Liebe Studierende, herzlich willkommen zu dieser zweiten Vorlesung im Rahmen des Kurses Einführung in die Forschungsmethoden der Psychologie. In dieser Vorlesung möchte ich Ihnen einen Überblick über wissenschaftstheoretische Grundlagen der Psychologie geben. Ich begründe das auch gleich noch ein wenig, warum wir uns mit wissenschaftstheoretischen Grundlagen überhaupt beschäftigen müssen.
Bevor ich das tue, sage ich wieder etwas zur Pflichtliteratur, die Basis für... Diese Vorlesung bilden jetzt zwei Abschnitte aus dem Sedlmayr und Renkewitz. Zum einen das Kapitel 1.3, die wissenschaftliche Methode und dann auch die relevanten Abschnitte aus dem Kapitel 2 zur Wissenschaftstheorie, Theorien und Hypothesen.
Der Sedlmayr und Renkewitz ist eben neben dem Bains die zentrale Pflichtlektüre für diesen Kurs. Zum Überblick. Bevor ich auf den wissenschaftstheoretischen Hintergrund komme, möchte ich zunächst nochmal die wissenschaftliche Methode in der Psychologie darstellen. Die haben wir auch noch gar nicht behandelt.
Wir haben in der ersten Vorlesung gesehen, dass die Psychologie als Wissenschaft empirisch quantitativ ist. Das heißt, es geht immer um Abgleich zwischen Annahme und Beobachtung und aus diesem Abgleich werden dann Rückschlüsse gezogen, somit ein Erkenntnisgewinn erzielt. Dahinter steckt auch eine bestimmte wissenschaftliche Methode, die Ihnen vielleicht auch schon aus der Schule oder aus anderen Zusammenhängen bekannt ist, aus Ihrer beruflichen Tätigkeit.
Das ist eigentlich eine Methode, die auch in der Naturwissenschaft vorkommt. Und diese wissenschaftliche Methode, die auch in der Psychologie angewandt wird, in der Regel steht hier auch, weil es natürlich auch andere Teilbereiche der Psychologie gibt, die ein anderes Vorgehen haben. dass diese wissenschaftliche Methode eben auch einen bestimmten wissenschaftstheoretischen Hintergrund hat, der das wissenschaftliche Vorgehen eben im Rahmen dieser wissenschaftlichen Methode und damit auch in der empirisch-qualitativen Psychologie stützt. Und wir müssen uns mit diesem wissenschaftstheoretischen Hintergrund ein wenig auseinandersetzen, da die Frage, wie man wissenschaftlich vorgeht, gar nicht so trivial ist.
Ein Grundproblem ist, dass wir eben über das, was wir eben versuchen zu untersuchen, dass wir gar nicht wissen, wie es ist. Also es geht um die Realität, um die Wirklichkeit und eben im Kontext der Psychologie um das menschliche Erleben und Verhalten in dieser Wirklichkeit, im Kontext dieser Wirklichkeit. Aber wir wissen gar nicht, wie die Wirklichkeit aussieht. Darüber kann man ganz unterschiedliche Annahmen formulieren und das begründet dann auch ein unterschiedliches Vorgehen. setzen wir uns eben in dieser zweiten Vorlesung mit diesem wissenschaftstheoretischen Hintergrund auseinander.
Zunächst aber zur Frage, was die wissenschaftliche Methode ist. Das ist jetzt nochmal Wiederholung. Sie sehen hier die Beschreibung der konventionellen Psychologie als eine empirische Wissenschaft.
Konventionell hier auch, weil das quasi nur darlegt, dass die Psychologie als empirische Wissenschaft beschreibt für die große Mehrheit, dass es aber eben auch Ansätze gibt, die davon deutlich abweichen. Wir werden uns zumindest ein wenig damit dann im Rahmen der qualitativen Methoden in einer späteren Unit auch nochmal auseinandersetzen und dann auch erkennen, dass der wissenschaftstheoretische Zugang da ein ganz anderer ist. Bei der konventionellen Psychologie wissen wir aber, es ist eine empirische Wissenschaft, es geht eben um die Frage, wie man sich in der Psychologie befindet.
um den Vergleich von Annahmen, die aus Theorien stammen, Annahmen über die Wirklichkeit, den Vergleich mit dem, was man dann in der Realität beobachten kann. Und dieser Vergleich ermöglicht mir eben dann Aussagen zu treffen zu den Annahmen, zu den Theorien, die ich habe. Und entsprechend komme ich hierüber zu einem Erkenntnisgewinn.
Diese wissenschaftliche Methode, die in der Psychologie dann verwendet wird, also ausgehend von der Theorie, werden Annahmen formuliert, ich führe Beobachtungen durch und führe dann Vergleich durch, steht in einem wissenschaftstheoretischen Tradition der Naturwissenschaften, wo die wissenschaftliche Methode eigentlich identisch ist mit der, die in der Psychologie verwendet wird. Und bei dieser wissenschaftlichen Methode handelt es sich um einen sequentiell strukturierten Forschungsprozess. der in der Regel folgende Schritte beinhaltet, und hier ist das eine Abbildung aus dem Sedlmayr und Renkewitz. Ausgehend von einer Theorie leite ich eben Forschungshypothesen ab.
die ich dann auch versuche weiter zu präzisieren, um sie einer empirischen Überprüfung zugänglich zu machen. Ich entwickle oder ich designe eine Studie, also plane eine Studie bezogen auf Messungen, wie ich Stichproben generiere und so weiter, führe diese durch, habe dann Daten generiert, was unsere Beobachtung darstellt, analysiere die Daten. interpretiere die Daten vor dem Hintergrund unserer Annahmen und leite dann eben daraus Implikationen für die dahinterstehende Theorie ab.
Und das hat dann wiederum Folgen für die Theorie, die dann als vorläufig bestätigt angesehen werden können, wenn die Annahmen mit den Beobachtungen übereinstimmen oder eben verworfen werden muss, weil sie falsifiziert wurde. Dieser Begriff kommt auch gleich noch mal häufiger vor. weil eben die Beobachtung von den Annahmen abweicht, sodass eben sich zeigt, dass die Theorie entweder gänzlich oder Teile davon verworfen werden müssen, umformuliert werden müssen, da die Annahmen eben nicht zutreffend waren. Das ist eben genau die wissenschaftliche Methode, die in der Psychologie, in der konventionellen Psychologie angewandt wird und eben in einer wissenschaftstheoretischen Tradition der Naturwissenschaften steht. Was ist jetzt aber der wissenschaftstheoretische Hintergrund für diese wissenschaftliche Methode, die ich gerade skizziert habe?
Und warum müssen wir uns damit beschäftigen? Das wird hoffentlich dann im Verlauf dieser Vorlesung ein wenig klarer. Die Wissenschaftstheorie beschäftigt sich ganz allgemein mit den Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns.
Das heißt, hier ist immer die grundlegende Frage, wie ich überhaupt zu einer Erkenntnis komme. Welche Wege es gibt, welche Annahmen ich formulieren muss und wie das logisch eigentlich möglich ist. Und das immer vor dem Hintergrund, dass wir gar nicht die Wirklichkeit direkt sehen, sondern immer nur vermittelt über unsere Wahrnehmung.
Und das ist natürlich gerade auch für die Psychologie eine Tatsache, aber auch für alle anderen Disziplinen. Die Wissenschaftstheorie ist keine Teildisziplin der Psychologie, sondern es ist eine Disziplin der Wissenschaft. eine Teildisziplin der Philosophie.
Es gibt dazu auch ganz viele Publikationen. Wir können uns hier auch nur sehr überblicksartig damit beschäftigen. Im Grunde genommen braucht man auch ein Philosophie-Studium, um das in der Gänze nachvollziehen können, weil da auch auf einem sehr abstrakten Niveau eben all diese Fragen behandelt werden. Um eben dieses gänzlich nachvollziehen, was dort diskutiert und auch beschrieben wird, braucht es eben ein Studium in der Psychologie.
