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Die Gladiatorenspiele im alten Rom

Menschen, die zur Unterhaltung gegeneinander antreten. Auf Leben und Tod. So was kennen wir eigentlich nur aus Filmen wie The Hunger Games oder der Serie Squid Game.

Eine Serie mit FSK 16, die so brutal ist, dass manche sie sogar auf dem Index sehen wollen. Aber gibt es solche tödlichen Duelle nur in der Fiktion? Wenn wir in die Geschichte schauen, weit zurück, dann finden wir tatsächlich Spiele, die einem ganz ähnlichen Prinzip folgten.

Ich spreche von den Gladiatorenkämpfen im antiken Rom. Wer die Gladiatoren waren? Wie die Spiele genau abliefen und ob das Volk wirklich per Daumen über Leben und Tod entschied, jetzt in diesem Video. Fangen wir wie immer ganz am Anfang an.

Die Gladiatorenspiele. Wer hat's erfunden? Naja, die Römer wahrscheinlich nicht. Wie so vieles, was die Römer gemacht haben, kommt auch diese Idee wohl nicht von ihnen selbst, sondern sie haben es sich bei einem anderen Volk abgeguckt.

In diesem Fall wahrscheinlich von den Etruskern, die vor den Römern in Italien lebten. Die Etrusker halten zu Ehren von Verstorbenen bewaffnete Kämpfe ab. Nicht zur Unterhaltung, sondern als Bestattungsritual.

Die Römer sind fasziniert von diesen Schwertkämpfen. Sie übernehmen den Brauch und sie entwickeln ihn weiter. Die ersten historisch belegten Kämpfe in Rom finden im Jahr 264 v. Chr.

statt. Bei der Bestattung des Konsuls Decimus Junius Pera treten sechs Gefangene zum Duell an. Mitten auf dem Marktplatz, direkt neben dem Scheiterhaufen. Solche Kämpfe werden mit der Zeit immer beliebter und damit auch auch größer und professioneller.

Der rituelle Anlass tritt in den Hintergrund. Kampfstätten werden gebaut, zunächst aus Holz, dann aus Stein. Schon bald braucht es keinen Toten mehr, um Gladiatorenkämpfe abzuhalten, man findet auch andere Anlässe.

Bezahlt und organisiert wird das von Adligen und reichen Privatleuten. Nicht aus Edelmut, sondern um sich beim Volk beliebt zu machen. Das Volk nämlich liebt die Spiele.

Wer das Volk auf seiner Seite hat, gewinnt Wahlen und damit Macht und Einfluss. Ein berühmter Römer, der die Spiele exzessiv für seine Zwecke nutzt, ist Julius Cäsar. Um das Volk für sich zu gewinnen, lässt Cäsar über mehrere Tage unzählige Gladiatoren gegeneinander antreten. Auch Tierhetzen und Wagenrennen veranstaltet er.

Habt ihr vielleicht schon mal bei Asterix und Obelix gesehen. Die Spiele in der römischen Kaiserzeit aber übertreffen alles bisher Dagewesene, denn häufig ist hier der Kaiser selbst Veranstalter. Mit Brot und Spielen, das habt ihr vielleicht schon mal gehört, will er das Volk bei Laune halten.

Aber er steht dabei auch unter Zugzwang, denn das Volk erwartet diese Art der Unterhaltung immer wieder. Ein Kaiser, der keine Spiele abhält, verliert schnell an Beliebtheit. Monumentales Zeugnis dieser kaiserlichen Spiele ist das Kolosseum in Rom, das größte Amphitheater der Geschichte. Die alten Römer nennen es Amphitheatrum Flavium.

Zur Eröffnung des Kolosseums im Jahr 80 nach Christus gibt es 100 Tage dauernde Spiele. Nicht nur Gladiatoren und Tierhetzen, sondern Seeschlachten werden sogar dem Publikum vorgeführt. Dafür wird das Kolosseum geflutet. Was für eine Vorstellung.

Im wahrsten Sinne des Wortes. Eine riesige, professionell inszenierte Show mit aufwändigen Kulissen und modernster Technik. Vielleicht so etwas wie der Super Bowl der Antike.

Es gibt Imbisse, Snacks werden auf den Rängen verkauft, sogar Pausenunterhaltungen und Lotterien finden statt, bei denen das Publikum Kleider, Tiere oder Sklaven gewinnen kann. Bis zu 50.000 Menschen schauen bei den Spielen zu. Grundsätzlich aus jeder Gesellschaftsschicht, aber die Ränge sind streng geteilt. Auf den Plätzen am dichtesten an der Arena sitzen die Senatoren und Ranghöchsten. Darüber die einfachen Bürger und ganz oben diejenigen, die in der Gesellschaft ganz weit unten stehen.

Sklaven und Frauen. Sie alle kommen, um ihre Stars zu sehen. Die Gladiatoren. Die Frage ist natürlich, wer sind diese Gladiatoren genau?

