*** Der Immobilienunternehmer Christoph Gröner ist ein Macher, der sich hochgearbeitet hat. Er ist millionenschwer, mit Bauprojekten in ganz Deutschland. Er ist meinungsstark, selbstbewusst und ohne Scheu vor öffentlichen Auftritten. Da zu sein, wo ich heute bin, hat damit zu tun, dass ich schneller aufstehe, dass ich vielleicht mutiger bin. Seit einem halben Jahr herrscht Krise im Gröner-Reich. Es gibt Insolvenzverfahren gegen einzelne Firmen. Die Staatsanwaltschaft Leipzig lässt Geschäftsräume wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung und Veruntreuen von Arbeitsentgelt durchsuchen. Handwerker und Architekten erheben schwere Vorwürfe. Verträge seien nicht eingehalten worden. Wir sprechen mit Geschäftspartnern und ehemaligen Mitarbeitern und blicken hinter die Fassade des Selfmade-Millionärs. Der in Karlsruhe geborene Christoph Gröner ist seit Jahrzehnten im Immobiliengeschäft, mit ersten Projekten in Leipzig, dann überall in Deutschland. Im ganzen Land zieht er Gewerbeimmobilien, Wohnhäuser und ganze Areale hoch. Und heute? Auf vielen Baustellen herrscht Stillstand. Vorhaben ruhen oder werden nicht weitergeführt wie in Leipzig am ehemaligen Postbahnhof oder einem Bau im Stadtteil Plagwitz. Wir reden mit denen, die an Gröners Projekten beteiligt waren, Handwerkern, Architekten, externen Dienstleistern. Die Erfahrungen gleichen sich. Viele seien für geleistete Arbeit nicht bezahlt worden. Einige müssen ihre Ansprüche vor Gericht durchsetzen. Obwohl sich manche Außenstände auf 5- bis 6-stellige Summen belaufen, will kaum jemand offen reden. Sie scheuen die Auseinandersetzung mit dem gut vernetzten Unternehmer Christoph Gröner oder verweisen auf laufende Gerichtsverfahren. Er hat keine Angst. Der Berliner Architekt Götz Peter Kaiser sollte hier ein Gebäude sanieren und eines errichten für Gröners Kunst- und Oldtimer-Sammlung. Beauftragt wurde er von der Gröner Commercial GmbH und Co. KG. Im Februar 2022 wurden 2 Verträge geschlossen. Eine Tiefgarage für die Oldtimersammlung im Erdgeschoss. Im Obergeschoss waren ein Ausstellungslager für Kunst vorgesehen und auch Möglichkeiten, die Kunst zu präsentieren. Eine Art Schaulager und einige Büroräume waren noch vorgesehen, wahrscheinlich zur Verwaltung des Gesamten. Kaiser und seine Mitarbeiter aus dem Architekturbüro fingen mit der Arbeit an. Die 1. Rechnung wurde noch bezahlt. Für die 2. sei nach Monaten und mehreren Mahnungen kein Geld geflossen. Im Oktober 2023 kommt es zunächst zu einer Verständigung, 30.000 Euro als Restvergütung für Kaiser und seine Mitarbeiter. Gezahlt wurde nicht. Götz Peter Kaiser ging vor Gericht und gewinnt im Februar 2025 das Verfahren. Die Gröner-Seite muss das Architekturbüro bezahlen und zusätzlich noch die Verfahrenskosten. Der Architekt kann über die Hintergründe nur mutmaßen. Richtig nachvollziehen kann ich es nicht, weil es wirtschaftlich völlig unvernünftig ist. Die Kosten sind mittlerweile um einen 5-stelligen Betrag angestiegen, um über 10.000 Euro, völlig grundlos. Ich verstehe es nicht. Es ist eine Verzögerungstaktik. Entweder mit der Spekulation, dass ich aufgebe in der Zwischenzeit. Mein Büro ist nicht sehr groß. Da ist so ein Betrag auch schon, gerade in so einer Zeit, schon ein wichtiger Betrag. Ich weiß es nicht. Oder es ist Prinzip, einfach, man zahlt nicht und guckt, wie die andere Seite reagiert. Nachdem Kaiser vor