Wir versuchen es dennoch hier, sodass Sie zumindest den wissenschaftstheoretischen Hintergrund, der letztlich die Basis und auch die Begründung für die wissenschaftliche Methode, die ich gerade dargestellt habe, darlegt, dass Sie die nachvollziehen können. Die Wissenschaftstheorie selbst kann wiederum in drei Bereiche unterteilt werden. Man kann drei Bereiche unterscheiden. Das ist einerseits die Ontologie, die Lehre des Seienden, die Axiologie, die Lehre der Werte und die Epistemologie, die Lehre von der Erkenntnis.
Insbesondere die Ontologie und die Epistemologie werden wir uns gleich noch ein bisschen näher anschauen. Auch nicht erschöpfend natürlich, sondern nur, dass Sie eine Idee haben, womit sich diese Teilbereiche jeweils beschäftigen. Bei der Ontologie geht es ganz grundsätzlich um die Frage, wie der Gegenstand einer Wissenschaft beschaffen ist. Das ist jetzt auch sehr abstrakt formuliert.
Wie gesagt, das werde ich gleich noch ein bisschen genauer darlegen. In der Axiologie geht es um die Werte und ihre Bedeutung im Kontext der Wissenschaft, also wie Werte beispielsweise das wissenschaftliche Verhalten des einzelnen Wissenschaftlers, der einzelnen Wissenschaftlerin beeinflussen, aber auch wie die Gesellschaft als solche Einfluss nimmt auf. Die wissenschaftliche Praxis beispielsweise. Und dann schließlich die Epistemologie. Da geht es um die Frage...
welche Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen es gibt für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Zusammen mit der Ontologie ist das jetzt dann auch wichtig, um den wissenschaftstheoretischen Hintergrund zu verstehen, der eben als Basis dient für die Psychologie als Wissenschaft. Zunächst kurz zur Ontologie.
Eine grundlegende Frage in der Ontologie ist, ob man von einer... Also da geht es ja um... wie hier dargelegt, um die Frage, wie der Gegenstand einer Wissenschaft beschaffen ist.
Und eine grundlegende Frage dabei ist, ob man von einer unabhängig von unserem Bewusstsein existierenden Wirklichkeit ausgehen kann oder ob die Wirklichkeit nur in unserer Vorstellung existiert. Also es ist eine sehr grundlegende Frage, wie die Wirklichkeit beschaffen ist. Das ist also eine sehr...
Die stehen jetzt hier so mehr oder minder dichotom auseinander, da gibt es aber sehr viele Abstufungen und auch unterschiedliche Formulierungen davon, aber letztlich geht es um die Gegenüberstellung dieser beiden Annahmen, die man auch als Realismus im Falle der Annahme, dass es tatsächlich unabhängig von unserem Bewusstsein, unserer Wahrnehmung eine Wirklichkeit außerhalb gibt, versus eben dem Idealismus, der eben davon ausgeht, dass das alles nur in unserer Vorstellung existiert und alles letztlich konstruiert ist. Und man kann eigentlich schon, je nachdem wie die Antwort auf diese grundlegende Frage ausfällt, erkennen, dass dies dann auch ein unterschiedliches wissenschaftliches Vorgehen zufolge hat. Und welche Annahme jetzt die Grundlage für unser wissenschaftliches Vorgehen, so wie vorher skizziert, für die wissenschaftliche Methode, die sich an der naturwissenschaftlichen Methode orientiert, werde ich auch später nochmal sagen, wie da die Annahme ist. Aber vielleicht haben Sie auch hier...
an dieser Stelle schon eine Idee. Zudem beschäftigt man sich im Rahmen der Ontologie auch mit den Merkmalen der Wirklichkeit, also wie die dann aussieht. Beispielsweise kann man Vermutungen dazu formulieren, ob die Wirklichkeit geordnet funktioniert und nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten sich ordnet oder zum Beispiel Ursache-Wirkungs-Prinzipien ihre Wirkung zeigen. Also hier die Frage der Kausalität.
Auch das ist wichtig und hat Implikationen dann für das wissenschaftliche Vorgehen. In der Epistemologie geht es dagegen prima um die Frage, auf welchen Wegen bzw. mit welchen Methoden wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden können.
Das hängt natürlich mit der Antwort, die die... Ontologie gibt zusammen, das werden wir auch gleich sehen bei dem wissenschaftstheoretischen Ansatz, der die Grundlage bildet für die qualitativ-empirische Psychologie, aber ist natürlich nochmal auch ein anderer Aspekt. Unter anderem geht es dabei um die Frage der Verknüpfung von Theorien mit Erfahrungswirklichkeit bzw. den Daten oder auch Beobachtungen, haben wir ja schon öfter genannt.
Da gibt es verschiedene Ansätze. Hier sind die zwei zentralen, das ist einmal das induktive Vorgehen. Und dann demgegenüber das deduktive Vorgehen. Bei der Induktion schließt man vom Speziellen auf das Allgemeine. Das heißt, ausgehend von den Beobachtungen vollzieht man Rückschlüsse auf Theorien oder möchte basierend auf diesen Beobachtungen Theorien formulieren, die dann das Beobachtete erklären können.
Bei der Deduktion ist der Weg genau umgekehrt. Da wird eben vom Allgemeinen auf das Spezielle geschlossen. Übertragen heißt das, dass man eben aus Theorien Annahmen formuliert und die dann mit Beobachtung abgleicht.
Okay. Was ist nun die wissenschaftstheoretische Basis, der wissenschaftstheoretische Hintergrund? Das ist eben der kritische Rationalismus, der von Karl Popper am Anfang des letzten Jahrhunderts formuliert wurde. und eben nach wie vor eigentlich der zentrale wissenschaftstheoretische Hintergrund ist für die empirisch-quantitativ orientierte Psychologie.
Dieser kritische Rationalismus gibt begründet vor, wie Theorien zu formulieren und zu prüfen sind. Und dieser kritische Rationalismus bildet insofern den Hintergrund, weil er eben dieses wissenschaftliche Vorgehen begründet, was ich Ihnen eingangs skizziert habe. Dieser kritische Rationalismus hat sich auch damals als Gegenmodell zum Empirismus und Positivismus entwickelt, der zu dieser Zeit damals vorherrschend war.
Das wird auch in dem Sedlmayr und Renkewitz ein wenig ausführlicher behandelt. Für diese Vorlesung reicht es zu sagen, dass dieser damals vorherrschende Empirismus bzw. Positivismus einige Probleme hatte und der Karl Popper mit dem kritischen Rationalismus, Rationalismus eine Alternative vorgestellt hat, der diese Probleme des Empirismus bzw. Positivismus lösen sollte. Wovon ist denn dieser Empirismus-Positivismus ausgegangen?
Er ist davon ausgegangen, dass durch Beobachtungen, durch einen Induktionsschluss gesicherte allgemeine Theorien abgeleitet und bestätigt werden können. Also Sie sehen schon, es ist ein induktives Vorgehen. Aus Beobachtungen sollten dann eben Rückschlüsse auf allgemeine Theorien geschlossen werden und diese auch letztlich bestätigt werden. Popper im Rahmen des kritischen Rationalismus kritisiert aber die Absicherung von Theorien, von Wissen, von Erkenntnis durch einen Induktionsschluss, da er logisch nicht möglich ist. Und das wird häufig an einfachen Allaussagen dargelegt, dass es hier eine logische Unmöglichkeit gibt.
