Musik Sie lassen deinen Vater heute raus, stimmt's Keller? Ja. Muss ein scheiß Gefühl sein, wenn ein Vater ein Krimineller ist, ne? Hör auf, Hans.
Er soll sich aber in Acht nehmen, Keller. Sonst landet er gleich wieder im Knast. Wir haben ja so vertrimmt, dass Sie heute noch dran denken. Das waren Burschen wie der da.
Haben wir einen Tag hier? Ja. Vielen Dank. Papa, du bist wieder da! Haben sie dir sehr weh getan, Papa?
Papa. Ich mach dir was zu essen, Papa. Setz dich hin.
Danke, mein Liebling. Ihr habt mir sehr gefehlt. Wie hast du es nur geschafft?
Ach, schau uns an. Wir haben es geschafft. Sieben Monate und drei Tage.
Und fünf Stunden. Ist Tiefler mit dir zurückgekommen? Der kommt nicht zurück.
Von hinten erschossen. Auf der Flucht. Verstehe. Natürlich. Und Rudolf Gruber?
Ist noch da. Kein Mustergefangener wie ich. Wir sind sehr stolz auf dich, Papa.
Leider haben wir nur Margarine. Na, und du, Hartmut? Ist es so schwer, mit seinem Vater zu sprechen, nach so langer Zeit? Nein, es ist nur, ich bin schon fast zu spät.
Wir haben Jungvolkabend. Ich muss mich noch umziehen. Es tut mir leid, Papa. Ich fühle mich fast wie ein Mensch zusammen. Ich mich auch.
Ich weiß, was du durchgemacht hast. Wir hatten Angst um dich. Die Nazis bleiben an der Macht ernst.
Trotzdem. Wir müssen wohl... Was?
Wir tun als ob. Alle tun das. Wir sind nicht wie alle. Susanne.
Wir müssen überleben, Ernst. Nicht wegen uns. Wegen Renate und Hartmut. Was ist das? Nach außen, Ernst.
Nur nach außen. Der Sohn eines sudetendeutschen Bauern. Gregor Mendel, der Augustinermönch wurde, machte seine erstaunliche Entdeckung in der Stille eines Klostergartens. Wo?
Keller? In Brünnen. Er führte an die 10.000 Kreuzungsversuche mit Tieren durch und entdeckte dabei...
was, Mönchmann? Bedeutende Naturgesetze der Rassenvererbung für Pflanzen und Menschen. Jetzt verstehen wir auch das erste Mendelsche Gesetz, wonach die Kreuzung reinerbiger Rassen was zum Resultat hat? Schieds. Angehörige reinerbiger Rassen.
Wohingegen Kreuzungen zwischen verschiedenen Rassen unweigerlich was zum Resultat haben, Räger? Mischlinge. Und damit kommen wir zwangsläufig zu der Mendelschen Schlussfolgerung, nämlich grober?
Dass Mischlinge, die aus der Kreuzung zweier verschiedener Rassen hervorgehen, ebenfalls nicht rein sein können. Exakt. Unter den Europäern gibt es keine Beispiele für Kraus. Absolut reine Rassenmerkmale.
Heute kann sich nur unser Vaterland rühmen, sechs Rassen hervorzubringen, die als rein arisch bezeichnet werden können. In Deutschland sind wir bemüht, die arischen Rassen reinzuhalten. Sie sind durch die Vermögen der Arischen Rassen, die wir in Deutschland haben, Vermischung mit minderwertigen Rassen in Gefahr.
Das Wesentliche sind nicht die Individuen, also die einzelnen Menschen selbst, sondern ihre Erbanlagen. die sie für den Fortbestand unseres Volkes weitergeben müssen. Hast du es gehört?
Weitergeben! Wer hat da gesprochen? Na, Witzbein?
Gut, wir können es auch anders machen. Wenn derjenige, der gesprochen hat, sich nicht meldet, dann muss eben die ganze Klasse dran glauben. Ich war's.
Ziemlich spät. Und was hattest du Wichtiges zu sagen? Ich hab zum Reger gesagt, du auch.
Das verstehe ich nicht. Also, weil doch die Erbanlagen weitergegeben werden müssen. Ich zum Reger gesagt, hast du es gehört?
Und wo soll da der Witz sein? Weil ich Priester werden will. Aha. Und du meinst also, wenn der Reger nicht heiratet, gibt er seine wertvollen Erbanlagen nicht weiter? Ja, woher, Herr Direktor?