dem Landgericht Berlin das Verfahren gewonnen hat, beauftragt er einen Gerichtsvollzieher, das Geld einzuziehen. Der Gerichtsvollzieher war unterwegs. Aber in dem Augenblick, als der Gerichtsvollzieher vollziehen wollte, war schon das Finanzamt Charlottenburg vor uns da. Es hat einen vorläufigen Insolvenzantrag gestellt gegen diese Gröner Commercial GmbH und Co. KG, meinen Vertragspartner. Also gegen den, gegen den ich den Anspruch habe. Wir waren, ich weiß nicht, eine Stunde, einen halben Tag zu spät. Jetzt müssen wir warten, wie jetzt das Verfahren ausgeht. Anfang März konnte der Gerichtsvollzieher nichts ausrichten. Ende März wurde das Insolvenzverfahren gegen die Gröner Commercial aufgehoben. Trotzdem wartet der Architekt Mitte April noch auf sein Geld. Gröners Anwalt schreibt dazu, den Architekten habe man, Zitat: Die Gröner Commercial GmbH und Co. KG ist nur eine von zahlreichen Firmen im Gröner-Reich. Es gibt verschiedene Geschäftsbereiche, für fast jede Immobilie eine eigene Projektgesellschaft. Doch in dem Konstrukt ist einiges ins Rutschen geraten. Bei der Gröner Commercial wurde das Insolvenzverfahren aufgehoben, andere Firmen befinden sich noch im Insolvenzverfahren, zum Teil vorläufig. Externe Dienstleister klagen wegen entgangener Honorare. Landgericht Leipzig, am 16. Januar, wieder ein Verfahren gegen eine Firmengruppe von Christoph Gröner. Robert Hesse von der Unternehmensberatung Clarendorn war seit 2016 für Gröner-Firmen tätig, leistete Bauberatung sowie Presse- und Medienarbeit. Doch ab 2022 blieben die Honorare aus. Robert Hesse muss seine Ansprüche gegen Gröners Firmen vor Gericht durchsetzen. Das ist unser 2. Verfahren. Im aktuellen geht es um Honoraransprüche in einer Größenordnung von 50.000 Euro. Wir versuchen gerichtlich feststellen zu lassen, dass wir einen Anspruch darauf haben, um an unser Geld zu kommen. Bei der Verhandlung ist Gröners Anwalt aus Berlin per Video zugeschaltet. Das Urteil in diesem Verfahren: Clarendorn bekommt zu 80% recht. Die Gröner-Seite geht in Berufung. Gröners Anwalt schreibt uns zu Clarendorn, die Honorarforderung sei "strittig" gewesen. Den 1. Prozess hat Robert Hesse gewonnen. Auch da ging es um Honoraransprüche, damals ungefähr 200.000 Euro. Das Verfahren haben wir sowohl erstinstanzlich als auch zweitinstanzlich letzten Endes gewonnen. Wir sahen uns da durchaus massiven Verzögerungstaktiken ausgesetzt. Es scheint unseren Verfahrensgegnern insbesondere darum zu gehen, Zeit zu gewinnen. Die Zusammenarbeit mit der Gröner-Gruppe lief jahrelang reibungslos, so Robert Hesse, auch mit Vorstandsmitgliedern wie Ulf Graichen. Als das Geld von Gröner ausblieb, wurde es für die Unternehmensberatung Clarendorn existenzgefährdend. Ich habe dann auch zu Ulf Graichen gesagt, Sie machen ja wieder eine Weihnachtsfeier für mehrere 100 Mitarbeiter, dafür ist ja Geld da. "Herr Hesse, Sie wissen doch, wie wichtig Mitarbeiterbindung ist." Das ist ganz toll, aber es hat auch auf der Gegenseite niemand dafür Verständnis, dass auch wir Rechnungen bezahlen müssen. Wenn ich wir sage, meine ich die unzähligen Unternehmen, die in der Zwischenzeit Klage eingereicht haben und die auf ihr Geld warten von der Gröner-Seite. Wir wollten natürlich auch Christoph Gröner interviewen. Doch dazu ist er nicht bereit. Sein Anwalt schreibt: Christoph Gröner liebt die großen Auftritte, Charity-Veranstaltungen