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Stadtgeographie im Abitur verstehen

[Musik] In diesem Video geht es um die Auseinandersetzung mit Abiturklausuraufgaben und Tipps rum um das Inhaltsfeld Stadtgeographie. Es ist eingebettet in eine Videoreihe, die sich mit dem Erdkundenabitur beschäftigt. Kein Inhaltsfeld war so oft in Abiturklausuren der letzten Jahre in NRW vertreten wie Stadtgeografie. Sowohl im Grundkurs als auch im Leistungskurs kommt es nahezu in jedem Jahr dran. Nicht verwunderlich, dass Stadt so gut wie immer drankommt. Immerhin ist es ein wirklich umfassendes Inhaltsfeld, das meist ein gesamtes Halbjahr im Unterricht thematisiert wird und folgende drei inhaltliche Akzentuierungen aufweist. Ihr wisst, wie umfassend dieses Inhaltsfeld ist. Vor diesem Hintergrund wird sich der ein oder andere durchaus wundern beim Blick auf die Themen der jeweiligen Klausuren hier alles samt einmal aufgeführt. Der überwiegende Teil der Klausuren hat ein deutsches Raumbeispiel zum Thema und auch bei den übrigen drei Klausuren handelt es sich mit zweimal Wien und einmal London um Großstädte im europäischen Raum. Für den LK heißt es im Kernlehrplan jedoch, dass Schülerinnen und Schüler die Genese kulturraum spezifischer städtischer Strukturen beschreiben. Städte anderer Kulturkreise, wie z.B. wie die nordamerikanische oder die lateinamerikanische Stadt. Und auch der Grundkurs thematisiert nicht selten auch die nordamerikanische Stadt. Nordamerikanische Städte waren in den letzten 10 Jahren kein einziges Mal Gegenstand von Erdgunde LK Abiturklausur. Es gibt mehrere Gründe dafür, warum europäische Städte als Räumbispiele in Abiturklausuren beliebter sind. Letztendlich für euch ist nur wichtig, es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass eine nordamerikanische Stadt Gegenteil der Abiturklausur wird. Was allerdings auch nicht ausschließt, dass es irgendwann mal wieder vorkommen kann. Die zweite inhaltliche Schwerpunktsetzung rund um Metropolisierung und Marginalisierung rückt Stadtprozesse in Entwicklungs- und Schwellenländern und damit auch die lateinamerikanische Stadt in den Fokus. Hier zeigt sich, dass eine komplette inhaltliche Akzentuierung keine Relevanz im Erdkundenabi hat. Was ihr aus dieser Information macht, ist euch überlassen. Auch hier können Ausnahmen die Regel bestätigen und in Zukunft kann vielleicht mal eine Klausur dazu drankommen. Entsprechend wird sich auch in diesem Video hier nicht mit Metropolisierung und Marginalisierung beschäftigt. Bei Bedarf erstelle ich aber gerne dazu ein Video. Selbst bei europäischen Städten lässt sich ein Thema ausklammern, die historisch genetische Stadtentwicklung. historisch genetische Stadtentwicklungsphasen mit jeweils idealtypischen Grund und Aufrissmalen der jeweiligen Empor, wie z.B. der römischen Stadt oder der mittelalterlichen Stadt, hat man im Unterricht recht ausführlich besprochen. Sie finden keine Gewichtung in den Abiturklausuren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das in Zukunft ändern wird. Schließlich gibt es innerhalb des dritten inhaltlichen Schwerpunktes ganz unterschiedliche Herausforderungen, vor denen Städte aktuell stehen können. Und Fragen, inwiefern bestimmte Projekte oder Leitbilder diese Probleme beheben, haben einen höheren Stellenwert als die Erläuterung der historisch genetischen Stadtentwicklung. Noch mal, die Themen, die ich gerade angesprochen habe, kamen in den letzten 10 Jahren kein einziges Mal im Abitur im Stadtgeographie dran. Die Themen der Klausuren offenbaren ein breites Spektrum an inhaltlichen Schwerpunktsetzung. Entsprechend können sich die Aufgabenstellung der einzelnen Klausuren