. Grüezi, miteinand'. Okay, das war jetzt
nicht so wirklich gut. Es war ein Versuch, euch
auf Schweizerdeutsch zu begrüßen. Herzlich willkommen
zu diesem neuen Video. Ihr wisst, viele Videos
auf diesem Kanal befassen sich mit Ereignissen,
die lange zurückliegen. Oft sind die Auswirkungen
bis in die heutige Zeit spürbar. Oft geht es um Konflikte, die
bis heute für Diskussionen sorgen. Ich bemühe mich dann immer,
besonders neutral zu sein. Aber was ist es, neutral zu sein? Da fällt einem
doch sofort ein Land ein. Nämlich die Schweiz. Schauen wir erst mal uns die
Geschichte der Schweiz genauer an. Als Beispiel, um alles Wichtige
über Neutralität zu erfahren. Und
das mache ich alles in Hochdeutsch. Damit das nicht hier in einem
Comedy-Video endet. Das Wort Neutralität
stammt aus dem lateinischen. Neutra bedeutet: Keiner von beiden. Wenn sich zwei streiten,
dann freut sich nicht der Dritte. Sondern er hält sich raus. Er bezieht
für keine der beiden Seiten Stellung. Das ist gar nicht so einfach. Vielleicht hattet ihr
auch schon mal eine Situation, dass zwei Freundinnen oder Freunde
streiten. Und jede oder jeder will, dass ihr euch
auf die jeweilige Seite stellt. Einfach sagen, sorry,
ich halte mich da raus, das kann
im schlimmsten Fall dazu führen, dass beide am Ende beleidigt sind.
Und ihr alleine dasteht. Obwohl ihr gar
nichts für den Streit könnt. Noch viel komplexer ist die Sache, wenn es um Länder
und um Staaten geht. Wie eben zum Beispiel die Schweiz. Die Geschichte des Staates Schweiz
beginnt mit dem Rütli-Schwur. Im Jahr 1291. Die Schweiz
heißt auch Eidgenossenschaft. Weil die dazugehörenden
Gebietskörperschaften einen Eid geschworen haben.
Ob das wirklich 1291 war, zumindest wird Jahrhunderte
später dieses Jahr festgelegt. Übrigens nur kurz: falls ihr weiter neutrale
Zusammenfassungen zu geschichtlichen Themen
haben wollt, oder zumindest versuchen wir das,
dann abonniert diesen Kanal. Und schaut bei Instagram vorbei.
Die Schweiz von YouTube. Der Vergleich hinkt ein bisschen. Und nicht vergessen,
die Glocke zu aktivieren. Verschiedene Städten,
Gemeinden und Herrschaften schließen sich damals zusammen. Um sich gegen die Eroberung durch die Dynastie der Habsburger
zu wehren. Tatsächlich schaffen sie es, sich
zu behaupten. Anfangs besteht der Bund
aus drei Kantonen. Kantone sind Stände. Also eigenständige
politische Einheiten. Ein Stand oder Kanton
kann eine Stadt sein. Wie das schweizerische Bern. Wo ein Stadtrat das Sagen hat. Ein Kanton kann aber
auch eine Landgemeinde sein. Wie Uri. Wo die stimmberechtigten Bürger
basisdemokratisch entscheiden. Am Ende
des Prozesses bilden 13 Kantone die schweizerische Eidgenossenschaft. Das ist der bis heute
gültige Name der Schweiz. Der Bund wird im
15. Jahrhundert größer und stärker. Durch Eroberungen. Bisher ist die Geschichte der Schweiz
nicht besonders friedlich. Dass sie
miteinander Bündnisse schließen, verhindert nicht,
dass die Bündnispartner auch untereinander Kämpfe
und Fehden austragen. Aber das es damals, im Heiligen
Römischen Reich deutscher Nation, quasi an der Tagesordnung. Im Jahr 1499 gibt es
einen weiteren groß angelegten Krieg. Gegen die Habsburger