Setzen. Wodurch wird bei uns die Reinerhaltung der Rassen gesichert? Keller.
Die Reinerhaltung der Rasse wird gesichert durch... Na, wodurch? Durch...
Durch die Nürnberger Gesetze. Sehr gut. Setzen.
Morgen! Die bildet sich aber was ein, die Frau Keller. Seitdem ihr Alter wieder Klavierstunden geben darf.
Ach, hat er aufgehört Straßen zu bauen? Sechs Monate Zwangsarbeit. Mehr passiert doch diesen Leuten kaum.
Der muss Beziehungen haben, wenn Sie mich fragen. Ach, glauben Sie, dass er deshalb zum Arbeitsdienst gegangen ist? Klar, sonst hätten die doch nie die Nebenwohnung dazu gekriegt.
Vier Zimmer haben die jetzt. Und was das kostet. Allein der Umbau. Guten Morgen, Frau Möntmann.
Morgen. Guten Morgen. Hoher Besuch für Frau Keller.
Bitte die Unordnung. Wollen wir uns im Spiegel ansehen, Frau Dr. Möntmann? Oh.
Das wird aber ein schöner Raum. War das das Esszimmer? Nein. Endlich ein eigenes Schlafzimmer für meinen Mann und mich.
Ach so. Wie gefällt es Ihnen? Ein bisschen länger, bitte. Aber in Ihrem Alter? Aber ich bin Mutter von vier Kindern.
Mama, wo sind denn meine Socken? Ach, guten Morgen, Frau Menkmann. Ich habe sie dir heute Morgen in den Schrank gelegt.
Guten Tag, Hartmut. Bist du noch nicht fertig zum Abmarsch? Hans hat seinen Rucksack schon heute früh gepackt.
Er freut sich ja schon so auf das Lager. Ja, ich bin auch schon fast fertig. Nur noch ein paar Kleinigkeiten.
Na, dann fang endlich an mit deinen paar Kleinigkeiten. Kommen Sie dann auch zum Appell, Frau Keller? Natürlich. Sehr schön.
Sie haben ja so recht mit der Länge. Ich bin Ihnen so dankbar. Sie sind so geschickt. Ich bin vier Jahre in die Lehre gegangen, Frau Dr. Möckmann.
Schneiderin? Das war mir gar nicht bekannt. Ich weiß gar nicht, warum ich Sie nicht schon früher gefragt habe, aber...
Warum kommen Sie nicht zu uns in die Frauenschaft? Sie könnten einen Schneiderkurs abhalten. Ich bin doch nur eine ganz einfache Hausfrau, Frau Dr. Mönken. Ach, Sie würden wunderbar zu uns passen, Frau Keller. Sie glauben gar nicht, wie viel Spaß es macht, wenn wir alle zusammen arbeiten.
Selbst die einfachste Arbeiterfrau fühlt sich bei uns wie zu Hause. Scheiße, ich krieg das verdammte Ding nicht hin. Ach übrigens, mein Mann hat es zufällig beim Frühstück erwähnt. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich darüber spreche. Ja?
Er findet es ein wenig... Naja, ein bisschen unpassend, wenn Ihr Mann dem Franz Kuhn Klavierstunden gibt. Hat Franz immer unterrichtet?
Ist es wirklich so wichtig? Ich verstehe Ihre Frage nicht, Frau Keller. Gut, ich werde es meinem Mann ausrichten, wenn er nach Hause kommt. Tun Sie das. Und vergessen Sie unseren Frauenschaftsabend nicht.
Sie haben es versprochen. Mama, du musst mir helfen. Auf Wiedersehen, Frau Dr. Möckmann. Und vielen Dank.
Auf Wiedersehen, Frau Keller. Was ist denn? Diese blöde Decke, jetzt ist sie wieder zu kurz. Und ich bin sowieso schon zu spät. Ernst?
Ja. Diese blöde Decke, ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Ach du meine Güte.
Er kommt zu spät zum Appell. Komm, ich zeig dir's. Pass gut auf, ich zeig dir es nicht zweimal. Eins, zwei und drei. Und das jetzt halbieren.
Halb und halb. Ja, und dann rollen. Wann musst du da sein?
In zehn Minuten. Ich fahr dich hin. Danke, Papa.
Du kommst noch mit uns. Ich muss das erst fertig machen, das habe ich versprochen. Dann kommst du eben nach.