und den Leipziger Opernball, den besuchte er regelmäßig. Die CG Group GmbH war dort zeitweise Sponsor. Er ließ die Öffentlichkeit an seiner Leidenschaft für schnelle Autos teilhaben. Im Juni 2022 nutzte er seinen privaten Fuhrpark für eine Charity-Ausfahrt. Außerdem sponserte die Gröner-Firma CG-Elementum Preise im Pferdesport und Fußballvereine der 1. und 2. Bundesliga. Christoph Gröner, der Erfolgsmensch. Ich bezeichne das immer so, Sie müssen immer an der Busstation, wo der Erfolg vorbeifährt, auch stehen. Sie müssen früh aufstehen, Sie müssen immer dabei sein. Sie müssen zielstrebig sein. Sie müssen etwas entwickeln, was andere nicht entwickeln. Dann brauchen Sie sicher noch eine große Portion Glück. Vor einem Jahr wurde öffentlich, dass die Gröner-Unternehmen zunehmende Schwierigkeiten hatten, ihre Schulden zu bezahlen. Darüber wollen wir auch mit Menschen aus dem Unternehmen sprechen. Wochenlang versuchen wir, mit aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Die meisten wollen sich nicht äußern. Viele ehemalige Mitarbeiter, die wir kontaktieren, reagieren gar nicht. Andere sagen, dass sie gern mit uns sprechen würden, aber Angst haben. Mitarbeiter äußern sich auch frustriert, wie in dieser Nachricht. Eine Person schreibt, dass sie Sorge habe, mit uns zu sprechen. Sie schreibt weiter: "Trotz allem vertrete ich auch die Meinung, dass Menschen wie Herrn Gröner das Handwerk gelegt werden muss." Erst wird ein Treffen vereinbart, dann abgesagt. Wenige Wochen später eine Zusage. Ein ehemaliger Mitarbeiter berichtet, die Zahlungsmoral sei schon seit Jahren schlecht gewesen. Das Motto: Unbezahlte Rechnungen seien besser als Kredite, denn auf die müsse man Zinsen zahlen. Man kann sagen, dass da schon immer eine besondere Zahlungsmoral geherrscht hat. So richtig gemerkt, dass es immer mehr Außenstände gab, habe ich so ab dem Jahr 2022. Ab dort ging es wirklich los, dass immer mehr Mahnungen kamen, mehr als üblich. Dass seitens der Geschäftsleitung sondiert wurde, welche Rechnungen sollen gezahlt werden und welche nicht? Ein weiterer ehemaliger Mitarbeiter bestätigt die Vorwürfe. Wir können Dokumente einsehen, die die Außenstände belegen. Nach außen sei der Eindruck gewahrt worden, alles sei bestens, auch gegenüber denen, die auf Zahlung warteten. Man hat natürlich großes Verständnis und kann dann auch irgendwann nicht mehr erklären, was der Hintergrund ist, warum man nicht tätig werden kann. Was hat man da dann gesagt? Nichts mehr, ehrlich gesagt, einfach nichts mehr, weil man nichts mehr sagen kann. Man ist dann nicht mehr ans Telefon gegangen? Ja, das auch irgendwann. Man stellt natürlich die Kommunikation auf ein Mindestmaß ab. Man versucht noch, zu erklären und zu beschwichtigen. Wir haben mit Firmen gesprochen. Die meinten, dass Aufträge noch von Unternehmen der Gröner Group oder CG-Group vergeben wurden zu Zeitpunkten, als schon klar war, dass man die nicht wird bezahlen können. Ja, definitiv. Es war abzusehen, da war zumindest zum Zeitpunkt der Auftragserteilung oder des Vertragsabschlusses in vielen Fällen nicht klar, wann und ob die Bezahlung erfolgen kann. Insgesamt sprechen wir mit mehreren aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern, hören weitere Geschichten von wütenden Geschäftspartnern. Der Anwalt von Christoph Gröner schreibt uns zu den Vorwürfen, diese seien "frei erfunden". Außerdem