Musik Herzlich willkommen Jörg Lauster. Der Dichter Friedrich Hölderlin sagt, Zitat, Was wäre ein Leben ohne Hoffnung? Ja, was wäre es?
Guten Tag, zunächst mal Herr Friedmann. Ein Leben ohne Hoffnung wäre sicher ein mögliches Leben, aber doch ein weit ärmeres Leben als das, was Leben sein könnte und sein sollte. Warum?
Hoffnung kann ja auch nichts anderes sein als eine Illusion in die Zukunft, die nichts anderes bringt als ein Leben voller Hoffnung, aber ohne Ergebnisse. Das ist einer der Kritikpunkte, die seit der Antike gegen die Hoffnung immer wieder vorgebracht werden, zu Recht vorgebracht werden. Wir dürfen ja nicht einer einfachen und platten Hoffnung das Wort reden, also müssen wir uns mit den Einwänden, die es gegen Hoffnung gibt, natürlich immer auch auseinandersetzen. Eine Hoffnung, die nur eine Verdröstung auf etwas wäre, was nie wird kommen können, die würde uns tatsächlich um das Eigentliche unseres Lebens bringen.
Das war der Einwand von prominenten Philosophen wie den Stoikern und in der Neuzeit dann nochmal Descartes und Spinoza, die genau das gesagt haben. Wenn du deine ganze Lebensenergie auf eine Hoffnung setzt, die sich auf etwas richtet, was nie wird eintreten können, dann gute Nacht, dann bist du schlecht beraten. Aber damit ist bei Hoffnung eben nicht alles gesagt.
Hoffnung richtet sich durchaus auch auf etwas, was es in dieser Welt nicht gibt, aber was es dennoch wert ist, in dieser Welt zu verwirklichen. Dann würde ich ganz gerne, weil Sie das auch so jetzt nochmal argumentiert haben, die Frage stellen, wie kann denn ein hoffnungsloser Mensch leben? Im Gegensatz zum hoffnungsfrohen Menschen.
Zunächst muss man die Wie-Frage ja in eine noch allgemeinere umformulieren. Er kann es. Also es muss man einfach konstatieren, es gibt hoffnungslose Menschen. Ich würde hier drei Dinge unterscheiden.
Es gibt hoffnungslose Menschen aus Faulheit. Es gibt hoffnungslose Menschen aus Kraftlosigkeit und es gibt hoffnungslose Menschen aus Gründen, die wir schwer nachvollziehen können, denen das Leben so viel Last aufgelegt hat, dass sie keine Alternative haben, als hoffnungslos zu sein. Vor Letzterem können wir uns nur mit Respekt verneigen.
Bei den ersten beiden würde ich doch nochmal gerne nachfragen. Hoffnungslosigkeit kann nicht in allen Fällen, deswegen diese dreifache Unterscheidung, manchmal ein sehr bequemer Weg sein. den wir nicht einfach uns ergeben sollten.
Das will ich elektrisch gerne konterkarieren. Sie sagen, man ist manchmal auch hoffnungslos aus Faulheit. Ich setze dem jetzt entgegen, Hoffnung macht faul. Denn sich auf die Hoffnung zu verlassen, und ich rede jetzt nicht von dem absoluten sich verlassen, das Sie jetzt eingebracht haben, sondern sich auf Hoffnung zu verlassen, macht ja auch faul.
Wenn ich mich auf die Hoffnung verlasse, muss ich erst einmal auch weniger sagen, steh auf und tue. Und so gesehen stimmt es vielleicht doch nicht, wenn man sagt, ein Grund der Hoffnungslosigkeit sei Faulheit. Umgekehrt könnte es genauso sein. Da müssen wir noch ein bisschen genauer unterscheiden.
Das Berechtigte an Ihrem Einwand ist, es gibt diese Form von Hoffnung, die mich faul macht. In der ich sage, ich hoffe, dass ich irgendwann mal ein großartiges Buch schreiben werde, wenn ich nie... auch nur den Weg zum Schreibtisch antrete, dann wird das nicht passieren.
Und dann ist diese Hoffnung der Inbegriff von Faulheit. Aber das ist eine Hoffnung, die ich in dieser begrifflichen Präzisierung, zu der wir ja unterwegs sind, im eigentlichen Sinne gar nicht als Hoffnung. Aber in den Alltag würde ich es doch gerne hineinnehmen, weil wir kommen sonst in so Sphären hinein, die zwar wichtig in der Analyse und Reflexion sind, aber gerade bei dem Thema Hoffnung ist das ja eine unglaubliche Alltagserfahrung.
Genau, genau. Viele Menschen haben die Hoffnung, dass es schon gut gehen wird. Und in unterschiedlichen Situationen wird es schon gut gehen.
Aber das reicht nicht. Aber dieses sich beruhigen mit dieser Hoffnung hat auch wiederum einen Wert. Und gleichzeitig ist es ein lebender Wert.
Ich würde trotzdem dem Begriff Hoffnung in aller Ernsthaftigkeit einem solchen Zustand zubilligen. Wenn wir einen weiten Begriff von Hoffnung anlegen, ist das sicher eine Dimension von Hoffnung, aber von der würde ich sagen, das ist eine gefährliche Hoffnung, auf die sich zu Recht dann die lange Tradition philosophischer Hoffnungskritiker richtet. Im Alltag, weil sie darauf zu Recht insistieren, würde ich sagen, merkt man Hoffnung dahin, dass sie Energie freisetzt, etwas in die Tat umzusetzen.
Hoffnung setzt Impulse frei. sonst ist es keine richtige Hoffnung, um es mal so steil zu sagen. Wir haben ja jetzt gerade sprachlich versucht, also Hoffnung ist unsere Ausgangslage, jetzt sprach ich selbst von Hoffnungslosigkeit.
