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Frühpädagogik und Reggio-Pädagogik im Fokus

Ich finde die Frühpädagogik deswegen so spannend, weil all das, was ich über Pädagogik gelernt habe und das war ja in der Regel Schulpädagogik, ich komme von der Schulpädagogik her, weil das alles da nicht funktioniert und stimmt. nicht stimmt. Zwar wird ständig versucht sozusagen das schulpädagogische Denken in die frühe Kindheit zu verlängern, aber man macht sich dabei nicht klar, dass es da Grenzen gibt. Die ist natürlich nicht genau im dritten Lebensjahr jetzt irgendwo. sondern die ist irgendwo zwischen dem zweiten und vierten oder fünften Lebensjahr. Sie müssen sich nur überlegen, können Sie ein Baby darüber instruieren, wie die Welt ist? Das können Sie in der Regel nicht. Denn das Baby ist zunächst mal ja nicht der Sprache mächtig und zum Instruieren brauchen Sie in der Regel ganz viel Sprache. Wenn Sie dem Baby trotzdem etwas weitergeben und nicht über die Sprache sprechen, Dann hat das aber überhaupt nichts mit der Instruktion zu tun, die die Schule in den Vordergrund stellt. Ich rede ein bisschen holzschnittartig von der Schule. Ich bitte darum, das jetzt nicht misszuverstehen. Ich komme von der Schule, ich weiß, wovon ich rede, ich will die Schule auch nicht schlecht machen. Nur in dieser Auseinandersetzung Frühpädagogik und Schule gibt es leider Ungleichgewichtigkeiten. Vielen Dank. Und die Diskussion, zumindest bei uns in Deutschland, läuft so, dass, sagen wir mal, zwei Drittel, wenn nicht vier Fünftel, die Diskussion von der Schule her beherrscht wird und ein Fünftel von der Elementarpädagogik oder der Frühpädagogik her. Und das ist, glaube ich, nicht gut, weil dann zu wenig in den Blick kommt, was in der frühen Kindheit anders ist als in der Schule. Ich sage anders, weil wir nämlich von dem, was da anders ist... ja in Richtung Schule denken wollen. Das heißt, wir müssen ja den Übergang finden von diesem frühen Denken zu dem, wie wir alle denken. Und das ist natürlich, hat was mit Schule zu tun, wie wir alle davon geprägt sind. Also es geht gar nicht darum, das eine gegen das andere zu setzen, sondern nur klar zu machen, es gibt sozusagen noch was davor, an was die Schule nicht denkt und auch nicht denken muss, weil sie keine so kleinen Kinder hat. Und je kleiner die Kinder sind, desto kleiner sind die Kinder. desto mehr wird unser übliches Bildungsverständnis, das davon ausgeht, dass Erwachsene was wissen und die Kinder was wissen sollen, umso mehr wird dieses Bildungsverständnis in Frage gestellt. Weil es, je kleiner die Kinder sind, umso weniger funktioniert. Was also dann? Also wirklich von Anfang an, es geht mir nicht um ein entweder oder, sondern es geht mir darum, das was in der frühen Kindheit ist. stark zu machen, damit es verbindbar wird mit dem anderen. Nur wenn man es nicht kennt und wenn es nicht genügend klar durchdacht wird, kann man es auch nicht verbinden. Komme ich wieder in den Anfang zurück. Ich habe mich sozusagen in die Frühpädagogik hineinbegeben, weil da so viel Unsicherheit war und weil wir auch heute noch sehr viel nicht wissen. Und das schließt insofern auf. Malaguzi an, als dass das aufgreift. Unser Ziel ist nicht, Sicherheiten zu gewinnen, sondern mit Unsicherheiten zu leben. Und das müssen wir, weil die Forschung hier noch ganz viel Unsicherheit hat, das ist die eine Seite, aber auch die Forschung wird diese Unsicherheit nie grundsätzlich herausnehmen können. Denn was sie bei kleinen Kindern noch viel stärker berücksichtigen müssen, als in der Schule oder im Schulalter. Alter, sagen wir mal so, also mit fünf, sechs, sieben Jahren, um den Dreh herum, ist, dass jedes Kind sozusagen anders denkt. Das, was uns die Entwicklungspsychologie erzählt und erklärt und erforscht hat, das ist ja wunderbar, ist okay, aber das ist das Bild eines sozusagen kulturellen Allgemeinkindes. bei uns üblich ist und wie es üblicherweise aufwächst. Das sind Durchschnittswerte, die auf diese Art und Weise erzeugt werden und die werden in der Regel in Laboruntersuchungen inzwischen erzeugt. Das finde ich, gut, lassen wir das mal. beiseite. Das ist manchmal schwierig in den Alltag zu übertragen. Auf diesen Halbsatz kann ich das beschränken. Also wir haben es da sozusagen mit entwicklungspsychologischen Allgemeinkindern zu tun. Aber Fritzchen, Fränzchen, Mariechen und Pia, die vor Ihnen stehen, die haben das Sie sind nicht nur dieses Allgemeinkind. Und wenn Sie mit diesen kleinen Kindern arbeiten und der kleine Peter sagt nichts, obwohl Sie alle entwicklungspsychologischen Maßnahmen und Motivationshilfen versucht haben, dann müssen Sie rauskriegen, was ist da eigentlich los, wo weicht er denn jetzt von dem ab, was Sie schon wissen. Und auf dieses Abweichen kommt es an. Und das müssen Sie rauskriegen. Und das ist das Maß an Unsicherheit, das Sie nie, nie überwinden werden können. Jeder hat seine eigene Wahrheit. Tag ist ein Tag, an dem Sie Ihre Kinder zu erforschen haben, in diesem Sinne. Das ist übrigens, wenn man das zusammennimmt, auch ein Beitrag für die Forschung, aber der ist bis jetzt noch nicht so richtig aufgewertet worden. Gut, soviel zur Einleitung. Kommen wir zu Reggio. Ich habe ja diesen etwas blumigen Titel da, ich habe ihn auch bunt gemacht, vom Wunder des Lernens. Das ist ja etwas, ein Wort, was aus Reggio