habe es 2022 keinerlei Zahlungsschwierigkeiten gegeben. Wir sprechen mit dem Insolvenzrechtler Stephan Madaus. Aufträge vergeben und nicht zahlen können, das kann unter Umständen auch strafrechtlich relevant sein. *unverständlich* Wenn es dann soweit kommt, dass sie nicht einmal mehr wissen, ob sie bezahlen können oder nicht, dann sind sie im Straftatbestand des Betrugs. Ja, das ist ein Eingehungsbetrug. Wenn sie mit jemandem ein Geschäft abschließen, wo sie von vornherein, jedenfalls mit bedingtem Vorsatz wissen, dass sie den wahrscheinlich nicht bezahlen können. Und sie nehmen das dann in Kauf, da sind sie relativ weit schon in einem möglichen Straftatbestand. Mit dem Sponsoring von Fußballvereinen erhofften sich Gröner-Firmen einen Image-Gewinn. Auch hier kam es zu Unregelmäßigkeiten. 2016 wurde die CG Elementum AG Sponsor von RB Leipzig. Die Zusammenarbeit endete 2022. Bis 2024 stritt man sich um eine 6-stellige Summe. Im Mai wurde CG Elementum vom Landgericht Leipzig rechtskräftig zur Zahlung an RB Leipzig verurteilt. Trotzdem wurde bereits 2022 die Partnerschaft mit Hertha BSC ausgebaut. CG Elementum wurde Exklusiv-Partner auf dem Trikotärmel. Laut Gröners Anwalt habe einer Zusammenarbeit mit Hertha BSC nichts im Weg gestanden. Er bestreitet, dass RB Leipzig gegenüber CG Elementum Forderungen habe. Die schlechte Zahlungsmoral bei Gröner-Unternehmen sei bei den Handwerksfirmen in und um Leipzig bekannt gewesen. Wir sind beim Abrissunternehmen Reinwald in Böhlen bei Leipzig. Der Geschäftsführer erzählt, man sei von Gröner-Firmen für lukrative Aufträge angefragt worden. Trotzdem habe man sich dagegen entschieden. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Ich habe zum Beispiel Folgendes gemacht. Ich bin wirklich zu den Baustellen hin, wo ich wusste, dort baut er. Ich habe durch den Bauzaun einen Polier gerufen und gefragt, werdet ihr pünktlich bezahlt? So einfach mache ich das. Ich frage da, werden die Rechnungen pünktlich bezahlt. Dann haben die nur abgewunken. Es gibt nur Probleme, Ärger. Dann unterhalten sie sich mit anderen Unternehmern. Die sagen, hm, mit dem Geld ist es immer schwierig. Da habe ich einfach keine Lust. Wenn sie 1 Euro verlieren, weil jemand nicht zahlt, müssen sie 10 Euro Umsatz dafür machen. Ja, das ist einfach schwierig. Dazu hatte ich keine Lust. Andreas Stolle hat sich damals schon darüber gewundert, wie sich Christoph Gröner immer wieder medial inszenieren konnte. Tagsüber die Kinder, nachts arbeiten. Ich bin noch nie morgens wegen Geld aufgestanden. Ich bin noch nie wegen Vermögen aufgestanden. Noch nie war meine Motivation, irgendetwas zu verdienen. Meine Motivation war immer, einem Betrieb vorzustehen, der etwas schafft, innovativ ist. Da habe ich gedacht, der hat schon damals die Rechnungen nicht bezahlt. Wieso haben die Journalisten nicht die Unternehmer in der Stadt gefragt, werden eure Rechnungen pünktlich bezahlt? Er wurde von Ihrem Berufsstand als hervorragender Immobilienunternehmer, der Unternehmer überhaupt dargestellt. Er wurde übrigens auch von Ihrem Berufsstand immer wieder gebucht für Talkshows und was weiß ich nicht alles. Probleme mit Zahlungen, vieles davon war offenbar nur in der Branche bekannt. Christoph Gröner konnte sich weiter als Unternehmer darstellen, der seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden wolle. Wenn wir über Vermögen sprechen, dann