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Vesuvausbruch und seine Folgen für Pompeji

Es ist ein ganz normaler Montagmorgen. Ihr macht euch fertig, frühstückt, geht aus dem Haus. Auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit fängt plötzlich die Erde an zu beben. Dachziegel fallen von den Häusern. Die Straße vor euch zeigt Risse. Als ihr nach oben schaut, seht ihr in der Ferne schwarzen Rauch aufsteigen. Klingt unglaublich? Naja, vor etwa 2000 Jahren ist so etwas tatsächlich passiert. In der Nähe von Pompeji. Ein Nabel, den ihr sicherlich schon einmal gehört habt, bricht ein riesiger Vulkan aus, der Vesuv. Es ist eine der größten Katastrophen der Antike. In diesem Video schauen wir uns an, was damals genau passiert ist. Ob die Menschen überhaupt eine Überlebenschance hatten. Und wir sagen euch am Ende auch, wo sich so ein Ereignis wiederholen könnte. Denn das ist nur eine Frage der Zeit. Am 24. Oktober 79 n. Chr. beginnt in Pompeji ein Tag wie jeder andere. Menschen laufen über die gepflasterten Straßen zum Forum, zum Hafen oder gehen zu einer der vielen Bäckereien. In einer dieser Backstuben knetet ein Bäcker gerade frischen Teig und formt daraus eine kleine Schale. Er schiebt sie in einen großen Ofen, schließt die Tür und lässt sie vor sich hin backen. Was er nicht weiß? Die Tür zum Backofen wird erst rund 2000 Jahre später wieder von Archäologen geöffnet. Niemand denkt mehr an Brote, als der Vulkan anfängt Feuer zu spucken. Pompeji ist 79 nach Christus eine florierende Hafenstadt im Römischen Reich. Hier leben zwischen 12.000 und 20.000 Menschen. Einige Schätzungen sprechen sogar von 30.000 bis 40.000. Es gibt mehrere Tempel, öffentliche Bäder, und ein Amphitheater, in dem etwa Gladiatoren gegeneinander antreten. Von einigen Gladiatoren kennen wir sogar die Namen. Die Menschen ritzen sie in die Häuserwände. Manchmal fügen sie auch kleine Zeichnungen hinzu. Mit diesem Graffiti zeigen die Pompeianer, wem sie in der Arena die Daumen drücken, welchen Politiker sie gut finden oder welchen YouTube-Kanal sie abonnieren. Okay, gut, das letzte stimmt natürlich nicht, aber wir freuen uns, wenn ihr uns ein Abo dalasst, das aber nur ganz nebenbei. Durch die günstige Lage im Golf von Neapel ist Pompeji ein wichtiges Handelszentrum. Verschifft wird zum Beispiel Wein, aber auch das sogenannte Garum, eine Soße aus eingelegtem und vergorenem Fisch. Es klingt ein bisschen eklig, war aber so etwas wie das Ketchup der Antike. Die schöne Landschaft rund um Pompeji lockt reiche Römer an, die hier teure Häuser bauen. Im Idealfall mit Meerblick. In der Stadt wohnen wohlhabende und einflussreiche Familien, aber auch einfache Handwerker, Händler oder Sklaven leben in Pompeji. Was die Pompejaner nicht wissen. Ihre Stadt liegt direkt neben einem Vulkan. Heute nennen wir ihn Vesuv. Sein mächtiger Krater prägt unser Bild von der Region. Damals war der Vulkan aber eher ein unscheinbarer Berg, ohne den markanten Kegel. Seine heutige Gestalt erhielt er erst durch den Ausbruch. Und so wusste 79 n. Chr. sehr wahrscheinlich niemand, welche Gefahr von ihm ausging. Zuletzt ausgebrochen war er vor hunderten von Jahren. Schon im Vorfeld der Eruption gibt es kleinere Erdbeben. Seit einigen Tagen wackelt in Pompeji also die Erde. Das zeigt, dass der Vulkan aktiv ist und gefährlich. Aber für die Pompejaner ist das normal. Erst vor einigen Jahren hat ein größeres Beben in der Stadt viel Schaden angerichtet. Aber am 24. Oktober bebt nicht nur die Erde. Um die Mittagszeit ist plötzlich ein ohrenbetäubender Knall zu hören. Erstaunt wenden alle den Blick nach oben. Und Händlerinnen, die auf dem Markt feischen, Sklaven, die gerade ein Schiff entladen, Priester, die auf dem Weg zum Tempel sind, alle gucken hin. Dort, wo sie hinschauen, steigt jetzt Rauch auf. Durch einen Augenzeugenbericht wissen wir genau, was sie sehen. Plinius der Jüngere erinnert sich in einem Brief an den Historiker Tacitus an den Vulkanausbruch. Plinius wohnt zusammen mit seinem Onkel, der die