stammt. Ich selber würde mich in der Regel so... nicht ausdrücken, weil ich ein bisschen immer so Schwierigkeiten habe, so mit Bildern umzugehen. Ich finde, die Bilder, die haben ihre bestimmte Position, aber sie ist bei mir nicht an der ersten Stelle, sondern an der zweiten Stelle. Aber Reggio... spricht in Metaphern, spricht in Bildern. Reggio ist eine Pädagogik, die in Bildern, in Geschichten, in Metaphern erzählt wird. In Reggio werden Sie ganz wenig Theorie finden. Malaguzzi hat es regelrecht abgelehnt, seine Überlegungen theoretisch zu formulieren. Nicht, dass er keine Ahnung von Theorie gehabt hätte. Ich habe mit ihm selber sprechen können, mehrere Tage lang haben wir diskutiert. Und da ist sehr viel an Theorie zum Vorschein gekommen. die er im Hinterkopf hatte. Aber er hat sich geweigert, das hinzuschreiben und zwar, weil er Angst hatte, dass damit die Leute nur noch auf die Theorie gucken, die Theorie wiederholen und sozusagen die Umsetzung in die Praxis vergessen und denken, wenn sie die Theorie haben, haben sie auch die Praxis. Und das ist natürlich, wie wir alle wissen, ein Riesenirrtum. Jeder, der Pädagogik studiert, weiß, dass er einen vollen Kopf hat, aber wenn er dann vor Kindern steht, dann ist der Kopf ganz schnell leer. Und je stressiger dieser Alltag ist, desto weniger werden Sie diese Wissensressourcen anzapfen können. Da können Sie nur noch das anzapfen, was Sie wirklich für sich persönlich so umgesetzt haben, dass es Ihnen zur Gewohnheit geworden ist. Und diesen Sprung, das ist eine Sache der Ausbildung, die bis heute in der Ausbildung nicht wirklich bewältigt wird. Kommen wir zurück zu Reggio. Reggio spricht in Metaphern, in Bildern, in Geschichten. Und das ist natürlich auch gut so. Ich werde jetzt auch viele Bilder dann zeigen. Und ich tue das auch ganz bewusst, weil... über diese Bilder die Theorie erstmal, die Verbindung der Theorie zur Praxis verständlich wird. Jemand, der viel Praxis hat, der braucht vielleicht weniger Bilder, aber jemand, der wenig Praxis hat, der braucht viele Bilder, damit er sich vorstellen kann, was diese Theorien für die Praxis bedeuten. Ich will das jetzt nicht auf meine Kollegen anwenden. Ich glaube, mancher Bildungsplan oder manche Bildungsempfehlungen, die da entstanden sind, wären besser ausgefallen und praxisnäher ausgefallen, wenn so einige Kollegen sich mal überlegt hätten, was denn Geschichten für Kinder wären, die tatsächlich bei Kindern andocken. Aber wir müssen natürlich auch wissen, was wir tun müssen, damit wir diese Bilder in Praxis umsetzen. Und da sitzt ja der Teufel im Detail. Und ich bin anderer Meinung als Malaguzi in dem Punkt. Ich meine, wir sollten diese Hintergründe und diese theoretischen Hintergründe, so gut wir können, auch klarlegen. Und zwar aus zwei Gründen. Der erste Grund ist, man muss sich theoretische Gedanken machen, damit man weiß, Damit man seine Erfahrungen und das, was man macht, auch kritisieren kann, kritisch hinterfragen kann, dazu braucht man Theorie. Wir tun, wenn wir in der Praxis sind, jeden Tag etwas und man müsste sich eigentlich jeden Tag fragen, was habe ich da gemacht? Und kann das sozusagen vor meinem kritischen Hinterkopf eigentlich bestehen? Gut, da kommt man in der Praxis nicht jeden Tag dazu, aber gelegentlich sollte man das doch tun. Und dann braucht man aber auch eine Theorie, die mit Praxis vermittelbar ist. Also wir brauchen das der Klarheit wegen. Das andere ist eher ein, sagen wir mal, sozialpolitischer Grund. Wir brauchen diese Theorien, damit wir auch begründen können, vor der Öffentlichkeit, vor den Eltern, vor der Politik, vor der Gesellschaft, warum wir das machen, was wir machen wollen. warum wir das so machen, wie wir das machen und warum wir auch die Mittel brauchen, die wir für diese Arbeit brauchen. Denn das wissen Sie alle, das ist in Deutschland, in Österreich, auch in den anderen europäischen Ländern nicht anders. Man glaubt eigentlich Pädagogik. Pädagogik am besten mit einem guten Willen machen zu können und nicht mit finanziellen Ressourcen. Das ist natürlich für die Politik sehr praktisch, aber für diejenigen, die die Arbeit machen müssen, sehr mühsam. Denn nach wie vor baut die Pädagogik auf einen Idealismus und Idealismus halte ich für keine gute pädagogische Grundlage. Ja, ich will das jetzt nicht mit anderen Sachen vergleichen. Nur, ich glaube, der Idealismus ist manchmal... Ein großes Hindernis, die eigenen Fehler zu sehen. Und die eigenen Fehler muss man eigentlich täglich sehen und auch kritisch hinterfragen können, damit man gute Arbeit macht. Ich will damit sagen, Fehler sind nicht Schlechtes, sondern sind unsere Möglichkeit zu lernen. Wenn man keine Fehler macht, lernt man nicht. Ja, jetzt werde ich ein paar Begriffe aufzählen, die so für die Retropädagogik stehen. Die 100 Sprachen der Kinder. Ich werde sie jetzt nicht erläutern, das können Sie hundertfach nachlesen. Ich werde an verschiedenen Stellen auf einige davon wieder kommen. Das glaube ich muss für heute genügen. Die 100 Sprachen der Kinder, also die vielfältigen Weisen, wie sich Kinder ausdrücken können. Beobachten und Dokumentation ist etwas, was uns in der Recho-Pädagogik überliefert wird. Der Raum als dritter Erzieher, die Remeda als ein Materialsammelort, sagen wir es mal so. Die Pädagogik des vielfachen Zuhörens, Multiple