In diesem Video erklär ich euch, wie die
Französische Revolution zu Ende geht, aber wie viele ihrer Errungenschaften
weiter bestehen. Außerdem schauen wir uns
den Aufstieg eines Mannes an, der die Weltgeschichte
massiv beeinflusst hat. Napoleon Bonaparte. Ich erklär euch alles,
was ihr dazu wissen müsst. Im Jahr 1795, also sechs Jahre
nach Beginn der Revolution, ist in Frankreich
eine neue Verfassung in Kraft. Die dritte Revolutionsverfassung. Die Gewinner im Machtkampf
der politischen Lager sind die Bürger mit höherem Einkommen. Das sogenannte Besitzbürgertum. Denn sie haben
mehr Rechte bei den Wahlen. Zwar hat fast die Hälfte aller Bürger
das Wahlrecht, aber sie wählen erst einmal
nur Wahlmänner. In der entscheidenden zweiten Runde,
wenn die Abgeordneten bestimmt werden, dürfen nur noch
ungefähr 30.000 Männer mitwählen. Zur Erinnerung:
Es gibt 24 Millionen Franzosen. Insgesamt beruhigt sich die Lage
nach dem großen Terror ein bisschen. Aber der neuen Regierung,
dem sogenannten Direktorium, das aus fünf Männern besteht, gelingt es auch nicht, die Wirtschaftskrise
in den Griff zu bekommen. Sie schafft die Höchstpreise
für Lebensmittel wieder ab und umgehend kommt es zu einer
erneuten Lebensmittelknappheit. Nicht nur das,
immer wieder kommt es zu Aufständen, vor allem ärmerer Menschen. Weil das Direktorium
immer unbeliebter wird, stützt es sich auf das Militär,
um an der Macht zu bleiben. Zur Aufrechterhaltung der Ruhe
und ihrer Macht arbeitet die Regierung mit Todesurteilen,
Deportationen und Zwangsarbeit. Nicht mehr ganz so krass,
wie das vorher war, aber die Menschen
müssen immer viel Gewalt aushalten. Und wie schon bisher,
während der Französischen Revolution, fordern nicht nur Proteste von Armen
die Regierung heraus, es gibt auch einen ständigen Kampf
um die politische Macht. Auch Aufstände von Königstreuen
werden niedergeschlagen, unter anderem
durch Napoleon Bonaparte. An der Stelle möchte ich klarstellen: Es stimmt nicht, dass Napoleon
besonders klein gewesen ist. Er war knapp 1,70 Meter groß, was damals eine normale,
durchschnittliche Körpergröße war. Aber was er tatsächlich gemacht hat,
ist, seine Hand in die Weste zu stecken. Zumindest hat er sich so
von einem Maler abbilden lassen und das ist natürlich das Bild,
was man von ihm heute noch kennt. Geboren wird Napoleon Bonaparte
im Jahr 1769 auf Korsika als zweiter Sohn einer Adelsfamilie. Und erst auf der Schule
lernt er tatsächlich Französisch. In Mathe ist er besonders gut
und mit 16 wird Napoleon dann Offizier. Er begrüßt die Revolution in Frankreich, will sich aber in Korsika
politisch betätigen. Als er scheitert,
kehrt er nach Frankreich zurück und sucht die Nähe zur
Jakobinerregierung unter Robespierre, bekämpft Aufstände in Südfrankreich
und wird zum General befördert. Zwar verliert er nach dem
Regierungswechsel sein Kommando, schafft es aber,
Kontakte zu Kreisen des Direktoriums, also der neuen Regierung,
zu knüpfen und wird, nachdem er 1795 einen Aufstand von Königstreuen
mit seiner Artillerie niedergeschossen hat, sogar Oberbefehlshaber der Armee
im Inneren. Ihr seht: Napoleon schafft es
immer wieder, nach oben zu kommen und er ist begabt und besitzt die nötige
Anpassungsfähigkeit in dieser Zeit, in der sich die Verhältnisse
sehr schnell ändern. In den nächsten Jahren macht sich Napoleon einen Namen
als erfolgreicher General. Im Italienfeldzug besiegt er Österreich. Der Ägyptenfeldzug ist zwar
alles in allem ein ziemlicher Fehlschlag, aber Napoleon versteht es,