kaiserliche Flotte kommandiert, auf der anderen Seite der Bucht, etwa 30 Kilometer von Pompeji entfernt. Er schreibt, Was genau ist passiert? Im Vesuv steckt tief unter der Erde langsam flüssig heißes Magma nach oben. Dadurch erhöht sich der Druck im Vulkan. Irgendwann ist der Druck so groß, dass er mit einer lauten Explosion das Gestein an der Spitze sprengt. Wie bei einer Sektflasche, bei der mit einem Knall der Korken wegfliegt. Ein extrem heißes Gemisch aus Gas, Asche und Gestein bildet jetzt eine riesige Rauchsäule. Immer mehr Material wird aus dem Herzen des Vulkans nach draußen geschleudert. Den Menschen in Pompeji bleiben jetzt nur noch wenige Stunden, um sich in Sicherheit zu bringen. Durch archäologische Grabungen wissen wir, dass der Wind die Aschewolke in Richtung Pompeji treibt. Das Material, das zuvor nach oben geschleudert wurde, fällt jetzt wieder herab. Millionen kleiner Bimssteine bombardieren die Straßen und Häuser, vermischt mit Asche und einigen größeren Gesteinsbrocken. Die Bimssteine sind sehr leicht, sodass sie zunächst keinen schweren Schaden anrichten. Allerdings lagern sie sich auf den Dächern ab und verstopfen langsam die Straßen. Jede Stunde wächst die Bimssteinschicht um etwa 15 cm. Aschewolken schieben sich vor die Sonne und verdunkeln die Stadt. Währenddessen schießt 700 bis 800 Grad heißes Magma aus dem Vesuv und weiterhin bebt die Erde. Der Vulkan kommt nicht zur Ruhe. Für die Menschen in Pompeji gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder sie bleiben in der Stadt und suchen Schutz in ihren Häusern, oder sie ergreifen so schnell wie möglich die Flucht. Die Fliehenden können wohl nur den Landweg wählen. Die Bimssteine verstopfen den nahegelegenen Fluss. Auch die Schiffe im Hafen können wahrscheinlich nicht mehr auslaufen. Die Kaiserliche Flotte versucht, von der anderen Seite der Bucht aus einen Rettungsversuch zu starten. Aber Plinius berichtet, dass das Unternehmen scheitert. Schon fiel Asche auf die Schiffe, heißer und dichter, je näher sie kamen. Plötzlich war das Wasser nicht mehr tief und die Küste durch einen Erdrutsch nicht mehr erreichbar. Von Plinus wissen wir auch, dass sich manche Menschen Kissen auf den Kopf binden, um vor den herabfallenden Steinen geschützt zu sein. Wahrscheinlich machen das auch die Pompejaner, die versuchen, dem Inferno zu entkommen. Zu Fuß oder mit Karren. Wer direkt nach Beginn der Katastrophe die Stadt verlässt, der hat wahrscheinlich... gute Chancen zu überleben. Alle anderen erwartet ein schreckliches Schicksal. Auch am Abend hat der Vulkan nichts von seiner Kraft verloren. Die Rauchsäule über dem Krater ist jetzt noch höher geworden. Sie erreicht eine maximale Höhe von bis zu 30 Kilometern. In ihrem Innern zucken wahrscheinlich gespenstische Blitze. Das Gestein, das jetzt auf die Stadt regnet, ist dichter und damit schwerer als zuvor. Wer jetzt noch draußen unterwegs ist, kann leicht von einem herabfallenden Brocken erschlagen werden. Erste Dächer brechen unter der Last der Bimssteinschicht zusammen. Sie begraben die Männer, Frauen und Kinder, die in den Häusern Schutz gesucht haben. Einige sitzen in der Falle. Die Gesteinsschicht ist mittlerweile so hoch, dass sich die Türen nicht mehr öffnen lassen. Mit der Zeit verliert die Rauchsäule über dem Besuf ihre Stabilität. Sie fällt in sich zusammen. Und ein tödliches Gemisch aus heißen Gasen, Gestein und Asche rollt wie eine Lawine den Berg hinab. Anschließend richtet sich die Rauchsäule wieder auf, nur um einige Zeit später erneut zusammenzubrechen. Der erste dieser sogenannten pyroklassischen Ströme rauscht in der Nacht den Berg hinab und begräbt die benachbarten Städte Herculaneum und Oplintis. Pompeji erreicht er aber noch nicht, mit der Betonung auf noch. In den frühen Morgenstunden des 25. Oktober kollabiert die Rauchsäule über dem Vulkan erneut. Mehrere pyroklastische Ströme erreichen jetzt nacheinander auch Pompeji. Zwischen ihnen gibt es kurze Momente der Ruhe. Archäologen haben rekonstruiert, was sich jetzt