Listening hat es Carla Rinaldi genannt. Vielfaches Zuhören. Zuhören mit allen Mitteln, also nicht nur mit den Ohren, sondern mit den Augen, mit den Empfindungen, mit dem Tastsinn sogar. Das sind alles Begriffe und die werden in vielen Fortbildungen rauf und runter gebetet. Aber das Entscheidende ist nicht, dass Sie diese Begriffe jetzt drauf haben und sich das ein bisschen erläutern können, sondern das Entscheidende ist zu begreifen, was die bedeuten. und was sie für Reggio bedeuten. Es sind nur Aspekte von etwas, wofür für mich die Reggio-Pädagogik steht und das nenne ich die Kultur des Lernens. Denn etwas, was durch die Reggio-Pädagogik deutlich wird, ist, dass Pädagogik nie ausreichend gemacht oder gut gemacht werden kann, wenn man sie nur als ein Wechselverhältnis zwischen einem Erwachsenen und einem Kind oder mehreren Erwachsenen und mehreren Kindern sieht. Es sind nicht die Kinder, die lernen und die Erwachsenen, die lehren. Da sind wir in dieser Dürre. In dieser dyaden, in dieser dyadischen Funktion. Aber Sie sehen das jetzt an diesen ganzen Bildungsdiskussionen, wenn Ihr Träger nicht mitmacht in der Einrichtung, haben Sie ein Problem, wenn Sie Ihr Team nicht hinter ein Konzept... kriegen, haben Sie ein Problem. Wenn Sie sozusagen die Kultur in Ihrer Kita, was die Räume und Materialien betrifft, nicht umstellen können, haben Sie ein Problem. Wenn Sie den Bürgermeister nicht auf Ihre Seite kriegen, haben Sie ein Problem. Und wenn die Kinder auf die Straße gehen und aus einer kinderfreundlichen Einrichtung auf die Straße kommen und sie werden nur angepöbelt, was sie dann hier eigentlich wollen und sie sind nur störend auf der Straße, dann ist das auch ein Problem. Das alles muss zusammenwirken. wir brauchen sozusagen eine kinderfreundliche Stadt oder einen kinderfreundlichen Ortsamt, Bürgermeister, samt einem entsprechenden Träger, samt einer Institution bis hin zu Ihnen als Person. Nur wenn das zusammenwirkt, funktioniert das auch. Und dazu gehört natürlich auch, dass wir als Pädagoginnen und Pädagogen in gewisser Weise ein solidarisches Verhältnis bilden. Und zwar nicht in dem Sinne, dass der Oberpädagoge sagt, das machst du falsch, sondern indem wir gegenseitig gucken, wo sind die Schwachstellen und wo kann jeder helfen, dass man weiterkommt. Also es geht nicht um Fachaufsicht, sondern es geht um fachliches Auseinandersetzen, um fachliche Hilfe, um mit Problemkonstellationen fertig zu werden. Und so sehe ich auch die Wissenschaft hier in der Pflicht, in dieser Weise Hilfestellung zu leisten und nicht den Oberkritikaster zu machen mit entsprechenden Qualitätsinstrumenten, die dann sagen, ihr macht eine schlechte. der Pädagogik und dann steht man da und weiß nicht, wie man es ändern soll. Also es geht um eine Kultur des Lernens und das ist für mich sozusagen der entscheidende Beitrag von RETRO. Retschow hat angefangen in den 70er Jahren in dieser Dimension zu denken. In Retschow war das insofern günstig, als Retschow als Kommune damals dieses Konzept gewissermaßen für seine kommunalen Einrichtungen gänzlich übernommen hat. Die Unterstützung der Stadt war von Anfang an da, des Bürgermeisters sowieso. Und das hieß damals, dass die Stadt Retschow eine Unmenge an ihren eigenen Einnahmen in diese Kittertageseinrichtungen hineingesteckt hat. Ich meine fast 40 Prozent ihres Budgets. Ja, und nur auf diese, und das ist sozusagen die eine Seite, und die andere Seite ist sozusagen die Solidarität von Eltern, von Erzieherinnen und anderen Fachkräften, auch innerhalb der Einzelkirche. dass nicht zwischen der Köchin unterschieden wurde und der Fachkraft in der Krippe und den Atelierista, sondern es waren alles pädagogische Fachkräfte, denn alle hatten mit den Kindern zu tun und alle müssen an dieser Kultur des Lernens und Kultur der Kinder und für Kinder mitwirken. Und was die Kultur der Küche für Reggio bedeutet, das muss ich hier nicht extra erklären. Ja, damit habe ich, glaube ich, so mal einen grundsätzlichen Rahmen gespannt, in den das gehört, worüber ich jetzt sprechen werde. Und von daher geht es also nicht darum, einzelne Merkmale von Regio nachzuahmen, obwohl man einiges übernehmen kann, sondern dass wir an jedem Ort diese Kultur entwickeln müssen. Aber was wir von Regio lernen können, ist erstens, dass wir dieses gesamte Feld sozusagen mit einschließen müssen. Und was wir zweitens von Regio lernen können, sind ein paar institutionelle Voraussetzungen, die dafür günstig sind. zwei oder drei davon nennen, ohne sie jetzt näher auszuführen. Das erste, was Reggio ausgezeichnet hat, ist sozusagen die Kinder in den Blick zu nehmen, sozusagen empathisch mit den Kindern mitzudenken. Wir nennen das Beobachten, aber wenn ich jetzt sehe, was in der Literatur alles an Beobachtung rumgeistert, dann hat es nichts mit dem zu tun, was in Reggio gemacht wird. In Reggio heißt das nicht unbedingt zu wissen und zu erklären, was die Kinder zu wissen sind. machen und trotzdem es sorgfältig zu dokumentieren und sich um ein Verständnis dessen zu bemühen. Wenn ich, wenn Sie das Beispiel nehmen, alles hat, es gibt eine Dokumentation, die nennt sich alles hat einen Schatten, nur nicht die Ameisen. Die sind nämlich so klein, die haben keinen Schatten. So meint jedenfalls ein Kind. Wenn man sich, wie in Rötschel, die Zeit, nimmt, hunderte von solchen Antworten