und deren schwäbische Verbündete. Am Ende steht ein Vertrag, der den Eidgenossen weitgehende
selbst Ähnlichkeit zugesteht. Offiziell scheine die
Eidgenossenschaft aber erst 1648 aus dem Reich aus. Im Inneren stärkt der Sieg
den Zusammenhalt. In den kommenden Jahrzehnten nach
ihrer Unabhängigkeit kämpfen die Schweizer munter weiter. Allerdings nicht untereinander. Oder gegen angreifende Feinde. Sondern als Söldner. Als Soldaten, die angeheuert werden. In der Schweiz lebt es sich
damals nicht so gut wie heute. Viele Leute hungern. Weil die Landwirtschaft nicht
so viele Menschen ernähren kann. Männer können in die Fremde ziehen
und sich dort Arbeit beschaffen. Und für eine Sache
braucht man immer neue Leute: Um Krieg zu führen. Schweizerische Söldner sind bei allen
europäischen Herrschern begehrt. 1506
wird die Schweizer Garde gegründet. Die bis heute den Papst beschützt. Anfangs nichts anderes als ein
Söldner-Heer. Die Eidgenossen selbst erweitern
ihr Gebiet immer mehr. In Nord-Italien werden Gebiete
wie das Tessin erobert. Die schweizerische Eroberungs-
und Machtpolitik endet 1516. Nach einer schlimmen Niederlage
gegen den französischen König und wegen Uneinigkeit schließen die Eidgenossen
mit Frankreich einen Vertrag. In dem sie sich versprechen, keine Gegner
des Vertragspartners zu unterstützen. Der Vertrag beendet letztendlich eine
Phase des Schweizer Machtstrebens. Gerade hat man auch andere Probleme. Innerhalb der Schweiz
nehmen die konfessionellen Spannungen zwischen Katholiken, Lutheranern
und Calvinisten zu. Es ist das Zeitalter der
Glaubensspaltung. Und in der Schweiz kommt es während
des 30-jährigen Krieges, dazu findet ihr auch
ein Video unter dem "i", da kommt es zu Kriegen zwischen den
Protestanten und den Katholiken. Und jetzt kommen wir zur Neutralität. Das hatte ich euch
ja schließlich versprochen. In der schweizerischen
Geschichtswissenschaft wird 1516 als das Jahr angesehen, in dem die Neutralitätspolitik
der Schweiz beginnt. 1674 wird die Neutralität
erstmals festgeschrieben. Neutralität bedeutet damals nicht
das, was sie heute bedeutet. Dass man sich bei Streitereien
komplett herausfällt. Schweizer Söldner dürfen
von ausländischen Mächten immer noch angeworben werden. Außerdem schließt die Schweiz,
einige Kantone, Verteidigungsbündnis
mit ausländischen Mächten. Außerdem verhalten sich
die Eidgenossen vor allem deshalb neutral, weil sie sich
so auf ihre inneren Probleme und Konflikte konzentrieren können. Nicht,
weil sie besonders moralisch wären. Aber die Schweiz hält sich raus. Während die anderen
Länder fröhlich weiter kämpfen. Aber für die Schweiz endet
die Französische Revolution alles. Die Revolution wird in die
Eidgenossenschaft exportiert. Französische Truppen
besetzten Teile des Landes. Und die revolutionäre Schweiz
wird in den napoleonischen Kriegen immer wieder zum Kriegsschauplatz. Die Eidgenossenschaft
ist ein Vasallenstaat Napoleons. Erst auf dem Wiener Kongress
wird 1815 die Souveränität der Schweiz
wiederhergestellt. Auch dazu gibt es ein Video,
oben auf das "i" klicken. Diese Neutralität trägt mit dazu bei, dass 1848 der Bundesstaat Schweiz
