Otto Dix, der Maler mit dem stechenden Blick. Otto Dix, der Maler mit dem sezierenden Blick. Otto Dix, der Maler, der die Welt durch seine Augen zum Beben brachte.
Unerschrocken und kompromisslos. Ein Chronist der Tabus seiner Zeit. Es ist notwendig, dass man denen die Petra Pille gibt und sagt, seht mal an, so seid ihr, so ist das Leben und ihr seid so interessant, so wertvoll, so malenswert, so malenswert, dass ihr gemeint werdet. Seine Porträts offenbaren Laste und Ängste.
Schönes und Hässliches. und spiegeln die Befindlichkeit seiner Zeit. Dix ist fasziniert von den verborgenen Trieben, von den Ausschweifungen der Erotik, der Lust am Laster, dem Menschen in seiner Blöße.
Er zeigt die Widersprüche einer Gesellschaft, die ihre Vergangenheit zu verdrängen sucht. Eine Vergangenheit, die den Maler sein Leben lang selbst prägt. Der Krieg.
Das Grauen. Die Einsamkeit. Das Verlorensein. Er band die Sprachlosigkeit seiner Generation auf die Leinwand.
Er will den Sachen auf den Grund gehen, er will den Menschen nackt zeigen in seiner Art, wie er ist. Das waren immer die Randbereiche, immer die Grenzzonen, immer die Zonen, wo es anfing weh zu tun. Ich glaube, den kann man gar nicht einordnen.
Weil erstmal hat er ja so verschiedenartig gemalt. Das bringt man in keine Schublade rein. Otto Dix, ein Beobachter, Mahner, Provokateur.
1914 schickt Deutschland seine Männer in die Schlachten des Ersten Weltkriegs. Eine Nation im Kriegsrausch. Begeistert, selbstbewusst, siegessicher. Auch Otto Dix ist fasziniert von der Energie, die sein Land erfasst.
Otto Dix ist 24 Jahre alt und lebt als angehender Künstler in Dresden. Er wird zum Heer eingezogen und kommt zunächst zur Ausbildung als Maschinengewehrschütze nach Bautzen. Er wurde einberufen mit der allgemeinen Mobilmachung.
Da war erst mal nichts Freiwilliges. Und dann war er überraschend lang in der Ausbildung. Er war also über ein Jahr lang nicht an der Front.
Vielleicht hatte er einen Vorgesetzten, der ihn schützte, dass er sich auch noch künstlerisch beschäftigen konnte. Und dann meldet er sich im Herbst 2015 wahrscheinlich freiwillig an die Front. Er zog in den Krieg mit einem Band von Friedrich Nietzsche im Turnister und der Bibel. Und diese Lehren von Nietzsche, man muss den Menschen erleben in Ausnahmesituationen. Und dann verändert sich der Mensch.
Das war ihm wirklich eine Philosophie, die er selbst durchgehalten hat. Also ich glaube nicht, dass er kämpfen wollte. Er wollte es erleben.
Er war fasziniert von diesen riesigen, entfesselten Materialschlachten, von diesen Feuerstürmen. Dieses Kriegsgeschehen, dieses monströse Kriegsgeschehen, das hat ihn fasziniert. Aber natürlich hat das dazu geführt, dass Dix gesehen hat, wie neben ihm Leute erschossen werden, wie er selbst natürlich Leute erschießt. Das schildert er in seinen Briefen aus dem Krieg.
Dick Der Krieg war eine scheußliche Sache, aber trotzdem etwas Gewaltiges. Man muss den Menschen in diesem entfesselten Zustand gesehen haben, um etwas über den Menschen zu wissen. Der Krieg ist eben etwas so Viehmäßiges.
Dix kämpft als Maschinengewehrschütze an vorderster Front und wird auch immer wieder selbst verwundet. Trotz der Kriegsgräuel, die er erlebt, will er malen. Während er auf den nächsten Einsatz wartet, skizziert er im Schützengraben das Erlebte. Es entsteht ein unglaubliches Werk an Zeichnungen in den Schützengräben. Also in jeder Minute, in der Kampfpause ist, versucht er zu zeichnen.
Hunderte Blätter. Von sich selbst, den Kameraden, dem unmittelbaren Umfeld. Es sind die Augenhöhen der Erde.
Was darum herum kreiselt, sind irre schmerzlich fantastische Linien. Es sind lauter Löcher mit Steinen herum oder lauter Skelette. Es ist eine eigenartige, seltene Schönheit, die hier redet. In vielen Zeichnungen von 1915, 16, 17. Man hat eher das Gefühl, es geht ihm darum, zeichnerisch überhaupt erstmal einen Stil zu finden, Dinge zu verarbeiten, ohne die Drastik, die ihm dort begegnet, überhaupt fassen zu können. Da haben wir einen Künstler, der zum einen überwältigt, aber auch fasziniert ist von dem Gräuel, die er sieht.
Also er weiß genau, dass es grausam ist, dass es pervers ist, aber gleichzeitig weiß er, er muss es durchstehen, um zu wissen, was der Mensch ist. Er war ja ein ganz zarter Mensch. Er war ja bloß 1,68 groß und sehr zart gebaut. Auch kein Muskelmensch, im Gegenteil.
War eher ein bisschen schwächlich, kann man sagen. Anders als viele seiner Künstlerkollegen erlebt Otto Dix den Krieg bis zum Ende 1918. Das muss furchtbar gewesen sein. Aber er hat das irgendwie alles überlebt und weggesteckt. Viele Millionen Menschen sind im Krieg gestorben. Die Kriegsheimkehrer sind verwundet, traumatisiert.
Auch Otto Dix kehrt nach Hause zurück. Zunächst nach Gera, zu seinen Eltern. In der Kleinstadt in Thüringen wurde Otto Dix 1891 als erstes von vier Kindern geboren.
Seine Eltern kamen aus dem Arbeitermilieu. Die Mutter war Näherin, der Vater arbeitete in einer Gießerei. Zeitlebens war Dix vor allem der Mutter eng verbunden.
Sie brachte das musische Interesse in die Familie. Er malte sie immer wieder. Die Eltern unterstützten den jungen Dix.
Er zeigte früh malerisches Talent. Der Zeilenlehrer hat gesagt, naja, also dein Vater, der kann das ja gar nicht durchführen. Wir müssen mal zum Fürsten gehen. Und der Fürst sah sich die Arbeiten an und sagte dann, ja, das ist ganz schön. Ich wäre schon bereit, ihn zu unterstützen, aber zuerst muss er mal ein solides Handwerk lernen.
Also lernte ich erst mal Dekorationsmacher, vier Jahre lang. Und die Plage eines Handwerkslehrlings, der weiter nicht machen muss wie Dreharbeiten, Zäune ansteigen, Fassaden streichen, Küchen abwaschen, lauter so Dreckerei, da war dann hinterher die. Die Kunstgewerbeschule war gerade zu hoch. 1909 geht Otto Dix nach der Ausbildung mit einem Stipendium des Fürsten zunächst an die Kunstgewerbeschule in Dresden. Nach dem Krieg an die Akademie.
Nachdem Dix aus dem Ersten Weltkrieg wiederkommt, versucht er sich auch malerisch neu. Also es gibt eine ganz kurze Phase, die die kosmische Phase heißt, wo es... Fast schon abstrakte Bilder sind, ja fast schon magische Bilder, auf keinen Fall Bilder, die eine direkte Wiedergabe der Realität sind.
Otto Dix beschäftigt sich auch mit den neuen künstlerischen Strömungen seiner Zeit. Der Dateismus damals in Dresden 1919, nach dem Zusammenbruch Deutschlands im 1. Weltkrieg, war das für ihn eine neue Welt, eine metaphysische Welt, die ihn jetzt interessiert hat und wo er einfach ein Heil gesehen hat für die Zukunft. Aber das hat er nicht lange angehalten.
Das Abstrakte ist nicht seine Welt. Otto Dix konzentriert sich auf das, was ihn wirklich bewegt. Die realistische Darstellung des Menschen. Die Kunstszene schätzt den aufbegehrenden Maler. Doch die Gesellschaft will diese Bilder nicht sehen.
Der Künstler verkauft sehr wenig in jenen Jahren. Es war natürlich für einige in der damaligen Zeit auch das, was sie verdrängen wollten. Sie wollten natürlich auch den Krieg, die Niederlage, die mit dem Krieg für die Deutschen einherging, vergessen.
Das Interesse des Menschen an bildender Kunst muss menschliche Erlebnisse berühren. Auch die fragwürdigsten Dinge sind der Betrachtung und Darstellung für dich und werden als solche auch geliebt. Otto Dix fühlte sich in Dresden schon lange Zeit nicht anerkannt, nicht mehr wohl. Er hat in Dresden kaum Kunstwerke verkauft und hat dann die Empfehlung bekommen, geh doch nach Düsseldorf, versuche dort in Düsseldorf Kontakte aufzunehmen zu anderen Künstlern. 1921 reist Otto Dix ins Rheinland und knüpft erste Kontakte.
Er trifft auf eine pulsierende Kunstszene, das junge Rheinland. Ein Verbund von Künstlern, die gegen das Bürgerliche arbeiten. Die Begegnung mit Johanna Ei, von allen Mutter Ei genannt, wird sein Leben beeinflussen. Die alleinerziehende Frau von zwölf Kindern, von denen vier überleben, betreibt eine gut laufende Bäckerei und hat eine Vorliebe für Kunst und junge Künstler. Dort wuchs quasi eine Art von Künstlertreffpunkt heran.
Denn diese Bäckerei war in der Nähe von Theater, von Kunstakademie gelegen. Und hier war einfach Betrieb. Und man kehrte ein bei Mutter Ei, weil man natürlich...
als Künstler mit wenig Geld auch ab und zu ein Brötchen oder ein Teilchen umsonst bekommen hatte. Mutter Ai hat dann 1916 ihre Bäckerei wieder verkauft und hat dann quasi um die Ecke eine Galerie eröffnet. Und alle die, die vorher ihre Brötchen bei ihr gekauft haben, die Künstler haben dann bei ihr ausgestellt.