Tag, Papa. Schau, Renate, Papa hat die Decke für mich zusammengerollt. Ist ja großartig. Ich habe unten Frau Mönchmann getroffen. Sie hat mir erzählt, dass du in die Frauenschaft willst.
Geh schon zum Wagen. Ich komme gleich nach. Am besten ist man gleich desoptimiert.
Warte. Da. Was soll das heißen?
Ich hab ihr noch nichts versprochen, Ernst. Ich hab... Ist sowieso nur eine Art von Kaffeeklatsch. Ach ja.
Und das Jungvolk ist nur eine Art von Pfadfindern. Und wenn du diese Uniform nicht anhättest, wärst du arbeitslos. Versuch uns doch zu verstehen.
Irgendwie müssen wir ja durchkommen, Renate. Wir haben keine andere Wahl. Wirklich nicht, Papa? Frau Dr. Mönkmann war sehr nett, Ernst.
Sie hat wie eine Freundin zu mir gesprochen. Übrigens meint sie... Was?
Dr. Mönkmann scheint der Ansicht zu sein, es wäre besser, wenn du Franz Kuhn keine Klavierstunden mehr gibst. Das meinst du doch nicht im Ernst, Susanne. Dr. Mönkmann meint es ernst.
Sehr sogar. Am besten ist man leiblich und schaut die Welt durch eine runde Mühle an. Will nicht mehr. Lauf vor.
Sind bloß noch ein paar Meter. Und halt die Ohren steif! Steh frivy!
Beeilung, wir sind spät dran. Ich weiß, Soldaten müssen pünktlich sein, sagt mein Vater immer. So eine Strecke marschieren, bei der Hitze.
Aber ich bin schon froh, dass ich die Alten eine Weile nicht sehe. Guten Tag, Rudolf. Wie muss man dich denn jetzt anreden? Obermusikmeister?
Ich hänge mit meinem Wagen. Wo denn? Um die Ecke in der Kleiststraße. Wahrscheinlich der Vergaser.
Wie geht's dir denn so, Rudolf? Gelegenheitsarbeiten. Mal hier ein paar Fenja.
Mal da. Jedenfalls den Charakter habe ich mir nicht erkältet. Wie so mancher Genosse. Glaubst du, ich fühle mich wohl dabei?
Aber du musst doch zugeben, dass sich manches geändert hat. Zum Beispiel Arbeitslose. Nur noch anderthalb Millionen. Das kannst du doch nicht bestreiten. Tue ich ja gar nicht.
Ihr braucht nur die Gewerkschaften aufzulösen und Zehntausende von... von politisch Unzuverlässigen und Juden vergessen, die ihr gefeuert habt. Dann lasst ihr die Leute für das halbe Geld zweimal so viel arbeiten, trommelt das halbe Land für irgendeinen großen Staatsauftrag zusammen und Wunder über Wunder eure Arbeitslosenzahlen sinken.
Führer, wir danken dir. Und jetzt kannst du mich anzeigen. Wofür hältst du mich eigentlich? Für einen Mann in einer braunen Uniform. Rudolf, ich bin Musiker.
Ich versuche doch bloß in meinem Beruf zu arbeiten. Warum muss ich mich eigentlich vor jedem rechtfertigen? Was macht denn dein Sohn, Rudolf? Dasselbe wie deiner, Ernst. Er marschiert mit deinem zusammen ins Zeltlager.
Auch so ein 150-prozentiger. Trotzdem, manchmal denke ich, hier ist doch noch mein Sohn. Ich hol das Werkzeug.
Es sind doch noch Kinder, Rudolf. Fährlein 13, Gegenstand! Zur Meldung an den Jungmannführer!
Ihr Augen! Links! Jungmannführer, ich melde dir, Fernlein 13, Ulrich von Hutten, mit 1 zu 128 Mann zum Abmarsch ins Teltlager angetreten.
Danke! Heilkameraden! Heil, Jungmannführer!
Augen gerade aus! Rührt euch! Bis zum nächsten Mal Name? Junggenosse Keller.
Sechs Schritte vortreten. So sollte ein vorschriftsmäßig gepackter Turnister aussehen. Du kannst zurücktreten, Keller. Abmarsch!
Jawoll, Jungmannführer! Pellern 13! Stimmt!
Rechts! Aufsteigschritt! Marsch! Wo strahlst du, Friebi? Woher nehmen und nicht stehlen?