gegründet werden kann. In der Schweiz
leben Deutsche, Franzosen, Italiener. Im Zeitalter des Nationalismus entsteht für die Schweiz
ein großes Problem. In den angrenzenden
drei großen Nationen spielt die eigene Sprache der
eigenen Nation eine große Rolle. Ein Beispiel ist folgende Forderung: Alle Deutschen
sollen in einem Land leben. Drei große Nationen
ziehen an der Schweiz. Von allen Ecken und Enden. Wie funktioniert die Integration,
der Zusammenhalt der Schweizer, angesichts dieser Einflüsse
von außen? Dadurch, dass die Schweiz ein Staat
mit einer besonderen Idee wird. Die Neutralität spielt dabei
eine entscheidende Rolle. Dabei dient die Neutralität
ausdrücklich als Mittel zum Zweck. Die Eidgenossenschaft ist neutral, um ihre Unabhängigkeit
zwischen den Mächten zu sichern. Das bedeutet, dass die Schweiz ihre Neutralität
auch aufgeben könnte. Wenn es denn so beschlossen würde. Sie ist kein unverrückbarer
Verfassungsgrundsatz. Wichtig zu wissen ist auch, dass die
Schweiz ein wehrhaftes Land ist. Und sich im Falle eines Falles
selbst verteidigen könnte. Die Schweiz besitzt
eine gut ausgerüstete Armee. Es gibt zwar nur relativ
wenige Berufssoldaten, aber sehr viele
Schweizer sind Milizionäre. Also im Bedarfsfall wehrpflichtig. Nach dem Wehrdienst nehmen sie
ihre Waffen und Uniformen nach Hause. Deshalb gibt es auch den Spruch: Die Schweiz ist eine Armee. Im echten Leben wirkt sich
die Neutralität so aus. Die Schweiz unterstützt kein Land
im Krieg. Nicht mit Soldaten,
nicht mit Waffen, nicht mit Geld. Sie erlaubt weder die Stationierung, noch den Durchmarsch fremder Truppen
durch ihr Gebiet. Durch die Schweiz
dürfen fremde Mächte keine militärischen Nachrichten
weitergeben. Und keine Waffen transportieren. Als Schiedsrichter oder Vermittler
kann sie dagegen auftreten. Die Schweiz
gewährt Geflüchteten Asyl. Und sie darf auch mit kriegsführenden
Staaten Handel treiben. Wenn die Schweiz
selbst angegriffen wird, dann dürfte sie sich
auch einem Bündnis anschließen. Neutral zu sein,
das bedeutet in erster Linie, nicht an Kampfhandlungen
oder Kriegen teilzunehmen. Aber neben dieser militärischen Sicht ist es für ein neutrales Land
wichtig, dass es glaubwürdig neutral ist. Die USA erklären sich im 1. Weltkrieg
zunächst für neutral, sie unterstützen
dann aber die Westmächte von Anfang an mit Material. Aber neutral im Sinne von
gleicher Abstand zu beiden Seiten, das sind sie nicht. Im 2. Weltkrieg ist Schweden neutral. Und liefert den Deutschen
kriegswichtiges Eisenerz. Ab 1943 erlaubt Schweden
dann alliierten Bombern, durch seinen Luftraum zu fliegen. Schweden
ist also in diesem Sinne neutral, dass es nicht in den Krieg
hineingezogen werden will. Ihr seht, theoretisch klingt es
einfach, neutral zu sein. Aber in der Praxis
ist es doch nicht immer so einfach. Übrigens auch bei der Schweiz. Im 2. Weltkrieg war die Schweiz
längst nicht so neutral, wie man das heute denkt. Unter anderem gab es
eine Zusammenarbeit Schweizer Banken mit dem Deutschen Reich. Wovon letztlich der Schweizer Staat
profitiert hat. Auf der anderen Seite gab es
eine Kooperation mit den Alliierten. So gesehen war man irgendwie neutral.