müssen wir überlegen, in welchen Händen sind diese Vermögen. Was schaffen die? Schaffen die Arbeitsplätze? Deutschland ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Vermögen in guten Händen aufgehoben sind. Einen größeren Widerspruch gibt es nicht. Als am Anfang die ersten Zahlungen nicht kamen, gab es mal eine von diesen abendlichen Talkshows, wo er auch saß. Da hat er sich beklagt über die deutsche Bauwirtschaft und Politik. Und nichts geht voran und es werden immer nur Steine in den Weg gelegt. Wieso gibt sich das deutsche Fernsehen hin und gibt ihm dann noch ein Forum, wo doch eigentlich die Realität leider anders aussieht? Der Architekt Götz Peter Kaiser und der Unternehmensberater Robert Hesse sind nicht die Einzigen, die für Gröners Firmen gearbeitet haben und auf ihr Geld warten. Wir haben in ganz Deutschland mit über 70 Handwerkern, Architekten, externen Dienstleistern und Generalunternehmern gesprochen, die für Gröners Firmen tätig gewesen sind. Die Erfahrungen gleichen sich. Viele hätten weniger Geld bekommen, als vertraglich vereinbart war oder sie hätten lange auf ihr Geld warten müssen. Manche seien juristisch gegen ihn vorgegangen. Gröners Anwalt dazu: Weiter führt der Anwalt aus, Gröner versuche in einer von der Krise enorm getroffenen Branche seine Unternehmensgruppe durch eine schwierige Zeit zu führen. Nicht nur Handwerker und externe Dienstleister sind Leidtragende der problematischen Zahlungsmoral der Unternehmensgruppe von Christoph Gröner. Wir treffen einen Mann, der in Leipzig einen Gewerberaum gemietet hat von der Gröner-Firma CG City Leipzig West GmbH & Co. KG. Er will anonym bleiben, um weiteren Ärger mit dem Vermieter zu vermeiden. Die Miete wurde von ihm und den anderen Gewerbemietern im Haus immer pünktlich bezahlt, erzählt er uns. Im April 2024 war auf einmal die Heizung kalt. Da ging die Heizung nicht. Daraufhin haben wir uns erstmal an die Hausverwaltung gewendet. Die meinten, da müsste alles in Ordnung sein. Sie schicken aber einen Techniker vorbei und dann war das Ende der Heizperiode. Erst mit Beginn der neuen Heizperiode '24/'25 war dann allen klar, dass es nicht nur ein technischer Defekt ist, sondern dass das System hat. Dann haben wir sofort bei den Stadtwerken angerufen. Die meinten dann, dass das Objekt Schulden hat und dass deswegen die Versorgung eingestellt wurde. Da sind wir aus allen Wolken gefallen, weil wir immer fleißig unsere Nebenkosten abgedrückt haben. Die Leipziger Stadtwerke teilen den Mietern mit, dass allein für dieses Gebäude 26.000 Euro Schulden aufgelaufen seien. Wenn die Mieter das zahlen würden, dann wird die Heizung wieder warm. Für die ist das ein Unding, schließlich haben sie die Betriebskosten bezahlt. Der Vermieter, die Gröner-Firma CG City Leipzig West GmbH & Co. KG, habe empfohlen, elektrische Heizungen zu nutzen. Allerdings müssten die Mieter den Strom extra bezahlen. Der Kontakt zum Vermieter gestaltet sich schwierig. Der Kontakt zu Gröner findet jetzt nur noch über E-Mails statt. Ob die gelesen werden, das weiß ich nicht. Ich hatte mal Kontakt mit der Filiale in Berlin. Die hat dann ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert und meinte, es geht gerade drunter und drüber. Er war auch länger nicht im Unternehmen und ist jetzt grade wieder reingeholt worden. Aber auch die Adresse oder die Telefonnummer ist gerade nicht erreichbar. Deswegen