zu sammeln, hunderte von Bildern zu sammeln, die Kinder über den Schatten gemalt haben und hunderte von Erklärungen zu sammeln und hunderte von Situationen, in denen Schatten auftaucht, zu erproben. Dann merken Sie, dass es hier nicht um ein richtig oder falsch geht, im Sinne, ist es eine richtige Erklärung oder ist es eine falsche Erklärung, sondern immer eine Frage, was haben sich eigentlich die Kinder dabei gedacht, wenn sie diese Erklärung gefunden haben. Dass der Schatten nie von meinem Fuß weicht. Der klebt da dran, wie wenn der einen Magnet hätte. Oder der Schatten ist wie der Abend am Mittag, wenn die Sonne scheint. Eine wunderbare Erklärung. die nichts mit einer naturwissenschaftlichen Erklärung zu tun hat, aber ungeheuer treffend ist. Das kann man nicht nach falsch oder richtig beurteilen. Das war den Rajanern auch gar nicht wichtig. Sondern es war wichtig, dass die Kinder etwas begriffen haben von dem, was sie gesehen haben und es auf ihre Art und Weise in ein Bild, in eine Erklärung, in eine Erläuterung gepackt haben. Und das haben sie sorgfältig im Beobachten und Dokumentieren gesammelt. Und sie haben ihre Fachkräfte darin unterstützt. in eine Struktur gegeben, dass sie das machen können. Und das war sozusagen der zweite Geniestreich in Reggio. Dass sie nämlich ein System, eine Struktur geschaffen haben, der Fachberatung, und zwar im wirklichen Sinne einer Fachberatung, und das war in den Anfangen, jetzt fallen Sie nicht von den Bänken, eine Fachberaterin aus. vier Einrichtungen. Das heißt, eine Fachberaterin hatte jede Woche die Möglichkeit, einen Tag lang in einer Einrichtung zu verbringen und sie tatsächlich fachlich zu beraten. Das heißt, mit ihnen die Probleme, die im Einrichtungsbereich sind, Auftauchen, durchzusprechen. Das ist in Retschow auch nicht mehr so ideal heute. Aber 1 zu 8 ist immer noch etwas, was dort möglich ist. Aber ich nehme an, dass das für Österreich nicht anders ist als für Deutschland. Da sind wir Welten davon weg. Und das Dritte, was dazugehört, ist, dass sie jemanden in die Kita mit reingenommen haben, nämlich Atelierista. Menschen, die als Künstler ausgebildet waren und die gelernt hatten zu beobachten. Denn Künstler, die waren... Zeichnen, die müssen erstmal hingucken, was sie zeichnen. Und das gehörte zu den traditionellen Ausbildungsmethoden in den bildenden Künsten, sozusagen Studien zu betreiben, Gesichter zu studieren, Hände zu studieren, Bäume, Naturstudien zu betreiben. und da muss man sehr genau hingucken. Künstler sind sozusagen darauf getrimmt, nicht zu wissen, sondern zu gucken, bis man etwas erfährt. Und wenn ich einen Ast gezeichnet habe, dann kenne ich ihn viel genauer, als wenn ich nur so mal schnell hingeguckt habe. Das war sozusagen der dritte Geniestreich. Und der vierte vielleicht, dass sie damit eine Struktur geschaffen haben, wo die Leute in der Situation der Tätigkeit selbst immer weiter lernen konnten. Mit dieser Struktur an Beobachtung, an Fachberatung und Gesprächskultur war die Möglichkeit gegeben, dass jemand, der von irgendeiner Ausbildung herkam, in der Praxis, mithilfe der Praxis, durch das tägliche Darüber-Hinaus-Gucken sozusagen sich weiterentwickeln konnte, vor Ort zu lernen. Und so ist die Institution zu verstehen und wir nennen das heute eine lernende Institution. Also ein Ort, wo man täglich Fehler machen darf und wo man... weiß, dass die Kolleginnen und Kollegen bis hin zur Fachberatung das einem nicht als Fehler ankreiden, sondern dass die Chance ist, aus diesen Fehlern zu lernen und gemeinsam zu überlegen, was ist da schiefgegangen, was können wir besser machen. So. Ich glaube, so eine Struktur könnte man wenigstens teilweise auch über die Ländergrenzen hinaus übertragen. Aber wie gesagt, bei der Fachberatung sehen wir schon, dass das Grenzen hat. Wir sehen in einem anderen Bereich, beispielsweise in Hamburg, wo ich viel... tätig bin. Da kann natürlich, kann ich nicht erwarten, dass die ganze Kommune Regio-Pädagogik macht, sondern wir müssen mit ganz vielen anderen Trägern auch irgendwie kooperieren, die was ganz anderes machen. Da haben wir keine Kommune, die das Ganze stützt. Also wir brauchen andere Systeme, wie wir das vermitteln und weitertragen. Also man muss das kulturell an jedem Ort anpassen. So, das war gewissermaßen die Einführung. Komme ich zu einem zweiten Teil. Weshalb ich, wie gesagt, die Frühpädagogik so spannend finde, ist, dass wir noch nicht allzu viel Theorie, wirklich solche Theorien haben, die im Alltag tragfähig sind. Dass hier so viele Fragen noch offen sind und weshalb ich Reggio so interessant fand, war, dass Reggio etwas gemacht hat, obwohl es das theoretisch nicht hinterfragt hat und was offensichtlich erfolgreich war. interessiert, was steckt denn da an Theorie eigentlich dahinter oder welche Theorie könnten wir eigentlich dem unterlegen? Und ein bisschen was von dem möchte ich jetzt an einem Beispiel erläutern. Ich möchte nämlich behaupten, dass Regio-Pädagogik eine Form des Lernens gepflegt und kultiviert hat, die ich Anders als das schulische Lernen, als ein Erfahrungslernen bezeichnen würde. Gehen wir mal zurück an den Anfang. Was ist das eigentlich? Frühkindliche Bildung. Ich gehe mal weg von allen Bildungsdefinitionen, von Humboldt herkommend und von der Klassik herkommend und so weiter. Denn da kommen wir