seine Teilerfolge sehr gut zu verkaufen, sodass er als Held nach Paris
zurückkehrt, obwohl er versagt hat. Besonders bei seinen Truppen
genießt Napoleon höchstes Ansehen. In Frankreich ist die Situation
mittlerweile wieder einmal schwierig. Das Direktorium
bewältigt die Probleme nicht, sodass die Bevölkerung
kein Vertrauen mehr in die Regierung hat. Die Menschen hungern,
haben keine Arbeit, leiden unter
einer bestechlichen Verwaltung. Ununterbrochen gibt es Putschversuche. Die Royalisten drohen
die Macht zu übernehmen, also die Anhänger des Königs,
der ja schon längst tot ist. Deshalb will ein Mitglied des Direktoriums,
Emmanuel Joseph Sieyès, selbst putschen. Allerdings braucht er dazu einen General,
der das Ganze militärisch absichert. Und obwohl er wegen der politischen
Ambitionen Napoleons Sorgen hat, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich
mit Napoleon Bonaparte zu verbünden. Jetzt wird es selbst für die Verhältnisse
während der Revolution abenteuerlich. Die Putschisten nutzen die Gefahr durch einen möglichen Putsch
von Königstreuen. Sie fordern eine Verfassungsänderung, die eine starke Regierung
unter der Beteiligung Napoleons möglich machen soll. Dafür muss
die Verfassung geändert werden, denn Napoleon ist zu jung,
um in die Regierung gewählt zu werden. Aber die Abgeordneten
durchschauen das Spiel und weigern sich mitzumachen. Schließlich lassen die Putschisten
den Sitzungssaal gewaltsam räumen. Später
wählen die restlichen Abgeordneten, die zu den Putschisten stehen,
eine neue Regierung aus drei Männern. Und Napoleon
ist einer dieser drei Männer. Die Bürger in Paris
nehmen den Putsch hin, sagen, ist in Ordnung, und damit
haben die Putschisten gewonnen. Jetzt macht sich Napoleon daran,
seine Mitregenten auszuschalten. Also die anderen beiden,
die mit ihm im Boot sitzen. Er wird erster Konsul der Republik
mit einer Amtszeit von zehn Jahren. Zwar gibt's noch ein Parlament,
aber das gibt's nur zum Schein. In Wirklichkeit regiert Napoleon
wie ein Diktator ganz allein. Immer wieder
führt er Volksbefragungen durch, die ihn und sein Handeln bestätigen. Aber man muss dazu sagen,
die Ergebnisse sind manipuliert. Sie sind gefälscht - das was rauskommt,
stimmt meistens gar nicht. Der frischgebackene Konsul
zieht umgehend in den Krieg und schafft es tatsächlich, mit Österreich, England
und Russland Frieden zu schließen. Frankreich erobert
das heutige Belgien, Luxemburg und das ganze Gebiet links des Rheins. Zum Beispiel auch die Stadt Mainz. Die Bevölkerung, die des ständigen
Kriegsführens leid ist, freut sich. Außerdem beendet der Erste Konsul
den Bürgerkrieg. Aufständischen und Adligen,
die ins Ausland geflohen waren, gewährt er Amnestie. Das heißt, dass sie rechtlich und politisch
nicht verfolgt werden und zurückkommen können,
was sie freut. Viele kommen auch zurück. Auch mit der Kirche
arrangiert sich Napoleon. Damit hat er einen
andauernden Konfliktherd befriedet. Außerdem führt er
ein allgemeines Wahlrecht ein. Die positive Stimmung,
die diese Maßnahmen erzeugen, die nutzt Bonaparte,
um sich bei einer Volksabstimmung als "Konsul auf Lebenszeit"
wählen zu lassen. Drei Millionen Franzosen stimmen
mit "Ja", nicht einmal 2000 mit "Nein". Also eine überwältigende Mehrheit. Auch wenn Napoleon zu diesem Zeitpunkt
sicher sehr beliebt ist, kann man davon ausgehen, dass die
Zahlen ein bisschen verbessert wurden. Jetzt räumt er auch
innerhalb Frankreichs auf. Er erklärt, die Revolution ist zu Ende.
