Overview
Die Vorlesung behandelt die Merkmale und Entwicklungen des Stalinismus in der Sowjetunion von 1928 bis 1953, mit Schwerpunkt auf Terror, Zwang, Industrialisierung und Gesellschaftsumgestaltung.
Merkmale und Beginn des Stalinismus
- Stalinismus begann 1928 mit Kollektivierung, Industrialisierung und politischem Terror gegen tatsächliche oder angebliche Feinde.
- Gewalt und Terror waren zentrale Herrschaftsmittel und endeten mit Stalins Tod 1953.
Der GroĂźe Umbruch: Kollektivierung und Industrialisierung
- Zwangskollektivierung der Landwirtschaft ab 1929, Entkulakisierung und Verfolgung sogenannter „Kulaken“.
- Millionen Bauern enteignet, deportiert oder ermordet; Hungersnot 1932/33 mit Millionen Toten (u.a. Holodomor).
- Forcierte Schwerindustrialisierung durch Fünfjahrpläne und Großprojekte wie Dnjepr-Staudamm, Magnitogorsk.
Repression, Lagersystem und Urbanisierung
- Ausbau des GULag-Systems: Zwangsarbeit, Umerziehung und Masseninternierungen als Teil des Systems.
- Landflucht: Millionen Bauern ziehen in Städte, Passsystem schränkt Bewegungsfreiheit ein.
- Städtebau und Umbau Moskaus als Symbole sowjetischer Moderne.
Der Neue Mensch und Gesellschaftspolitik
- Massenhafte Ausbildung junger Ingenieure, Frauenquote an Hochschulen eingefĂĽhrt.
- Sozialistischer Realismus als verpflichtender Kunststil, Literatur und Film zur Propaganda.
- Kritik- und Selbstkritikrituale dienten der Disziplinierung und Kontrolle.
Die 1930er-Jahre: Verfassung und Terror
- „Goldene Jahre“: scheinbarer Wohlstand, aber nur für privilegierte Gruppen.
- Neue Verfassung 1936 garantiert Grundrechte nur formal; Partei bleibt allmächtig.
- Stachanowbewegung zur Arbeitssteigerung, teils mit katastrophalen Folgen.
Der GroĂźe Terror 1937/38
- Massenverhaftungen, Schauprozesse, ErschieĂźungen gegen vermeintliche Feinde, alte Bolschewiki und Minderheiten.
- Befehl 00447, ethnisch motivierte Deportationen, Hunderttausende Opfer.
AuĂźenpolitik und Zweiter Weltkrieg
- Stalinisierung der AuĂźenpolitik; Hitler-Stalin-Pakt 1939 mit geheimer Teilung Polens.
- Großer Vaterländischer Krieg fordert Millionen Tote; Deportationen, Kollaboration, Partisanenkrieg.
- Nach 1945 Ausbau der sowjetischen Einflusssphäre in Osteuropa.
Nachkriegszeit und Spätstalinismus
- Hungersnöte, Wohnungsnot, Kollektivierung auch in neuen Gebieten.
- Monumentalbauten, technische GroĂźprojekte, zunehmende Isolation und Kontrolle.
- Antisemitismus, Leningrader Affäre, erneute Repressionen, Lageraufstände.
Stalins Tod und Vermächtnis
- Stalin stirbt 1953; sein Tod beendet eine Ära des Terrors und der Kontrolle.
- Sowjetunion wird zur Weltmacht, doch Wohlstand bleibt auf wenige beschränkt.
- Gesellschaft geprägt von Zwang, Armut und stalinistischer Weltanschauung.
Key Terms & Definitions
- Stalinismus — Herrschaftssystem unter Stalin, geprägt von Terror, Zwang und Utopien.
- Kollektivierung — Zwangszusammenschluss landwirtschaftlicher Betriebe zu Großkolchosen.
- Dekulakisierung — Verfolgung und Enteignung reicher Bauern („Kulaken“).
- GULag — System von Straf- und Arbeitslagern für Millionen Häftlinge.
- Fünfjahrplan — staatliches Wirtschaftsprogramm zur Industrialisierung.
- Großer Terror — Phase massenhafter Verhaftungen und Hinrichtungen 1937/38.
- Sozialistischer Realismus — vorgeschriebener Kunst- und Literaturstil zur Propaganda.
- Holodomor — Hungersnot in der Ukraine 1932/33 mit Millionen Toten.
Action Items / Next Steps
- Zur Vertiefung das Kapitel zu „Sowjetunion – I: 1917–1953“ der bpb lesen.
- Wichtige Begriffe und Zeitlinien auswendig lernen.
- Fokus auf Ursachen und Folgen der Kollektivierung und des GroĂźen Terrors im Unterricht.