"Eltern sein - wunderschön, kann aber gleichzeitig auch sehr belastend sein." "Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr. Und es ist alles dunkel und schwarz und erdrückend irgendwie." "Und das haben aber auch viele Frauen, dass sie glauben, sie können sich nur um ihr Kind kümmern." "Mamas kommen an ihre Grenzen oder entwickeln Superkräfte." "Ich kann kacken und stillen. Entschuldigung." "Warum ist 2024 Care Arbeit eigentlich immer noch meistens Frauensache?" "Also ich habe mir überhaupt gar keine Elternzeit genommen. Merke ich selber, dass ich jetzt gerade wieder versuche, Ausreden zu finden." "Du willst in die Pfütze? Das machen wir aber nicht." "Und wie geht es Papas, wenn sie als Hausmann zu Hause bleiben?" "Ich finde das super. Es ist voll geil anzusehen. Mein Herz geht jeden Tag auf. Ist auch einfach mega anstrengend." "Schatzel Ach Maus, An der Straße möchte ich deine Hand haben." "Kind, Job, Chaos. Für diesen Film schaue ich mir an, wie andere Familien das hinkriegen." "Ich bin selbstständige Journalistin und Mama einer dreijährige Tochter und ich liebe unsere gemeinsame Zeit beim Frühstück. Aber manchmal wird es morgens schon kompliziert, beidem gerecht zu werden." "Jetzt müssen wir uns langsam ein bisschen beeilen." "Warum?" "Na, damit pünktlich kommen." "Was?" "Ich muss auf die Arbeit fahren und du in den Kindergarten." "Aber ich will nicht." "Ich will auch nicht, aber wir machen es trotzdem und es wird bestimmt schön." "Ich will aber nicht im Kindergarten sein." "Aber im Kindergarten ist es schön." "Ne, ich finde Kindergarten nicht schön." "Feli, du tust mir weh." "Wenn mein Partner kein Homeoffice hat, bringe ich unsere Tochter in den Kindergarten." "Strampeline." "Strampeline trifft es gut. Genau. Ich male dir ein Herz auf die Hand. Und wenn du mir ein Bussi geben willst, drückst du einfach ganz fest drauf. Und dann denke ich an dich." "Heute geht es auf Drehreise. Ich freue mich auf den Job und gleichzeitig habe ich ein schlechtes Gewissen, nicht für meine Tochter da zu sein. Die Oma holt dich heute Mittag ab. und in zwei Tagen ist die Mami wieder da. Es ist frei. Dann können wir rüber flitzen? Hand, Hand, Hand. Schatzi, das ist gefährlich." "Aber ich will nicht!" "Schatzel, an der Straße möchte ich deine Hand halten." "Aber ich will nicht." "So, dann schnappe ich dich jetzt und los geht es." "Mausili!" "Nein!" "Doch!" "Ne..." "6:00 Uhr morgens in Wiesbaden. Ich besuche eine Familie, die sich anders aufgestellt hat. Marlen Schnabel geht arbeiten und ihr Mann Kai bleibt zu Hause." "Manchmal ist Kai dann auch wach und wuselt mit hier rum. Und das mag ich eigentlich gar nicht. Und ich glaube er auch nicht. Wir sind da so ein bisschen ... Dann kann keiner in seinem System arbeiten." "Benu ist anderthalb Jahre. Ihre beiden großen Jungs sind aus Marlens erster Ehe. Der zehnjährige Charlie ist gerade krank." "Ich würde mal nach dem Charlie gucken. Guck mal, der ist gar nicht mehr da. Obwohl der heute bei uns geschlafen hat. Wollen wir mal nach ihm gucken? Komm." "Hi. magst du was essen? Magst du rauskommen?" "Charlie hat starken Husten und muss sich übergeben. Klassischer Familienmorgen in der Erkältungszeit. Kenne ich auch." "Auf dem Klo. Das mache ich echt so oft." "Real life." "That's me - ich kann kacken und stillen... Entschuldigung... Ja, aber so ist es voll oft." "Ist so oder?" "Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Privatsphäre im Bad hatte. Sie will immer mitkommen. Das ist echt wenig. Ich kenne es auch bei all meinen Kindern. Die spielen dann hier und essen auch. Kommt die Katze noch rein und macht Kacka und der eine duscht und weiß ich