Woher kommen die Menschen, die da im Sand der Arena kämpfen? Am Anfang sind es vor allem Kriegsgefangene und Sklaven. Auch Kriminelle müssen teilweise antreten.

Personen mit einem niedrigen gesellschaftlichen Rang. Sie werden zunächst nicht besonders ausgebildet, das ändert sich dann aber, als die Spiele immer lukrativer werden. Das Geschäft professionalisiert sich und Gladiatorenschulen entstehen, wo die Kämpfer trainieren und leben. Diese Schulen sind streng organisiert.

Die Gladiatoren leben unter der Aufsicht des Lanista. des Gladiatorenmeisters, dem sie bis zum Tod gehorchen müssen. Sie wohnen auf engem Raum zusammen und sind häufig in Zellen angekettet. Die Gladiatoren sind unfrei, aber wenigstens gut versorgt. Für die Betreiber dieser Schulen sind die Kämpfer die wichtigste Geldanlage.

Es gibt Ärzte, Masseure und auch Köche. Untersuchungen an Knochenfunden haben ergeben, dass die Kämpfer sich wohl größtenteils vegetarisch ernährt haben. Und entgegen dem, was uns die Waschbrettstars in Filmen wie Gladiator vermitteln wollen, wahrscheinlich...

hatten viele Gladiatoren eher einen dickeren Bauch. Denn die größere Fettschicht bietet bei Kämpfen etwas mehr Schutz. Die meisten Gladiatoren sind wie gesagt Sklaven und kommen aus allen Ecken des Eroberten Reiches. Aber manchmal melden sich römische Bürger auch freiwillig zu den Gladiatoren-Schulen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sie aus ärmeren Familien stammen.

Manche sind auch verschuldet. Da hätten wir eine Parallele zur Serie Squid Game. Auch dort nehmen Menschen an tödlichen Spielen teil, Es soll sogar Römer gegeben haben, die Gladiatoren wurden, um berühmt zu sein. Denn Gladiatoren sind mit unseren heutigen Topsportlern zu vergleichen. Erfolgreiche Kämpfe haben eine riesige Fangemeinde.

Manche besonders abergläubigen Römer schreiben dem Blut der Gladiatoren sogar medizinische Fähigkeiten zu. Es wird zum Beispiel als Heimmittel gegen Epilepsie gehandelt. Dabei ist der Job eines Gladiators generell als unehrenhaft verpönt.

Es ist eine harte und körperlich gefährliche Arbeit, die für Sklaven und andere Personen mit niedrigerem Status vorgesehen ist. Eine Sache, die oft vergessen wird in historischen Darstellungen, ist, es gibt nicht nur männliche Kämpfer. Als besondere Attraktion werden Gladiatorinnen präsentiert.

Gladiatrix ist die lateinische Form. Gladiatorinnen sind allerdings sehr selten und leider haben wir kaum Informationen über sie. Was wir wissen ist, dass auch sie meistens Sklavinnen sind. Ab dem 3. Jahrhundert nach Christus wird ihr Einsatz allerdings verboten, weil ihre Kämpfe als unsittlich gelten.

Generell sind die Gladiatoren-Spiele im alten Rom das Highlight eines Veranstaltungstages. Manchmal sogar mehrerer Tage. Zuerst gibt es Tierhetzen, Verbrecher werden hingerichtet oder Massenschlachten finden statt.

Dann treten die Gladiatoren an. Zur Primetime, nachmittags oder abends. Für gewöhnlich handelt es sich dabei um Zweikämpfe.

Mann gegen Mann. Es wird streng darauf geachtet, dass die Kämpfer die gleichen Chancen haben. Sogar ein Kampfrichter ist dabei.

Es gibt viele verschiedene Gladiatoren-Typen mit jeweils einer speziellen Ausrüstung. Und oft... kämpfen sie wiederum gegen eine ganz spezielle andere Kategorie, um es möglichst unterhaltsam zu machen. Ein häufiges Duell zum Beispiel ist Sekutor gegen Retiarius.

Fangen wir mit dem Sekutor an. Sein Name bedeutet Verfolger. Er ist mit einem Kurzschwert bewaffnet und trägt ein Schild wie römische Legionäre. Außerdem schützt ihn eine Arm-und Beinschiene.

Er trägt einen Helm. Der hat nur kleine Augenschlitze, sodass der Sekutor schlecht sieht. Der Helm ist sehr glatt, damit die Waffe seines Gegners hier nicht hängen bleibt. Der Gegner im Duell ist nämlich, wie schon gesagt, der Retiarius, der Netzkämpfer. Eine der spannendsten Gladiatoren-Gattungen, finde ich zumindest.

Seine Waffen sind ein Wurfnetz und der Dreizack. Als Schutz hat er nicht mal einen Helm, nur einen Armschutz an der linken Seite, der bis über die Schulter geht. Sein Vorteil dadurch ist, er ist wendig und kann mit seiner langen Waffe den Gegner auf Abstand halten.