Was ist denn eigentlich wirklich das Gegenteil sprachlich von Hoffnung? Das Gegenteil von Hoffnung wäre Angst und oder Verzweiflung. Das finde ich interessant. Warum Angst?
Angst ist sozusagen, beides sind... Zukunftshaltungen, also mit der Hoffnung, antizipiere ich etwas, was noch nicht ist, aber sein wird. Zweitens...
Ich kann trotzdem Angst vor genau dieser Zukunft haben. Ich kann betrachtet meine Gesundheit zwei Haltungen haben. Ich kann hoffen, hoffentlich noch lange gesund zu bleiben. Ich kann aber auch Angst davor haben, krank zu werden.
Ein und derselbe Gegenstand, zwei Haltungen. Und wir sind ja keine rationalen Wesen, das schwankt auch. Also ich kann am Morgen die Haltung haben und am Abend eine andere. Aber es sind Zukunftshaltungen, da wäre das Gegenteil Angst zur Hoffnung oder Verzweiflung, indem ich aus einer Situation keinen Ausweg mehr sehe. Das wäre Hoffnungslosigkeit.
Ist dieser Begriff, den Sie jetzt mit Verzweiflung nochmal definiert haben, ich sehe keinen Ausweg, ist der nicht letztendlich in vielen Momenten von Menschen, wenn wir jetzt nicht über unsere Wohlstandsgesellschaft nur sprechen, ist das nicht eigentlich der Moment? Wo Menschen anerkennen müssen, Hoffnung ist eigentlich nicht da. Und zwar, sie ist nicht da, nicht weil ich sie mir nicht mehr denken oder fühlen kann, sondern jetzt noch über Hoffnung in mir nachzudenken, bekommt eine Irrationalität, die überhaupt nichts mit dem Ist zu tun hat.
Und wenn ich mich mit dem Ist auseinandersetze, komme ich zu einem Ergebnis, von Hoffnung ist nicht mehr die Rede. Da müssen wir tatsächlich uns die Situationen anschauen. Die, die Sie beschreiben, die gibt es. Aber dann muss ich zurückfragen, wie viele sind das? Also ist nicht Hoffnungslosigkeit manchmal auch ein sehr schneller Weg, eine Situation abzuschließen und zu sagen, da ist nichts mehr zu machen, wo wir gar nicht wissen können, ob da nicht doch noch etwas zu machen wäre?
Und immerhin bleibt ja dann noch, dass die Hoffnung sozusagen das Fenster zum Guten ist. Auch wenn gar nichts Gutes mehr am Horizont abzusehen, zu erkennen ist. Also man muss hier doch immer auf dem Grad entlang gehen, dass Hoffnungslosigkeit, mit Hoffnung können wir uns betrügen.
Das ist schon richtig. Aber ich würde doch dafür plädieren, sehr genau darauf zu schauen, wann betrügen wir uns wirklich und wann sind wir einfach zu schnell und lassen die Hoffnung fahren. Gehört die Hoffnung wie Sexualität?
aber auch Angst zur Grundausstattung des menschlichen Seins? Das würde ich sagen. Sie wird ja in der philosophischen Debatte zu den interessanterweise seit geraumer Zeit sozusagen unserem Gefühlsapparat zugeordnet.
Also Hoffnung im eigentlichen Sinne ist ein Gefühl mit einem bestimmten kognitiven Werten. Also der Hoffnung zeigt sich auch was, aber sie ist eine Grundausstattung des Menschen. Ist es für Sie ein Problem, dass es als eine Emotion gekennzeichnet ist? Nein, es ist für mich kein Problem. Es ist nur ungewöhnlich, weil es sozusagen aus der Tradition kommend, mittelalterlich und in der kirchlichen Tradition lange als eine Tugend, also als etwas, was der Mensch durch Haltung einüben kann.
Jetzt ist es ein Gefühl. Deswegen habe ich eben nachgefragt. Ich glaube, dass Hoffnung nicht einübbar ist, so wie man Angst auch nicht als Urgefühl wegt. weil es ja auch etwas Lebensrettendes hat. Und deswegen glaube ich, dass die Interpretation, dass Hoffnung in der Tat eines der Grundemotionen ist, um zu überleben, eher da richtig positioniert ist.
Der Schriftsteller Ovid sagt, entferne die Hoffnung aus dem Herzen des Menschen und du machst ihn zum wilden Tier. Das ist eine Perspektive, die ich gerne... Nochmal mit Ihnen vertiefe, stimmt das? Da würde mich interessieren, warum Ovid sagt wildes Tier.
Das ist eine sehr interessante Frage. Pointe, die übliche Kritik auch in der Antike bei den Stoikern läuft ja so, dass die Hoffnung den Menschen blind macht, dass sie ihn auf das falsche Gleis führt, dass sie ihn betrügt, dass sie ihn ablenkt. Ein wildes Tier, also was zähmt sozusagen die Hoffnung in uns? Ich kann es da nur imaginieren, wir können ihn leider nicht selber fragen, was er gemeint hat.
Ich habe mir darüber auch lange Gedanken gemacht, man kann es ja auch so interpretieren. Der Mensch ohne Hoffnung hat... überhaupt kein Motiv zur Zivilisation. Ein Leben ohne Hoffnung ist ein Leben, wo sie mir mit welchen ethischen, zivilisatorischen Angeboten auch immer kommen können. Es hat keinen Widerhall.
Stimmt das? Also ich bin da jetzt ein bisschen über meine eigenen Füße gestolpert, weil ich denke seit geraumer Zeit über wilde Tiere nach. Das interessiert mich einfach sehr.
Und die wilden Tiere, wie sie sich Ovid gedacht hat. Die gibt es nicht. Wir wissen, dass Tiere sehr viel mehr Zivilisation haben, als wir glauben. Ameisen, Elefanten, Delfine, Wölfe und so weiter, die sind hochgradig zivilisiert.
Lassen wir das beiseite, das ist ein anderes Thema. Der Punkt, auf den Sie hinweisen, der ist sehr, der ist interessant. Ohne Hoffnung habe ich, verspüre ich in mir überhaupt keine zivilisatorischen Kräfte.
Und das ist eine sehr richtige Beobachtung. Hoffnung ist sozusagen die Energie, die Kraft, Gutes zu verwirklichen. Ist Hoffnung die Grundvoraussetzung, weil wir gerade bei diesem Zitat waren, dass wir überhaupt in einen sozialen Kontakt eintreten?
Natürlich. Ich könnte ja per se sagen, Homo homini lupus. Jeder Mensch will den anderen nur fressen.
Wenn ich dieses Menschenbild hätte, dann wäre es am besten, sich zu Hause einzuschließen. Sie müssen ja die Hoffnung haben, dass der Satz nicht stimmt. So ist es.
Und die Hoffnung ist ja begründet. Es begegnen sich mehr Menschen vertrauensvoll, als dass sich Menschen gegenseitig umbringen. Also Hoffnung ist nicht unbegründet.
Unbegründet kann es wohl doch nicht sein, weil selbst in der Zeit, wo wir miteinander reden, Millionen Menschen vertrieben sind, im Krieg sind, es sind Kriege vorhanden. Es ist die Hoffnung, dass das immer weniger wird. Die Realität bleibt aber, dass das ein existenzieller Bestandteil des Menschseins auch in unserer Gegenwart ist, wenn wir es global diskutieren. Also man...
Man könnte ja auch sagen, wer da Hoffnung hat, ist naiv. Ja, aber es geht doch schon los, viel früher schon los. Dass Sie überhaupt Krieg und Vertreibung als etwas Negatives konstatieren, als etwas, was nicht sein soll, das ist schon ein Klimmen der Funken Hoffnung.
Denn sonst würden Sie sich damit abfinden und würden sagen, das ist halt so, das gehört zu unserer menschlichen Ausstattung. Krieg gab es immer, Vertreibung gab es immer. Und es wird auch immer so bleiben, dass wir uns daran beunruhigen.
Es ist immer so. Es reicht nicht, sich daran zu beunruhigen. Da stimme ich Ihnen zu.
Aber die Beunruhigung ist der Anfang, sonst wird es sich nie ändern. Aber stimmen Sie mir auch zu, dass viele sich darüber nicht beunruhigen. Und dass ich Hoffnung haben muss, dass die Beunruhigten mehr werden.
Also, ich... Ich glaube, da bin ich heilloser Optimist. Die Zahl derer, die sich darüber beunruhigen, ist größer als die, die sich darüber nicht beunruhigen. Das ist ganz spannend, weil Optimismus ist unter Umständen ein Synonym von Hoffnung.
Ist das völlig falsch? Nein, das ist sicher nicht völlig falsch. Das sind schon zwei Geschwistern. Wenn man aber Lebensrealitäten diskutiert und realistisch leben muss in Realitäten, die nicht so entspannt sind wie unsere, Würden Menschen Ihnen sagen, den Luxus des Optimismus schenke ich dir, aber die Realität ist, dass ich ein Realist sein muss. Und deswegen habe ich dann doch, anders als du das gerade sagst, synonym Hoffnung und Optimismus, wenn überhaupt eine andere Hoffnung.
Wir müssen da immer diesen einen Grundverdacht, den Sie hartnäckig verfolgen, der ist richtig. Hoffnung kann mich blind machen und kann alles zugleistern. Das gilt dann auch für den Optimismus. Wenn ich sage, das wird schon und in bedrohlichen Lagen und in ausweglosen sagen, das ist doch gar nicht so schlimm, das ist grundfalsch, aber das ist nicht Hoffnung. Hoffnung ist und auch Optimismus ist die volle Anerkenntnis, dass etwas ausweglos ist, aber es ist Widerstand, es ist ein Widerstand gegen die Welt, wie sie ist.
Das ist Mut. Alle Verzweiflung zum Trotz, das ist mit Hoffnung und Optimismus gemeint. Ich will mal eine positive Perspektive dann einführen, damit ich nicht immer nur der kritische Geist bin, was die Hoffnung angeht.
Hoffnung bedeutet ja auch gleichzeitig die Energie, ins Unbekannte zu gehen, die Grenzen des Überschaubaren zu überwinden. Ob das in der Technik ist, in der Moral ist oder in anderen Dingen. Kann man sagen, dass Hoffnung unverzichtbar ist, um über die Grenzen zu kommen?
des Seins zu schreiben. Ohne Hoffnung gäbe es diese Grenzüberschreitung mit Sicherheit nicht. Denn Hoffnung ist eine Kraft, die uns mit einem Grundzug unseres Lebens, der Unsicherheit, positiv umgehen lässt.
Hoffnung ist die An... Unser Leben ist in allem eigentlich unsicher. Oder in vielem.
Das ist ein Grundzug unseres Lebens. Unsicherheit. Wir wissen nicht, wie der heutige Tag ausgehen wird. Wir wissen letztendlich nicht, was morgen sein wird. Und damit müssen wir umgehen.
Und Hoffnung ist die eine Form, damit tatkräftig umzugehen. Das würde ich gerne noch mal ein bisschen vertiefen mit dieser Zeit. Wir Menschen leben Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Ich glaube, wir sind dann in dem Fall schon die einzigen Lebewesen, die diese Einordnungen sehr beschränkt, aber doch irgendwie schaffen. Und die Hoffnung nähert sich ja Zeiträumen, die wir überhaupt nicht haben. nicht übersehen können. Zukunft von einem 15, 20, 30-jährigen Menschen viele Jahre. Ist die Hoffnung etwas konkret Gerichtetes oder grundsätzlich Gerichtetes des Lebens?
Man muss es, glaube ich, verbinden. Hoffnung hat zu tun mit einer grundsätzlichen Gerichtetsein. Wir schauen immer in die Zukunft.
Das ist übrigens auch eine der Gefahren der Hoffnung. Viele Kritiker sagen... Hoffnung lenkt uns ab von der Gegenwart. Wir schauen, projizieren unsere Pläne und Träume in die Zukunft und achten gar nicht darauf, dass es das jetzt zu verwirklichen gilt. Das ist schon eine Gefahr.
Aber es gehört zu unserem Dasein. Wir antizipieren unser Dasein. Wir entwerfen Pläne, wir haben Wünsche, wir haben Projekte, die im Laufe der Zeit sich erst realisieren lassen.
Aber dadurch, dass es in diesen vagen Zeitraum hinausschreitet, über eine Grenze, die ich heute nicht ermessen kann, wird sie zugleich auch immer konkret. Denn gelungene und gute Hoffnung lässt mich ja Schritte heute tun, um das in der einst mal zu erfüllen, was ich heute hoffe. Ich würde da ganz gerne in die Forschung gehen, weil da ja nun doch Experimente uns ganz bestimmte Erkenntnisse geben, die wir so als philosophisch Denkende so nicht haben.
In einem Experiment... Schon aus dem Jahre 57 warfen amerikanische Verhaltensforscher Ratten in ein Wasserbecken, aus dem es überhaupt kein Entkommen gab. Also Hoffnung null, es gibt kein Entkommen aus diesem Becken. Die Ratten strampelten etwa 15 Minuten lang, dann gingen sie unter und ertranken. Die Forscher änderten die Versuchsanweisung.
Jetzt nahmen sie die Ratten nach ein paar Minuten aus diesem Wasserbehälter heraus. und setzten sie nach einer wiederum gewissen Zeit wieder hinein. Und da kam etwas ganz Faszinierendes raus. Die Ratten, die diese Erfahrung gemacht haben, paddelten zwischen 40 und 60 Stunden in diesem Becken herum, bevor sie ertranken. Die Wissenschaftler interpretierten, gibt man den Ratten Hoffnung, dann leben sie um ein Vielfaches länger.
Was zeigt uns dieses Experiment? Also zunächst muss man natürlich sagen, Dieses Experiment wäre heute alles andere als politisch korrekt, also die armen Ratten, aber das beiseite. Was zeigt es uns? Es ist richtig, Hoffnung zu haben.
Das ist das Grausame übrigens an diesem politisch unkorrekten Versuchsaufbau, dass ein allmächtig wissender Gott, in dem Fall der Experimentator, weiß, wie es ausgehen wird. Aber wir gehen doch in unseren Lebensvollzügen nicht davon aus. 40 stunden da paddeln können kann niemand in einem anderen versuchsaufbau nämlich dem des lebens an sich sagen ob in diesen 40 stunden nicht doch rettung eintritt man kann doch folgendes daraus auch diskutieren hoffnung ist etwas erfahrenes wenn ich hoffne Hoffnung habe und diese Hoffnung enttäuscht wird, aus welchen Gründen auch immer, dann habe ich eine andere Beziehung zu dem Hoffen in mir als Menschen, die relativ gute Erfahrungen mit der Hoffnung gemacht haben. Denn das ist eigentlich das Experiment.
Ein Lebewesen, das überhaupt keine Lebenserfahrung hatte, wie aus einer solchen Situation Rettung möglich ist, erlebt sich durch die Rettung, und das ist eben... Etwas passiert dann doch, was in Anführungsstrichen das Schicksal konterkariert. Er lebt dann diesen Moment der Hoffnung.
Das gibt ihm diese Kraft, Situationen zu überwinden, die vorher unüberwindbar waren. Mich interessiert diese Frage der Korrelation zwischen Hoffnung und Erfolg und Hoffnung und Misserfolg in der Welt des Menschen. und seiner Beziehung dann zur Hoffnung. Wir müssen uns in dem Fall, es sind zwei Dinge, die mir jetzt durch den Kopf gehen.
Das erste, das Experiment kannte ich nicht, das hängt mir noch ein bisschen nach. Was kann ich daraus sozusagen lernen? Was würde ich, was erscheint mir die existenziell angemessenere Haltung?
Nach 15 Minuten aufzugeben und zu sagen, ich saufe jetzt ab oder zu sagen, ich kämpfe bis zum Schluss. Das Interessante, da haben Sie ja vollkommen zu Recht darauf hingewiesen, die Pointe dieses Experimentes ist es, diesen Kampf bis zum Schluss gibt es nur, wenn es einen Funken Hoffnung gibt. Ich muss mal so eine Erfahrung gemacht haben, dass es doch Rettung geben könnte, denn dann glaube ich, sie könnte nochmal passieren. Das ist interessant, trotzdem glaube ich, aber da sind wir bei, ich will es nicht ins Ästhetische biegen, aber bei Geschmacksfragen. Mir wäre die letzte Haltung zu kämpfen, lieber als die aufzugeben.
Mir geht es um die Erfüllung und Vertrauen. Ich war in diesen Tagen in einem Film. Da funktioniert ein Kind nicht.
Und dieses Kind funktioniert aus vielen Gründen nicht. Aber das Wichtigste ist, dass es immer wieder enttäuscht wird. Von der Mutter, vom ganzen Sozialdienst, wo es hin und her geschoben wird. Es hat ein Problem, es ist äußerst aggressiv.
Aber sie erkennen an diesem Kind, dass es die Hoffnung hat auf eine stabile Beziehung mit irgendjemandem. Und dieses Kind wird permanent enttäuscht. Und in diesem Film...
Gibt es dann diese Schlussszene, wo dieses Kind läuft und man weiß am Ende doch nicht, ob es vom Dach springt oder nicht. Während ich das angeschaut habe und wusste, dass wir das diskutieren, ging mir diese Frage, die auch in diesem Experiment drin ist, nochmal durch den Kopf. Das ist ein Vertrauen, weil wir über Synonyme sprechen. Ich glaube, dass Hoffnung auch irgendwas mit Vertrauen zu tun hat. Und wenn Vertrauen oder Hoffnung permanent mit dem Hammer...
beantwortet wird. Kann es also, wenn wir es wieder abstrahieren, sein, dass es eine Erfahrung des Menschen geben muss, dass es auf die Hoffnung sich vertrauen kann? Diese vertrauensbildenden Maßnahmen brauchen wir sicher, um Hoffnung haben zu können. Und ich hatte ja eingangs gesagt, es gibt von den drei Fällen, wenn man es kategorisieren will, mögliche Hoffnungslosigkeit. Es gibt sicher viele mehr, aber nehmen wir die extreme Faulheit und Lebenssituationen, die einfach nur noch Hoffnungslosigkeit zulassen, dann will ich das ja gar nicht bestreiten.
Wenn jemand dauerhaft zurückgewiesen wird, überhaupt keine Anerkennung, kein Vertrauen erfährt, dann kann das unweigerlich zur Hoffnungslosigkeit führen. Aber was wir nicht tun sollten, ist deswegen sofort einen ganz engen Link zwischen Hoffnung und Erfolg. aufzumachen.
Wie einen etwas breiteren Link machen. Hoffnung und Erfolg, ich muss es mal ganz steil sagen, haben miteinander nichts zu tun. Da kann ich mich auf niemand Geringeres als auf Watzlar Fafel berufen. Der sich aber auch irren kann.
Auch der kann sich irren, das ist richtig. Aber dem ist das sehr schöne Wort zugeschrieben, dass Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. Und das finde ich einen großartigen Satz. der die Hoffnung mit Sinn verbindet und nicht mit Erfolg. Wir leben in einer Zeit, in der Supercomputer Wahrscheinlichkeiten in Sekundenschnelle aufs Genaueste kalkulieren können und damit auch Prognosen in die Zukunft anstellen.
Der Bioethiker Giovanni Maio sagt, Zitat, Wir leben in einer Zeit, in der wir vor lauter Rechnen, Prognosen, das Hoffen verlernt haben. Wenn dann die Un... absehbarkeit der zukunft deutlich vor augen tritt verzweifeln wir weil wir verlernt haben vertrauen in eine ungedeckte zukunft zu haben ist die digitalisierte zeit ein problem für die hoffnung sie ist ein problem muss ich weit zurückgehen das mittelalter die Christliche Tradition des Mittelalters hat Traurigkeit und damit Hoffnungslosigkeit zu einer Todsünde erklärt. Das erscheint uns heute grausam oder unangebracht und auch wenig empathisch.
Aber was dahinter steckt, Verzweiflung kann. Hybride Züge haben, dass ich mich selber zum letzten Maß der Wirklichkeit mache. Und jetzt komme ich nach einem kurzen Umweg über tausend Jahre zur Frage des digitalen Zeitalters. Da treten solche Phänomene ein, dass ich ganz offensichtlich mit der Maßgabe meiner Rechenkunst meine, die unermessliche Wirklichkeit bestimmen und erklären zu können. Das ist hybrid und erstickt alle Hoffnung.
Deswegen sollten wir uns auf solche Rechenspiele auch nicht einlassen. Wir können aber trotzdem noch ein bisschen weiterdenken, denn Giovanni Maio sagt auch, in einem tieferen Sinn hofft man letztendlich nicht auf etwas, sondern auf sich selbst. Hat Hoffnung etwas mit Selbstvertrauen zu tun? Hoffnung ist nicht zu denken, ohne dass eine Person involviert ist.
Aber wenn Sie eine der größten Hoffnungsreden des 20. Jahrhunderts, die in allen Hoffnungsbüchern immer zitiert wird, I Have a Dream von Martin Luther King. Dann hofft er auf eine Zukunft, die Rede geht ja so los, die seine Kinder betreffen wird. Die sollen der eins mit weißen Kindern gemeinsam in die Schule gehen und spielen können.
Das würde ich sagen, das Gute, das wir in der Hoffnung erhoffen, betrifft mich zwar, aber es ist nicht an meine Person gebunden. Es kann in einer Welt stattfinden, in der ich schon längst nicht mehr bin. Das ist ja das Großartige an der Hoffnung.
Hoffnung ist viel, viel mehr als nur sein niederer Egoismus, dass es für mich gut ausgeht. Aber ich würde das doch trotzdem gerne nochmal ein bisschen, auch wenn Sie es so beantwortet haben, mit Ihnen durchdenken. Die Hoffnung ist ja nicht nur eine Hoffnung auf die Welt. Sondern es ist auch eine Hoffnung aus meiner Welt. Ich muss hoffen können, dass wenn die Umstände, das ist außerhalb der Welt, sich hoffentlich etwas zu meinen Gunsten verändern, ich die Fähigkeit habe, daraus etwas zu machen, was mein Leben garantiert, stabilisiert, überhaupt wieder machbar ist.
Also diese Frage dieses Selbstvertrauens, das Hoffnung braucht. Also ein Mensch, der es sich nicht zutraut, sich nicht zumutet. Bei dem würde wahrscheinlich Hoffnung so etwas sein, was Sie am Anfang beschrieben haben. Es ist nutzlos.