Hartmut! Hartmut! Hoffentlich kriegt er kein Heimweh.
Das ist eine Frage der Erziehung. Halt in Richtung! Fernlein 3, die Jungzugführer übernehmen das Kommando über ihre Züge.
Wer zuerst im Lager ankommt, wird vom Fanfarenzug empfangen. Hoffentlich wir. Und dass mir keiner schlapp macht!
Es zittern die morschen Knorren, der Welt vor dem großen Krieg. Wir haben den Schrecken gebrochen, für uns war's ein großer Sieg. Wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt. Denn heute gehört... uns Deutschland und morgen die ganze Welt.
Wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt. Denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt. Und nicht vom Kampf in Trümmern die ganze Welt zuhauf.
Was soll uns den Teufel kümmern, wir bauen sie wieder auf. Wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt. Denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt.
Klotz, Klotz, Klotz am Bein, Klavier vom Bauch, Bier vom Bauch. Wie lang ist die Chaussee? Links ne Pappe, rechts ne Pappe, in der Mitte Pferdeappel.
Klotz, Klotz, Klotz am Bein. Klavier vom Bauch, wie lang ist die Chaussee? Klotz, Klotz, Klotz am Bein, Klavier vom Bauch, wie lang ist die Chaussee? Klopfe, Klopfe, Klopfe am Bein, Das ist die Stierkneifzahne, es tut gewahnsinnig weh. Denn im Sommer da blüht der rote, rote Mond und ein lustiges Blut von überall davon.
Scherzel, Ade, Ade! Scherzel, Ade! Jungs, wir gehen da lang.
Das ist eine Abkürzung. Ist gut. Wann ist Schnappsidee deine Abkürzung?
Ach, jetzt sind es bestimmt nur noch 8 Kilometer. Kein Tropfen mehr drin. Ja, nimm von meiner. Was ist denn drin?
Tee. Heiß? Ja. Bäh.
Ist aber gut für dich. Kannst du selber saufen. Du willst doch so nicht weitermarschieren.
Auf deine Ratschläge kann ich verzichten, Kröbel. Aber da guckt ja das rohe Fleisch raus. Das musst du melden. Dann wirst du mit dem Auto ins Lager gefahren.
Verschwinde. Sie kommen! Sie sind endlich da, der letzte Zug kommt, Fehlernführer!
Na, endlich! In die Zeitung! Weggetreten!
Oh, na endlich! Oh, ne, ne, ne. Völlig fertig.
Meine armen Füße. Der hat's mit seiner scheiß Abkürzung. Und jetzt noch einen Löffel.
Du willst doch hier raus, so schnell wie möglich. Oder willst du ganz weg, nach Hause? Nein. Na, da wollen wir mal unsere Leichen besichtigen.
Gut. Und ich kümmere mich jetzt ums Essen, damit mir keiner verhungert. Name?
Keller, Hartmut. Geht's besser, Keller? Jawohl, Jungbandführer.
Die Füße waren total im Eimer, aber er hat bis zuletzt durchgehalten. Man kann sagen, er war ein Vorbild für die anderen. Eins, zwei, drei, vier!
Absoluter Weltmeister! Mensch, klasse! Achtung! Und eins, zwei, drei, vier. Hört doch auf mit dem Blödsinn.
Halt's Maul, Fahrradköchel. Und jetzt der Keller. 1, 2, 3, 4, 5. Sieger!
Achtung, er kommt! Wie ist das passiert? Aha.
Also von selbst. Dann lass dich mal vom Pedell verarzten. Kann ich mitgehen? Das nenn ich Kameradschaft.
Wir haben nämlich auch ein paar Blasen. Wie ist das passiert? Mit dem Feuerzeug! Der Keller ist Weltmeister!
Hartmut, hast du denn immer noch nichts dazu gelernt? Gaius Mucius Kevola! Dieser Gaius Mucius Kevola war ein Mann, der seinen Feinden seine Tapferkeit und die seiner Truppen beweisen wollte.
Und wie machte er das, Linus? Er legte seine Hand in Glühwein. und ließ sie abbrennen.
Den verkohlten Stumpf zeigte er dann seinen Feinden und die sagten sich, wenn alle so tapfer sind wie ihr Führer, dann sind sie nicht zu schlagen und zogen ab. Gut. Aber das war vor 2000 Jahren.
Und außerdem habe ich es durchgenommen, damit ihr aus dem Lateinischen übersetzen lernt. Hast du den Blödsinn auch mitgemacht, Linus? Nein.