nicht so und obwohl, eigentlich wäre es voll wichtig, dass alle das alleine und Ruhe haben." "Real life und zack. Der Papa hat Brei gemacht, der holt dich jetzt." "Kai ist selbständiger Lehmbauer, aber gerade hauptsächlich Hausmann." "Wie ist denn so morgens? Wer gibt denn so den Ton an?" "Die Zeit, glaube ich, gibt den Ton an und die Mama, die muss alles koordinieren, die muss die Kinder koordinieren. Vor allen Dingen die zwei großen, wenn es zur Schule geht. Ich kümmere mich um den Kleinen. Also ist das auch morgens für mich direkt erst mal alles fertig machen, genauso wie die Mama für die anderen Jungs. Und wenn die dann aus der Tür sind, dann ist es eigentlich ruhig hier." "Das ist eigentlich das, was du gut findest." "Ja. Die Tür ist zu. Wir sagen auf Wiedersehen. Und dann bin ich mit Benu alleine hier und dann macht er nochmal ein Schläfchen, dann nehme ich ihn in die Trage oder wir spielen noch ein bisschen, je nachdem wie er drauf ist. Und dann legen wir uns auch noch mal eine Stunde anderthalb hin." "Papa-Style. Ich hätte wahrscheinlich eher Haushalt gemacht, aber vielleicht macht er es genau richtig." "Marlen ist Hair und Makeup Artist und stylt Kundinnen in einem Studio in der Mainzer Innenstadt." "Genau, was halt cooler ist für dein Gesicht ist schon, wenn wir es hier so ein bisschen dachig machen, Das macht einfach eine schönere Form." "Lieber kürzer." "Kürzer finde ich nämlich auch cool." "Marlen hat nicht nur morgens Care-Arbeit, sondern auch auf der Arbeit. Das ist bestimmt auch mega anstrengend." "Mehr an Mental Load habe ich nach der Arbeit. Meistens will der Kai sich dann austauschen, mit mir reden, mir was erzählen, wie sein Tag so war und dann bin ich nicht aufnahmefähig. Ich will einfach nur kurz runterkommen aus diesem Business. Durchgearbeitet, reden, reden, reden, reden, da sein und kurz auftanken, bevor ich nach Hause komme. Deshalb fahre ich so gerne Bus. Weil diese 45 Minuten, bis ich zu Hause bin, kann ich kurz runterkommen." "Es ist aber auch eigentlich krass, dass für uns Mamas sage ich jetzt mal, für die Papas bestimmt auch manchmal sogar irgendwie einkaufen. So eine Art Entspannung oder Erholung ist. Einfach mal kurz was anderes machen." "Meine Tochter ist leider krank geworden und kann nicht in die Kita. Mein Partner muss auch arbeiten, also brauchen wir Hilfe." "Super und konntest du eigentlich schon wegen nächsten Montag mit deinen Eltern sprechen, ob sie die Kleine nehmen?" "Ich habe noch nicht mit ihnen gesprochen, aber ich gehe davon aus." [Kind hustet im Hintergrund] "Oje ja, ja. Ich hoffe, dass sie dann bis dahin wieder gesund ist." "Ja, ich denke schon." "Mir fällt es total schwer, nicht da zu sein, wenn meine Tochter krank ist." Theresa Taprogge aus Berlin geht es genauso. Sie kennt die Zerrissenheit zwischen Arbeit und Kinderbetreuung." "Du willst jetzt was essen?" "Ja." "Ja, was möchtest du denn essen?" "Joghurt." "Du kannst doch nicht immer nur Joghurt essen." "Letztes Jahr bekommt sie plötzlich eine Panikattacke. Als Fynn mehrmals hintereinander krank wird." "Ich merkte, wie innerlich so eine ganz krasse Unruhe hochkam. Und dann kam eine Panik hinterher und ich lag hier. Ich bin noch so ein bisschen rumgegeistert und lag hier und merkte, ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr. Und das ist alles dunkel und schwarz und erdrückend irgendwie und wusste mir nicht zu helfen. Und dann kommt irgendwann der Gedanke: Warum hast du das? Andere haben es auch nicht, andere kriegen das auch hin. Und das ist. Es ist einfach. Es kommt ja aus dieser Überforderung." "Eine extrem schwere Zeit. Vor allem, weil Theresa gerade nach anderthalb Jahren Elternzeit wieder angefangen hatte zu arbeiten." "Ich habe mich irgendwie super sicher gefühlt in meiner Mamarolle. Und dann haben wir nach anderthalb Jahren, glaube ich, ist Fynn in die Kita gekommen und das hat leider nicht geklappt in der ersten Einrichtung. Wir haben ihn rausgenommen. Ich habe einen neuen Job angefangen, wir hatten ihn zu Hause, bin in die Probezeit gegangen, nach sechs Wochen haben wir Corona bekommen, alle zusammen. Dann haben wir ihnen eine neue Kita gegeben. Julian hat seinen Job neu angefangen. Wir hatten keine Unterstützung zu Hause und wir sind einfach nur auf dem Zahnfleisch gegangen. Dazu ist halt auch noch Fynn hat eine Regulation Störung als Baby. Das heißt, dass er jede Nacht mindestens 20 Mal wach war und ich halt nicht länger als 20 bis 40 Minuten am Stück geschlafen habe. Und das hat sehr lange angehalten." "Theresa fasst Mut und holt sich Hilfe. Ihre damalige Ersthelferin ist Burnout-Coach Wai Scheppelmann. Sie betreut Theresa bis heute, wenn die Panik wieder hochkommt." "Wie ging es dir nach unserer letzten Sitzung?" "Besser, definitiv. Also, ich konnte vieles von dem, was wir besprochen haben, mit in den Alltag einbauen und vor allem auch in Situationen, die dann hochgekommen sind und wo ich gemerkt habe Oh, da kommt wieder was. Also man fühlt sich schwer und hat keine Hoffnung mehr. Also ich kann doch, mein Kind, ich kann mein Kind heute nicht mehr vom Kindergarten abholen. So auf einmal stürzt hier alles ab." "Und das haben aber auch viele Frauen, dass sie glauben, sie können sich nicht mehr um ihr Kind kümmern. Man kann es fast schon mit Todesangst manchmal vergleichen, weil die Frauen dann denken so, okay, ich bin unmittelbar noch für jemanden verantwortlich, und wenn ich jetzt für den keine Sorge tragen kann, dann sind wir alle am Arsch." "Ja, das ist echt heftig und ich kann mir vorstellen, dass es nicht leicht ist, über das Tabuthema Überforderungen zu sprechen." "Das ist mir schon unangenehm gewesen. Die Schwäche zu zeigen, weil andere schaffen es doch auch. Was denken denn die anderen von mir? Die schafft es nicht. Die kriegt es nicht hin. Warum bricht die denn da jetzt zusammen? Warum? Das ist doch nur Mama. Arbeiten und Alltag und so. Und es kam wieder die nächste Krankheit und ich habe mich wieder angesteckt. Und dann hat er wieder das nächste mit angebracht und es war wieder dieses okay. Ich fehle bei der Arbeit wegen Kind krank, ich fehle bei der Arbeit, weil ich krank bin. Aber ich muss doch zur Arbeit gehen und ich muss das doch irgendwie abfangen." "Bei der Kinderbetreuung übernimmt Theresa mehr Zeit als ihr Mann Julian. Manchmal fühlt sie sich unbewusst mehr verantwortlich." "Nein." "Nein? Doch." "Wir sprechen auch drüber. Ich sage auch Julian, ich habe ein schlechtes Gewissen dir gegenüber, aber ich weiß, ich brauche es gar nicht haben. Weil Du bist der Papa. Ich bin die Mama. Und wir teilen uns die Arbeit oder die Arbeit. Also die Erziehung. Und trotzdem. Trotzdem ist da so eine Stimme in mir, die sagt: Na ja, aber so, weißt du, so aus dem ganz alten Off: Mama ist ja die Hausfrau und Mutter. Und auch wenn ich dieses Bild so doof finde, weil das so überholt ist, ist da immer noch irgendwo diese Stimme." "Diese Stimme kennen bestimmt viele Mamas. Ich auf jeden Fall. Ich bin weg. Ich fühl mich schuldig." "Irgendwie ist der Wurm drin. Mein Partner ist ebenfalls auf Dienstreise. Diesmal passt meine Mama auf unsere Tochter auf, aber es verschieben sich Termine." "Genau und jetzt brauchen wir halt irgendwie … es tut mir mega leid, es ist aber so doof…" "Du kommst am Mittwoch nach Hause. Du fährt am Dienstag sie noch in den Kindergarten und dann seid ihr unterwegs und dann einmal bei euch übernachten oder zweimal?" "Zweimal eigentlich." "Also das könnten wir hinkriegen. Wir haben da auch keine Termine drin." "Okay, Gott sei Dank. Oh Gott, was würde ich nur ohne euch machen?" "Ja. Man muss flexibel bleiben, wenn man die Kinderbetreuung macht." [Musik] "Viele Paare wollen Gleichberechtigung. Aber sobald die Kids da sind, steckt oft die Frau im Job zurück. Über 70 % aller Mütter arbeiten in Teilzeit, aber nur knapp 8 % der Väter." "Hi!" "Guck mal das ist Elisa." "Ich bin die Elisa. Hallo, hallo." "In Mönchengladbach treffe ich Alexa und Timo mit Ben. Die beiden haben ein klassisches Rollenmodell. Sie ist Lehrerin in Teilzeit, er selbstständiger Hochzeitsfotograf in Vollzeit." "Wo ist denn der Ben hin, hat jemand den Ben gesehen?" "Ben?" "Beeeeen? Ben?" "Wo bist du?" "Ich glaube, der ist weg. Hmmm… dann gehe ich jetzt schon mal Pfannkuchen machen." Ich glaube, ich habe den Ben gefunden." "Bei mir ist es so ich bin selbstständig, - also ich mache deinen Part sozusagen und mein Freund, der ist angestellt und hat seine geregelten Arbeitszeiten und es ist echt. Aber trotzdem halt nicht einfach, sich immer so abzustimmen und abzusprechen. Und immer wieder kommt es dann trotzdem zu Kollisionen oder so." "Voll! Also wir haben erst mal einen gemeinsamen Kalender und ich versuche also ich bin immer die, die alles versucht zu planen und zu strukturieren, weil ich sonst auch gar nicht klarkommen würde. Also ich gehe arbeiten, ich mache den Haushalt, ich gehe nebenbei noch tanzen. Das muss einfach strukturiert sein." "Würdet ihr auch sagen, dass die Care Arbeit fifty-fifty aufgeteilt ist?" "Sollen wir ehrlich sein? Auf gar keinen Fall. Also wirklich auf gar keinen Fall. Ich würde sagen, eher so 70, 30, wenn das überhaupt hinkommt." "Care Arbeit." "Ja." "Ja, also ich kümmere mich mehr um Ben als er." "Ich kümmer mich manchmal. Also, es hört sich vielleicht ein bisschen hart an, aber manchmal kümmere ich mich so wenig, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme. Tatsächlich." "Und woran liegt es dann?" "Weil ich so viel tun muss. Also, du kannst dir das so vorstellen: Als Hochzeitsfotograf bist du jedes Wochenende ununterbrochen unterwegs und wenn du die Hochzeitspaare nicht acht Wochen auf ihre Bilder warten lassen möchtest, musst du den ganzen musst du in der Woche die ganze Zeit bearbeiten." "Für Kinder sind Mamas am Anfang oft die Nummer eins. Klar, wir haben die Kids neun Monate im Bauch und wenn es klappt die Milch am Start." "Eigentlich haben mein Freund und ich gesagt, wir wollen das genau fifty-fifty aufteilen. Aber es war am Ende natürlich durch das Stillen landet man doch wieder in der klassischen Rollenverteilung." "Voll, dass war bei uns am Anfang auch so, ich habe ja auch gestillt, ein Jahr ungefähr. Klar, du kannst abpumpen, aber das ist auch super stressig einfach. Das kriegst du auch nicht immer so hin, wie es dann sein soll. Dann war er sowieso daran gewöhnt, dass ich ihn abends auch ins Bett bringe. Also dann ist es automatisch schon so, dass du einfach viel mehr zu Hause bist." "Können wir Mamas manchmal vielleicht auch nicht loslassen? Verantwortung abgeben? Und haben es die Papas deshalb schwerer, eine Bindung aufzubauen?" "Und was sind das für Situationen, wo du dann Probleme hast?" "Ich habe Probleme, Ben ins Bett zu kriegen. Und das liegt vor allem daran, dass ich in der Anfangszeit mich darauf verlassen habe, dass Alexa das macht, weil sie das so gut gemacht hat. Und theoretisch müsste man hingehen und sagen: Weißt du was, ich packe mit den jetzt. Und wenn das fünf Stunden dauert. Irgendwann