Viele Bürger finden das auch gut. Sie wünschen sich nach den unruhigen
Jahren nur noch Ruhe und Frieden und akzeptieren deshalb auch, dass jetzt ein "starker Mann"
die Dinge in die Hand nimmt. Wichtige Errungenschaften der Revolution
bleiben erhalten. Das Feudalsystem etwa
bleibt abgeschafft. Die Berufsfreiheit bleibt bestehen. Das Recht auf Eigentum bleibt bestehen,
Kirche und Staat bleiben getrennt. Durch ein bürgerliches Gesetzbuch,
den "Code Civil" oder "Code Napoléon", wie das Werk auch heißt, sind
alle Menschen vor dem Gesetz gleich. Das Gesetzbuch ist so fortschrittlich,
dass Teile davon heute noch in Kraft sind. Zum Teil auch in Deutschland. Napoleon schafft es auch, die
Staatsfinanzen in den Griff zu bekommen und die Wirtschaft erholt sich langsam. Die Menschen bekommen Arbeit
und sie bekommen was zu essen. Napoleon erscheint
als Garant der staatlichen Ordnung und der positiven Dinge der Revolution. Allerdings ist es so, dass von dem
berühmten Dreiklang der Revolution, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, nur die Gleichheit überlebt. Gut, vielleicht kann man sagen,
irgendwie auch die Brüderlichkeit, aber die Freiheit bleibt auf der Strecke. Denn Napoleon Bonaparte
ist ein Alleinherrscher, der keinen neben sich duldet. Die Zeitungen werden zensiert. Von 73 in Paris erscheinenden Zeitungen
lässt er sage und schreibe 60 verbieten. Die Polizei überwacht das Volk streng
und wer sich verdächtig macht, der wird deportiert. 130 Revolutionsanhänger
müssen zum Beispiel auf die Seychellen. Sagt man vielleicht,
ist ja gar nicht schlecht, aber für die Menschen
ist es 'ne Katastrophe. Sie wollten sich politisch im Land
engagieren und konnten es nicht. Einige werden auch nach politischen
Gerichtsverfahren hingerichtet. Napoleon wird als Vollender und
Überwinder der Revolution bezeichnet. Aber man muss sagen, das sind
zwei völlig entgegengesetzte Dinge. Geht das denn überhaupt? Ja, denn diese Formulierung "Vollender
und Überwinder der Revolution" zeigt genau die beiden Seiten
der Herrschaft Napoleons. Tatsächlich hat er Prinzipien der
Revolution auf die Dauer durchgesetzt, zum Beispiel, dass alle Bürger
vor dem Gesetz gleich sind oder dass der Staat
weltanschaulich neutral ist, jeder darf glauben, was er will. Napoleon hat die Besitzveränderungen, die es während der Revolution
gegeben hat, bestätigt. Und das Feudalsystem, also die
Herrschaft der Adligen über die Bauern, wurde nicht wiederhergestellt. Insofern kann man schon sagen,
dass Napoleon die Revolution vollendet. Auf der anderen Seite
hat er eine neue Monarchie geschaffen mit einem sehr starken Anführer,
mit einem starken Herrscher und genau das wollte die Revolution
ja künftig verhindern. Die Volksabstimmungen und Wahlen
wurden nur zum Schein durchgeführt. In Wirklichkeit hat Napoleon
alleine bestimmt, was geschehen ist. Insofern
hat er die Revolution auch überwunden. Im Jahr 1804 wird Napoleon
Kaiser der Franzosen. Alles, was du dazu wissen musst,
gibt's auch hier bei uns auf dem Kanal. Bis dahin könnt ihr euch in der Playlist
zur Französischen Revolution umsehen. Wenn ihr Fragen habt zu diesem Thema,
postet sie unten in den Kommentaren. Noch ein Tipp: Ihr wollt kein Video
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und dann passt das. Danke euch fürs Zuschauen
und bis zum nächsten Mal. Untertitel
im Auftrag des ZDF für funk, 2017