreten. Dieses Verwaltungssystem ist ziemlich ausgeklügelt und in dieser Form etwas ganz Neues. Karl will überall in seinem gewaltigen Reich Präsenz zeigen und er reist darum umher. Er hat gar nicht einen Hof, sondern lässt riesige Pfalzen bauen.
Monumentale Steinbauten, in denen er auf seinen Reisen lebt. Aachen ist seine Lieblingspfalz. Hier verbringt er die Winter, manchmal sogar fast das ganze Jahr. Und warum? Naja, Karl ist leidenschaftlicher Schwimmer und Aachen hat warme Quellen, in denen es sich auch im Winter ganz vorzüglich planschen lässt.
In Aachen stirbt Karl der Große auch nach 46 Jahren Regierungszeit im Jahr 814, im Alter von etwa 67 Jahren. Und das hier, das ist das Reich, das er seinem Sohn Ludwig hinterlässt. Fast alle christlichen Völker des westeuropäischen Festlands sind hier vereinigt. Von der Elbe bis zum Atlantik und von der Ostsee bis nach Rom.
Außerdem hat Karl die Oberherrschaft über die Slavenstämme zwischen Oder-Mündung, Mittlerer Donau und Istrien errungen. Karl ist es gelungen, nach dem Untergang Roms wieder ein zusammenhängendes Reich im Westen zu schaffen, mit einheitlicher Verwaltung, Schrift und Währung. Ein bisschen, meint man, unser heutiges Europa anklopft zu hören. Sein Reich hält allerdings nicht besonders lang.
Seine Enkel teilen es im Vertrag von Verdun im Jahr 843 untereinander auf, in ein westfränkisches, ein ostfränkisches und ein mittelfränkisches Reich. Das Ostfränkische Reich, das ist das Gebiet, in dem heute Deutschland liegt. Die im Vertrag vereinbarten Grenzen verschieben sich später noch mehrere Male. Aber die Unterschrift unter dem Vertrag von Verdun gilt als erster Schritt zur Gründung Frankreichs und Deutschlands als Nationalstaaten.
Was ist sonst noch geschehen im 8. Jahrhundert? Kaiserin Irene, eine griechische Prinzessin aus Athen, ist die Kaiserin mit der längsten Regierungszeit im byzantinischen, also oströmischen Reich. Ihr Mann ist früh gestorben und sie regiert zehn Jahre lang als Vertreterin ihres Sohnes, der noch zu klein ist.
Als der erwachsen wird, kämpft sie mit allen Mitteln um ihre Macht. Sie lässt ihren Sohn sogar gefangen nehmen und blenden. Als er bald darauf stirbt, regiert sie weiter. Angeblich soll sie zwischenzeitlich sogar mit Karl dem Großen verlobt gewesen sein. Das hätte eine Wiedervereinigung der beiden römischen Reiche bedeutet.
Dazu kommt es aber nicht. Eine wichtige Erfindung kommt jetzt richtig in Mode. Die Wassermühle.
Zwar gab es schon vor dem 8. Jahrhundert hier und da Mühlen, aber weil der Bau richtig aufwendig und teuer war, entwickelte man sie nicht weiter. Aber jetzt, wo in Klöstern oft mehrere hundert Menschen zusammenleben, die alle Brot essen wollen und darum Mehl brauchen, lohnt sich die Investition plötzlich. Man kann sogar heute noch erkennen, wo sich im 8. Jahrhundert die Mühlen verbreiten.
An Ortsnamen wie Mühlhausen, Mühlen oder Mühlheim nämlich. Noch mehr verändert sich in der Landwirtschaft. Die Dreifelderwirtschaft wird erfunden.
Das heißt, Bauern nutzen ein Feld zum Anbau von Sommergetreide wie Hafer oder Gerste, eines für Wintergetreide wie Weizen und Roggen und eines lassen sie brach liegen, damit es sich erholen kann. Das bringt eine Menge. Die Erträge steigen um 50 Prozent. Außerdem sind die Bauern das ganze Jahr durch beschäftigt und können sich die Arbeit besser einteilen.
Und wenn eine Ernte mal verdirbt, ist es bis zur nächsten nur noch ein halbes Jahr statt eines Ganzen. Eine gute Versicherung gegen Hungersnöte. Karl dem Großen ist es also gelungen, nach dem Untergang Roms wieder ein zusammenhängendes Reich zu schaffen.
Ein riesiges Reich auf dem Gebiet des heutigen Europas. Und er hat auf Bildung und eine gemeinsame Schrift gesetzt, um die Menschen miteinander zu verbinden. Was meint ihr denn? Was braucht es, damit Menschen sich über die Grenzen einzelner Staaten hinweg miteinander verbunden fühlen? Eine gemeinsame Schrift, eine gemeinsame Sprache, irgendwas anderes?
Wie sieht es zum Beispiel auf europäischer Ebene aus? Schreibt es gerne unten in die Kommentare, lasst uns ein bisschen diskutieren. Und wenn ihr jetzt sagt, ja, ist alles schön und gut, aber ich habe die Videos verpasst zum 7. und zum 6. Jahrhundert, kein Problem, kriegt ihr hier und hier.
Und außerdem oben eine Playlist verlinkt mit allen weiteren bisherigen Jahrhunderten. Danke euch fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal.