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Die Atombombe: Ursprung und Folgen

Sie ist die wahrscheinlich schlimmste Massenvernichtungswaffe, die die Menschheit je erfunden hat. Ihre enorme Zerstörungskraft macht ganze Städte dem Erdboden gleich. Ihr Gebrauch bringt das weltweite Machtgefüge aus dem Takt. Wer hat die Atombombe erfunden und warum? Eine Waffe, vor der selbst die Entwickler sich fürchten. Die Kernspaltung bietet großes militärisches Potenzial, denn aus wenig Material wird schlagartig eine gigantische Menge Energie frei. Weltweit sind die Physiker von der Entdeckung fasziniert. Der mögliche Einsatz als Waffe sorgt hingegen für Furcht, vor allem wegen der angespannten Lage in Europa. In Deutschland ist Adolf Hitler an der Macht und das Land mit ihm auf dem Weg in den Krieg. Würde es Deutschland gelingen, die Kernspaltung für eine Bombe zu nutzen, wäre das kriegsentscheidend. Bedeutende Physiker wie Leo Szilard sind sich sicher, dass die USA schneller sein müssen. Sie überzeugen Albert Einstein davon, US-Präsident Roosevelt auf die Gefahr einer deutschen Atombombe hinzuweisen. Einstein war eigentlich mit den Fragen der Kernspaltung nicht unmittelbar beschäftigt, aber er war der berühmteste Physiker seiner Zeit. Und es war klar, dass ein Brief von Einstein vom amerikanischen Präsidenten tatsächlich gelesen werden würde. In diesem Schreiben wird davon geredet, dass es möglich ist, eine sehr mächtige Bombe zu entwickeln. Roosevelt genehmigt daraufhin Mittel für die Erforschung. 1942, ein Jahr nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg, wird daraus das Manhattan Engineering Project. Ein Sofortprogramm zum Bau einer Atombombe, benannt nach dem Standort der ersten Büros des Projekts. Die militärische Leitung übernimmt General Leslie Groves. Er wählt den bis dato weitgehend unbekannten Physiker J. Robert Oppenheimer als wissenschaftlichen Leiter aus. Eine unerwartete Entscheidung. Es gab ein bisschen Zweifel auch in der Kernphysikergemeinde, die gesagt haben, also Oppenheimer, der ist eigentlich kein Praktiker. Der ist eigentlich jemand, der nur nicht mal in der Lage wäre, eine Hamburger Bude zu betreiben. Aber Groves war davon überzeugt, dass Oppenheimer sowohl die intellektuelle Energie als auch die soziale Energie aufbringt, um dieses Projekt zu stemmen. Oppenheimer beginnt fast bei Null. Erst im Dezember 1942, nach Start des Manhattan Engineering Projects, gelingt es Enrico Fermi, die erste kontrollierte Kettenreaktion in einem Reaktor zu erzeugen. Der Beweis, dass eine Atomexplosion überhaupt möglich ist. Der Bau einer Bombe ist dagegen Neuland für Oppenheimer und seine Kollegen. Die erste große Herausforderung für die Wissenschaftler ist der Brennstoff. Sie brauchen Uran, und zwar kiloweise. Das kommt aber nur in 0,7 Prozent des Gesteins vor. Sie müssen diese 0,7 Prozent rausbekommen und anreichern. Mit den entsprechenden Methoden, davon gibt es allein fünf bis sechs, die heute relativ gut funktionieren, aber die eben damals völlig unbekannt waren. Die mussten einfach erst entwickelt werden. In Oak Ridge, Tennessee lässt General Groves 1942 riesige Anlagen errichten, um Uran-235 zu gewinnen. Aus dem ganzen Land werden Wissenschaftler und Personal für die streng geheimen Arbeiten rekrutiert. Doch die industrielle Isotopentrennung von Uran-235 ist nicht so einfach. 235 ist extrem aufwendig. Es würde zu lange dauern, genügend Kernbrennstoff für mehrere Bomben zu gewinnen. Das Isotop Plutonium ist eine mögliche Alternative. Doch das kann nur in Kernreaktoren erzeugt werden und die gibt es noch nicht. In Hanford im Bundesstaat Washington lässt Groves deshalb einen weiteren Standort, einen streng geheimen Nuklearkomplex zur Produktion von Plutonium aus dem Boden stampfen. Der Druck auf die US-Wissenschaftler ist enorm, denn Deutschland hat mittlerweile große Teile Europas unter seine Kontrolle gebracht. Und das Kriegsglück scheint auf Hitlers Seite. Deutschland hatte ja bis 1942 militärische Vorteile. Erzählt für die Amerikaner und die Exzellenten aus Europa war das natürlich ein dramatisches Zeichen. Man musste davon ausgehen, dass solche berühmten Leute wie Werner Heisenberg oder Otto Hahn eine Bombe entwickeln. Und so gesehen war das für viele schon ein Wettlauf mit der Zeit. Aber damals war es allen völlig unklar, wie tatsächlich eine Atombombe funktioniert. Deshalb wird 1942 in Los Alamos, in der Abgeschiedenheit New Mexikos, ein weiteres Geheimlabor errichtet. Oppenheimer muss führende Kernphysiker, darunter einige Nobelpreisträger, davon überzeugen, auf ungewisse Zeit in die Welt zu kommen. in die Einöde zu ziehen und unter den Geheimauflagen des Militärs eine Atombombe zu entwickeln. Wie baut man eine Bombe? Wie testet man sie? Wie wirft man sie ab? All diese Fragen waren offen und da war Oppenheimer ziemlich gut, die Menschen dafür zu begeistern und zusammenzubekommen und an einer Sache zu arbeiten. Der geheime Codename für das Projekt lautet schlicht The Gadget. Die erste Idee ist das recht simple Gun-Design. Als Zündung dient eine konventionelle Sprengladung, deren Explosion zwei Uran-235-Teile ineinander schießt und so die Kettenreaktion auslöst. Doch für mehrere Bomben braucht es Uran-235 in großer Menge, und das ist damals nicht vorhanden. Die Wissenschaftler benötigen ein Design für das deutlich schneller zu produzierende Plutonium, denn im Gun-Design würde eine mit Plutonium gefüllte Bombe nicht zuverlässig oder zu früh explodieren. Für Plutonium entwickeln die Wissenschaftler das Implosions-Design. Dabei wird eine Plutoniumkugel durch die Explosion von Sprengstoff so verdichtet, dass es zu einer Kettenreaktion kommt, die die Kernexplosion auslöst. Doch das neue Design funktioniert zunächst nur in der Theorie. Die komplizierte Explosionstechnik, die zur Implosion führen soll, ist nicht umsetzbar. Die Wissenschaftler stehen 1944 vor fast unüberwindbaren Schwierigkeiten. Der Druck war groß, weil man versprochen hatte, die Bombe tatsächlich zu bauen. Und Nazi-Deutschland hat sehr investiert in Kriegstechnologien. Enigma, Radar, ballistische Raketen, V1, V2. Die Raketenentwicklung hängt ja auch damit zusammen, dass man damit dann später Atombomben transportieren kann. Und mit Sicherheit hätte auch Hitler nicht gezögert, diese Bombe abzuwerfen. Die Angst vor einer deutschen Atombombe ist deswegen weiterhin groß. Während des Krieges versucht die US-Armee vergebens, Informationen zu sammeln, wie weit die beiden deutschen Physiker Werner Heisenberg und Walter Bothe in ihrer Forschung sind. Zwar werden die deutschen Forschungsstätten und Produktionsanlagen immer wieder zum Ziel von Luftangriffen, die die Entwicklung einer deutschen Atombombe verzögern sollen. Für viele in Los Alamos ist es aber nur eine Frage der Zeit. bis die deutsche Bombe Realität wird und Deutschland damit den Weltkrieg zu seinen Gunsten entscheiden kann. Ihr Boots könnten aus unseren Schuhen überfließen und atomische Raketen gegen wichtige Tore entlassen. 1944. Das Kriegsglück hat Deutschland längst verlassen. Die Alliierten befreien weite Teile Europas, das Dritte Reich steht vor dem Zusammenbruch. Das wirkt sich auch auf das deutsche Atomprogramm aus. Die Aussichten 1944 waren für irgendeinen Erfolg des deutschen Programms ausgesprochen schlecht, sei es durch die Kriegsbedingungen, sei es durch die... ungelösten Fragen, sodass also eigentlich klar war, 1944 des Deutschlandes im Krieg zweifelsohne nicht mehr schaffen würde und das ist natürlich auch bis nach Los Alamos gedrungen. Doch die Wissenschaftler in Los Alamos arbeiten weiter unter Hochdruck an der Bombe. Als sie den Durchbruch erzielen, kapituliert Deutschland am 8. Mai 1945. Nazi-Deutschland ist endgültig besiegt und damit auch die Angst vor einer deutschen Atombombe. Im Pazifik wütet der Krieg allerdings weiter. Die Japaner wehren sich unerbittlich gegen die USA. Durch den Einsatz einer Atombombe scheint ein schnelles Ende möglich, aber noch weiß niemand, ob die Waffe funktioniert. Drei Jahre und viele Milliarden Dollar nach Beginn des Manhattan-Projekts ist es am 16. Juli 1945 soweit. Die erste Atombombe der Welt ist fertig. Eine 1,80 Meter große, mit Batterien, Kabeln und Sprengstoff gefüllte Kugel, in deren Zentrum sich eine Plutoniumkugel in der Größe einer Grapefruit befindet. Codename Trinity. Sie soll in der Wüste von New Mexico getestet werden. Das finale Experiment. Keiner weiß, wie es ausgehen wird und welche Folgen es hat. Einige befürchten sogar, dass die Erdatmosphäre in Brand gesetzt werden könnte. Es war bis zum letzten Moment unklar, was jetzt nun eigentlich passiert. Aber all diese Berechnungen, all diese Experimente, all diese Industrieproduktionen tatsächlich zum Erfolg führen würden. Und so gesehen war die Anspannung sehr hoch. Und jeder wollte nun wissen, was passiert jetzt eigentlich danach? Wie stark ist die Explosion eigentlich? Es ist der Moment der Wahrheit für Robert Oppenheimer und seine Kollegen. Rob, dieses Mal sind die Fälle sehr hoch. Es wird alles gut funktionieren, Robert. Und ich bin sicher, wir werden es niemals entschuldigen. In 40 Sekunden werden wir wissen. 5, 4, 3, 2, 1 Der Test übertrifft alle Erwartungen. Die Zerstörungskraft der Trinity-Bombe ist um ein Vielfaches stärker als bei jeder bisher bekannten Bombe. US-Präsident Harry Truman besitzt jetzt die mächtigste Waffe der Welt. Und er will sie einsetzen, um Japan zur Kapitulation zu zwingen. Für Truman ist der Einsatz einer Atombombe das kleinere Übel als eine verlustreiche Invasion Japans mit Bodentruppen. Denn die Japaner kämpfen erbittert und schicken lieber Piloten als Kamikaze-Bomber in den sicheren Tod, als aufzugeben. Truman stellt Japan Ende Juli 1945 auf der Potsdamer Konferenz ein Ultimatum. Entweder die bedingungslose Kapitulation oder eine schnelle und vollkommene Zerstörung. Aber niemand, auch in Japan, war sich darüber im Klaren, was eigentlich eine Atombombe ist. Selbst wenn man das formuliert hätte, hätten die Japaner wahrscheinlich gesagt, das ist ein Trick. Man will uns eben halt zur Kapitulation zwingen. Auf der Pazifikinsel Tinian wird Little Boy, eine Uranbombe im Gun-Design, in den Langstreckenbomber Enola Gay verladen. Sie ist bis dato ungetestet, doch die Wissenschaftler vertrauen ihrer Konstruktion. Das Ziel ist Hiroshima, wo die japanische Armee ein Hauptquartier hat. Am 6. August 1945 explodiert Little Boy über Hiroshima. Durch die Explosion sterben 70.000 bis 80.000 Menschen unmittelbar, zehntausende weitere in der Folge an Strahlenschäden. Hiroshima wird dem Erdboden gleichgemacht. Japan kapituliert weiterhin nicht. Drei Tage später, am 9. August 1945, wird daraufhin die nächste Atombombe für den Abwurf bereit gemacht. Ihr Spitzname? Fat Man. Die Implosionsbombe ist mit Plutonium bestückt und hat ihre massive Zerstörungskraft bereits in New Mexico unter Beweis gestellt. Sie trifft Nagasaki und tötet ebenfalls zehntausende Bewohnerinnen und Bewohner. Wie Hiroshima ist auch Nagasaki auf Jahrzehnte atomar verseucht. Hunderttausende Menschen sterben an den Folgeschäden. Einen Tag nach dem Abwurf über Nagasaki kapituliert Japan. Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Die Büchse der Pandora ist jedoch geöffnet. Die Atombombe hat ihr grausames Potenzial offenbart. Interessanterweise hat Oppenheimer auch dem amerikanischen Präsidenten Truman dann vorgeschlagen, Los Alamos aufzulösen, weil quasi das Ziel erreicht worden ist, der Krieg war beendet, also braucht man sie eigentlich nicht mehr. Leider Gottes hat dann die Entwicklung der Atombombe eine weitere Dynamik erzeugt und Los Alamos gibt es bis heute. Der technische Vorsprung der Amerikaner hält allerdings nur vier Jahre. 1949 zündet die Sowjetunion ihre erste Atombombe. Das atomare Wettrüsten hat begonnen. Die Gefahr und die Macht der Atombombe sind entfesselt, eine mögliche nukleare Zerstörung der Erde durch sie real. Die Vereinigten Nationen müssen einen weltweiten Kontrolle über Atomkraft und andere Waffen der Massendestruktion eröffnen. Die Wahl ist klar, es ist Leben! Sonst kann die Menschheit sehr schnell an ihr Ende kommen. Glaubt ihr, dass die Gefahr eines Atomkriegs wieder größer geworden ist? Schreibt's in die Kommentare und bleibt dabei bitte sachlich.