In diesem Video beschäftigen wir uns mit dem ersten gesamtdeutschen Parlament, mit der Verfassung, die es ausarbeitet und mit seinem gewaltsamen Ende. Eben alles, was du wissen musst. Herzlich willkommen in der Frankfurter Pauskirche, wo sich die deutsche Nationalversammlung trifft.
Dass man in einer Kirche zusammenkommt, das sieht man gar nicht so unbedingt auf den ersten Blick, denn die Orgel ist mit einem Bild Und mit Kränzen verhängt. Es handelt sich um die Reichsgöttin Germania. Vor dem Altar hängt ein Vorhang mit einem Bild des deutschen Reichsadlers.
Hier ist das Präsidium mit dem... Präsidenten, der die Sitzungen leitet. Und hier steht das Rednerpult, von dem die Abgeordneten zu ihren Kollegen sprechen. Im halbrunden Plenum nehmen die Parlamentare ja Platz.
Hier und hier und da sitzen die Zuschauer. Ich weiß nicht, vielleicht erinnert euch das ja an irgendwas. Auf dem Höhepunkt der Revolution von 1848, hier der Link zu dem Video, wenn ihr oben auf das i klickt, wählen die Bürger in allen deutschen Staaten ein gemeinsames Parlament. Diese Nationalversammlung hat zwei Aufgaben. Erstens die Grundrechte der Deutschen festzulegen und zweitens eine Verfassung auszuarbeiten und sie zu erlassen.
Die knapp 600 Abgeordneten schließen sich zu verschiedenen Fraktionen zusammen. Je nachdem, ob sie die gleichen politischen Ziele haben oder eine ähnliche Weltanschauung. Gemeinsam können sie mehr durchsetzen und mehr Arbeit bewältigen.
Schauen wir uns mal an, welche Gruppen sich da so bilden. Übrigens, die Fraktionen sind nach den Orten benannt, wo sie sich immer treffen. Also wundert euch.
Ich weiß nicht, ob das komisch klingt. Da gibt es die Konservativen, die keine neue Verfassung wollen, sondern dafür sind, dass wie bisher souveräne Fürsten regieren und sich in bestimmten Fragen absprechen. Da gibt es andererseits Abgeordnete, die eine deutsche Republik gründen wollen und die einen Kaiser nur noch in dem Sinn haben wollen, wie es z.B.
die Queen heute in England ist. Ohne wirkliche Macht. Eine ziemlich große Gruppe Abgeordneter tritt dafür ein, dass das Parlament die Gesetze erlassen soll, aber nicht die Regierung wählt. Wieder eine andere, Die wünscht sich eine parlamentarische Monarchie, in der der Herrscher stärker kontrolliert wird.
Diese Fraktionen setzen sich im Parlament jeweils als ein Block zusammen. Und je nachdem, wo die Gruppe sitzt, wenn man vom Rednerpult auf die Versammlung schaut, nennt man sie politisch links oder politisch rechts. Daher kommt das, wenn man die Politik so einteilt.
Kennt man ja auch heute noch. Am 28. Dezember 1848 einigen sich die Abgeordneten auf die künftigen Grundrechte der Deutschen. Zum letzten Mal wird beschlossen, dass für die deutschen Bürgerinnen und Bürger Rechte gelten sollen.
Jeder darf zum Beispiel frei entscheiden, wo er wohnen will. Der Adel wird als Stand aufgehoben, für alle Leute gilt das Gesetz in gleicher Weise. Die Freiheit der Person ist unverletzlich.
Der Staat darf einem also nicht einfach Gewalt antun. Die Todesstrafe wird tatsächlich abgeschafft und die Folter auch. Wohnungen dürfen nicht einfach so durchsucht werden. Es herrscht Meinungsfreiheit.
Jeder darf und kann sagen, was er will. Jeder darf seinen Glauben frei wählen. Die Wissenschaft ist frei und der Staat darf auch nicht kontrollieren, was an den Universitäten gelehrt wird. Die Deutschen dürfen sich jederzeit friedlich und ohne Waffen zu tragen versammeln. Vereine dürfen gebildet werden, ohne dass der Staat etwas dagegen tun kann.
Niemandem darf sein Eigentum weggenommen werden. Alle diese Grundrechte gelten auch heute noch in der Bundesrepublik Deutschland. Sie stehen, und das wisst ihr ja wahrscheinlich, im Grundgesetz.
Bei den Bürgerrechten ist man sich ziemlich schnell einig. Darüber, wie der künftige deutsche Nationalstaat aufgebaut sein soll, da wird viel mehr gestritten. Am Schluss eint man sich darauf, dass Deutschland eine konstitutionelle Monarchie mit Gewaltenteilung wird.
Das bedeutet, dass es an der Spitze des Staates einen Kaiser gibt, der dieses Amt von seinem Vater erbt. Der Kaiser ernennt die Regierung. Aber die Regierung kann nicht einfach machen, was sie will.
Sie wird vom Reichstag kontrolliert. Im Reichstag in der Schweiz wird die Regierung kontrolliert. Denn im Parlament gibt es zwei Häuser.