möglicherweise in der sogenannten Gasse der Balkone im Norden der Stadt abspielt. In einem der Häuser sieht ein Mann in einer der Ruhepausen vielleicht eine Gelegenheit aus der Stadt zu fliehen. Er greift sich seine Ersparnisse und den Haustürstüssel, verstaut sie in einem Brustbeutel und springt über die Balkonbrüstung seiner Wohnung. Langsam bahnt sich der Mann seinen Weg bis zum Haus. über die Geröllhaufen, die mittlerweile mehrere Meter hoch sind. Aber gegen 8 Uhr erreicht ein weiterer pyroklastischer Strom Pompeji. Die Glut-und Aschewolke ist jetzt deutlich mächtiger als die vorherigen. Sie rast über die Stadt und nimmt den Menschen die Luft zum Atmen. Einigen werden wohl auch herabfallende Trümmerteile oder die extremen Temperaturen zum Verhängnis. Fest steht, in Pompeji gibt es jetzt keine Überlebenden mehr. Auch der für uns namenlose Mann in der Gasse der Balkone stirbt bei seinem Fluchtversuch. Die Asche und Gesteinsschicht bedeckt die leblosen Körper. Jahrhunderte später werden die Hohlräume, die die Leichen hinterlassen, mit Gips gefüllt. Dadurch können wir den Menschen im Moment ihres Todes direkt ins Gesicht blicken. Es sind Männer und Frauen, die ihr Kind umklammern oder sich auf dem Boden zusammenkauern. Sie alle sind stumme Zeugen der Katastrophe. Schätzungsweise sterben 2000 Menschen in Pompeji, etwa 10 bis 15 Prozent der Stadtbevölkerung. Weniger, als man angesichts der Tragödie vielleicht denkt, zum Glück. Aber wir wissen nicht, ob allen anderen auch die Flucht gelingt. Die Schätzungen basieren auf den Überresten der Leichen, die man innerhalb der Stadtmauern gefunden hat. Die Opferzahlen könnten also deutlich höher liegen. Und auch für die, die überleben, ist der Vulkanausbruch natürlich eine Katastrophe. Überhaupt keine Frage. Für spätere Archäologen und Historiker ist der Untergang von Pompeji allerdings, auch wenn das Wort in den Zusammenhang unpassend klingt, ein Glücksfall. Denn die Asche und Gesteinsschicht, die Pompeji begräbt, konserviert die Stadt. Als sie abgetragen wird, kommen unglaubliche Funde zum Vorschauen. Wandmalereien, Mosaike, Graffiti und auch die Brote im Ofen des Bäckers. Vieles von dem, was wir über das Leben im Römischen Reich wissen, verdanken wir den Ausgrabungen in Pompeji und in anderen Städten rund um den Vesuv wie Herkulaneum. Aber obwohl sich der Ablauf der Katastrophe mittlerweile gut rekonstruieren lässt, können wir manches nur vermuten. Zum Beispiel war das genaue Datum der Eruption lange Zeit umstritten. Früher wurde oft der 24. August genannt. Mittlerweile erscheint der 24. Oktober deutlich wahrscheinlicher. Und die Uhrzeiten, die wir in diesem Video angeben, sind nicht auf die Minute genau, sondern ungefähre Schätzungen. Das sollte man auch dazu sagen. Pompeji entführt uns in eine andere Welt. Die Ruinen zeigen aber auch, was für eine Zerstörung ein Vulkan anrichten kann. Das hat auch der Vulkanausbruch auf der Insel La Palma 2021 noch einmal deutlich gemacht. Vielleicht erinnert ihr euch. Die meisten aktiven Vulkane liegen momentan tatsächlich in Europa, in Island, Griechenland und Italien. Auch der Vesuv ist weiterhin aktiv. Dass es in Europa erneut zu einem größeren Ausbruch kommt, ist also, muss man sagen, nur eine Frage der Zeit. Aber auch an anderen Orten der Welt besteht diese Gefahr. Zu den gefährlichsten Vulkanen der Welt gehören etwa der Krakatau und der Tambora in Indonesien. Wann sie ausbrechen, ist aber kaum vorherzusagen. Moderne Messmethoden ermöglichen es dann aber hoffentlich, die Menschen im Umkreis rechtzeitig zu warnen. Was denkt ihr denn über Pompeji? Bewegt euch das Schicksal der Bewohner? Wart ihr vielleicht sogar selbst mal vor Ort, habt ihr euch das angeschaut? Schreibt das gerne unten in die Kommentare. Und hier neben mir findet ihr noch ein weiteres Video, das sich mit dem Untergang Pompejs beschäftigt. Da oben und darunter eins von diesem Kanal zum Kampf der Gladiatoren in den Arenen des Römischen Reichs. Danke fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.