Gut, setzen. Der hat keinen Mut gehabt. Der braucht keinen Mut, der wird Pfarrer. Oh.
Ich glaube schon, dass man Mut braucht, um Pfarrer zu werden. Heutzutage. Na, wie war das?
Gut? Du hast es ja auch lange genug geübt. Aber das da habe ich schon lange nicht mehr geübt.
Stimmt, das hört man. Geh schon, Papa. Ich muss dir was sagen, Franz.
Das war unsere letzte Stunde. Oh. Weißt du, ich hab jetzt zu viel zu tun, um noch Klavierstunden geben zu können. Aber Fritz Kraus und Elke Kröbel haben zwei Stunden in der Woche. Das ist Franz.
Ich verstehe. Entschuldigen Sie bitte, ich wollte nicht stören. Ich war nur zufällig... Herr Kuhn, kommt Franz abholen, Papa.
Natürlich. Ich habe Ihrem Sohn gerade erklärt, Herr Kuhn. Herr Keller kann mir keine Stunden mehr geben. Sie verstehen.
Wenn ich könnte... Ja, ich verstehe, Herr Keller. Es war schon sehr nett von Ihnen, dass Sie ihn so lange weiter unterrichtet haben. Mach schon, beeile ihn mal mit der Ruhe. Der wird schön mitgucken, der Jute.
Sehr gut. Komm, Franz. Achtung!
Das hätte ich nie von dir gedacht, Papa. Für Sie nehmen ist mir nicht übel, Herr Kuhn. Wiedersehen, Franz.
Hinter den Mötern! Da ist er! Achtung!
Das hätte ich nicht von Ihnen gedacht, Herr Keller. Von Ihnen nicht. Renate! Lass mich in Ruhe!
Wo willst du hin? Du sollst mich in Ruhe lassen! Renate! Warum gehst du denn nicht gleich zur SS, Papa? In Ordnung, wir geben das Geschäft auf.
Lassen alles zurück, was wir besitzen. Die Möbel, das Auto. Sie werden uns sowieso alles nehmen, wenn es Ihnen passt.
Aber wo kann ich mir eine Existenz aufbauen? In Brasilien? In Palästina? Dort werden Sie uns nicht nehmen.
Oder in England. Dorthin können wir nur gehen, wenn du als Hausmädchen arbeitest. Willst du als Hausmädchen arbeiten? Kommt nicht in Frage.
Keine Panik. Ich weiß. Genau. Keine Panik.
Sie lassen uns doch immerhin noch unser Geschäft, oder? Guten Abend, Renate. Und du gehst in eine gute Talmud-Horachschule.
Was machst du denn hier, Renate? Ich gebe Franz jetzt seine Klavierstunden. Komm Franz, ich bin zwar nicht so gut wie mein Vater, aber wir werden es schon schaffen, was?
Schön, mal eine Weilein zu sein. Ohne die Kinder. Na, Kinder sind das nicht mehr ernst. Ich seh sie kaum noch. Ich seh dich ja kaum noch, Susanne.
Lass die paar Wochen Lehrgang erstmal vorbei sein. Dann wird alles einfacher. Wirklich?
Für wen mach ich das denn alles? Für wen? Für mich und die Kinder, das weiß ich. Glaubst du, ich mache das gerne? Sehr unglücklich siehst du nicht aus.
Wie wäre es mit etwas Streuselkuchen? Selbst gemacht. 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 35, du bist dran! Was ist?
Kommst du mit Schwimmen? Nein, ich glaub nicht. Aber die anderen sind doch auch alle da.
Alle aus deiner alten Klasse. Nein, besser nicht. Warum denn nicht? Lernt man bei euch in der Schule nicht schwimmen?
Nein, ich bleib hier. Dem kann man halt nicht helfen. So sind sie nun mal, die Juden. Da ist doch nichts dabei, ich schwör's dir!
Siehste, Pivi? Nichts dabei! Fußsprung, hab ich gesagt.
Du brauchst keine Angst zu haben. Unter uns sind vier Rettungsschwimmer. Unten bleiben. Der springt von alleine.
Der scheißt sich doch an. Stimmt's, Frivi? Und wenn er doch nicht schwimmen kann?
Warum sagt er es dann nicht? Du kannst doch schwimmen, Frivi, oder? Was soll denn da passieren? Wir ziehen ihn doch sofort wieder raus. Los, spring doch endlich.