durchaus differenzer verhalten als z.B. in anderen Inhaltsfeldern wie z.B. Tourismus oder Landwirtschaft, deren Aufbau meist immer einem sehr strickten Muster folgen. Trotzdem zeigt sich, meist geht es um einen spezifischen Stadtteil als Raumbeispiel. Das ist durchaus interessant zu wissen, denn in sechs der neuen Klausuren, hier in den rechten drei der vier Klausuren, hat es folgende Konsequenz für die Aufgabenstellung. In Aufgabe 1 geht es um die Gesamtstadt, wurden ging es in Aufgabe 2 um die Erläuterung des spezifischen Stadtteils, welcher Thema der Klausur ist, geht. In den anderen drei Klausuren geht es direkt in Aufgabe 1 bereits um den spezifischen Stadtteil. Es zeigt sich auch, der häufigste Aufgabentyp ist die wirtschaftliche Bedeutung bzw. sozioomische Situation sowie die demographische Struktur des jeweiligen Bezirks zu kennzeichnen, sowie die daraus resultierenden Herausforderungen für die Stadtentwicklung. Nur ganz vereinzelt gibt es andere Aufgabenstellungen in Aufgabe 1, wie z.B. 2016, wo die Entwicklung gekennzeichnet werden sollte oder 2017, wo die Voraussetzung für einen Gentrifizierungsprozess gekennzeichnet werden sollte. Drei wesentliche Tipps für Aufgabe 1. Erstens, es gibt immer wieder die gleichen Materialien, die herangezogen werden können für die Bearbeitung dieser Aufgabe. In einem Material werden oft allgemeine Infos gegeben, die die wirtschaftliche Bedeutung der jeweiligen Stadt widerspiegeln. beispielsweise steht hier etwas zur Anzahl von Unternehmen, die verkehrsinfrastrukturelle Bedeutung, die Tatsache, dass es sich beim Raumbeispiel um einen Universitätsstandort handelt und so weiter. Je nach Raumbeispiel tauchen natürlich weitere Aspekte auf, wie auch hier anhand der Klausur über München seht. Alle diese Aspekte spiegeln die wirtschaftliche Bedeutung des Raumbeispiels nicht nur auf lokaler, sondern häufig auch auf regionaler oder nationaler oder sogar internationaler Ebene wieder und sind entsprechend alle zu nennen. Lasst hier nichts aus. Weitere Materialien, die zur Kennzeichnung der sozioökonomischen Situation herangezogen werden können, sind beispielsweise Angaben zu den sozialversicherungspflichtig beschäftigten, zum beschäftigten Wachstum, zur Arbeitslosenquote, zum VIPJ Einwohner, zum Pendlersaldo, also die Differenz zwischen Einpendlern, die zur Arbeit nach München fahren und den Auspendlern, die die Stadt verlassen, weil sie außerhalb arbeiten. Weiterhin lässt sich die demographische Situation analysieren anhand von Materialien zur Bevölkerungsentwicklung, zur natürlichen Bevölkerungsentwicklung durch das Verhältnis von Geburten und Sterberate und dem sich daraus ergebenden Saldo. Gegebenenfalls gibt es eine Alterspyramide oder eine andere Statistik zur Bevölkerung nach Altersgruppen, zur Veränderung dieser Altersgruppen über die Zeit, zur Wanderungsbilanz, also das Auftragen von Zuzügen und Vorzügen und der sich daraus ergebenden positiven oder negativen Wanderungsbilanz. All dies ausführlicher besprochen im Video über Bevölkerungsgeographie. Diese Grafiken kommen wirklich immer dran. Zweiter Tipp: Wie der Operator kennzeichnen es von euch verlangt, müsst ihr die Werte zur sozioökonomischen und demografischen Struktur charakterisieren. Es reicht nicht aus, diese lediglich zu benennen. Fast immer werden Referenzwerte angegeben, z.B. zum Bundesland oder zu einer anderen größeren Stadt, was die Charakterisierung der Werte vereinfachen soll. So kann man beispielsweise sagen, dass München im Vergleich zu ganz Bayern ein überproportionales Beschäftigten Wachstum aufweist. Ca. ein Sechstel aller Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Bayern aus München kommen, dass