ganz schnell in die Probleme hinein, dass wir das nicht... unmittelbar übertragen können. Jetzt könnte man natürlich sagen, also könnte man auch den Bildungsgedanken nicht auf die frühe Kindheit übertragen. Ja, muss man sagen, in diesem systematisch entfalteten Sinn, sagen wir mal à la Humboldt, kann man ihn auch nicht... übertragen. Dann muss man etwas machen, was die Pädagogik lange Zeit sozusagen vertreten hat. Die Kinder kann man in der frühen Kindheit, das ist keine Bildung, sondern man muss sie bildungsfähig machen. finde ich allerdings ein bisschen eine Bankrotterklärung der Pädagogik. Dann fängt sozusagen die eigentliche Bildung erst so mit dem Schulalter an und das, was davor ist, hat dann mit Bildung nichts zu tun, ist also von minderem Rang offensichtlich in den Ansichten der Erziehungswissenschaftlerinnen und Erziehungswissenschaftler. Das wirkt allerdings bis heute noch in die Erziehungswissenschaft nach. Und das führt dazu, dass man diesen Bereich in der frühen Kindheit auch näherzieht. Erziehungswissenschaften nicht überall ernst nimmt. Ich habe lange Zeit in diesem Gebiet gearbeitet und ich wurde im Bereich der Wissenschaft so wenig ernst genommen, wie manche Erzieherin von Schulpädagogen ernst genommen wird. Also ich habe das gleiche Schicksal an der Uni sozusagen persönlich auch erlebt. Das ist nicht ernst genommen worden, weil das mit den üblichen Mitteln nicht fassbar ist. Also muss man das anders überlegen. Man muss Ich muss mal grundsätzlich fragen, Bildung, sich ein Bild machen, sich ein Bild von der Welt schaffen, das ist für mich ein anderer Ausgangspunkt für Bildung. Und wenn man das so nimmt, dann sind Kinder vom ersten Moment ihrer Geburt an damit beschäftigt, sich ein Bild von der Welt zu machen, ein Bild von der Welt, was sie brauchen, damit sie in dieser Welt leben können. Und das ist übrigens der ganz banale Hintergrund für ihre ursprüngliche Lernstunde. Lernfähigkeit und ihre Neugier. Das ist kein Wunder des Lernens in dem Sinne, sondern eine absolute Lebensnotwendigkeit. Es ist ein evolutionäres Prinzip. Wenn Kinder nicht lernfähig wären, würden sie nicht überleben können. Ein junger Fuchs, der seine Umwelt, sein Umfeld nicht kennenlernt in den ersten Lebensmonaten unter Hilfe seiner Fuchsmama, ist bald ein toter Fuchs. weil er sich keine Nahrung verschaffen kann. Ganz so krass ist es natürlich bei kleinen Kindern nicht, aber im Prinzip ist es nicht viel anders. Und ich muss nur daran erinnern an die 20er, 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, wo René Spitz Untersuchungen in Kinderheimen gemacht hat. Und die Kinderheime damals so strukturiert waren, dass die Kinder sozusagen ruhiggestellt waren, die Vorhänge zu. Sie wurden gesundheitlich gut versorgt, sie wurden auch ernährt, aber ansonsten sind sie von der Welt abgeschottet. Man hat sich gewundert, warum sie wegstarben. Einfach eine ungeheuer hohe Kindersterblichkeit, 40 bis 50 Prozent in solchen Kinderheimen, obwohl sie medizinisch korrekt versorgt wurden. Das Ganze hat sich bis ans Ende des 20. Jahrhunderts in Kinderheimen in Rumänien noch weiter vollzogen. Und wir haben diese Geschichten dann, nachdem sich die Dinge im Osten dann geändert hatten und wir Zugang zu diesen Heimen hatten, haben wir das dort wiedererlebt. Das ist das, was wir jetzt sehen. ist nichts anderes, dass Kinder, die gewissermaßen ihre Welt nicht kennenlernen dürfen und die diese ersten Schritte nicht in diese Welt machen können, weil sie sozusagen isoliert werden, Nicht nur unfähig sind, diese Welt zu entdecken, sondern tatsächlich so krank werden, dass sie einfach wegsterben. Sie sind an schlichten Infektionskrankheiten sozusagen verstorben. an Ruhestellung an sich gestorben, das nicht, sondern wie das funktioniert, wissen wir ja gar nicht. Aber es ist klar, dass der Körper als Gesamtsystem natürlich auf so etwas reagiert und wir müssen dann das Aussetzen der Immunfunktionen als eine solche Reaktion ansehen, die gewissermaßen für das Kind besagt, hier ist keine Welt für dich, die Welt ist nicht offen für dich. Es ist besser, du verlässt diese Welt wieder. So würde ich mal dieses Immunsystem in Worte übersetzen. Also, die Neugier-und Lernfähigkeit der Kinder ist eine Lebensnotwendigkeit. Und es ist auch klar, das müssen sie nur auf Säuglinge übertragen. Wenn ein Säugling nicht lernt, wie er gestillt wird, wie er ins Bett gebracht wird, wie er gewickelt wird, wenn er das alles nicht lernt, Na ja, wie soll er denn dann in dieser Welt zurechtkommen? Dann findet er sozusagen überhaupt keinen Eingang in diese Welt, weil diese Welt über ihm herfällt und er keine Ordnung in dieser Welt findet. Denn das ist die andere Geschichte. Sie können das an den Wahrnehmungen der Kinder beispielsweise, und das lässt sich in der Neurobiologie, in der Hirnforschung inzwischen deutlich machen. Alle Kinder, die nicht sinnesgeschädigt sind, werden mit intakten Sinnen auf die Welt, kommen mit intakten Sinnen auf die Welt, mit der Fähigkeit zu fühlen, mit der Fähigkeit Bewegung zu machen. Aber wenn sie nicht in eine interessante Umwelt versetzt werden, dann entwickeln sich diese Sinne nicht. Umgekehrt, ich will es mal umgekehrt so sagen, denn irgendeine Welt ist immer da und irgendwie entwickeln sich immer Sinne. Und wenn die Menschen in dieser Welt auch keine besonderen