kriege ich den kleinen Racker auch ins Bett. Wenn du das aber nicht tust, kannst du auch nicht. Kannst du auch nicht erwarten, dass er den einfach mal easy peasy ins Bett kriegst. Wenn deine Frau mit ihren Freundinnen abends essen geht. Vier Stunden war ich damit beschäftigt, ja, weil ich am Anfang den Arsch nicht dafür hoch gekriegt hab. Ganz einfaches Ding." "Dadurch hat Timo mit seinem Sohn auch im Alltag mehr Herausforderungen als Alexa." "Beispielsweise. Er ist hysterisch am Weinen. Und was Alexa da macht: Sie geht dann zu dem Kleinen hin und sagt: Weißt du was? Ich glaube, du brauchst mal eine Umarmung. Dann nimmt sie ihn in den Arm und dann hört er auf zu heulen. Und dann denke ich mir, das ist ein Zaubertrick, weil wenn ich das mache, klappt das nicht. Das hört sich so gemein an, wenn ich das sage. Und es ist halt irgendwo auch traurig. Aber ich glaube einfach, dass die Bindung zwischen uns beiden zwar eine schöne ist, aber bei weitem nicht so wie die Bindung zu Alexa. Und die Frage ist, wäre das vielleicht anders, wenn ich am Anfang mehr Zeit mit ihm verbracht hätte?" "Glaubst du, dass das anderen Papas auch so geht?" "Also ich glaube schon, dass viele Männer das Problem haben. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass manche Männer sich dessen gar nicht bewusst sind, warum das so ist. Die sehen halt nur: Ja, du kommst doch besser mit dem klar oder mit ihr klar. Die hinterfragen nicht, wieso das vielleicht sein könnte und dann hinterfragen sie sich, warum die Frau denn dann in manchen Situationen überreagiert oder vielleicht mal ein bisschen zickiger ist. Ja, weil die auf dem Zahnfleisch geht." "Wie war das bei euch? Hast du auch Elternzeit genommen?" "Ich war gar nicht in Elternzeit." "Ach, du bist direkt wieder arbeiten gegangen?" "Genau ja. Also ich habe mir überhaupt gar keine Elternzeit genommen, weil ich selbstständig bin. Aber jetzt fange ich ja schon wieder an, merke ich gerade selber. Ja, weil ich selbstständig bin. Ich kann mir die Zeit aber gerade weil ich selbstständig bin, hätte ich mir die Zeit mehr nehmen können, merke ich selber, dass ich jetzt gerade wieder versuche, Ausreden zu finden. Welchen rationalen Grund gibt es dafür? Weißt du warum? Weil ich es kann." "Stimmt. Weil die Gesellschaft es auch so gelernt hat. Dich würde wahrscheinlich keiner fragen: Hey, wieso gehst du denn? Wieso bist du direkt wieder arbeiten gegangen?" "Ja." "Und genauso fühle ich mich dann auch immer wieder mehr verantwortlich." "Alexa auch das merke ich. Und trotzdem merke ich auch, wie ich diese verantwortlich dieses verantwortlich fühlen. Ich glaube ganz oft auch unbewusst, dann aber auch ausnutze." "Ich bin überrascht, dass Timo das zugibt und es freut mich, dass er so ehrlich ist. In der Mittagspause treffen sich Marlen und Kai in Mainz zum Stillen. Auf dem Spielplatz. In der Nähe von Marlens Arbeit verbringt Kai oft Zeit mit seinem Sohn Benu. Warum hat er sich eigentlich entschieden, einen Großteil der Care Arbeit zu übernehmen?" "Ich möchte nicht den ganzen Tag weg sein. Fünf Tage die Woche und ihn nur abends zum Schlafen gehen, begleiten oder so was. Da hätte ich gar keinen Bock drauf. Ich sehe schon, nochmal ein kleiner Prüferblick. Komm hier. Wir gehen nicht in die Pfütze. Ja, ich finde das super. Es ist voll geil anzusehen. Mein Herz steht jeden Tag auf, ist auch einfach mega anstrengend. Es gibt auch Tage, wo ich sage es ist anstrengend und man kriegt auch ein bisschen Liebe dazu." "Sein Job als Lehmbauer ist wahrscheinlich eher körperlich anstrengend." "Würdest du sagen, Care-Arbeit ist auch Arbeit? Weil wenn wir hier so sitzen, die Leute sehen, ja ihr