Oh, nicht schon wieder! Gib ihm doch den Befehl! Ich zähl bis drei.
Wenn du da nicht springst, komm ich rauf. Eins, zwei, drei! Befehlsverweigerung! Los, gib ihm den Befehl! Zum letzten Mal, Frievi!
Spring! Warten bis er wieder hochkommt. Na los, holt ihn raus!
Was? Das sieht doch gar nicht aus. Kann der mir sein?
Das gibt's doch gar nicht. Hier, Herr! Hier muss er sein! Der Kröbel erseuft!
Der Kröbel erseuft! Du willst wieder hin? Den geholt!
Ja, mach schnell! Wir holen die DLRG, Mönchmann! Wieso hat er denn nicht gesagt, dass er nicht schwimmen kann?
Meine Scheiße! Hans, wo willst du hin? Wir müssen Hilfe holen! Na los, macht schon! Ich sag dir auch nichts, dieser Blödmann!
Mach nicht so viel Verlust! Hans! Hans! Hans!
Bleib doch da! Komm jetzt wieder! Wir holen Hilfe!
Also dann. Tag Hartmut! Seid ihr schon wieder da? Frivi! Ist was passiert?
Was ist passiert? Wo ist Freevie? Ist was mit Freevie? Wir waren am See. Ja?
Und? Nein! Wer hat die Jungschaft geführt? Du oder der Keller? Der Hartmut hat das Kommando gehabt.
Du hast natürlich ebenfalls gerufen, er soll reinspringen. Das haben alle. Aber ihr seid ihm doch sofort nachgesprungen, oder?
Würdest du das bitte mir überlassen? Die Todesursache steht noch nicht fest. Ich würde feststellen lassen, dass er an Gehirnschlag gestorben ist.
Kann ich jetzt gehen, Papa? Ja. Wie hat dein Vater reagiert? Hast du ihm gesagt, dass es meine Schuld war? Ich weiß gar nicht, was du hast.
Die Schwachen gehen drauf, die Starken überleben, oder? Und Frivi. Hartmut, du musst doch gewusst haben, dass Frivi nicht schwimmen konnte.
Komm, schluck's runter. Geht nicht. Einfach Augen zu und runter. Na, mach schon.
War denn sonst niemand da? Außer dir und Frivi? Frau Gröbel hört überhaupt nicht mehr auf zu weinen. Halt den Mund!
Halt doch endlich eine Minute den Mund! Komm, kommen Sie. Mama, muss ich jetzt ins Gefängnis? Unsinn. Versuch nicht mehr dran zu denken.
Es ist nicht deine Schuld. Es war ein Unfall. Schlaf jetzt.
Weißt du, was er mich gefragt hat? Ob er ins Gefängnis muss. Und was hast du ihm geantwortet?
Was hätte ich sagen sollen? Unfälle passieren eben. Unfälle? Hartmut hat Frivi in den sicheren Tod geschickt.
Er hat doch nicht wissen können, dass der Junge nicht schwimmen kann. Darum geht es nicht, Susanne. Wir erziehen unsere Kinder mit einem Menschenleben umzugehen, als wäre es ein Spielzeug.
Ins Gefängnis gehört schon jemand. Aber nicht die Kinder. Sondern die, die ihnen Befehlsgewalt über das Leben anderer Kinder geben.
Nur weil sie diese verdammte Uniform tragen. Du sagst das? Ich halte das nicht mehr aus! Das hätte jedem passieren können. Dir nicht, Linus.
Doch, wenn ich zum Jungvolk gegangen wäre. Ich glaube, jetzt geht's wieder. Dieses junge Leben ist nicht umsonst geopfert worden.
Freudig hätte er es hingegeben, wenn das Vaterland gerufen hätte. Wir sind zum Kampf geboren. Deutschland, Vaterland, für dich ist kein Opfer zu groß.
Friedrich Wilhelm Gröbel, du hast dein Opfer heute schon gebracht. Als Zeichen unseres Dankes ernenne ich dich hiermit zum Jungenschaftsführer. Deutschlands Jugend ist stolz auf dich. Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen. Musik Wiedersehen.
Wo willst du jetzt hin? Ich muss mich beim Bahnführer melden, wegen des Unfalls. Mach dir nicht zu viel Sorgen.
Ich mach mir keine Sorgen, Mama. Warum? Die Schwachen gehen drauf, die Starken überleben, oder? Untertitelung des ZDF, 2020