Sinnesentwicklungen durchgemacht haben, dann merken sie es auch nicht. Umgekehrt wird es deutlicher. Wenn Sie mal überlegen, vielleicht heute nicht mehr, aber gehen Sie mal ein, zwei hundert Jahre zurück. Versetzen Sie sich auf eine Pazifikinsel und Sie werden als... Fischerkind dort geboren. Und es gibt für sie nichts anderes als diese Insel, so ein ein Baum da, so ein Segler, ein Fischernetz und die Nahrungssuche. Und dann natürlich die Kultur ihres Stammes und so weiter, indem sie da groß werden und die Hilfe der Erwachsenen. Was ist das, was sie dann als allererstes lernen? Sie lernen genau, diese Welt sehr, sehr genau wahrzunehmen. Sie lernen zum Beispiel die Klima, die klimatischen Veränderungen in der Wolkenbildung. in der Meereskräuselung, in der Meeresfarbe und so weiter, zu unterscheiden, wie das kein Mensch lernt, der das nicht von Anfang an sozusagen hineinverwoben ist. Sie können das bei Handwerkern auch heute noch sehen. Sie lernen Handgriffe, da sind sie meilenweit davon hinweg. Und jetzt noch einfacher, gucken Sie sich einen Pianisten an, der mit vier Jahren anfängt, auf dem Klavier zu üben, mit sieben Jahren sein erstes Konzert. gibt, der hat eine sensorische Entwicklung durchgemacht, die kein Mensch von uns, und wenn er sich noch so sehr anstrengen würde, später nachholen kann. Das heißt, hier haben sensorische Entwicklungen stattgefunden, die zu Strukturen im Gehirn geführt haben, die auf diese Umwelt angepasst sind, die genau auf diese Umwelt eingestimmt sind. Ob sie jetzt irgendwo in Skandinavien geboren wurden und viel Schnee umbrachten, sich herum haben oder viel mehr oder nur finsteren Wald oder die Alpen oder auch was immer. Das sind andere räumliche, andere farbliche Verhältnisse, auf die man sich eingewöhnen muss. Wir Flachländer, wenn wir im Winter ins Gebirge kommen und es hat geschneit, man kriegt Orientierungsschwierigkeiten, weil man diese Feindifferenzierung im Schnee nicht hinkriegt, um sich zu orientieren. Es ist einfach alles schrecklich weiß und man weiß nicht mal, wo man hingeht. Aber jemand, der dort sozusagen ständig lebt, der findet in dieser weißen Wüste Indizien, die ihm Orientierung geben. Und so geht es anderen in der Wüste und so weiter. Sie können diese Beispiele beliebig vermehren. Das heißt... Wir müssen das alles lernen, um zu überleben. Und wir müssen natürlich auch lernen, in unserer Kultur zu überleben. Und es ist klar, ein Kind, das in Hamburg aufwächst, muss sehr schnell lernen, wie es mit dem Verkehr umgeht. Und jemand, der das nicht gelernt hat, tut sich zunächst mal wahnsinnig schwer. Und dann kann man nur hoffen, dass er überlebt zunächst einmal, wenn er sich ein bisschen dumm anstellt dabei. Aber das muss man lernen. Man muss die Dinge wahrnehmen können. Und das ist nicht zunächst ein Wissen, sondern ein Wahrnehmen können. Man muss die Indizien entdecken, die man braucht, um dann Erklärungen haben zu können. Und das ist ein ganz wichtiges... dieses Geschehen in der frühen Kindheit und das hat was mit Erfahrungen zu tun. Je mehr Erfahrungen ich habe, desto differenzierter ist das. Und jetzt wird hoffentlich klarer, warum Kinder neugierig sein müssen, lernfähig sein müssen, damit sie überleben. Und von daher ist diese Neugier zunächst mal kein Wunder. Das Wunder besteht eher darin, wie schnell sie das machen, was die alles in diesem ersten Leben tun. und das zweite Wunder ist, Sie lernen das ohne Schule. Ja, das sollte uns wirklich wundern, denn Sie benutzen offensichtlich ein Verfahren, was nicht auf Schule angewiesen ist. Und was offensichtlich bei allen Kindern irgendwie funktioniert, ob sie jetzt behindert sind oder nicht, es funktioniert bei allen Kindern auf eine bestimmte Art und Weise. Und wenn sie nicht von dieser Umwelt abgeschnitten sind, dann lernen alle Kinder, die die entsprechenden Voraussetzungen dafür mitbringen, auch das Sprechen zum Beispiel. Ohne einen Phonetikkurs. Ohne Sysmik und solche Dinge. Ich glaube nicht, dass diese Dinge keinen Sinn machen. Nur sie an die Stelle dieses Lernens zu setzen, das macht keinen Sinn. Sie haben einen Sinn wo ganz anders. Ja. Und jetzt gehen wir nochmal zurück zum Bildungsproblem. Sich ein Bild von der Welt machen, dadurch, dass man sich an dieser Welt beteiligt, mitmacht in dieser Welt, so gut man als kleines Kind kann, und sich damit... Und dann auch mit den Problemen, die sich dann stellen, auseinandersetzt. Das ist für mich so eine Grundformulierung von Bildung in der frühen Kindheit. Sich ein Bild machen, dadurch, dass man an der Welt teilnimmt, mit all den Kräften, und Möglichkeiten, die man hat, um sich dann mit den Problemen, die sich dabei stellen, auseinanderzusetzen. Das ist jetzt vom Kind her gesehen, aber es ist ganz klar, dass das das Kind nicht alleine kann. Es braucht die Erwachsenen als den Rahmen, der dafür sorgt, dass die Kinder die Felder finden, wo sie sich beteiligen können. Oder um es drastisch zu sagen, wenn ich ein zwei-, dreijähriges Kind auf auf einer Verkehrsinsel in Hamburg aussetze, dann ist das kein Ort, wo ich so etwas lernen kann. Und das meine ich mit Rahmen. Wir rahmen die Tätigkeit des Kindes so, dass all das wegfällt, was über seine momentanen Kräfte hinausgeht. Wir wählen die Ausschnitte so, so klein, so übersichtlich, dass die Kräfte, die das Kind mitbringt, möglichst ausreichen, um sich