Das Staatenhaus, wo die Vertreter der Länder sitzen. Und das Volkshaus, in dem die Abgeordneten sitzen, die jedermann ab 25 Jahren wählen darf. Gemeinsam erlassen diese beiden Häuser Gesetze und sie stellen auch das Budget auf.
Sie bestimmen also, wie viel Geld die Regierung bekommt und was sie damit machen darf. Für Streitfragen, wie die Verfassung richtig angewendet werden muss, gibt es ein Reichsgericht. Die drei Gewalten, Legislative und die Regierung.
Judikative und Exekutive sind also getrennt. Wer dazu nochmal was nachsehen will, der findet alles, was er wissen muss und wissen will, wenn er oben hier auf das i klickt. Also schaut da auf jeden Fall mal rein. Die alles entscheidende Grundfrage ist aber, welche Länder alle zum künftigen Deutschland gehören sollen.
Man unterscheidet die kleindeutsche und die großdeutsche Lösung. Kleindeutsch, das bedeutet... ...deute, dass Österreich nicht Teil des neuen Staates wird.
Großdeutsch ist... bedeutet, dass Österreich mit dabei ist. Auf der Karte kann man das Problem ganz gut erkennen.
Hier sehen wir, Österreich ist ein Land, in dem viele Völker leben. Deutsche, Ungarn, Tschechen, Italiener, Slowaken und so weiter und so fort. In einen deutschen Nationalstaat passt das Land nicht so wirklich gut rein. Andererseits kamen seit Jahrhunderten die deutschen Kaiser aus dem österreichischen Geschlecht der Habsburger und das Heilige Römische Reich deutscher Nation wurde von Prag oder von Wien aus regiert. Am Ende wird einfach abgestimmt und es gibt eine ganz knappe Mehrheit für die kleindeutsche Lösung.
Also bietet man dem König von Preußen Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone des Deutschen Reiches an. Die Revolution scheint am Ziel.
Aber Friedrich Wilhelm IV. will nicht. Er sagt, Untertanen können keine Krone vergeben. Auf gut Deutsch, er ist von Gottes Gnaden Herrscher und nicht, weil irgendeine Volksversammlung das so beschließt. Wie sehr sich der König bevormundet fühlt, das sieht man daran, dass er die Krone auch als Hundehalsband bezeichnet.
Indem man ihn herumzieht. Das ist ein ziemlicher Hammer, oder? Ein ganzes Jahr lang wird rumverhandelt und dann sagt der preußische König einfach, nö, mit mir nicht.
Aber die Abgeordneten, die geben nicht klein bei. Sie schaffen es tatsächlich, dass sich 28 deutsche Staaten hinter die neue Verfassung stellen. Die kleinen Staaten zwar, aber immerhin.
Und auch in den größeren und großen Staaten machen jetzt die dortigen Parlamente Druck. Selbst in Preußen stimmen die Abgeordnetenkammern für die Annahme der Reichsverfassung. Aber die Regierungen der Länder berufen die jeweiligen Abgeordneten aus Frankfurt ab. Zuerst Österreich, dann Preußen, Sachsen, Hannover, Baden. Die ungefähr 100 Abgeordneten, die übrig bleiben, die müssen auch noch fliehen.
Denn Preußen will das Parlament jetzt mit Militärgewalt auflösen. Beim preußischen Herrscher König Friedrich Wilhelm ist noch ein Satz überliefert, der nun grausame Wirklichkeit wird. Gegen Demokraten helfen nur Soldaten. Das Parlament flieht nach Stuttgart, wird aber dann dort vom Wirt mitgebracht. mit dem rückenbergischen Militär aufgelöst.
Zwar gehen tausende Menschen auf die Straßen, um für die Verfassung zu protestieren, aber gegen die Gewehre haben sie keine Chance. Österreich wird wieder ein absolutistischer Staat. In Berlin löst der König die Preußische Nationalversammlung auf. 40.000 Soldaten besetzen die Stadt. In Sachsen, im Rheinland, in der Pfalz und Baden schießt das preußische Militär Aufstände nieder.
Die Armee, die die Bürger in der Pfalz zur Verteidigung der Revolution aufstellt, Die muss am 23. Juli 1849 in der Festung Rastatt kapitulieren. Tausende Liberale und Demokraten werden verhaftet oder hingerichtet. Noch mehr verlassen ihre Heimat und fliehen zum Beispiel nach Amerika.
In einzelnen deutschen Ländern drehen die Herrscher die Uhren zurück. Parlamente werden aufgelöst oder ihrer Kompetenzen beraubt. Verfassungen werden aufgehoben.
Und auch die Grundrechte, die das Parlament in der Postkirche beschlossen hat, gelten nicht mehr. BR 2018 Die Revolution von 1848-49 scheitert. Warum? Das erklären wir im nächsten Video. Wenn ihr zu diesem Video hier, zu diesem Thema noch Fragen habt, dann postet sie gerne unten in die Kommentare.
Und, das sage ich immer wieder, aber man kann es nicht oft genug sagen, wenn ihr diesen Kanal hier abonniert, dann verpasst ihr künftig kein weiteres Video mehr. Würde mich freuen. Danke euch fürs Zuschauen.
Bis zum nächsten Mal.