Er versucht ihn mit dem Netz einzufangen und kann dann mit dem Dreizack zustoßen. So gefährlich diese Waffen klingen, die wenigsten Gladiatorenkämpfe enden tatsächlich tödlich. Gladiatoren kämpfen ohnehin nur wenige Male im Jahr. Die Zuschauer wollen anders beispielsweise als bei den Schlachten zuvor kein Gemästel sehen, sondern einen guten Kampf mit technischen Finessen und tugendhafter Tapferkeit.

Ein bisschen wie beim Boxen. Ein richtig guter Gladiator, der die Massen begeistern will, muss darum auch ein guter Schauspieler sein. Am Ende eines Kampfes hebt der unterlegene Gladiator zwei Finger. Er bittet mit dieser Geste um Gnade. Jetzt haben das Publikum und der Veranstalter die Wahl.

Sie stimmen per Handzeichen über das Schicksal des Verlierers ab. Mit welchen? Daumen hoch oder Daumen runter?

Das gibt es vielleicht hier auf YouTube fürs Video. Das waren aber nicht die Gesten im alten Rom, denn die sind viel zu ähnlich. Bei der Menge an Zuschauern könnte man das gar nicht unterscheiden, vor allem nicht aus der Ferne. Stattdessen wird als Todesgeste der erhobene Daumen zum Hals geführt. Für Gnade werden zwei Finger nach vorne ausgestreckt.

Meist lässt das Publikum Gnade walten, besonders wenn der Kämpfer eine gute Show abgeliefert hat. Der Veranstalter, sogar wenn's der Kaiser ist, folgt meist den Zuschauern. Es geht darum, das Publikum für sich zu gewinnen. Der Tod eines Gladiators ist für den Veranstalter auch finanziell nicht wünschenswert.

Die Kämpfer sind lange und aufwendig ausgebildet. Der Veranstalter muss die Kämpfer von den Gladiatoren schulen mieten. Stirbt jetzt einer, muss er für ihn bezahlen.

Meistens aus seinem Privatvermögen. Also lohnt es sich mehr, die Gladiatoren am Leben zu lassen. Nur etwa jeder fünfte Kampf endet tödlich. Manche Schätzungen gehen sogar von nur jedem Zehnten aus. Der Verletzte wird in die Gladiatorenschule gebracht.

Da gibt es sehr gute Ärzte, die selbst schwere Verletzungen gut behandeln können, dann ist alles in Ordnung. Diese sorgfältig vorbereiteten Spiele sind natürlich teuer. Die Kosten laufen oft aus dem Ruder.

Im Jahr 238 lässt Kaiser Gordian Spiele mit 5000 Gladiatoren und 1000 Bären abhalten. Trotzdem sind Gladiatorenspiele noch bis ins 4. Jahrhundert nach Christus beliebt. Erst langsam verschwinden sie. Das Christentum wird bald Staatsreligion und viele beginnen, die brutalen Duelle abzulehnen. Auch verbietet Kaiser Konstantin, Verbrecher als Gladiatoren zu nutzen, was dem Geschäft sehr schadet.

Der christliche Kaiser Honorius schafft die Spiele im 5. Jahrhundert dann schließlich komplett ab. Die Ära der Gladiatoren ist vorbei. Was man dazu sagen muss, man sollte da nichts verharmlosen.

Gladiatoren-Spiele waren oft eine extrem brutale und blutige Angelegenheit. FSK 16 wäre heute sicher noch zu wenig. Nur wenige Gladiatoren-Kämpfe endeten tödlich.

Trotzdem gab es natürlich viele, die dabei ihr Leben ließen. Und wie sinnlos ist ein Kampf auf Leben und Tod zur Unterhaltung anderer? Ziemlich, würde ich sagen. Heute wäre eine Veranstaltung in dieser Form sicher undenkbar. Trotzdem, bei manchen Aspekten gibt es, finde ich, ein paar erstaunliche Parallelen.

Zum Beispiel was den Star-Kult der Gladiatoren betrifft oder wie ein Besuch in der Arena ablief mit Gewinnspielen und Pausensnack. Was meint ihr denn? Wo sind ihr Parallelen? Schreibt es gerne unten in die Kommentare.

Und passend dazu gibt es für euch ein Video zur Sklaverei im Römischen Reich hier und direkt darunter ein spannendes Projekt von Terra X. Ein Virtual Reality Feature, mit dem ihr euch die Gladiatoren mal in 3D anschauen könnt und ihr könnt selbst in der Arena stehen. Wenn euch das gefällt hier, was wir machen, dann lasst uns gerne ein Abo da. Und wenn ihr kein Video mehr verpassen wollt, dann ist ein Abo auch immer eine ganz gute Wahl. Danke euch auf jeden Fall fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.