In diesem Video widmen wir uns dem Für und Wider der Gentechnik. Unter Gentechnik versteht man Methoden und Verfahren mithilfe derer man gezielt die DNA künstlich verändern kann. Häufig werden dabei Teile der DNA eines Organismus auf einen anderen Organismus übertragen. Zum Beispiel mit dem Ziel ein Lebewesen mit einem neuen Phänotyp, einem neuen äußeren Erscheinungsbild zu erzeugen. Auf diese Weise können in der Landwirtschaft agrarische Erzeugnisse hergestellt werden, die zum Beispiel resistenter gegenüber Fressfeinden, widerstandsfähiger gegenüber Klimaextreme oder ertragreicher sind.
Aber auch die Vervielfältigung eines bestimmten Gens und Synthese dessen Genproduktes in hoher Anzahl kann als ein Ziel der Gentechnik verfolgt werden. In der Medizin kommen derart gentechnisch hergestellte Produkte bei der Therapie von Krankheiten zum Einsatz. und haben zu einem erheblichen medizinischen Fortschritt beigetragen, wie gleich noch deutlich wird. Es bedarf keiner großen Anstrengung, um festzustellen, dass die Gentechnik ein kontrovers diskutiertes Thema, auch im politischen Diskurs, ist. In der Öffentlichkeit liegt dabei häufig der Fokus auf die grüne Gentechnik, dem Einsatz gentechnologischer Verfahren im Bereich der Landwirtschaft.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Anwendungsbereiche der Gentechnik vielfältig sind und neben der grünen Gentechnik folgende Bereiche existieren. Wie eben schon angeklungen, die rote Gentechnik im medizinischen Bereich, die graue Gentechnik in der Abfallwirtschaft, aber auch im Bereich Umweltschutz, sowie die weiße Gentechnik. Während die Gentechnik im Bereich des Umweltschutzes oder der Medizin allgemein auf eine relativ hohe Akzeptanz der Bevölkerung stößt, wird die grüne Gentechnik häufiger als problematisch angesehen.
Schauen wir uns diesen Bereich der Gentechnik, nämlich die gentechnische Veränderung von Nutzpflanzen und Haustieren, zwecks Verbesserung der Nahrungsmittelproduktion, an. genauer an. Dieses Ziel der grünen Gentechnik ist zugleich ein Vorteil. Egal ob eine Pflanze dadurch resistenter und widerstandsfähiger oder ertragsreicher gemacht wird, ist die damit verbundene Verbesserung der Nahrungsmittelproduktion im Kontext einer wachsenden Weltbevölkerung und einer signifikanten globalen Zunahme von Wetterextremen wie zum Beispiel Dürren oder Starkregenereignisse und damit verbundenen Ertragseinbußen oder auch Ausfällen als Auswirkungen des Klimawandels als eine große Chance zu verstehen. So könnten Sorten entwickelt werden, die weniger anfällig gegen Dürren sind oder zum Beispiel auf salzhaltigem Boden gedeihen.
Agrarisch nicht nutzbare Fläche könnte auf diese Weise also wieder nutzbar gemacht werden. Und auch ein Beitrag zur Ernährungssicherung der hungernden Bevölkerung der Welt verspricht man sich von der grünen Gentechnik. Angesichts der Begrenztheit agrarischer Nutzflächen, die durch die immer weiter voranschreitende Wüstenbildung, die sogenannte Desertifikation, weiter limitiert wird, kann der Optimierung der Nahrungsmittelproduktion zwecks gentechnischer Verfahren mittel- bis langfristig eine hohe Bedeutung beigemessen werden.
An dieser Stelle könnte man sich natürlich mit einzelnen Aspekten weiter kritisch auseinandersetzen, zum Beispiel inwiefern die Gentechnik tatsächlich einen Beitrag zur Ernährungssicherung der hungernden Bevölkerung durch die Produktion ertragsreicherer oder auch größerer Mengen an Nahrung schaffen kann. Gegenwärtig ist Nahrung ausreichend vorhanden. Die globale Nahrungsmittelproduktion würde ausreichen, 13 Milliarden Menschen zu ernähren. Dass auch in Ländern mit genügend Nahrungsmitteln dauerhafte Unterernährung und Hungerkrisen auftreten, ist häufig auf komplexe wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge zurückzuführen und hat im Kern häufig mit Armut was zu tun. Dennoch, es existieren einige Beispiele dafür, dass gentechnisch veränderte Organismen, sogenannte GVOs, die Lebenssituation der Menschen in Entwicklungsländern verbessern können.
Das wohl berühmteste Beispiel ist der sogenannte Goldene Reis, der Beta-Carotin-Gene enthält, die ursprünglich aus Bakterien und der Narzisse als Spenderorganismen stammt. Durch die Aufnahme von Beta-Carotin mit der Nahrung kann der Körper das Vitamin A produzieren. Ein Vitamin, das viele Kinder in den ärmeren Regionen Asiens, die sich nahezu ausschließlich von Reis als Grundnahrungsmittel ernähren, nicht in ausreichender Menge produzieren. Mit fatalen Folgen. So sterben etwa 700.000...
unter 5-Jährige jedes Jahr daran, etwa eine Million erblindet. Während der weiße Reis im Korn nur wenig Beta-Carotin produziert, gilt der goldene Reis als Vitamin A-Lieferant. In umfassenden Studien wurde festgestellt, dass die Menge an Beta-Carotin, das den goldenen Reis seine charakteristische Gelbfärbung verleiht, ausreichend ist, um den Tagesbedarf an Vitamin A von Menschen, die sich hauptsächlich von Reis ernähren, zu decken.
Nach einer Reihe von Freilandversuchen und Überprüfungen der biologischen Sicherheit konnten die philippinischen Behörden am 21. Juli 2021 als erstes Land die Zulassung für den Anbau auf den Feldern erteilen. Für Bangladesch rechnet man in naher Zukunft ebenfalls mit dem kommerziellen Anbau des Goldenen Reises. Dass die Zulassung nicht schon vor Jahren erteilt wurde, lag nicht zuletzt an vehementen Aufständen von Kritikern der grünen Gentechnik.
Schauen wir uns exemplarisch vier Bedenken an, welche häufig gegen die grüne Gentechnik hervorgebracht werden. Erstens, die genetische Manipulation ist ein unnatürlicher Eingriff in der Natur, zu dem wir Menschen kein Recht haben. Zweitens, gentechnisch veränderte Nahrungsmittel bergen gesundheitliche Risiken.
Zum Beispiel könnten sie zu einer Zunahme von Allergien führen. Drittens, gentechnisch veränderte Nutzpflanzen sind gefährlich für die Umwelt. Und viertens, der Nutzen von gentechnisch verändertem Saatgut beschränkt sich auf wenige Großkonzerne. Es macht die zum Import gezwungenen Entwicklungsländer noch ärmer und orientiert sich nicht an die lokalen Bedürfnisse der Kleinbauern. Auch hier lohnt sich eine differenzierte Betrachtung einzelner Aspekte.
Dem ersten Argument, die genetische Manipulation sei ein unnatürlicher Eingriff in die Natur, kann begegnet werden, dass alle wichtigen Nutzpflanzen unnatürlich seien, vor dem Hintergrund, dass sie von künstlich gekreuzten Pflanzen abstammen und nur in einer ebenso unnatürlichen, vom Menschen manipulierten Umgebung, nämlich auf dem Acker, gedeihen können. Bereits seit tausenden von Jahren züchtet der Menschen gezielt Pflanzen und Tiere mit vorteilhaften Eigenschaften und verändert so gezielt ihr Genmaterial. Kritiker wiederum entgegnen diesem Argument, dass es sich bei den veränderten Organismen nicht um Transgene, gentechnisch veränderte Organismen mit rekombinanter DNA, künstlich hergestellte DNA aus mindestens zwei genetischen Ursprüngen, handele.