Braucht diese Hoffnung doch diese Verlinkung mit einem Mindestmaß an Selbstvertrauen, um wirken zu können, um das Angebot der Veränderung und des Verändernswollens überhaupt in Aktivität umsetzen zu können? Ich würde Ihnen zustimmen, dass in den Fällen, wenn wir jetzt empirisch anschauen würden, wo Hoffnung eintritt, Sie sicher die Mehrheitsfälle beschreiben. Aber ich wehre mich jetzt nur noch, zapple noch etwas, zu sagen, das ist nicht alles. Es gibt eben auch noch Fälle, wo ein Mensch ohne jede Form von Selbstvertrauen, das ist ja das Wunder der Hoffnung, über sich hinauswächst. Im Kino finden wir diese Filme, das sind doch die, die wir am meisten lieben.
wo die hoffnungslosen Fälle am Ende zum Helden werden. Also nochmal präzise gesagt, natürlich haben Sie recht, Hoffnung wächst. Hoffnung braucht vertrauensbildende Maßnahmen, es braucht Lebenserfahrung.
Es ist zehnmal gut gegangen, dann wird es beim elften Mal auch. Das alles will niemand bestreiten, gehört auch zur Hoffnung. Aber ich will nur sagen, Hoffnung ist immer auch noch viel mehr. Hoffnung hat immer zu tun mit einem Weltwiderstand, wo das Nichtwahrscheinliche genauso eintreten kann.
Und daran halten wir uns zu Recht auch. Wir haben ja auch ganz konkret Erfahrungen und Bilder, was Hoffnung ermöglicht. Nehmen wir das Stichwort Flüchtlinge, die direkt mit uns in Kontakt treten, weil wir erleben, wie sie über dieses Mittelmeer in Booten unterwegs sind, die eigentlich das Leben beenden würden, wenn nicht Hilfsmaßnahmen vorhanden sind.
Menschen sind in einer ganz furchtbaren Situation und begeben sich in noch größere Gefahren auf dem Weg, weil sie die Hoffnung haben, dass sie auf jeden Fall ein besseres Leben haben. Sprich, bei Flüchtlingen sagen sie, wenn man ihnen sagt, du bist deutlicher in Richtung Tod, als wenn du irgendwo geblieben wärst, die dann sagen, wäre ich geblieben, dann hätte ich früher oder später auch den Tod gesehen. Kann Hoffnung auch gefährlich sein? Hoffnung ist waghalsig und sehr gefährlich. Aber wie gesagt, sie ist das Salz in der Suppe unseres Lebens, weil sie uns nämlich über Dinge hinauswachsen lässt, die uns sonst einsperren und ersticken würden.
Und die Situationen, die Sie beschreiben, aus unserer Sicht ist das natürlich immer nicht sehr leicht nachzuvollziehen. Aber die bloße Hoffnung auf ein besseres Leben ist ein Menschenrecht. die auch ergreifen zu dürfen und zu wollen. Es gibt ja dann in unserem Leben auch wieder so einen Grenzbereich.
Und jetzt nähern wir uns wirklich dem finalen Ende dieses Lebens. Viele Menschen leben in Palliativstationen, die letzten Wochen ihres Lebens einige auch in Hospizen. Und bekomme gerade in Hospizen dann schon irgendwann mal die nicht mehr zu verhandelnde Aussage, es geht um Tage.
Es geht vielleicht noch um Wochen. Wo findet in diesem Krankenzimmer, und ich möchte jetzt nicht über das Leben danach sprechen, wo findet, auch für Menschen, die nicht gläubig sind, in diesem Krankenzimmer noch Hoffnung statt? Das ist doch schon das ganze Ambiente des Hospiz und der Palliativmedizin, dass wir hier daran sind, eine wirklich kulturelle, großartige Leistung zu verbringen, nämlich einen würdigen Umgang mit dem Tod zu vollziehen. Der Tod ist das Schicksal in allen menschlichen Lebens, dem können wir nicht entrinnen.
Da gibt es übrigens auch keine Hoffnung. Es gibt keine Hoffnung, die uns vor dem Tod an sich befreit. Es gibt viele Menschen, die darauf hoffen, dass es sie nicht trifft. Da müsste man sagen, das ist eine vergebliche Hoffnung, denn sie wird jeden von uns treffen.
Und damit verantwortungsvoll und bewusst umzugehen, das ist ein Zeichen der Hoffnung. Also, dass jemand in einer hoffnungslosen Situation noch drei Tage, vier Tage bis zum Sterben begleitet wird von Menschen. und umgeben ist von Menschen, das ist ein wunderbares Zeichen der Hoffnung. Dann nehmen wir es andersrum. Menschen sind nicht im Hospiz, das sind die meisten, sind nicht betreut, sind die meisten, sind oft nicht mal mehr mit Familienmitgliedern betreut.
Würde das dann im Umkehrschluss heißen, dass da Hoffnung keinen Platz hat? Viele Arten des Sterbens in einer modern industrialisierten Welt sind trostlos. Das muss man... eingestehen und wir hätten das Traurige, deswegen brauchen wir Hoffnung, wir hätten die Möglichkeiten damit anders umzugehen.
Und wie gesagt, Hoffnung ereignet sich ja auch dort. wo es keine Überwindung der Situation mehr geben kann. Aber da scheint dann dennoch ein Licht in diese Situation herein.
Und wenn es keine Hoffnung gäbe, dann würden wir uns damit abfinden, dass Sterben anonym und in den letzten Ecken von irgendwelchen Krankenhäusern stattfindet. So soll es aber nicht sein. Und deswegen ist Hoffnung eine Motivation, das zu ändern.
Hoffnung kann aber auch einen furchtbaren Druck hervorrufen und einen leicht erpresserischen Inhalt haben, wenn jemand sagt, ich setze meine Hoffnungen in sie. Was macht das mit Menschen? Das ist, wie Sie vollkommen zu Recht feststellen, baut Druck auf.
