Herzlich willkommen beim Histo-Trainer zu Teil zwei der männlichen Geschlechtsorgane. In diesem Video zeigen wir dir die lichtmikroskopisch erkennbaren Strukturen von Prostata und Bläschendrüse. Am Schluss gehen wir noch kurz auf die Organe ein, mit denen man die beiden Geschlechtsdrüsen bei der Organdiagnose verwechseln könnte. Ok, beginnen wir mit einem Prostata-Präparat in H.E.-Färbung. Zunächst eine kurze Übersicht: Außen wird die Prostata von einer Kapsel umgeben.Und iIm Zentrum des Präparates findet man die Anschnitte der Prostatadrüsen. Diese fallen durch ihre unregelmäßige Form mit zum Teil vielen Verzweigungen und recht weiten Drüsenlumina auf. Sehr charakteristisch für die Prostata ist zudem, dass zwischen den Drüsen relativ viel eosinophiles Gewebe liegt - das ist das mit glatter Muskulatur durchsetzte Bindegewebe der Prostata. Es wird somit auch als fibromuskuläres Stroma bezeichnet. Die genannten Strukturen wollen wir uns nun der Reihe nach im Präparat einmal genauer anschauen. Dort, wo das Drüsengewebe am Rand aufhört, beginnt die Kapsel aus straffem Bindegewebe und glatter Muskulatur. Die glatte Muskulatur erkennst du an den Bereichen mit eosinophilen, also rot angefärbten, spindelförmigen Zellen mit länglich ausgezogenen Kernen. Zum straffen, kollagenen Bindegewebe zählen dagegen die helleren, eher blassrosa angefärbten Bereiche. Auch Blutgefäßanschnitte kann man dort finden. Die Kapsel geht über in das fibromuskuläre Stroma der Prostata, das den Raum zwischen den Drüsen einnimmt. Auch im Stroma findet sich glatte Muskulatur. Sie verläuft in Bündeln aus jeweils mehreren glatten Muskelzellen. Wie schon in der Kapsel gesehen, heben diese sich durch ihre stärkere Rotfärbung vom blasseren kollagenen Bindegewebe des Stromas ab. Die glatte Muskulatur sorgt für die Kompression der Prostatadrüsen und bewirkt damit die Austreibung des Prostatasekrets. Diese Drüsen schauen wir uns als nächstes an. Vom Aufbau her handelt es sich um verzweigte, tubuloalveoläre Drüsen. Das heißt, sie sind schlauchartig und ihre blinden Enden sind jeweils leicht kugelförmig aufgetrieben. Die Drüsen werden von einem zweireihigen Epithel ausgekleidet. Die unterste Zellreihe wird von solchen Basalzellen mit kleinen, runden Kernen gebildet. Sie haben keinen Kontakt zum Drüsenlumen und erneuern das Epithel durch regelmäßige Zellteilungen. Die zweite Zellreihe wird von helleren und größeren, kubischen bis zylindrischen Zellen gebildet, die Hauptzellen genannt werden. Sie haben Kontakt zum Lumen und bilden das Prostatasekret. DiesesEs ist dünnflüssig, weißlich-milchig und hat einen schwach sauren pH-Wert. Das Sekret enthält insbesondere das Prostata-spezifische Antigen, kurz PSA genannt. Beim PSA handelt es sich um eine Serinprotease, die das Protein Semenogelin-1 spaltet und damit das Ejakulat verflüssigt, was den Spermien so schließlich ihre Beweglichkeit ermöglicht. Weiterhin sezernieren die Hauptzellen eine Prostata-spezifische saure Phosphatase, deren Funktion bis heute nicht geklärt ist. Ihr Blutwert wurde früher beim Prostatakrebs als Verlaufskontrolle genutzt; mittlerweile wird dafür aber stattdessen der PSA-Wert gemessen. Das Stroma wirft im Bereich der Drüsen kleine Falten, die ins Lumen hineinragen. In den Falten verlaufen auch Blutgefäße zur Versorgung der Epithelzellen. Manchmal kann man auch sogenannte Prostatasteine im Lumen finden. Sie nehmen mit dem Alter an Zahl und Größe zu. Sie erscheinen als zelllose, eosinophile Gebilde im Lumen und werden auch als Corpora amylacea der Prostata bezeichnet - was soviel wie “stärkeähnliche Körnchen” bedeutet. Denn sie erinnerten ihre Erstbeschreiber an das Färbeverhalten von Stärkekörnern in Pflanzenzellen. Stellenweise können sie auch in Form konzentrischer Lamellen geschichtet sein, so wie hier zu sehen. Diese Schichtung kann an die Jahresringe eines Baumes erinnern. Man nimmt an, dass es sich dabei um Ablagerungen aus eingedicktem Sekret und alten, abgeschilferten Epithelzellen handelt. Ok, kommen wir nun zur paarigen Bläschendrüse - auch Samenblase, Samenbläschen oder Glandula vesiculosa genannt. Die beiden Bläschendrüsen liegen kraniodorsal von der Prostata, die hier am unteren Bildrand dargestellt ist. Sie münden jeweils in den seitengleichen Ductus deferens, kurz bevor dieser in die Prostata eintritt. Eine Bläschendrüse besteht aus einem eigentlich circa 15 Zentimeter langen Drüsenschlauch, der aber auf nur etwa fünf Zentimeter Länge aufgeknäuelt ist. Das sieht man in diesem H.E.