chillt hier, seid auf dem Spielplatz." "Ich würde es weitaus höher stellen als eine Arbeit." "Von der Anstrengung her meinst du?" "Absolut. Vor allen Dingen, weil es einfach nicht aufhört. Du hast nicht wie auf einer Arbeit jetzt mal die fünf Arbeitstage standardmäßig. Da stehst du auf fährst du hin, machst deine Arbeit und fährst wieder nach Hause. Jetzt ganz banales, ganz normales Beispiel, wie es laufen kann, ja auch alles anders laufen. Aber man steht jeden Tag auf, er will jeden Tag Aufmerksamkeit, braucht jeden Tag Fürsorge, braucht Essen, Braucht Trinken, ist krank, ist gesund und das hört nicht auf. Da gibt es keine. Heute arbeiten wir, morgen nehme ich mir frei." "Wo willst du hin? Du willst in die Pfütze? Das machen wir aber nicht. Keine Gummistiefel an! Ich weiß, du hast richtig Bock drauf. Komm, wir gehen nochmal auf den Spielplatz oder? Nein." [Kind weint] "Stehst du wenigstens? Stehst du? Wir gehen da vorne auf die kleine Pfütze. Okay? Da kannst du ein bisschen. Guck mal hier. Dann darfst du dich reinstellen. Ja. Geh rein. Okay, dann sind wir drin." "Ja! Pitsch Patsch." "Sind Mamas denn automatisch die Nummer Eins. Oder der Elternteil, der sich am meisten kümmert?" "Ja, also ich habe auch andere Beispiele von Freunden, von befreundeten Vätern, wo... komm mal her mit dem Näschen… wo die Kinder tatsächlich schon so sind, weil der Vater so viel Zeit verbringt, dass auch er so der Haupt-Needie ist vom Kind und dass die Mama Schwierigkeiten hat, ins Bett zu bringen und so was. Es gibt das auch umgekehrt tatsächlich." "Okay." "Ich finde es cool, so wie es bei uns ist. Da haben wir aber auch viel für getan." "Benu soll Mittagsschlaf machen bei Marlen im Studio." [Kind weint] "Ich glaube, das musst du machen, sonst geht es nämlich gar nicht." "Soll ich ihn Stillen?" [Kind weint] "Ist okay. Es ist zu spät..." "Aber klar, gerade in der Zeit, in der die Mama noch stillt, hat sie dann doch einen Vorteil." "War ja gut, dass die Mama dann doch schnell da war." "Absolut. Sie ist die einzige, die es retten kann." "Und wie hättest du es gemacht, wenn sie jetzt nicht da gewesen wäre?" "Ich müsste direkt reagieren. Man braucht eigentlich zwischen den Schlafphasen so irgendwie so ein Kontrollblick, aber wenn du nicht schnell genug da bist, wird es schwierig." "Dass ein Elternteil komplett zu Hause bleibt, ist am Ende aber auch eine Geldfrage." "Wie funktioniert das Modell für euch denn finanziell?" "Wir schauen, dass wir jetzt keine riesen Sprünge machen." "Wir wissen ja auch beide, sobald die Zeit da ist, wo der Kleene auch in ..." "...betreut ist." "In eine Betreuung geht, kann ich auch wieder dazu wirtschaften. Und dann sieht die Sache natürlich direkt ein bisschen anders aus." "Auf Social Media sehe ich viele Mütter, die alles easy hinbekommen." "Meine Morgenroutine als Lehrerin und Zweifachmami. Mein Wecker klingelt meistens zwischen 5:30 und 6:00 Uhr. Dann starte ich mit meinem Workout, Hoola, lese, trage in mein Dankbarkeitstagebuch ein und dann mache ich mich auch schon fertig, Das mache ich alles, bevor die Kinder wach sind." "Für Teil 2 meines Films besuche ich Nadine Sobotzik - eine erfolgreiche Insta-Mum mit 130.000 Followern. Ich schaue mir ihren Account gerne an." "Auf der anderen Seite löst das irgendwie auch ein bisschen Druck aus, weil ich mir denke: Wie schafft sie das?" "Und ich entdecke einen erschreckenden Instagram-Trend, in dem Frauen die Zeit zurückdrehen wollen." "Jede Frau wird irgendwann in ihrem Leben bis zu einem gewissen Grad von einem Mann abhängig sein müssen." "Ich bin geschockt." "Folge zwei findet ihr in der ARD Mediathek. Klickt dafür einfach auf den Link."