innerhalb dieses Feldes zu orientieren. Und darum ist es klar, dass Kinder zunächst mal zu Hause aufwachsen, in der Familie, dann ihr Horizont über das Kinderzimmer ins Wohnzimmer erweitern, die ganze Wohnung, und dann allmählich auf die Straße, in den Kindergarten, in die Krippe und so weiter. Sie erschließen sich die... diese Räume und Sie erweitern diese Räume in dem Maße, in dem Sie sich in den engeren Räumen schon zurechtfinden. Das haben Sie dann drin und jetzt können Sie was dazu lernen. Wenn bei Ihnen welche dabei sind, die sozusagen begeisterte Kletterer, dann können Sie das sind, dann wissen sie auch, sie haben nicht mit den Hochleistungsklettern begonnen, sondern sie haben mit Bergwanderungen begonnen, dann sind sie auf kleine Felsen gekraxelt und dann haben sie sich Stück für Stück schwierige Routen gesucht. Sie haben sich sozusagen immer den nächstgrößeren Schwierigkeitsgrad gesucht, den sie gerade noch erreichen konnten. Und so ist es bei kleinen Kindern auch. Sie haben ein Feld, das sie sich bewältigt haben und bewältigen und dann wird es langweilig und da braucht man eine Herausforderung, ein bisschen dazu. Und dann macht man den nächsten Schritt. Wenn ich dann so jemanden an der Felswand hängen sehe mit drei Fingern, ja, also da kann ich nicht mal hingucken. Aber der macht das natürlich nicht ohne das zu können, sondern ohne alle Schritte vorher bis zur äußersten Sicherheit geleistet zu haben. Bis er gesagt hat, so, jetzt habe ich fünf Finger benutzt, jetzt mache ich es mit vier und nur mit drei. Ich weiß ja nicht, wie das geht, aber so ungefähr im Bild. Ja, und wenn Sie die Sache so sehen, dann besteht zumindest in der frühen Kindheit die Bildung nicht aus einem mehr oder weniger großen Vorrat an kulturellem Wissen. Die Kinder sollten was über Naturwissenschaft, über Mathe und so weiter wissen. Das ist es genau nicht. Da gibt es übrigens auch Hirnforscher, die sagen, das kann man alles später lernen. In der frühen Kindheit muss man was anderes lernen. Es geht also nicht um diesen Vorrat an kulturellem Wissen, was unsere Kultur mitgebracht hat, sondern es geht um ein Handeln, um ein Erzeugen von Bildern dieser Welt und um ein Teilnehmen können und um die Voraussetzungen dafür, dass ich das kann. Das heißt... Um es nochmal ein bisschen einfach, schlicht zu sagen, um über Hund und Katze als biologische Wesen zu sprechen. Um überhaupt zwischen Hund und Katze zu unterscheiden, muss ich Hunde und Katzen, muss ich wissen, was das ist, muss ich Hunde kennengelernt haben, muss ich ein Alltagswissen von diesen Tieren haben. Dieses Alltagswissen kann ich durch kein Labor, durch kein Mikroskop und durch keine andere Forschungsmaßnahme ersetzen. Und insofern ist der Vergleich von Kindern mit Forschern falsch. Kinder sind keine kleinen Forscher. Sie sind allenfalls neugierig wie Forscher. Das ist die Gemeinsamkeit, die sie haben, zumindest mit guten Forschern. Ich kenne viele Forscher, die sind gar nicht neugierig. Die wollen nur beweisen, was es eh schon gibt. Also auch in der Forschung ist das nicht selbstverständlich. Aber Kinder haben die Neugier wie Forscher, wie gute Forscher. Aber sie forschen ganz anders. Ein Forscher muss systematisch, Theorien bezogen, vor sich gehen, muss seine Experimente auswählen und so weiter. Ich muss das nicht weiter erläutern. Kinder sind in dem Sinn keine Forscher, sondern sind allenfalls wilde Forscher. Sie nutzen alles, was es da gibt, um auszuprobieren, was kann ich damit machen. Ich nenne es die Forschung. Ich nenne das wirklich wilde Forschung, weil sie eben nicht eingeschränkt sind durch das, was wir sozusagen an kritischem Wissen im Hinterkopf haben. Sie verbinden alles mit allem und hüpfen von einem zum anderen. Von einer Geschichte in die nächste, könnte man sagen. Und von daher sind sie eben keine Forscher und von daher ist es falsch, Kinder in spielerische Labors zu setzen, zumindest zunächst. Also eine innere Welt erzeugen. Ich überspringe ein bisschen, damit ich Sie jetzt... Ich habe vieles... vieles sage ich ohne die Folien. Ich möchte Sie jetzt nur aus systematischen Gründen nochmal jetzt ein bisschen auf die grundsätzliche Frage zurücklenken. Ich gehe von zwei Formen des Lernens aus. Nämlich vom Lernen aus Erfahrung, das nenne ich umgangssprachlich Bildung aus erster Hand. Und zweitens von einem Lernen durch Übernahme des Könnens und Wissens anderer, Bildung aus zweiter Hand. Wenn man die Sache so sieht, dann geht es nicht um ein Entweder-oder, sondern nur um ein Sowohl-als-auch. Sie können nicht in allen Dingen Erfahrungen machen, dazu ist die Welt zu groß, und bei manchen Erfahrungen überleben Sie nicht. Also die sollten Sie besser nicht machen, aus erster Hand machen. Von daher brauchen wir dieses Lernen aus zweiter Hand, Lernen, was uns andere mitteilen, was sie erfahren haben, was sie auch sortiert haben und was wir sozusagen schneller übertragen können, weil es schon sortiert und geordnet ist. Das ist nämlich der große Unterschied. Erfahrung mache, ist nichts sortiert. Da stehe ich mittendrin und frage mich, ja, was bedeutet denn das? Das kennst du noch nicht, weißt noch nicht. Und dann fängt es an im Kopf zu rattern und dann überlegen sie, was weiß sie schon ungefähr, was könnte es der Einzelne setzen und Sie müssen also erst einmal anfangen, diese Situation, in der