Und das berühmte Beispiel ist das Schwänebeispiel. Da ist die Allaussage, alle Schwäne sind weiß. Und es ist völlig klar, dass hier tatsächlich der Empirismus-Positivismus durch diesen Induktionsschluss von der Beobachtung auf eben diese Theorie an Grenzen stößt. Da man zwar hunderte weiße Schwäne beobachten kann und jeder von uns kann das auch bestätigen, dass die Schwänen, die man in der Regel sieht, alle weiß sind, dass aber eben schon eine abweichende... Beobachtung ausreicht, um diese Allaussage zu widerlegen, dass man aber nie weiß, wenn man eben nicht unendliche Beobachtungen durchführt, dass man eben nie ausschließen kann, dass es eben doch einen schwarzen Schwan gibt, obwohl man schon eine Million weiße Schwäne bislang gesehen hat.
Das heißt, eigentlich kann man diese Allaussage durch diesen Induktionsschluss nie verifizieren, aber was man machen kann, ist tatsächlich, dass man diesen Allaussage falsifizieren kann. Und das ist insofern auch ein wichtiges Stichwort, weil das genau auch der Weg ist, der in den kritischen Rationalismus geht, dass eben gar nicht das Ziel ist, Annahmen zu verifizieren, sondern vielmehr das Ziel ist, als Vorgabe für die Wissenschaft, dass man eben Annahmen versucht zu falsifizieren. Das heißt, nach dem kritischen Rationalismus kommt Erkenntnis dadurch zustande, dass der menschliche Verstand... die Ratio Theorien als Vermutungen über die Realität aufstellt.
Und hier sehen Sie schon eben die direkte Relation zu der wissenschaftlichen Methode, die ich gerade dargestellt habe. Und dass man eben aus den Theorien deduktiv empirisch prüfbare Hypothesen ableitet und diese kritisch anhand von Datenbeobachtungen prüft. Diese kritische Prüfung betrifft dabei nicht nur die Theorie selbst, diese Annahmen, sondern auch immer die bei der Datengebindung verwendeten Methoden, weil diese Methoden wiederum auch auf diesen Theorien basieren und durch diese begründet werden und damit auch gar nicht objektiv da sind, sondern eben auch geprüft werden müssen.
Damit, mit diesem Problem werden wir uns auch gleich noch beschäftigen. Und das ist eben zentral und auch der Gegensatz zu dem Empirismus, Positivismus, der Erkenntnisvorschritt wird durch Falsifikation erzielt. Das heißt, der Erkenntnisgewinn wird dadurch erzielt, dass man eben entweder eine Theorie als widerlegt darlegt, weil eben die Beobachtung nicht mit den Annahmen übereinstimmt, oder eben das nicht falsifizierte Theorien, bei denen also die Untersuchungen zu übereinstimmenden Ergebnissen geführt hat mit den anderen übereinstimmenden Ergebnissen, dass die als vorläufig bestätigt bzw. bewährt gelten kann.
Wichtig ist auch, dass eben der kritische Rationalismus, dass hier ein deduktives Vorgehen gewählt wird, ausgehend auch von Theorien werden Annahmen formuliert, Hypothesen, die dann eben geprüft werden. Was auch klar wird ist, durch dieses Falsifikationsprinzip, dass der kritische Rationalismus die wissenschaftliche Forschung nie als nie endende Wahrheitssuche versteht durch die kritische Prüfung von Theorien. Das heißt, man wird nie die Wahrheit kennen, also wissen, wie die Wirklichkeit ist, sondern man kann sich der Wahrheit immer nur annähern. Und eine ganz zentrale Voraussetzung, und das begründet dann auch, wie Theorien formuliert sein müssen, ist, dass Theorien prinzipiell falsifizierbar sind. Und alle Theorien, die nicht falsifizierbar sind, sind dann auch der wissenschaftlichen Forschung gar nicht zugänglich und somit auch unwissenschaftlich.
Das heißt, ein zentrales Merkmal von Theorien ist durch diesen kritischen Rationalismus, durch die Annahmen auch vorgegeben, sie müssen prinzipiell falsifizierbar sein. Der kritische Rationalismus, und das ist jetzt auch die Beziehung zur Ontologie, geht, macht natürlich auch Annahmen, wie die Realität, wie die Wirklichkeit aussehen. Und zwar geht er davon aus, dass es eine vom menschlichen Bewusstsein unabhängige, bestimmte Gesetzmäßigkeit folgende Wirklichkeit gibt.
gibt, was man als kritischen Realismus dann bezeichnet, die für den Menschen auch erkennbar ist. Auch eine wichtige Annahme. Das sind Annahmen, die auch nicht weiter prüfbar sind, sondern eben vorgegeben werden, aus denen sich dann eben bestimmte Sachen auch ableiten. Davon kann man eben abweichen.
Popper sagt eben, dass das wesentlich plausibler ist als zum Beispiel die Annahmen, die im Rahmen des Idealismus und Varianten davon gemacht werden. Aber das ist... schon immer heiß diskutiert und auch nach wie vor, wie gesagt, das ist dann vor allen Dingen im Bereich der Philosophie Thema.
Wichtig ist auch, dass Daten als nicht per se wahre Abbilder der Realität angesehen werden. Das hatte ich ja auch schon zwei Folien zuvor gesagt oder drei, dass eben sich diese... kritische Prüfung nicht nur auf die Theorie selbst, sondern immer auch auf die Messungen, die Datengenerierung bezieht, sondern dass sie ebenfalls zu hinterfragen sind.
Und hieraus ergeben sich dann, eben weil diese Daten nicht per se wahre Abbilder der Realität sind, so, das ist übrigens eine Annahme, die im Rahmen des Positivismus, des Empirismus gemacht wurde, dass sich daraus auch zwei epistemologische Probleme ergeben. mit denen wir uns auch kurz beschäftigen müssen, weil ihnen diese beiden Probleme, wenn auch meist anders benannt, im Rahmen von der psychologischen Forschung immer wieder begegnen werden, auch wenn sie selbst Forschung betreiben, sind das zwei ganz zentrale Probleme. Und das ist zum einen das Basissatzproblem und zum anderen das Korrespondenzproblem.
Was ist jetzt mit dem Basissatzproblem gemeint? Hier geht es um das Problem des Nachweises, das... Beobachtungsprotokolle bzw.
die erhobenen empirischen Daten, sogenannte Basis-Sätze nach Popper, dass die tatsächlich mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Und dieses Problem ist tatsächlich nicht trivial, sondern wirklich ein schwieriges Problem, da es tatsächlich schwierig nachweisbar ist, ähnlich wie das für die Theorien gilt, inwiefern diese Beobachtungen, die Daten, tatsächlich die Realität, die Wirklichkeit widerspiegeln. Zunächst mal besagt dieses Problem damit auch, dass die empirischen Daten somit gar nicht objektive Fakten darstellen, sondern theoriegeladene Aussagen darstellen und diese Basissätze müssen dann ebenfalls kritisch geprüft werden.
Was meint das dann konkret, wenn ich also eine Messung durchführe durch eine bestimmte Operationalisierung? Operationalisierung ist immer eine Überführung des... empirischen Relativs, also das, was ich annehme im Rahmen einer Theorie bezogen auf ein Merkmal eben in eine Messung, die mir ermöglicht, dann Daten zu generieren, zum Beispiel indem ich einen Test verwende, der eben ein Merkmal wie Intelligenz erfassen soll.
Und diese Basissätze müssen immer kritisch geprüft werden, ob eben dann das, was ich da messe, tatsächlich auch mit der Realität übereinstimmt. Das erfordert immer eine Offenlegung des methodischen Vorgehens und erfordert auch immer Replikationsstudien. Das heißt, schon im kritischen Rationalismus ist eigentlich die zentrale Rolle von Replikationsstudien herausgestellt.
Wir hatten ja in der ersten Vorlesung schon das Stichwort der Replikationskrise. In der Psychologie und anderen empirischen Wissenschaften haben Replikationsstudien bislang einen sehr geringen Stellenwert gespielt. Das hat unterschiedliche Ursachen.
sind aber eigentlich ganz zentral, um eben unter anderem Antworten auf dieses Basissatzproblem zu finden, um eine kritische Prüfung dieser Basissätze durchzuführen. Wir haben also dieses Basissatzproblem und letztlich kann dieses auch nur durch einen Konsens in der wissenschaftlichen Community-Gemeinschaft erzielt werden, dass eben die wissenschaftliche Community zu der Erkenntnis gelangt, dass bestimmte Messmethoden, Für diese Messmethoden eben es gilt, dass die gut die Realität abbilden, während andere das vielleicht weniger tun und man eben, soweit es geht, auch hierfür empirische Belege sammeln muss. Auch das ist natürlich nahezu sehr schwierig. Ein weiteres Problem ist das Korrespondenzproblem, mit dem wir auch eigentlich stetig konfrontiert sind. Dabei geht es um die Problematik des Nachweises.
dass die in einer empirischen Untersuchung eingesetzten Indikatoren tatsächlich das erfassen, was mit den in der zu prüfenden Theorie verwendeten Konstrukte gemeint ist. Da geht es also nicht so sehr, ob die Messungen übereinstimmen mit der Realität, sondern ob das, was man da misst, übereinstimmt mit dem, was in der Theorie angenommen wird. Und hier ist das Stichwort Validität auch ein Begriff, der Ihnen vielleicht schon über den Weg gelaufen ist, mit dem Sie aber im Laufe des Studiums ständig konfrontiert werden, mit dem wir uns dann auch in einem Methodenmodul der Testtheorie M6b auch nochmal näher beschäftigen werden.
Das heißt, hier geht es um eine Brücke zwischen Beobachtung und Theorie, die durch Korrespondenzregeln ausgedrückt werden. Diese Korrespondenzregeln müssen dann ebenfalls kritisch diskutiert und empirisch geplant werden. geprüft werden, das ist eben im Rahmen der Testtheorie oder ist genau eben womit sich auch die Testtheorie beschäftigt, wie ich eben Validität von Messungen absichern kann. Das heißt, diese beiden Probleme sind ganz zentral für das empirische Vorgehen und diese kritische Prüfung bezieht sich also nie immer nur auf die Theorie, sondern eben auch auf das Korrespondenz-und das Basissatzproblem. Vielleicht bis dahin, das sind so die Grundzüge des kritischen Rationalismus, der nach wie vor die Basis im Grunde genommen bildet für das wissenschaftliche Vorgehen in der empirisch-quantitativ orientierten Psychologie.
Es ist nicht und damit auch das Vorgehen begründet und wir hier auch die grundlegenden Annahmen kennengelernt haben. Für Sie als Stichwort ist wichtig, es ist ein deduktives Vorgehen. Es geht eben um... Das geht eben von dem Falsifikationsprinzip aus, dass die wissenschaftliche Methode anstrebt, eine Theorie zu widerlegen. Und wenn eine Theorie nicht widerlegt werden kann, dass diese als zunächst bestätigt angesehen werden kann, dass wir aber nie Sicherheit über die Richtigkeit von unseren Annahmen haben können, sondern der Erkenntnis gewinnen eben nur sukzessive sich einer der Wahrheit annähern kann.
Aus diesem Annahmen heraus lässt sich auch noch ableiten etwas zu dem Informationsgehalt von Theorien, das heißt wie viel Informationen die liefern können. Denn über dieses Falsifikationsprinzip ist völlig klar, dass je weiter der Gültigkeitsbereich einer Theorie ist diese Theorie zudem präzise Vorhersagen erlaubt, desto größer ist auch deren Informationengehalt. Einerseits können mit dieser Theorie dann viele Phänomenbereiche möglicherweise erklärt werden, andererseits aber gibt es für solche Theorien, weil eben präzise Vorhersagen möglich sind, auch viele, viel mehr Falsifikatoren als für Theorien, für die der Gültigkeitsbereich geringer ausfällt, weil es eben mehr widersprechende Beobachtungsbeispiele gibt. Natürlich ist es so, dass man Theorien, die vielleicht in einem ähnlichen Phänomenbereich angesiedelt, dass man dann solche Theorien bevorzugt, deren Informationsgehalt größer ist im Vergleich eben zu Theorien, deren Informationsgehalt geringer ausfällt. In der Psychologie haben wir es häufig nicht mit Theorien zu tun, die einen sehr breiten Gültigkeitsbereich haben, sondern häufig haben wir eben Theorien, deren Informationsgehalt geringer ist.