Und warum? Warum kann man ja da sagen, kann setzen, was er will. Es gibt Hoffnung als niedere Egoismen, die gibt es.
Also Hoffnung ist ein so weites Feld. Man könnte in dem Fall sagen, das, was ich mir für mich erwarte, erhoffe ich, dass Sie mir das bringen. Ich würde das gar, umgangssprachlich tun wir es mit Hoffnung.
Aber es ist ja ein Satz, der sehr oft Er hat immer noch auch den Impetus, es ist ein Lob, es ist etwas Narzisstisches, ich setze Hoffnungen in sie. Aber was bedeutet dieser Satz, ich setze Hoffnungen in sie? Und was macht es mit dem, der der Hoffnungsträger wird?
Auch das ein Begriff, der ja in vielen Bereichen ist. Du bist ein Hoffnungsträger. Warum benutzen wir den Begriff Hoffnungsträger? Hoffnung dann in der sozialen Kommunikation? Hoffnung ist eine Erwartungsemotion.
Und Erwartungsemotion heißt ein auf die Zukunft gerichtetes Gefühl. Und immer wenn es gut ausgehen soll, belegen wir das. Ich sage es jetzt mal so sehr schlampig, unsere Umgangssprache gibt da nicht mehr her mit dem Begriff der Hoffnung.
Ich will das mit dem Hoffnungsträger jetzt gar nicht abweichen. Es gibt Menschen, die in der Verantwortung stehen, dass man ihnen gut... Dass man ihnen zutraut, Gutes zu tun.
Wenn wir es ganz hochtrabend sagen wollen, müssen wir es von jedem Politiker, den wir wählen, dem wir unsere Stimme geben. Jedem Geistlichen in der Kirche oder sonst wo. Den oder ihr trauen wir zu, etwas Gutes zu wirken. Die Gestalt des Hoffnungsträgers, die gibt es. Aber wenn jemand so einen Satz sagt, ich setze all meine Hoffnungen auf Sie, dann müssen wir uns sehr genau die Umstände anschauen.
Und wenn es berechtigt wäre für mich... Wenn er von dieser Gestalt, von dieser Person, zu der er diesen Satz sagt, hofft, dass sie gut ist, aber nicht nur für ihn, sondern für die Welt und im Großen und Ganzen verwirklicht, dann mag der Satz angemessen sein. Wenn am Ende nur gut ist, für mich rauskommen soll, dann ist der Begriff der Hoffnung nicht angebracht.
Es gibt das negative Ende und das machen schon Kinder miteinander, vielleicht nicht in dieser präzisen Sprachlichkeit. Aber wenn jemand gesagt hat, bekommt, du hast meine Hoffnungen in dich enttäuscht. Kenne ich eigentlich kaum Menschen, wenn ich mit denen darüber rede, die sagen, das hat ihnen wehgetan.
Was ist das? Fontane sagt, Leben heißt Hoffnungen begraben. Wir leben immerfort das Unsere Hoffnungen enttäuscht werden, dass wir die Hoffnungen anderer enttäuschen, das ist unumgänglich, das gehört zu unserer Lebensführung dazu. Da muss man denselben Maßstab anwenden wie vorher auch, wenn jemand sagt, du hast meine Hoffnungen enttäuscht, dann muss ich, es gibt Gründe, wo es gerechtfertigt ist, die Hoffnungen eines anderen Menschen zu enttäuschen, wenn er etwas Unmögliches von mir erwartet hat.
Es gibt Fälle, wo es eine Schlechtigkeit gibt. meines Handelns war, eine Hoffnung eines anderen Menschen zu enttäuschen, dann ist es eine schwere Verletzung, die ich zugefügt habe und damit Schuld auf mich geladen habe. Wir müssen dann immer die Situationen sehr genau anschauen, aber so dahingesagt, wie es ist, und so kommt er ganz oft vor, kann dieser Satz, haben Sie vollkommen recht, eine Waffe, eine scharfe Waffe, mit der wir in unserer sozialen Kommunikation sehr unachtsam umgehen.
Herr Lauster lässt sich kollektiv hoffen. Unbedingt. Das ist ganz unvermeidlich, dass wir bei den Dingen, die sich mit der Hoffnung verknüpfen, es auch immer mit Ideen und Idealen zu tun haben.
Und Ideale können wir ja niemals allein, sondern nur in Gemeinschaft mit anderen verwirklichen. Eine Gemeinschaft, die das versucht, ist die Religion. Sie greift Hoffnungslosigkeiten von Menschen auf, zum Beispiel, dass sie sterben werden. Nicht, dass sie sterblich sind, sondern dass sie sterben werden. Der Rabbiner Albert Friedländer sagt dazu, der Mensch kann nur hoffen, wenn er an Gott glaubt.
Hoffen Sie, dass er Recht hat als Theologe? Als Theologe hoffe ich inständig, dass er Recht hat. Und als Philosoph und Denker? Als Philosoph und Denker, das ist ein heerer Titel.
Wenn Sie mir den beimessen, dann würde ich sagen, es muss einen Grund der Hoffnung geben. Denn ich kann Hoffnung. Das ist unmöglich, nicht aus mir selber heraussetzen. Es muss eine Veranlassung geben, es muss etwas geben, was mich glauben lässt, dass mit der Sinnlosigkeit des Daseins nicht das letzte Wort gesprochen ist und ob jemand diesen Grund, diesen Veranlassungsgrund des Guten, dann wie Platon die Idee des Guten oder wie die Philosophen des Idealismus den letzten Grund oder das Absolute nennt, das sei mir dann einerlei. Also wenn ich das richtig verstehe, kann auch ein nichtgläubiger Mensch Hoffnung haben, auch wenn er nicht an Gott glaubt.