Mutter Ei kümmert sich um den jungen Dix. Er schreibt sich als Meisterschüler an der Düsseldorfer Kunstakademie ein, lernt dort die Radiertechnik. Schon bald verkauft Johanna Ei seine ersten Bilder.
Mutter Ei war, als Dix hier auftrat, fasziniert von diesen Menschen. Dix selbst war eine besondere Persönlichkeit. Er war sehr dandyhaft gekleidet und sehr gut aussehend.
Ich glaube, Mutter Ai hat ihn gleich in ihr Herz geschlossen. Er hat in der ersten Zeit auch bei ihr im Laden schlafen können, in einem Hinterzimmer. Und dann peu a peu auch zunehmend Kontakt bekommen zu der hiesigen Szene.
Mutter A. schert sich nicht um das Gerede. Sie schart Sammler, Künstler und Kunsthistoriker um sich, wie die junge Anna Klappheck. Sie wollte sich einsetzen für eine Kunst, die für das Gute war, die gegen den Krieg war, die gegen den Spießer war, die gegen die satte Bourgeoisie war. Otto Dix trifft genau diesen Nerv.
Das Liebliche und das Derbe, die Dirnen und die Freier. Die sexuelle Begierde und das Alter. Der junge Dix kennt keine Tabus.
Ich habe einstweilen wieder neue Sachen gemacht, die für schwache Nerven Gelegenheit zum Nervenschocken sind. Für Moralisten das Entsetzen. Dix wollte die Schönheit auch in der Hässlichkeit zeigen, dass die Hässlichkeit gehört genau zum Leben. Auch das Alter, kann ich sagen, ist alt und hässlich. Nein, er wollte das Leben zeigen, wie es ist und wollte es auch so porträtieren.
Dix ist geschickt und schmeichelt seiner Mentorin Mutter Ai in Briefen und Postkarten. Mutter Ei gilt quasi als eine Art von Schutzengel der Künstler in dieser Zeit. Und das hat Otto Dix gewusst und davon hat er auch profitiert. Er dankt es seiner Gönnerin und verewigt sie in einem Porträt. Ein Genre, das ihm in Düsseldorf viel Aufmerksamkeit bringt.
Mutter Ei vernetzt Dix mit einem wichtigen Sammler. Dix hatte in Düsseldorf seinen ersten Porträtauftrag bei Dr. Hans Koch. Das war der erste bezahlte Auftrag auch, den Dix überhaupt hatte. Und er kam also in den Haushalt dieses Arztes. Und in diesem Haushalt gab es außer zwei Kindern auch eine junge Ehefrau, Martha Koch, die war damals 26 Jahre alt.
Und ihre Ehe mit ihrem Hans, den sie später immer den... ungeliebten Hans nannte, war etwas ausgetrocknet. Und Martha war also überrascht über diesen jungen, kräftigen Sachsen. Der sprach auch schwer Sächsisch. Und er hatte Humor, hat sie erzählt.
Und er konnte zweitens, das hat sie ebenso beeindruckt, er konnte tanzen. Dix und Frau Koch haben getanzt. Und so begann ihre Beziehung. Während ihr Ehemann, wie sie erzählte, immer nur in der Ecke gesessen hat und gesoffen.
Martha Koch und Otto Dix werden ein Skandalpaar. Die junge Frau verlässt Mann und Kinder und folgt ihrem Geliebten zunächst für kurze Zeit nach Dresden. Also sie waren sehr gegenteilig. Sie hat einmal gesagt, mein neuer Mann ist nicht sehr vornehm, aber genial. Das Paar kehrt zurück ins Rheinland.
Die beiden heiraten. Dicks Karriere nimmt Fahrt auf. Immer mehr wohl situierte Bürger der Gesellschaft wollen sich von dem aufstrebenden Stern am Kunsthimmel porträtieren lassen.
Der Künstler bleibt bei seinen malerischen Überzeugungen. Ganz dicht rankommen an diese Wirklichkeit, das war der Wunsch von Otto Dicks. Das lässt sich wiederfinden in jedem einzelnen Porträt, das er gezeichnet, gemalt hat. Auch da findet man ja die Menschen quasi seziert, ihre Gefühle, ihr Wesen bloßgelegt. Nicht bloßgestellt, aber so bloßgelegt, dass man ganz dicht an sie herankommt.
Also Dix war einerseits wirklich ein unglaublich brutaler Maler, der von vielen Porträtierten gewünscht, aber auch gefürchtet worden ist. Im Salon von Mutter Ei porträtiert jeder jeden. So mal Dix auch seinen Kollegen Adalbert Trillhase. Grob, mit hartem Strich. Sein letztes Porträt mit dieser Technik.
Wenn ich ein Bild fertig habe, kann ich meine Einstellung eventuell revidieren und sagen, nun, er ist doch nicht ganz wie es schien. Den ersten Eindruck muss ich in seiner Frische erhalten. Martha und Otto Dix inszenieren sich als mondänes Paar.
Der Künstler schreibt unablässig Briefe an seine Frau, wenn er unterwegs ist. Ich freue mich wie ein Kind auf all das Schöne, was ich sehe. was wir erleben werden. Du wirst sehr fördernd und vollendend auf mich einwirken. Ich hab nur dich lieb.
1923 wird Tochter Nelly geboren. Die Geburt seines ersten Kindes, seiner Tochter, war für ihn ein Erweckungserlebnis. D.h.
ein so inniger Moment, den er auch in ganz vielen sehr schönen Kinderbildnissen untergebracht hat. Das war die andere Seite von Otto Dix. Zwei weitere Söhne folgen. Die Söhne Ursus und Jan, die hat er ja sehr oft porträtiert, die waren kaum einen Tag alt, da hat er sich schon porträtiert und hat diese kleinen Würmer da gemalt.
Und die sind ja nicht gerade schön anzusehen, die sind ja auch hässliche, hässliche Produkte am Anfang. Aber da, es war auch wieder die Suche nach der Wahrheit, nach dem, wie so ein Leben entsteht in dieser hässlichen und unschönen Form. Mein liebes Muzzilein, die Raben sind lieb und artig, malen und kneten schöne Sachen.
Ich denke mit Hoffnung und Liebe an die Kindlein. In seinem Attel, die durften wir sogar spielen drin und jederzeit reingehen und das hat ihn überhaupt nicht gestört. Er hat dann ruhig weitergearbeitet und wir haben uns halt da mit unseren Sachen beschäftigt.
Also Dixons Kinderbildnisse waren ja sozusagen auch ein Gegenstück zu all den Schrecken und Gruseligkeiten, die er ansonsten malte. Und dieses Kinder zu malen war für ihn eine glückhafte Aktivität. Ja, da hatte er die Ruhe, jetzt die persönliche Ruhe, um jetzt auch die schwierigen Themen anzugehen. Zehn Jahre nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigt sich Dix erneut intensiv mit seinen Erlebnissen als Soldat. Es entsteht das berühmte Mappenwerk der Krieg mit 50 Radierungen und Zeichnungen.
Ich habe den Krieg genau studiert. Man muss ihn realistisch darstellen, damit er auch verstanden wird. Ich glaube, kein anderer hat wie ich die Realität des Krieges so gesehen. Die Entbehrungen, die Wunden, das Leid.
Er hat es geschafft, das zu überleben. Es ist ja auch furchtbar, die Vorstellung, dass man da an seinem Maschinen... Er war ja Richtschütze. Also er sitzt wirklich hinter dem Maschinengewehr und schießt auf die, die da vorne ankommen.
Das ist ja auch eine furchtbare Vorstellung. dass da so junge Leute angestürmt kommen. Er erzählte dann von Marokkanern mit grünen Turbanen, dass die dann angestürmt kamen. Er musste die halt dann wem ummähen. Ich weiß nicht, wie man dann später damit lebt.
Er wollte dieses Grauen dokumentieren. Er wollte es so schildern, zeichnen und radieren, wie es war. Er wollte keine Tendenz einlegen. keine politische Tendenz, er wollte gar keine politische Aussage machen. Die Aussage, wenn man diese Gräuel, die Verletzten und Zerstückelten und im Schlamm Erstickenden zeichnet, dann reicht das als Aussage.
Otto Dix ist jetzt ein berühmter Maler in Deutschland. Anfang der 20er Jahre bietet ihm der bekannte Berliner Galerist Karl Nierendorf, den er schon länger kennt, die Zusammenarbeit an. Es war wirklich unglaublich.
In diesen drei Jahren nur hat sich der fast unbekannte Otto Dix gewandelt zu einem der führenden Maler der neuen Sachlichkeit. in der Weimarer Republik. Und als er hier ankam, war er quasi unbekannt. Als er wegging 1925 im November, dann halt nach Berlin, war er einfach der Künstler, der die Szene Deutschlands porträtierte. Berlin, die Metropole der Weimarer Republik.
Die Nachwehen des Ersten Weltkriegs versucht die Nation zu verdrängen. Stattdessen wird gelebt aus dem Vollen. Otto Dieks stürzt sich begeistert ins Großstadtleben.
Es gibt fabelhafte Fräuleins in Berlin. Hier ist Wüsterbetrieb und es wird fein. Berlin war das Herz, das pulsierende Herz von Deutschland.
Und die ganze Szene der 20er Jahre, die ganze Kabarett-Szene, die Musik, die Theater-Szene und natürlich auch die Kunstszene spielten sich in Berlin ab. Die Großstadt ist für Dix eine Offenbarung an Motiven. Sein Erfolg wird gekrönt von der Ernennung zum Professor an der Kunstakademie in Dresden. Seine Wahrnehmung der Berliner und Dresdner Gesellschaft bündelt Dix in dem Gemälde Großstadt-Tryptychon voller Persönlichkeiten der Kunstszene Dresdens.
Dix ist ein Künstler, der sich sehr stark für Extreme interessiert hat. Und natürlich ist die Weimarer Republik generell eine Zeit voller Extreme, sowohl im gesellschaftlichen als auch im politischen Leben. Und um eben einen Spiegel der Zeit zu geben, hat Dix eben diese Extremfiguren gesucht.
Puren, der weibliche Körper, der käufliche Sex. Dix arbeitet sich an den Themen ab, die ihn schon in seiner Düsseldorfer Zeit faszinierten. Mit seiner ihm eigenen Ästhetik. Aber all diese ästhetische Akten... Malerei nicht, aber die Gesellschaftsvergnügung, die gemalt wurde und so weiter, das war uns einfach zuwider.
Wir wollten den Mann auf der Straße, den einfachen Mann wollten wir ansprechen, und zwar mit einer einfachen, ganz präzisen, deutlichen Malerei. Dix ist Freigeist, lässt sich von nichts und niemandem vereinnahmen. Den künstlerischen Strömungen seiner Zeit fühlt er sich eng verbunden, aber nicht zugehörig. Der Verismus, die neue Sachlichkeit. Dix sieht sich nicht als deren Repräsentant wie Georges Grosse oder Christian Schad, die die Wirklichkeit nüchtern und neutral zeigen wollten.
Dix ist ein Künstler, der sich immer auch als eigenständiger Künstler verstanden hat, sozusagen als Einmann Kunstbewegung. Er hat zwar mit allen wichtigen Kunstbewegungen seiner Zeit Kontakte gehabt und benutzt eigentlich Stilmittel der Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts immer wieder. Aber er hat sich eher als eigenständiger Künstler gesehen und wollte auf gar keinen Fall mit anderen Gruppen und so weiter in Verbindung sein.
Dix ist fasziniert von Frauen. Aus dem Milieu, aus der Welt der Bühne. Anita Berber zieht ihn besonders in ihren Bann. Der berüchtigten Tänzerin reist er mehrfach hinterher und porträtiert sie viele Male. Anita Berber war eine Figur, die provoziert hat, allein durch ihre Auftritte.
Eine Tänzerin, die eben Tänze der Laster und der Ekstase gemacht hat, die Tänze gemacht hat zu Kokain, eine Droge, die sie selbst genutzt hat. Eine zeittypische Figur eigentlich in ihren Hinwendungen zu den Extremen. Und ich denke, das ist, was ihn an Anita Berber interessiert hat. Vergewaltigung, Lustmord, Erniedrigung, Sex und Aggression. Dieses Zusammenspiel inspiriert den Maler.
Auch Sadomasochismus. Das Brutale ist für Dix ein Thema, was ihn über den Krieg hinaus verfolgt. Er hat sich selber auch einmal als Lustmörder bezeichnet oder auch stilisiert in einzelnen Werken, wo eben auch rauskommt, dass er auch, wenn man so möchte, diesen Trieb, das Sexuelle in sich hat. Man kann schon davon ausgehen, dass das in dem Fall dann wirklich Dinge auch einer Stilisierung sind, einer Selbstbefragung auf innere Triebe, die aber in der Form so nicht ausgelebt hat, aber gleichzeitig die wieder rauskitzeln, was in einem Menschen, in einem Charakter, in einer Masse möglich ist. Kein Mensch will das sehen.
Die ollen Huren und die ollen abgetakelten Weiber und all die Kümmernisse des Lebens. Wozu das gut ist, weiß ich selbst nicht. Aber ich mach's.
Immer wieder ist Dix Unsittlichkeit vorgeworfen worden, dass er die Sittlichkeit verletzte, dass das das ist, was man unseren Bürgern, unseren Menschen nicht zeigen kann. Dieser Satz von ihm, entweder ich werde berühmt oder ich werde berüchtigt, den hat er gelebt. Dix band auf seine Leinwand aber auch ein ganz anderes Gefühl. Er malt Bedenken.
Der Künstler spürt, welche gefährlichen braunen Kräfte Ende der 20er Jahre in Deutschland brodeln. Melancholie von 1930 wirft bereits einen Blick in eine ungewisse Zukunft. Mit dem stärker werdenden Nationalsozialismus und der Machtergreifung Hitlers gerät Otto Dix ins Visier der neuen Machthaber.
Der Mahler ist den Nazis ein wachsender Dorn im Auge. Ein schnell wachsender Dorn. Dix sagt, in diesem maschinellen Krieg gibt es keinen Helden und jeder, der dir das erzählt, der lügt einfach.
Auch in Dresden gewinnen die Nazis an Zulauf. Viele Maler an der Akademie sympathisieren mit den neuen Machthabern. Dix ist ein lästiger Konkurrent.
Seine Porträts aus den 20er Jahren haben Kultstatus. Doch Dix lässt sich zunächst nicht beirren, malt auch Anfang der 30er Jahre weiter. Porträtiert Frauen und berühmte Menschen, wie den Schauspieler Heinrich George. Es sind auch privat bewegte Zeiten.
Dix beginnt eine Beziehung zu einer anderen Frau. Die beiden bekommen noch vor Kriegsausbruch eine Tochter. Bereits 1933 wird dem Maler von der Kunstakademie fristlos gekündigt.
Er darf nicht mehr als Professor lehren. Auch seine Schüler müssen die Akademie verlassen. Dix protestiert hier zunächst gegen seine Entlassung. Er schreibt an die damalige sächsische Regierung zurück, dass er damit nicht einverstanden sei. Und bekommt noch einmal bescheinigt, weshalb er entlassen sei.
Wegen Zersetzung des Wehrwillens, die also nicht das ist, was das deutsche Volk im Moment brauchen würde, nach Ansicht der nationalsozialistischen Regierung. Und wegen wiederholter Unsittlichkeit, die in seinen Bildern zu beobachten war. Der Führer liebt die Künstler, weil er selbst ein Künstler ist. Unter seiner gesegneten Hand ist nun über Deutschland eine Art von neuem Renaissance-Zeitalter angebrochen.
Man möchte fast in der Abwandlung eines Wortes von Ulrich von Hutten ausrufen, und ja, hundert... Oh Künste, es ist eine Lust zu leben. Die Nazis entscheiden nun, was Kunst ist und was nicht. 1933 wird in Dresden die erste Ausstellung der sogenannten entarteten Kunst gezeigt.
Dix Bilder mittendrin. Es muss einem allerdings klar sein, dass Dix natürlich in einer der allerfrühesten Ausstellungen, die unter dem Titel Entartete Kunst ja in Dresden stattfand, sehr prominent war. Sein Schützengraben war das zentrale Bild in dieser Ausstellung. Und vor diesem Bild fanden die Diskussionen statt.
Der Schützengraben. Dix malte dieses Bild bereits 1923. Innerhalb dieser Diskussion, was man denn als entartet sehen will, war sein Bild das Vorzeigebild. Es war klar, dass ein solches Bild, was den deutschen Soldaten als fortiert zeigt, als zerrissenes Fleischfetzen zeigt, dass das was ist, was die deutsche Nation in diesem Begriff der Zeit nicht ertragen will.
Bereits Anfang der 20er Jahre hatte dieses Gemälde schwere Auseinandersetzungen ausgelöst. Als das Kölner Walraff-Richards-Museum das Bild kaufte, musste es schon kurze Zeit später wegen der massiven Bürgerproteste ausgetauscht werden. Das Gemälde gilt heute als verschollen.
Der Schützengraben ist die Vorlage für das wohl berühmteste Kriegsbild von Otto Dix. 1932, ein Jahr bevor er als entartet gebranntmarkt wird, vollendet er nach drei Jahren sein Tryptichon Der Krieg. Das Tryptichon kann man verstehen als eine Pathos-Formel, als eine erhöhte Formel einer Erzählung.
In seinem Fall, die Soldaten ziehen in den Krieg, das Schlachtfeld. Der Soldat kommt heraus aus der Schlacht, er überlebt sie und trägt einen verwundeten oder toten Kameraden heraus. Und der Soldat, der aus dem Krieg irgendwie mit einem irren, verrückten Blick herauskommt, das ist er selbst. Ich habe das überlebt. Ich wollte nicht Angst und Panik auslösen, sondern Wissen um die Furchtbarkeit des Krieges vermitteln und damit die Kräfte der Abwehr wecken.
Dix ist den Nationalsozialisten vor allen Dingen ein... Sie haben Dorn im Auge oder sie hassen ihn vor allem, weil sie in seinen Werken die Schwächung des Wehrwillens der deutschen Bevölkerung sehen. Eben weil sie mit dem Kriegsbild von Dix, was ein sehr direktes Bild ist, das ist keine Heldenverehrung. Solange es noch möglich ist, malt Dix große Allegorien, die die Zeit seiner Gegenwart reflektieren.
Die Siegentotsünden von 1933. Den kleinen bösen Hitler bearbeitet er nochmals nach dem Krieg. Otto Dix ergänzt ein entscheidendes Detail. Adolf Hitler als Neid, zuerst mal ohne Schnurrbart, denn ich hatte gar keinen Lust, mich wegen dem Schnurrbart da einsperren lassen. Den Schnurrbart habe ich dann eben nach dem Zusammenbruch draufgemalt, aber unverkennbar war, dass das der Hitler war.
In Dresden kann Dix nicht bleiben. Die Familie zieht auf Schloss Randegg. Das Anwesen am Bodensee gehört dem wohlhabenden Ex-Mann seiner Frau, Hans Koch. Dieser hatte nach der Scheidung die Schwester von Martha geheiratet. Drei Jahre bleibt Otto Dix mit seinem Mann in Dresden.
frau und den kindern dort unterbrochen von kurzen ausflügen nach dresden die bilder aus dieser zeit sind die letzten die die realität kommentieren triumph des todes wurde nicht mehr ausgestellt Das ist der Triumph des Todes von 1934. Das Bild ist also ein Algorie. Der Tod als König, der alles vernichtet. Sowohl den Soldaten...
Das alte Weib, das kleine Kind, der Bettler, das Liebespaar, die Pflanzen, die Berge, die Blumen, alles wird durch den Tod vernichtet. Und der Hund ist der einzige, der ihn sieht. Sonst ist das Ganze eben in einem Ablauf gemalt, also der Schwung der Sense. ist also in diesem Figurenkreis einbegriffen.
Natürlich kann man das als Allgemein, als Allegorie der Vergänglichkeit sehen. Man könnte es natürlich auch schon auf eine Kriegsentwicklung hin sehen. Die Gefahr eines bevorstehenden Krieges beschäftigt Dix auch in seinem letzten großen Kriegsbild, Flandern, das er ebenfalls 1934 malt.
Er hat viele Albträume gehabt, ob das mit den Kriegserlebnissen zusammenhängt, weiß ich nicht. Ich habe nur ab und zu mal so Brüllen gehört im Schlaf. Dank einer Erbschaft von Martha Dix baut das Ehepaar 1936 in dem Örtchen Hemmenhofen am Bodensee ein großes Haus.
Doch auch wenn der Maler in Deutschland nicht mehr gezeigt werden darf, reüssiert er weiter in Ausstellungen im Ausland. Dix arbeitet jetzt im künstlerischen Exil. 1939 überfallen die Deutschen Polen.
Nur wenige Monate zuvor, nach einem Attentat auf Hitler in München, war Dix in Dresden verhaftet worden. Er musste mehrere Tage im Gefängnis verbringen, da man hoffte, ihm eine Verbindung zu dem Anschlag nachzuweisen. Dix zieht sich nun endgültig nach Hemmenhofen an den Bodensee zurück.
Viele seiner Bilder kann er hierher retten. Einen Großteil lagert der Maler bei einem Freund in Dresden ein. Trotz seiner künstlerischen Vergangenheit hat er kein Malverbot.
Man lässt ihn in Ruhe. Hin und wieder verkauft er sogar ein Bild. Der Maler konzentriert sich jetzt auf das Landleben und seine Familie.
Als Familienvater war der sehr angenehm. Er wurde nie aufbrausend oder geschimpft. Vielleicht hat er einmal angeschnauzt, wenn man sein Zimmer nicht aufgeräumt hatte. Aber an sich hat man von Erziehungsmaßnahmen von ihm gar nichts mitgekriegt.
Das hat er alles meiner Mutter überlassen. Die Familie lebt zurückgezogen. Dix hört zu keinem Zeitpunkt auf zu malen.
Hin und wieder tauscht er sich in Dresden mit Kollegen aus. Der war nicht so ein Schwadronierer oder wie. Es gibt ja so Maler, die erzählen unheimliche Geschichten über ihre Werke oder über das neueste Bild, was sie gemalt haben, was da alles passiert. Er hat sich eben darauf verlassen, dass auch der Beschauer des Bildes ein Auge hat, um zu sehen, was da drauf ist. Aber das ist ja oft nicht der Fall.
Die Natur und die Umgebung werden zu seinen Hauptmotiven in den Jahren des Krieges. Ich war verurteilt zur Landschaft. Die Landschaftsmalerei war eine Art Immigration.
Ich hatte keine Gelegenheit zu Deutungen von Menschen. Man kann aber aus jedem Gegenstand etwas machen. Die Landschaft wird für Dix ein großes Ziel sein.
Thema in Hemmenhofen allein schon darum, weil eine moralisch engagierte, entlarvende, figurative Malerei war nicht mehr möglich. Und die Landschaft wird Weltenlandschaft teilweise. Sie wird aufgeladen, sie wird bleiern. Vielleicht der Zustand, der auch seiner Seele entspricht. Man hat einen großen, weiten Blick und dennoch hat man eine große Melancholie.
Er selber sagt, das sei sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Der Widerstand rückt sich darin aus, dass er die Landschaften als menschenleere Natur darstellt. Das Einzige, was an menschlichen Wesen auftaucht, ist ein Begräbniszug, sodass man sagen könnte, die Landschaften, so wie er das darstellt, sind feindselig in einem für ihn feindseligen Land. Aus der Ferne beobachtet Otto Dix das deutsche Kriegstreiben.
Als die Tragödie in Stalingrad sich angebahnt hat, hat Dix eigentlich mitgelitten mit diesen Entwicklungen in Stalingrad. Und als Kommentar zu diesen Entwicklungen sind Bilder entstanden, wo er einfach die Tragödie praktisch als Metapher miterlebt und mitschildert. Das ist eine Gebirgslandschaft mit einem aufgebrochenen Fels, der wirkt wie blutiger Knochen.