allein durch einen geringen Gültigkeitsbereich eingegrenzt sind. Und zudem haben wir auch häufig das Problem, dass wir diese Theorien nicht immer präzise Vorhersagen erlauben. Vor diesem Hintergrund hat die Psychologie sicherlich noch einiges aufzuholen, dann vielleicht im Vergleich zu formalisierteren Wissenschaften, Naturwissenschaften.
Auf dieses Problem kommen wir auch in der nächsten Vorlesung noch ein wenig zurück. Abschließend möchte ich Charakteristika des wissenschaftlichen Vorgehens in der psychologie, in der konventionellen Psychologie, vorstellen, die in dem Sedlmayr und Renkewitz so zusammengefasst wurden, die aber auch andere Autoren so zusammengefasst haben. In dem Sedlmayr und Renkewitz wird das vorwiegend gemacht, um dann andere Teilbereiche der Psychologie davon abzugrenzen, die eben dann... anderen wissenschaftstheoretischen Hintergrund haben und damit auch ein anderes Vorgehen haben, aber eigentlich fast all das, was wir jetzt hier besprochen haben, noch mal ein wenig weniger abstrakt und übertragen konkret auf die Psychologie zusammen.
Und viele, die im Rahmen der konventionellen Psychologie empirisch-quantitativ arbeiten, würden dann auch diesen Aussagen, dieser Zusammenfassung hier, wohl größtenteils zustimmen. Zum einen ist eben die grundlegende Annahme, die viele teilen, dass es eine einheitliche, reale Welt gibt, in der die Ereignisse, die für die Psychologie interessant sind, stattfinden. Das ist im Grunde genommen eben auch die Annahme im kritischen Rationalismus, die da natürlich ein bisschen ausdifferenzierter diskutiert wird. Das Individuum, das ist auch eine Annahme im Rahmen des kritischen Rationalismus letztlich, Das Individuum ist Teil dieser realen Welt, genauso wie Gedächtnisprozesse, Emotionen und Gedanken. Bezieht sich natürlich aus allen Phänomenen, auch außerhalb der Psychologie.
Und all diese Vorgänge haben überdauernde Eigenschaften. Der Zweck von Wissenschaft ist es, experimentelle Situationen zu erzeugen oder auch nicht-experimentelle Situationen, in denen sich die Eigenschaften psychologischer Prozesse offenbaren. Und das erlaubt es wiederum, diese Prozesse nachzubilden. Die Welt kann als Gefüge von messbaren Variablen beschrieben werden, die miteinander auf gesetzmäßige Weise interagieren können. Die Modelle sollen zeigen, wie Variablen zusammenwirken, insbesondere wie sie dies in einer Ursache-Wirkungsbeziehung tun.
Und der Zweck von Forschung ist es, Hypothesen darüber zu testen, wie Variablen zusammenwirken und zu Theorien zu gelangen, die man nach und nach als wissenschaftliche Gesetzmäßigkeit betrachten kann. Das ist jetzt sozusagen mehr die Praxis, aber viele Elemente von dem... von denen, die wir gerade im Rahmen des kritischen Rationalismus kennengelernt haben, stecken hier auch drin. Die wissenschaftliche Praxis folgt natürlich nicht ganz streng diesen Vorgaben des kritischen Rationalismus.
Beispielsweise haben wir häufig auch so eine Mischung aus induktiven und deduktiven Vorgehen. Aber letztlich beschreibt das hier schon ganz gut, was sozusagen der Begründungshintergrund für unser Vorgehen in der empirischen Klinik ist. qualitativen Psychologie ist.
Damit möchte ich hier an dieser Stelle auch enden und ich danke Ihnen wieder für Ihre Aufmerksamkeit.