Schon die praktische Lebenserfahrung sagt ja, dass es nichtgläubige Menschen gibt, die großartig Hoffnung leben und praktizieren. Sie glauben dann, dann müssten wir noch nachfragen, was heißt nichtgläubig? Sie glauben aber an die Kraft des Guten, die es in der Welt zu realisieren gibt.
Ich rede von monotheistischen Religionen mit dem Begriff Gott. Da muss man sagen, die Kraft des Guten muss man nicht zwingend Gott nennen. Das ist eine große Errungenschaft unserer Kultur, dass wir uns darüber nicht mehr die Köpfe einschlagen müssen. Sie schreiben, ich zitiere, sie Hoffnung schafft eine innere in Anbetracht der Wirklichkeit geradezu paradoxe Gewissheit, die zugleich aber die Freiheit, in dem Fall aus ihrer Sicht des Christen, in seinem Weltverhältnis begründet. Worin besteht die Paradoxie und worin besteht die Freiheit?
Die Paradoxie besteht darin, dass Hoffnung ist Weltwiderstand. Ich kann nicht sagen, die Welt gibt mir genug Anlass zur Hoffnung. Im Gegenteil, je älter wir werden, je mehr Lebenserfahrung wir ansammeln, desto hoffnungsloser.
Das ist ja der Fluch unseres Daseins, erscheint uns ja oftmals das Leben. Aber die Religion ist ein Un... Auslöschlicher Impuls, sich eben nicht damit abzufinden, wie diese Welt ist. Und das ist das Paradox, diese immerkehrende Widersprüchlichkeit, einen Widerstand gegen die Welt zu leisten.
Die Welt muss nicht und darf nicht so sein, wie sie ist. Und da kommt die Freiheit ins Spiel. Freiheit ist übrigens vielleicht gar nicht so positiv gemeint.
Freiheit heißt, ich muss mich dazu verhalten. Die Welt wird nicht von selbst nur dadurch, dass ich hoffe, besser, sondern ich muss etwas realisieren. Freiheit ist ein Aufruf, ein Appell.
Ich muss dann diesen Weltwiderstand auch in die Tat umsetzen. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Das gilt ja auch für eine andere Berufsgruppe, nämlich die Politik. Politik macht, und ich sage das wirklich völlig wertfrei, weil ich glaube, dass das etwas ganz Wichtiges ist, dass wir Demokratie haben, dass das so funktioniert, macht Versprechen und setzt Ziele. Und Ziele setzen heißt Hoffnungen wecken.
Und das hat immer auch was mit. Aktivieren von Gefühlen zu tun. Kann Politik ohne Hoffnung funktionieren oder braucht Politik die Hoffnung? Wir beobachten ja seit geraumer Zeit, dass Politik... im strengen Sinne ohne Hoffnung funktionieren kann, durch das Fortwähren der Erzeugung von positiven Erwartungen.
Und dann muss man sich zurückfragen, wem dienen eigentlich diese positiven Erwartungen? Also sehr brachial gesagt, Wahlversprechen, die nur die Wiederwahl dessen sichern sollen, der gewählt werden soll. Das hat mit Hoffnung überhaupt nichts zu tun. Hoffnung wäre für Politik ein Anreiz, eben Gutes zu verwirklichen für das Gemeinwohl. Und eine hoffnungsvolle Politik wäre in unseren Tagen und in unseren Breitengraden, das diskutieren wir ja tagtäglich im Moment, eine Politik der Einschnitte, eine Politik der Selbstbeschränkung, eine Politik des Rückwärts in vielen Dingen, das wäre Hoffnung.
Das ist Ihre Hoffnung. Es gibt aber Menschen, die eine ganz andere haben und deswegen gibt es Gott sei Dank nicht nur die eine Partei. Und deswegen komme ich nochmal auf diese Hoffnung zurück, da es unterschiedliche Hoffnungen anscheinend gibt.
Ist das, was Sie gerade beschrieben haben, in Freiheit eben nicht so einfach in der Politik? Da sprechen Sie einen sehr, sehr guten Punkt, den heikelsten Punkt der Hoffnung. Es muss eine Möglichkeit geben, sich intersubjektiv auf ein Gemeinsames zu verständigen.
Schon das Wort muss macht mich so ein bisschen stachlig. Wir müssen, ja gut, wie komme ich aus dem Muss raus? Wenn es dieses Muss nicht gibt, dann gibt es wirklich nur noch Individualhoffnungen.
Nein, es gibt kollektive Gruppenhoffnungen, die aber nicht identisch sind mit ihrer. Und das heißt, es ist eben, wenn wir die Hoffnung besprechen, sehr viel pluraler, als es Ihnen, wenn ich Sie jetzt richtig verstehe, gefällt. Und deswegen muss es anders sein. Also es sollte die Möglichkeit bestehen, sich gemeinsam auf einen Gegenstand der Hoffnung, wie wollen wir leben, wie soll diese Welt aussehen. Dass wir uns darauf irgendwie in Umrissen einigen.
Eine größtmögliche... Und wer definiert das? Wer bestimmt diese Hoffnung? Weil daraus unsere Handlungsorientierung erwächst. Wenn ich sage, Reichtum, Verschwendung, in Saus und Braus leben, jetzt das Leben genießen, egal was kommt, dann geht das auf Kosten anderer und darüber müssen wir uns verständigen können.
dass das nicht sinnvoll ist. Herr Lauster, es gibt auch diesen Satz, die Hoffnung stirbt zuletzt. Da sind wir noch lange nicht.
Ich bedanke mich für das Gespräch über die Hoffnung. Herzlichen Dank, dass Sie zu Gast waren. Vielen Dank für das Gespräch.
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