habe ich alle Ein- und Mahnschreiben. Die sind unbeantwortet bei Gröner versandet. Wir sitzen da jetzt zwischen Tür und Angel und wissen nicht, was ist. Hierzu schreibt uns Gröners Anwalt: In Leipzig hat Christoph Gröner über Jahrzehnte besonders viele Projekte verwirklicht, als Investor, Bauherr, Vermieter. Wir treffen Franziska Riekewald, die Fraktionsvorsitzende der Linken im Leipziger Stadtrat. Sie ist Sprecherin für Mobilität und Stadtentwicklung. Sie setzt sich für Aufklärung ein. Für mich ist es natürlich ungerecht, wenn man als Mieterin oder Mieter seine Betriebskosten ordentlich bezahlt. Dann gehe ich davon aus, dass mein Vermieter das auch ganz ordentlich weiterleitet an die Stadtwerke. Wenn er das nicht tut, dann macht er sich meiner Meinung nach strafbar. Dass das nicht eher ans Licht gekommen ist, ist schon ein kleiner Skandal. Bereichern sich die Unternehmen der Gröner-Gruppe tatsächlich an den Nebenkosten, die sie von ihren Mietern gezahlt bekommen? Im Handelsblatt Crime Podcast bestreitet Christoph Gröner das im Sommer letzten Jahres und gibt sich empört. Schuld seien die Leipziger Stadtwerke. (Gröner) "Da hat sich auch eine schöne Feindschaft zwischen mir, dem Vorstand und Unternehmensleiter der Gröner Group, und den Stadtwerken entwickelt. Ich gehe den Weg konsequent zu Ende. Ich ziehe alle Register und ich werde es mir auch nicht nehmen lassen, es auf strafrechtliche Relevanz zu prüfen. Sie müssen sich vorstellen, Menschen in einem Haus geben uns ihr Geld für ihre Nebenkosten. Wir leiten das an die Stadtwerke weiter und die wollen trotzdem abstellen." Der ehemalige Gröner-Mitarbeiter berichtet uns von hohen Außenständen. Lange Zeit habe es sich um eine 6-stellige Summe gehandelt. Konnten Sie sich erklären, wie man es so weit hat kommen lassen? Weil die Stadtwerke erst einmal relativ wenig unternommen haben, um das Geld einzutreiben. Die Gröner Group war einfach ein großer Kunde, keine Frage. Den stößt man jetzt nicht direkt vor den Kopf. Da hat man dann auch vertraut und auf die Zusagen vertraut. Ja, das wurde dann am Ende auch nicht eingehalten. Die Plagwitzer Höfe in Leipzig, auch hier gab es Ärger. Mitarbeiter eines Fitnessstudios berichten, das Warmwasser für die Duschen sei zeitweise abgestellt worden. Der Vermieter ist ein Gröner-Unternehmen. Gröners Anwalt schreibt uns, bei allen Projekten der Plagwitzer Höfe sei die dauerhafte Versorgung mit Warmwasser sichergestellt. Laut unseren Informationen hatten Gröner-Unternehmen insgesamt Außenstände in Höhe einer 6-stelligen Summe bei den Stadtwerken. Wir fragen erstmals im letzten Dezember nach der genauen Höhe. Eine Auskunft wird uns lange verweigert. Erst Mitte April heißt es, dass ... Dass das im Prinzip die Masche Gröner ist, einfach die Schulden nicht zu bezahlen, nämlich dort, wo er weiß, dass es meistens auch keine Konsequenzen hat. Die Stadtwerke sind ein kommunales Unternehmen. Das Schlimme ist, dass es im Endeffekt die Leipzigerinnen und Leipziger in ihrer Gänze bezahlen müssen. Wenn dort die Ausfälle sind, sind es im Endeffekt Steuergelder, die verschwendet werden von Herrn Gröner. Auf die Höhe der Außenstände bei den Stadtwerken geht der Gröner-Anwalt nicht ein. Er schreibt uns, "der beschriebene Sachverhalt sei falsch". Es brennt an allen Ecken und Enden, unbezahlte Rechnungen. Stadtwerke, Handwerksfirmen, Dienstleister warten auf