München mit einem Anteil von 1/ des BPS in Bayern einen wesentlichen Teil zur Wirtschaftsleistung ausmacht und so weiter. Es gibt immer wieder Schülerinnen, die sämtliche Werte von ganz Bayern benennen, was absolut nicht zielführend ist und auch gar nicht ausgehend von der Aufgabenstellung verlangt wird. Es geht um das Raumbeispiel der Klausuren und Referenzwerte wie die zu Bayern sind nur dazu gedacht, die wirtschaftliche Bedeutung des eigentlichen Raumbeispiels München besser einzuordnen. Und es muss nicht sein, dass die wirtschaftliche Bedeutung immer hoch sein muss. Es kann auch im Gegenteil sich um einen strukturs schwachen Raum handeln. Deshalb ist übrigens die Kombi der Klausul mit dem Inhaltsfeld Standortfaktoren rund um Strukturwandel, nämlich einem von Strukturwandel gekennzeichten Raumbeispiel an dieser Stelle so beliebt. An dieser Stelle habe ich euch einmal aufgeführt, welche unterschiedlichen Ausprägungen die Materialien haben können. Auf dieser Grundlage lohnt sich eine Analyse der Erwartungshorizonte. Die hier rot-orange dargestellten Punkte sind sämtliche Aspekte, die in der Klausur über München im Erwartungshorizont auftauchen. Die gelb dargestellten Punkte, diejenigen, die im Erwartungshorizont zur Klausur über Heidelberg auftauchen und die blauen Punkte kennzeichnen alle Aspekte, die im Erwartungshorizont zur Klausur über Wien auftauchen. Es zeigt sich, wenn ihr die hier aufgeführten Aspekte berücksichtigt, dann gewährleistet das eine eigentlich nahezu maximale Punktausbeute in dieser Teilaufgabe. unter der Voraussetzung, dass ihr ebenso die weitere spezifische wirtschaftliche Bedeutung der Stadt charakterisiert, die sich aus den allgemeinen Daten zur Stadt ableiten lässt. Die Einwohnerentwicklung muss übrigens in fast allen Klausuren ziemlich detailliert beschrieben werden und es muss geschlussfolgert werden, inwiefern ein etweiliges Bevölkerungswachstum auf natürliche oder Ursachen zurückzuführen ist oder sogar beides, ob einen Geburten Überschuss und ein positiver Wanderungssaldo ursächlich sind für ein Bevölkerungswachstum. Analog kann bei einem Einwohnerrückgang differenziert werden, inwiefern dieser die Folge von Abwanderung oder eines Sterbeüberschüsses ist. Tipp Nummer 3: Nach der Kennzeichnung der wirtschaftlichen Bedeutung bzw. der sozioökonomischen Situation sowie der demografischen Aspekte soll man die daraus resultierenden Herausforderung für die Stadtplanung ableiten. Es gibt Klausuren wie jene über München, in der dieser Aufgabenteil explizit erwähnt wird in der Aufgabe. Es gibt aber auch Klausuren, wie z.B. aus dem Jahr 2022 über Heidelberg, in der nur die demographische und sozioökonomische Situation gekennze werden sollte. Auch wenn hier nicht explizit Herausforderungen erwähnt werden in der Aufgabenstellung, tauchen sie im Erwartungshorizont auf einmal auf. Und diese Klausur ist kein Einzelfall. Ich könnte euch an dieser Stelle eine Reihe von Klausuren nennen, in der die Aufgabenstellung der von Heidelberg ähnelt und dennoch von euch verlangt wird, Herausforderung für die Stadtentwicklung abzuleiten. Wir hatten dieses Phänomen mal in einem anderen Video und es ist auch müßig, sich an dieser Stelle darüber zu unterhalten, inwiefern es gerechtfertig ist, dass solche Aspekte im Erwartungshorizont auftauchen, wenn sie nicht aus der Aufgabenstellung hervorgehen. Eure Schlussfolgerung muss sein, dass ihr bei Klausuren mit einem solchen Aufgabenformat Herausforderung ableitet, ganz egal, ob sie in der Aufgabenstellung erwähnt werden oder nicht. Welche Herausforderungen können sich ergeben? Insofern es einen langanhaltenden positiven Wanderungsse und auch ein positives natürliches