Hat aber beide Seiten unterstützt. Neutralität zu leben, das erfordert
Entscheidungen in konkreten Fällen. Und dann spielt
die Theorie keine Rolle. Neutralität schützt v.a. nicht davor,
angegriffen zu werden. Im 1. Weltkrieg marschiert die
dt.Armee ins neutrale Belgien ein. Während der beiden Weltkriege
achten die kriegsführenden Parteien auch die Neutralität der Schweiz
nicht immer. Nach 1945, als die Welt
zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion
in zwei Lager geteilt wird, bekommt das Thema Neutralität
nochmal eine besondere Bedeutung. Wer neutral ist,
ist jedenfalls kein Gegner. Somit können die neutralen Staaten, das sind neben der Schweiz auch
Österreich, Finnland und Schweden, zwischen den Blöcken vermitteln. Weil sie aber grundsätzlich
marktwirtschaftlich und demokratisch organisierte Staaten
sind, werden sie trotzdem irgendwann eher
auf der Seite des Westens gesehen. Nach den Regeln
der Vereinten Nationen können auch neutrale Staaten
an Kampfeinsätzen teilnehmen. Oder bei einem Wirtschaftsembargo,
einer Blockade, mitmachen. Wenn der Sicherheitsrat
der Vereinten Nationen Maßnahmen beschlossen hat. Die Schweiz unterstützt
heute nicht-militärische Maßnahmen gegen Länder, die internationales
Recht gebrochen haben. Sie leistet der UN dann
logistische Unterstützung. Oder stellt Inspektoren
für Überwachungsprogramme. Die Neutralität gibt immer
wieder Anlass zu Diskussionen. Die Schweiz
ist komplett von EU-Staaten umgeben. Die Wahrscheinlichkeit,
dass es zu einem Krieg zwischen diesen Staaten und der
Schweiz kommt, ist praktisch null. Selbst wenn die Schweiz
nicht neutral wäre. Man kann nicht ernsthaft sagen, dass die Neutralität
vor einem Krieg schützt. Wer sollte die Schweiz angreifen? Gegen Terroristen hilft sie
auf keinen Fall, muss man sagen. Terroristen denken
in anderen Kategorien. Andere Probleme, wie die Bedrohung durch
Weiterverbreitung von Atomwaffen, illegale Migration, der Klimawandel. Gegen die realen Bedrohungen
eines modernen europäischen Staates kann die Neutralität
nichts ausrichten. Wirtschaftlich ist die Schweiz
de facto in die EU integriert. Kann aber nicht über die Regeln des europäischen
Wirtschaftsmarktes mitbestimmen. Da sie kein Mitglied der EU ist. Für die Bevölkerung
ist die Neutralität aber noch ein ganz wichtiger Faktor. Der sozusagen die Seele der Schweiz
ausmacht. Auch für andere Staaten ist es
erstrebenswert, neutral zu sein. Die Mongolei liegt
zwischen Russland und China. Und verhält sich seinen Nachbarn
gegenüber neutral. Auch Turkmenistan ist neutral. Und gleichzeitig
eine knallharte Diktatur. Neutralität hat
nichts mit Demokratie zu tun. Oder damit,
dass man irgendwie "gut" ist. Neutralität
ist ein außenpolitisches Instrument, das jeder Staat anwenden kann. In der EU sind Österreich,
Schweden, Finnland und Malta neutral. Wie seht ihr das? Ist es gut,
wenn ein Land neutral ist? Oder bringt es mehr, in einem
starken Bündnis Mitglied zu sein? Wie würdet ihr euch
das für Deutschland wünschen? Könnt ihr euch vorstellen, dass
Deutschland ein neutraler Staat wird? Schreibt es in die Kommentare.
Wir können euch versprechen, wir bleiben
neutral und objektiv. Wenn ihr mal das Gefühl hab,
das wäre nicht so, dann beschwert
euch in den Kommentaren. Neben mir findet ihr ein Video
über die Geschichte eines Landes. Da geht es um Großbritannien. Direkt darunter gibt es
ein Video der Kollegen von Funk. Danke euch fürs Zuschauen.
Bis zum nächsten Mal.