Diesem Argument halten Befürworter entgegen, dass die Gentechnik sehr viel spezifischer vorgeht. indem sie gezielt einzelne Gene mit einer spezifischen Funktion einem Organismus hinzufügt, im Gegensatz zu dem sehr viel unspezifischeren Vorgehen früherer Züchtungen, bei denen man von ausgesäten Samen jene Pflanzen, die die gewünschten Eigenschaften besaßen, weiterzüchtete und nicht systematisch überprüft wurde, ob andere unerwünschte Eigenschaften auftraten. Dem zweiten Argument, gentechnisch veränderte Nahrungsmittel könnten gesundheitsschädlich sein, Begegnen Befürworter, dass einem GVO ja nur einzelne Gene hinzugefügt wurden, die für eine pflanzliche Funktion spezifisch sind. So hat das Gift, das Toxin von Bacillus thuringiensis, das von Transgenenpflanzen wie zum Beispiel dem BT-Mais erzeugt wird, nachweislich keine Auswirkung auf den Menschen.
Trotzdem ist festzustellen, dass sich die Gentechnik mehr und mehr wandelt und das Hinzufügen von Genen sich nicht mehr darauf beschränkt, das Wachstum von Pflanzen zu optimieren, sondern auch Gene hinzugefügt werden, welche einen direkten Effekt auf die menschliche Ernährung haben, wie das Beispiel mit dem goldenen Reis zeigt. Und das wiederum schürt Bedenken. Die Gefahr für die Umwelt als viertes Argument ist auf das Bedenken zurückzuführen, dass transgene Eigenschaften wie zum Beispiel das Toxin des Betemais von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen auf andere Spezies übertragen werden könnten. Wenn ein Gen für eine Herbizidresistenz unbeabsichtigt von einer Nutzpflanze auf ein in der Nähe wachsendes Kraut übertragen würde.
könnte diese Pflanze auf herbizidbehandelten Flächen wachsen. Auch die Entwicklung von sogenannten Superunkräutern wäre eine negative Auswirkung. Eine trockenheitstolerante Pflanze könnte sich beispielsweise in einem Wüstengebiet ausbreiten und dieses Ökosystem nachhaltig verändern. Oder aber Nutzinsekten könnten pflanzliches Material aufnehmen, welches ein BT-Toxin enthält und daran sterben. Der Perfs als Lehrbuchklassiker der Biologie schreibt abschließend zu den möglichen Auswirkungen folgendes.
Transgene Pflanzen werden umfassenden Feldversuchen unterzogen, bevor sie zur Nutzung zugelassen werden. Aber die Komplexität der biologischen Welt macht es unmöglich, alle potenziellen Auswirkungen von Transgenenorganismen auf die Umwelt vorherzusagen. Tatsächlich hat man bereits die Ausbreitung von Transgenen nachgewiesen.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Gentechnik ebenso vielfältige Möglichkeiten und Chancen schafft, wie sie ethische und sicherheitstechnische Fragen aufwirft. und Risiken nicht gänzlich ausgeschlossen werden können. In jedem Fall hat sie zu Verbesserungen in einzelnen Bereichen wie zum Beispiel der Medizin oder des Umweltschutzes geführt. So habt ihr in den vorherigen Videos zur Gentechnik vielfältige Beispiele von gentechnologisch hergestellten Produkten in der Medizin kennengelernt und deren therapeutischen Nutzen, zum Beispiel den Gewebeplasminogenaktivator als Enzym, das Blutgerinnsel auflöst und so bei der Therapie von Herzinfarkten oder Schlaganfällen zum Einsatz kommt.
Im Bereich Umweltschutz ist die Erzeugung von Transgenen Bakterien zu nennen, die aufgrund des Einbaus verschiedener Gene von anderen Bakterien sehr effektiv in der Lage sind, Rohöl abzubauen und damit bei Umweltkatastrophen, bei der es zu Kontamination durch Öl kommt, zum Einsatz kommen.