ihr Geld. Warum? Eigentlich besitzt Christoph Gröner zahlreiche Immobilien, die er verkaufen könnte. Ein Beispiel: die Plagwitzer Höfe. Hier scheint ein Verkauf vor dem Abschluss zu stehen. Die Plagwitzer Gewerbepark GmbH und Co. KG, ein Gröner-Unternehmen, will einen Teil des Geländes für 39,5 Millionen Euro an die Rewe Group veräußern. Doch dieses Geld wird nicht bei Gröner bleiben. Laut dem uns vorliegenden Kaufvertrag erhält das Gröner-Unternehmen zwar 39,5 Millionen Euro von der Rewe Group. Es muss aber fast den gesamten Erlös an Gläubiger weiterreichen, unter anderem an einen Investor, die Ergo-Lebensversicherung. Von dieser Versicherungsgesellschaft hatte Gröner Kredite bekommen und dafür Teile des Areals als Sicherheit gegeben. Zur Rettung seines Unternehmens will er sogar etwas von seinem Privatbesitz verkaufen, so Christoph Gröner im Interview mit dem Handelsblatt vor einem Jahr. Zitat: Auch der Berliner Architekt Götz Peter Kaiser soll davon etwas abbekommen, informiert ihn Christoph Gröners Bruder Frank. Ich habe sogar ein Schreiben bekommen. Da entschuldigt er sich, dass eine fällige Zahlung aus dieser Vereinbarung nicht geleistet werden konnte. Und zwar, weil leider der Käufer einer der Villen kurzfristig abgesprungen sei. Ja, das ist natürlich etwas merkwürdig bei einer Forderungssumme, die im mittleren 5-stelligen Betrag liegt, dass dafür eine Villa verkauft werden muss. Man glaubt es nicht so ganz. Saint Tropez, Ort der Reichen. In den vergangenen Jahren hat sich Christoph Gröner in Südfrankreich ein großes Portfolio an Häusern und Villen zugelegt. Laut eigenen Angaben besitzt er hier über 20 Häuser. Beispielsweise ein Café am Stadthafen, diverse Stadthäuser und Villen. Seine Firma Maison d'Azur vermietet einige der Villen. Mit aufwendig gedrehten Promo-Videos werden sie beworben, nobel, elegant, stilvoll. Auf der Verkaufsseite präsentiert CG Immobilier Objekte im Wert von rund 49 Millionen Euro. Wir schauen uns die Bauprojekte und Villen in Saint-Tropez an und hören uns bei Immobilienmaklern um. Auch in Frankreich soll es Schwierigkeiten geben. Ein ehemaliger Geschäftspartner erzählt uns, das Wissen um die Notlage von Christoph Gröner erschwere den Verkauf der Häuser zu guten Preisen. Wir erfahren auch von Problemen bei der Fertigstellung eines Hauses. Auch hier seien Leistungen nicht bezahlt worden, berichten uns Vertragspartner. Gröners Anwalt widerspricht, der Bau der Villa laufe nach Plan. Die tätigen Gewerke seien pünktlich bezahlt worden. Das Haus solle noch dieses Jahr verkauft und in Abstimmung mit dem Käufer fertiggestellt werden. Insgesamt würden Immobilien aus Deutschland und Frankreich im Privatbesitz der Familie Gröner einen großen Beitrag leisten, um die Gröner-Unternehmen zu retten. Zurück in Deutschland. Ende 2024 eskaliert die finanzielle Situation von Christoph Gröner. Ein millionenschwerer Geldgeber scheint sein Vertrauen in ihn zu verlieren. Jahrelang ging Gröner Vorhaben mit großen Risiken ein. Dieses Gelände scheint er seinem Finanzierer als lukratives Geschäft präsentiert zu haben, den Karl-Helga-Wagenplatz. Konflikte waren vorprogrammiert. Hey, Morgen. - Hi. Denn der Platz ist bewohnt und ein beliebter Kulturort im Viertel. Christoph Gröner hat das Gelände 2020 gekauft, um hier Lagerhallen zu errichten. Wir treffen Birte Lampert und Melle Mendikowski. Sie haben hier einen