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Die Romantik: Historischer und gesellschaftlicher Überblick

Im Deutschunterricht fällt der Begriff Romantik und du denkst an ein Abendessen bei Kerzenschein mit deinem Schwarm? Dann wird es höchste Zeit, dass du die berühmte Literaturepoche Romantik kennenlernst. Die Romantik. Europa war in den Jahren nach der Französischen Revolution großen Veränderungen ausgesetzt. Napoleon eroberte den halben Kontinent. 1806 wurde das Heilige Römische Reich deutscher Nationen aufgelöst. In der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813 konnten die napoleonischen Heere geschlagen werden und nach den restaurativen Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 wurde ein deutscher Staatenbund ins Leben gerufen. In der Bevölkerung wuchs in dieser Zeit der Fremdherrschaft und der Umbrüche die Sehnsucht nach Identität und Halt. Ein deutsches Nationalgefühl entstand. Man fragte sich, was ist eigentlich deutsch? So kam es unter anderem zum deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm und zur Volksliedsammlung des Knaben Wunderhorn. In der ganzen romantischen Literatur wird betont, dass der Mensch nicht nur seiner Vernunft folgt. Man grenzte sich damit von der Aufklärung ab. Der Mensch bestehe nämlich auch aus einem komplexen Innenleben. Aus Gefühlen, Träumen und Fantasie, aber auch aus Wahnsinn, Angst und Weltschmerz. Die Einheit zwischen Mensch, Natur und Gott sollte wiederhergestellt werden. Diesen Urzustand erblickte man in den wunderbaren Erscheinungen der Natur. Deshalb sind die Figuren in der romantischen Literatur ständig auf Wanderschaft. Dieses Reisen soll gleichzeitig immer eine spirituelle, ja fast religiöse Reise zu sich selbst sein. Bei literarischen Texten galt das Prinzip der progressiven Universalpoesie. Das heißt, dass in einem Text verschiedene literarische Formen vermischt werden sollen. So sind zum Beispiel in vielen Romanen Gedichte eingebaut. Es können auch verschiedene Zeit-oder Bewusstseinsebenen miteinander verwoben werden. Gleichzeitig sollte aber die Grenze zwischen Kunst und Realität aufgehoben werden und eine Poetisierung des Lebens stattfinden. Dass die in der Literatur entworfenen idealen Traumwelten und die Realität auseinanderklaffen, war den Romantikern bewusst. Durch die sogenannte romantische Ironie sollte deshalb auch immer auf den künstlichen Charakter der Texte hingewiesen werden. Die Romantiker konnten ihre Vorstellung von Literatur am besten in Erzähltexten verwirklichen. So schickt Novalis den Helden in seinem Bildungsroman Heinrich von Ofterdingen auf die Suche nach der mystischen blauen Blume. Diese gilt von da an als das literarische Motiv für die romantische Sehnsucht nach dem Unendlichen. Dem tollpatschigen Studenten Anselmus in E.T.A. Hoffmanns Märchen »Der goldene Topf« gelingt es, den Kampf zwischen einer Hexe und einem Salamander zu überleben. Er überschreitet die offene Grenze zwischen Realität und Fantasie und zieht als Dichter in das Reich Atlantis ein. Eichendorfs Gedichte sind repräsentativ für die romantische Lyrik. In verständlicher, aber sehr metaphorischer und symbolhafter Sprache werden die Themen Natur, Sehnsucht und Liebe aufgegriffen. In Kombination mit den einfachen und regelmäßigen Versen und Strophen entsteht der Eindruck eines Volksliedes. Mit den Gedichten von Heinrich Heine findet die Romantik um 1830 herum langsam zu einem Ende. Heine greift zwar romantische Motive auf, bricht diese aber pointiert und ironisch. Der Einfluss dieser Kunstepoche wirkt aber bis heute nach. So, jetzt nochmal zusammengefasst. Die Romantik dauerte etwa von 1793 bis 1830. Die Romantiker rückten das rege Gefühlsleben des Menschen in den Fokus. Auf diesem Weg sollte die verlorengegangene Einheit zwischen Mensch, Natur und Gott wiederhergestellt werden. Beim Verfassen von Texten folgte man dem Konzept der progressiven Universalpoesie. Die romantische Sprache ist verständlich, aber sehr metaphorisch und symbolhaft.