-Präparat recht gut. Denn durch die aufgewundene Struktur findet man anstelle von nur einem Querschnitt meist mehrere runde Anschnitte durch den Drüsenschlauch nebeneinander. Der Drüsenschlauch zeigt einen dreischichtigen Wandbau. Innen ans Lumen grenzt eine faltenbildende Tunica mucosa. Dann folgt eine relativ kräftige, stark eosinophile Tunica muscularis aus glatter Muskulatur. Durch Kontraktion treibt sie das Drüsensekret während der Emissionsphase aus. Ganz außen findet sich noch eine Bindegewebsschicht, in der die größeren Blutgefäße der Bläschendrüse verlaufen, wie beispielsweise hier zu sehen. Die Schleimhautfalten der Bläschendrüse schauen wir uns nochmal in stärkerer Vergrößerung an. Sie bestehen jeweils aus einem Bindegewebskern, der von Epithelzellen bedeckt wird. Die Falten bilden ein komplexes Netzwerk: Breite sogenannte Primärfalten verzweigen und verästeln sich weiter zu noch feineren Falten, die man als Sekundär- und Tertiärfalten bezeichnet. Zwischen den Falten entsteht auf diese Weise das Bild von taschenartigen Einbuchtungen. Sie können auch wie kleine, abgeschirmte Kammern wirken. Dieas ist aber nur ein schnittbedingter Eindruck, denn in Wahrheit haben alle diese Epitheltaschen eine kontinuierliche Verbindung zum Lumen. Die Schleimhautfalten sorgen für eine enorme Oberflächenvergrößerung der Mukosa und ermöglichen damit eine hohe Sekretionsleistung. So verwundert es nicht, dass die im Vergleich zur Prostata recht kleinen Bläschendrüsen bis zu 70 Prozent des Ejakulats bilden. Das Epithel selbst ist stellenweise zweireihig mit zylindrischen bis eher kubischen sekretorischen Zellen und kleineren Basalzellen mit Stammzellfunktion. Es kann sich teils aber auch nur einreihig kubisch darstellen so wie hier. Recht typisch für das Epithel der Bläschendrüse sind zudem solche bräunlichen Lipofuszin-Pigmente in den Zellen, die uns bereits im ersten Teil der männlichen Geschlechtsorgane in den testikulären Leydig-Zellen aufgefallen sind. Bei der Organdiagnose besteht für die Prostata Verwechslungsgefahr insbesondere mit der laktierenden Brustdrüse. Und die Bläschendrüse hat histologische Ähnlichkeit mit Gallenblase und Eileiter aufgrund ihres Faltenreliefs. Aufgrund der ebenfalls tubuloalveolären Drüsenendstücke mit ähnlich blassen Epithelzellen kann die Prostata mit der laktierenden Brustdrüse verwechselt werden, deren Endstücke hier zu sehen sind. Allerdings ist das rötliche Bindegewebe, also das Stroma, zwischen den Drüsenendstücken dort deutlich schmaler als das auffällig breite fibromuskuläre Stroma der Prostata. Das Stroma der Brustdrüse enthält nämlich keine glatte Muskulatur, stattdessen findet man viele Blutgefäße zwischen den Endstücken Die Bläschendrüse kann aufgrund ihrer Schleimhautfalten mit der Gallenblase verwechselt werden, die ebenfalls eine faltenhaltige Mukosa zeigt. Bei der Bläschendrüse hat man in der Regel aber mehrere solcher Querschnitte auf dem Objektträger. Die Gallenblase liegt dagegen meist als Längsschnitt durch die Wand vor, da sie einen deutlich größeren Innendurchmesser als die Bläschendrüse hat. Zudem ist das Faltenrelief der Bläschendrüse viel stärker verzweigt und zeigt insgesamt dünnere Falten verglichen mit der Gallenblase. Dort sind die Falten breiter und weniger verzweigt. Auch die Epithelien selber unterscheiden sich, denn bei der Gallenblase ist das Epithel überall nur einschichtig mit hellen, zylindrischen Zellen. Und bBei der Bläschendrüse ist es dagegen an den meisten Stellen zweireihig aufgrund ihrer Basalzellschicht. Auch der Eileiter besitzt unzählige Schleimhautfalten und birgt daher Verwechslungsgefahr mit der Bläschendrüse. Allerdings hat der Eileiter eine auffällig breite Subserosa mit vielen großen Gefäßanschnitten. Ebenso unterscheidet sich auch hier das Epithel beider Organe. Zum Vergleich siehst du hier noch einmal die Mehrreihigkeit des Bläschendrüsenepithels. Dagegen liegt im Eileiter ein bloß einschichtiges, kubisches bis zylindrisches Epithel vor. Es besteht aus schmalen, dunklen Drüsenzellen und breiten, helleren Flimmerzellen für den Transport der Eizelle. So, jetzt hast du alle wichtigen Strukturen der Prostata und der Bläschendrüsen gesehen - wir hoffen, du kannst mit ein bisschen Übung auch beim selbstständigen Mikroskopieren alle gezeigten Strukturen wiedererkennen und benennen! Danke für’s Zuschauen und bis demnächst - Deine Amboss-Redaktion! Wenn du selber das Mikroskopieren dieses Organs oder vieler weiterer Organe wiederholen und üben möchtest, kannst du dir in unserem Shop das Smart-Zoom-Paket von unserem Kooperationspartner für die virtuelle Mikroskopie dazubuchen. Damit lassen sich histologische Präparate mit dem Computer oder Tablet auch von zu Hause aus ganz einfach selber mikroskopieren! Viel Erfolg!