Mietvertrag. Wenn das Gelände bebaut werden würde, müssten sie wegziehen. Wir waren natürlich erstmal geschockt, weil das für uns natürlich auch unser Zuhause hier bedeutet. Da war auch Wut da. Dann ist es bei mir auch recht schnell umgeschlagen in Aktivismus. Okay, jetzt erst recht. Jetzt gucken wir, wie wir das hier erhalten können für uns, weil wir hier leben, weil wir hier verwurzelt sind. und auch für die Leute, die das nutzen, die Bands, die hier proben. Unterstützer und Bewohner setzen sich seit 4 Jahren für den Erhalt des Karl-Helga-Wagenplatzes ein. Es gibt eine Petition mit über 10.000 Unterschriften, Gutachten zu geschützten Pflanzen- und Tierarten. Ein Beschluss des Stadtrats erschwert die Bebauung. Eine Baugenehmigung gibt es nicht. Jetzt ist Gröner auch noch ein Investor abgesprungen, das verantwortliche Gröner- Unternehmen im Insolvenzverfahren. Das war auf jeden Fall schon eine frohe Botschaft in dem Moment, dass sich jetzt die Möglichkeit oder die Chance auftut, wo wir die Fläche kaufen können. Dafür sammeln sie Gelder. Hatte sich Gröner hier verspekuliert? Wie auf anderen Geländen liegen auch auf dem Wagenplatz hohe Schulden. Der Immobilieninvestor Emerald Fund hat auf diesem Gelände 16,4 Millionen Euro Grundschuld eintragen lassen. 14 seien als Kredit ausgezahlt worden. Gerade einmal 1,3 Million Euro ist das unbebaute Grundstück laut Bodenrichtwerten wert. Gröner glaubt weiterhin an dieses Investment. Der Anwalt schreibt: Dabei ist unklar, ob und wie er das Gelände bebauen kann. Emerald hatte in mehrere Projektgesellschaften der Gröner Gruppe investiert. Insgesamt sollte es um mutmaßlich 83 Millionen Euro gehen. 2024 verlor der Geldgeber das Vertrauen in Gröner und kündigte den Kredit. Im Oktober setzte er die Insolvenzeröffnung der Tochterunternehmen der Gröner Gruppe durch. Ein ungewöhnlicher Vorgang, denn mit dem Antrag auf Insolvenz habe der Investor kaum noch Chancen, sein gesamtes Geld zu erhalten. Bis dahin müsse viel passiert sein. Dann ist es manchmal schon Rache, so ein Rachegefühl. Wenn ich schon nicht mein Geld bekomme, dann möchte ich wenigstens, dass hier die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden. Dass für alle sichtbar wird, dass der mich nicht bezahlt, weil er nicht kann. Dass es in der Branche dann klar wird, mit dem nicht mehr. Christoph Gröner wolle laut Anwalt dagegen vorgehen. Zitat: Auch hier will er kämpfen. Christoph Gröner reist nach Cannes auf eine der größten Immobilienmessen der Welt. In einem Post auf dem Business-Portal LinkedIn verbreitet er im März Zweckoptimismus. Dieses Jahr war ein großer Erfolg für CGRE AG und die CG Group. Ich denke, wir werden die nächsten 25 Jahre auch hier sein. Die Staatsanwaltschaft Leipzig untersucht Mitte April die Unterlagen, die bei der Razzia im letzten Dezember gesichert worden sind. Geprüft wird der Verdacht auf Insolvenzverschleppung. Außerdem ist zu diesem Zeitpunkt beim Amtsgericht Leipzig noch das vorläufige Privatinsolvenzverfahren gegen Christoph Gröner anhängig. Das werde kurzfristig zurückgenommen, da ist sich sein Anwalt sicher. Immer noch klagen Handwerker, Ingenieure und Generalunternehmer vor Gerichten in ganz Deutschland. Kann der meinungsfreudige und selbstbewusste Unternehmer sein Imperium noch einmal vor dem Zusammenbruch retten? Wir bleiben dran. Fortsetzung folgt, ziemlich sicher. Copyright MDR 2025 UT: Büschel