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Übersicht über Jungs psychologische Typen

Jun 27, 2025

Übersicht

Diese Vorlesung untersucht C.G. Jungs Theorie der psychologischen Typen, die Struktur des Bewusstseins und die Integration von Archetypen für die Individuation, wobei sowohl klassische als auch zeitgenössische Modelle betont werden.

Jungs psychologische Typen

  • Jung identifizierte vier Funktionen des Bewusstseins: Denken, Fühlen, Empfindung und Intuition.
  • Jede Funktion operiert durch zwei Einstellungen: Introversion und Extraversion.
  • Eine Funktion und Einstellungskombination ist dominant (primär), gepaart mit einer sekundären (auxiliären) Funktion aus der entgegengesetzten Kategorie.
  • Die tertiären und inferioren Funktionen sind weniger bewusst; die inferiore ist tief unbewusst und oft problematisch, verbindet uns aber auch mit dem Selbst.
  • Die inferiore Funktion ist mit den Anima/Animus-Archetypen verbunden und schafft eine Brücke zwischen Bewusstem und Unbewusstem.
  • Individuation ist der lebenslange Prozess der Integration aller Funktionen und Archetypen für psychologische Ganzheit.

Funktions-Einstellungs-Typen (Acht Typen)

  • Extravertiertes Denken: Objektiv, schätzt universelle Gesetze, kann starr und tyrannisch werden.
  • Extravertiertes Fühlen: An äußeren Werten orientiert, sucht Harmonie, unterdrückt persönliches Denken.
  • Extravertierte Empfindung: Beschäftigt mit konkreter Realität, detailorientiert, kann genussorientiert werden.
  • Extravertierte Intuition: Sieht Möglichkeiten, innovativ, leicht gelangweilt, vernachlässigt praktische Bedürfnisse.
  • Introvertiertes Denken: Geleitet von inneren Ideen, kann distanziert und unempfänglich für äußere Realität sein.
  • Introvertiertes Fühlen: Tiefe, private Emotionen, schätzt persönliche Gefühle, kann reserviert wirken.
  • Introvertierte Empfindung: Nimmt subjektiven Eindruck der Realität auf, zurückgezogen und sensibel.
  • Introvertierte Intuition: Fokussiert auf innere Bilder und Möglichkeiten, visionär, aber vom Alltag losgelöst.

Archetypen und psychologische Struktur

  • Jede Funktion wird durch einen Archetyp personifiziert: Held/Heldin (primär), Elternteil (auxiliär), ewiges Kind (tertiär) und Anima/Animus (inferior).
  • Schattenarchetypen umfassen gegensätzliche Persönlichkeit, Senex/Hexe, Trickster und dämonische Persönlichkeit – jeder repräsentiert die unbewusste Schattenseite einer Funktion.
  • Die Achsen: „Wirbelsäule der Persönlichkeit“ (Held-Anima) betrifft die Selbstidentität; „Arme der Persönlichkeit“ (Eltern-Kind) beziehen sich auf zwischenmenschliche Dynamiken.

Individuation und Selbsterkenntnis

  • Wahre Individuation beinhaltet die Integration aller Funktionen und Archetypen, nicht nur die Identifikation mit dem dominanten Typ.
  • Schattenarchetypen manifestieren sich als Herausforderungen, Abwehrverhalten oder innere Kritiker.
  • Die Integration von Schattenelementen führt zu größerer Integrität, Heilung und Ganzheit.

Moderne Entwicklungen (John Beebes Modell)

  • Beebe erweiterte Jungs Modell auf acht Funktions-Einstellungs-Archetypen innerhalb der Psyche.
  • Dies umfasst sowohl bewusste (ego-syntone) als auch Schatten-(ego-dystone) Aspekte.
  • Jeder Archetyp kann Verhalten sowohl positiv (Führung, Kreativität) als auch negativ (Selbstsabotage, Manipulation) beeinflussen.
  • Die Therapie nutzt die Typentheorie, um dominante und Schattenkomplexe zu identifizieren und zu bearbeiten.

Schlüsselbegriffe & Definitionen

  • Funktion — Eine Art psychologischer Operation (Denken, Fühlen, Empfindung, Intuition).
  • Einstellung — Die Richtung psychologischer Energie: introvertiert (nach innen) oder extravertiert (nach außen).
  • Dominante/Auxiliäre/Tertiäre/Inferiore Funktionen — Primäre, sekundäre, dritte und am wenigsten bewusste psychologische Funktionen.
  • Individuation — Der Prozess der Integration aller Aspekte der Psyche zur Erreichung von Ganzheit.
  • Archetyp — Universelle symbolische Muster oder Rollen im Unbewussten (z.B. Held, Elternteil, Kind, Anima).
  • Schatten — Der unbewusste Aspekt der Persönlichkeit, der oft unterdrückte Eigenschaften oder Verhaltensweisen trägt.
  • Persona — Die soziale Maske oder Rolle, die in der Gesellschaft angenommen wird.
  • Anima/Animus — Innerer kontraseuxueller Archetyp im Unbewussten.

Handlungsschritte / Nächste Schritte

  • Überprüfen Sie vorheriges Material zu Jungs psychologischen Typen, falls unbekannt.
  • Reflektieren Sie über persönliche dominante, auxiliäre, tertiäre und inferiore Funktionen.
  • Beobachten Sie archetypische Muster in sich selbst und in Beziehungen.
  • Nehmen Sie an Übungen oder Therapien teil, um Schattenfunktionen und deren Integration zu erforschen.