Und darüber eine eisige Schneekappe, also alles, was man eigentlich in Russland damals erlebt hat. Kein schönes Bild, kein Bild der Erbauung, sondern ein Bild, wo man einfach mit Grauen davor steht. Und er hat eben bei diesen Bildern an diesen Russland-Feldzug gedacht und an diese Ereignisse in Stalingrad.
Dix als Maler mit verdunkeltem Blick. Selbstbildnis mit Palette vor rotem Vorhang. Das ist von 1942, also auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs gemalt, als durch Stalingrad klar war, dass es auf gar keinen Fall auf dem Sieg hinausläuft, sondern auf eine sehr, sehr schmerzvolle Niederlage.
Dick stellt sich da als Künstler, der sozusagen in die Zukunft blicken kann. Und da greift er dann das klassische Seher-Motiv aus. Also seine Augen sind eigentlich schwarz, sie sind blind.
Im Hintergrund sieht man einen großen roten Vorhang. Und der gibt an einer Stelle noch einen Blick frei auf etwas, was dahinter liegt. Das kann jetzt entweder so gesehen werden, dass er eben dieses Unheil vorweg sieht in dieser Landschaft.
Es kann aber auch eine Auseinandersetzung mit seinem Status als entarteter Künstler sein, dass dieser Vorhang eigentlich auf diesem... und er kriegt Besuch und versucht, das zu verdecken. Das ist in diesem Bild drin.
Dix sieht sich immer noch als Künstler, der die Phänomene der Zeit darstellt und vorwegnimmt. Und Dix gleichzeitig der Künstler, der entartet ist und im Verborgenen arbeiten muss. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs schickt Deutschland die letzten Reserven in den Volkssturm. Jugendliche und ältere Männer müssen in die verlorene Schlacht. Auch Otto Dix.
Im Dezember 1944 wird er als 53-Jähriger eingezogen und nimmt noch an den sinnlosen Kämpfen teil. Er kommt in Frankreich in Gefangenschaft. Also er war sehr niedergeschlagen, er war eigentlich verzweifelt in dieser Gefangenschaftszeit.
Hat sich dann allerdings wieder etwas berappelt, weil er hat ja von den französischen Offizieren, die Gefangenenbewacher, die haben gemerkt, was für einen Künstler sie da im Lager hatten und haben ihn dann mit Aufträgen bedacht und haben auch ihm wahrscheinlich das Leben etwas erleichtert. Als Dix aus dem Krieg heimkehrt, ist er desillusioniert. Es hat dann auch eine ganz große Verschiebung in seiner künstlerischen Gestaltung oder im Stil gegeben, wie wenn er das alles nicht fassen konnte.
Religiöse Motive werden zu Dix bevorzugten Themen. Denn zutiefst ist der Künstler selbst nur Werkzeug dämonischer oder göttlicher Mächte, die ganz außerhalb seiner Persönlichkeit liegen. Er war kein Kirchgänger. Er hat die Religion erforscht. Er hat die religiösen Vorgänge, altes Testament und so erforscht.
Das hat ihn interessiert, was da los war. Und es war auch wirklich seine Wahrheitssuche. Und er hat uns erstaunt.
nicht, dass wie viele religiöse Motive es bei ihm gibt. Aber das ist kein Widerspruch. Schon als junger Künstler hatte sich Dix den religiösen Figuren zugewandt.
Die Bibel gehörte bereits im Ersten Weltkrieg zu seiner festen Lektüre. In den Jahren nach dem Krieg pendelt Dix zwischen Hemmenhofen und Dresden, zwischen Ost und West. Er lebt zwei Leben, mit zwei Familien.
Beide Seiten wissen voneinander, aber man spricht nicht viel darüber. Dix probiert sich an neuen Formen. Es entstehen Bilder mit expressionistischer Anmutung. Doch in der Kunstszene ist jetzt das Abstrakte gefragt.
Die Abstrakten? Das ist doch großer Mist. Hinz und Kunst kann das machen.
Die Erfindung eignet sich höchstens für Tapeten oder Damenröcke. Seine Art zu malen, das war ja dann auch irgendwie vorbei durch die Abstraktion der neuen Künstler. Und das war, glaube ich, für ihn eine Riesenenttäuschung. Auch der Geldmangel, er hat gedacht, jetzt kann ich wieder verkaufen, jetzt kriege ich wieder Aufträge. Und da war nichts.
Ich glaube, das hat ihn sehr deprimiert. Doch auch wenn das Spätwerk von Dix weniger wahrgenommen wird, erhält er Anerkennung. Er bekommt im Laufe seiner letzten Lebensjahre verschiedene Kunstpreise und das große Bundesverdienstkreuz. Der Künstler arbeitet bis zum Schluss. Ende der 60er Jahre erleidet er zwei Schlaganfälle, an deren Folgen er 1969 stirbt.
Otto Dix wird auf dem Friedhof von Hemmenhofen begraben. Sein Werk hat bis heute seine Kraft und Gültigkeit bewahrt.