Bevölkerungswachstum gibt, wird der Bedarf an Wohnraum sowie Gewerbeflächen auch perspektiv steigen. Gegebenenfalls stehen Gewerbe und die neuen Wohnraumflächen in Konkurrenz zueinander. Der Arbeitskräftebedarf erhöht sich, was die Schaffung weiterer Arbeitsplätze erfordert. Durch den vermehrten Zuzug in die Stadt und die Verknappung des Wohnraums werden Immobilienpreise steigen, was problematisch anzusehen ist. Die Konsequenz ist die Verdrängung sozials schwächer Bevölkerungsgruppen. Ein Prozess, den man als Segregation bezeichnet. Die Entstehung sozialer Disparitäten generell und gegebenenfalls auch Phänomene wie die Gentrifizierung innenstadtnah Bezirke. Insgesamt lässt sich der steigende Flächenverbrauch und die zunehmende Flächenversiedlung kritisieren, der zunehmende motorisierte Individualverkehr und die Notwendigkeit der Verkehrsinfrastruktur sich daran anzupassen. Der Pendlerinzugsbereich weitet sich gegebenenfalls aus, vor allem auch deshalb, weil es zu einer zunehmenden räumlich funktionalen Entmischung verschiedener Funktionen wie z.B. arbeiten und Wohnen, versorgen und Freizeit kommt, denn in Folge des Bevölkerungswachstums entstehen vor allem Wohnsiedlung im Superbahnraum. Hier herrscht die Funktion Wohnen vor. Sollte ein Raum geprägt sein durch eine gänzlich entgegengesetzte Entwicklung, die geprägt ist durch eine stagnierende oder rückläufige Einwohnerzahl an zurückgehenden beschäftigten Zahlen und so weiter, dann sind hier natürlich andere Probleme zu fokussieren, die ich euch an dieser Stelle einmal aufgelistet habe und Aspekte wie die sinkenden Steuereinnahmen, Lehrstände, die altersselektive Abwanderungen, vor allem reproduktiver Bevölkerungsgruppen in den suburbanen Raum, die Gefahr von Abwanderung von Unternehmen und so weiter. Auch hier offenbart der Blick in den Erwartungshorizont, dass alle Aspekte in den einzelnen Klausuren zu München, zu Wien und so weiter sich hier widerspiegeln lassen. Diese hier aufgeführten Aspekte sind also so hilfreich. Habt sie im Hinterkopf und selbst wenn manche Aspekte nicht im Erwartungshorizont stehen, ihr aber plausibel z.B. eine zunehmende Entmischung ausgehend von den dargestellten Entwicklungen ableiten könnt, dann kann das nur zu euren Gunsten im Sinne der Erfüllung eines weiteren Aufgaben bezogenen Kriteriums ausgelegt werden. Zum Ende des Videos blicken wir noch einmal kurz auf solche Aufgabenstellung, die sich differenent verhalten zu der eben angesprochenen. Es gab Abiturklausuren zur Stadtgeographie, in denen die Merkmale bzw. die Entwicklung des jeweiligen Stadtteils beschrieben werden sollte. Es sind nicht viele Klausuren und die, die es sind, sind bereits älter. Wie ihr seht, letztlich ist auch hier die erwartbare Leistung an euch ähnlich. Auch hier gibt es verschiedenste Materialien zur sozioökonomischen und demografischen Struktur, genau wie in den eben besprochenen Klausuren, aber auch andere Aspekte, wie z.B. zum Lehrstand, zu Mietpreisen und so weiter, die von euch gekennzeichnet werden müssen. Letztlich gibt es nur eine Klausur, die ein wenig aus dem Rahmen fällt und zwar die Klausur über Wien aus dem Jahr 2017, wo in Aufgabe 1 die Voraussetzung für einen Gentrifizierungsprozess gekennzeichnet werden soll. Im Video zur Gentrifizierung, an dieser Stelle oben rechts einmal eingeblendet, wird unter anderem genau dieser Aspekt thematisiert. Einen Teil des Erwartungshorizontes habe ich euch an dieser Stelle einmal abgebildet. Welche Aspekte in Aufgabe 2 und 3 im Kontext von Abiturklausuren zum Inhaltsfeld Stadtgeographie von Bedeutung sind, dann im nächsten Video. Ebenso die Übersicht über die relevanten Fachbegriffe zu diesem Thema. [Musik]