Sie sind, zu sortieren. Wenn mir jemand Mathe beibringt, dann muss ich nicht sortieren. Dann sagt er mir, es geht jetzt um Addition, Division oder was weiß ich was oder Differentialgleichung und dann gilt das und das und das und dann erklärt er mir das, da ist alles wunderbar geordnet und ich kriege das wunderbar geordnet übertragen. Ob ich es dann verstehe, ist noch eine andere Geschichte, aber im Prinzip ist das möglich. Und wie gesagt, es ist eigentlich ein Ergänzungsverhältnis. Sie können nicht in allen Erfahrungen machen, aber umgekehrt ist es auch so, dass Sie vieles nicht verstehen, wenn Sie nicht grundlegende Erfahrungen da haben. Oder um es mal so zu sagen. Um Musik, um unsere klassische Musik zu verstehen, was der Rhythmus ist, was eine Symphonie ist, was ein Sonatensatz ist, werden Sie nie begreifen, wenn Sie nicht etwas verstanden haben von... körperlichen Gleichgewichtserfahrungen, von körperlichen Spannungsverhältnissen und dem Versuch, körperliche Gleichgewichte hinzubringen. Man sagt ja in der Musik, man muss einen langen Atem haben und nicht nur als Flötist oder ein guter Dirigent muss sozusagen... Die erste Note einer Symphonie und die letzte im Kopf haben und muss da einen körperlichen Bezug herstellen. Das ist ein Spannungsbogen, der körperlich erlebt werden kann. Das heißt, Sie brauchen diese Körpererfahrung. Oder um es noch anders zu sagen, was eine Gleichung ist. Können Sie auch nur verstehen, wenn Sie was von Gleichgewicht verstehen. Interessanterweise, wenn Sie mit Gleichgewichten arbeiten, sind Kinder, handeln ganz schnell bei Gleichungen. Sie sagen nämlich, das ist genauso schwer wie das. Sie sind sozusagen in bildlichen Formen der Gleichung. Und das müssen Sie jetzt nur noch in mathematische Ausdrücke übersetzen. Das heißt, da gibt es ganz viele Übergänge. Ganz vieles Wissen sitzt sozusagen in diesem Erfahrungsschatz. Erfahrungswissen drin und viele Begriffe der Sprache transportieren noch diese ursprünglichen Erfahrungen. Selbst der Begriff der Erfahrung, da sitzt immer noch drin, das Erfahren, also das Erfahren haben tatsächlich, dass man dahin gefahren ist und so weiter. Wenn Sie die Sprache mal untersuchen, dann merken Sie, wie viel an körperlichen Erfahrungen da noch drinnen steckt. Und woher diese Begriffe kommen, die wir dann abstrakt benutzen. Und das ist dann auch so. Wir können die nur abstrakt benutzen, wenn wir gewissermaßen das Basisverständnis dafür haben. Aber das ist uns gar nicht mehr bewusst. Das ist ein implizites Wissen, so nennen wir das heute. Und Lernen aus Erfahrung hat viel mit der Bindung dieses impliziten Wissens zu tun, von dem wir wissen, dass wir es haben. Nein, wir haben das, ohne dass wir wissen, dass wir es haben, in vielen Fällen. Nun, aber eine andere Sache gilt auch, je kleiner die Kinder sind, desto mehr lernen sie aus Erfahrung und je mehr Erfahrung die Kinder haben, desto mehr können sie über Wissen aus zweiter Hand hinzulernen. Wer hat, dem wird noch dazugegeben werden. Wer viel Erfahrung hat, der kann ganz schnell aus anderen Situationen auch noch lernen. Übertragen auf den Hörsaal, wenn ich ein Buch lese, was zu meinem Fach gehört, behaupte ich zumindest mal, bin ich schneller orientiert als ein Erstsemester. Sie müssen als Erstsemester viel mehr, viel gründlicher lernen, damit Sie das kapieren. Ich habe da schon viele grundsätzliche Erfahrungen. Ich kann manches überlesen, ich kann manches schneller erschließen und so weiter. Das ist eigentlich ein Beschiss. Ich kann viel mehr Bücher und schneller lesen als Sie, wenn Sie am Anfang sind. Das heißt, mir wird immer noch da noch dazugegeben, weil Sie sich am Anfang noch abmühen müssen. Aber getrost, jeder packt das, wenn er weitermacht. Das ist ja die schöne Seite davon. Also das ergänzt sich, nur man kann das eine nicht wirklich durch das andere ersetzen. So, ich möchte das gerne noch an einem Beispiel zeigen und dann nach diesem Beispiel werden wir eine Pause machen. Wie lange schlagen Sie die Pause vor? Halbe Stunde? 20 Minuten? Viertelstunde? Bei einer Viertelstunde würde ich sagen, dann denkt man nochmal eine zweite Pause mit rein. Weil ich glaube, das ist doch sehr... Ja? Okay, wir können das ja handhaben, wie es sich dann ergibt. Okay, aber ich mache jetzt das Beispiel und nach diesem Beispiel machen wir dann eine Pause. Und ich würde Sie bitten, dann aber auch bereit zu sein, dass wir nach der Pause vielleicht... ich weitermache in eine Diskussion, nochmal einsteigen und Sie auch ein bisschen Ihre Fragen und Probleme, die Sie mit diesem Stoff haben, loswerden und wir uns darüber ein bisschen auch auseinandersetzen, vielleicht auch Ihre kritischen Anmerkungen hier einbringen. Bei diesem Beispiel möchte ich eine Schwierigkeit vorwegnehmen, die eine echte Schwierigkeit ist, obwohl keiner glaubt, dass es eine Schwierigkeit ist. Und weil keiner glaubt, dass es eine Schwierigkeit ist, wird die Elementarparagoge für so einfach gehalten. So viel die komplizierte Erklärung vorweg. Dahinter steckt ganz simpel. Das Erfahrungslernen konfrontierte uns bei Kindern mit so alltäglichen Dingen, dass wir als Erwachsene sie nicht mehr ernst nehmen. Und es kostet unsere größte Geduld. aber auch unsere größte intellektuelle Anstrengung, dahinter zu kommen, was das eigentlich für die kleinen Kinder bedeutet. Wir sind so weit weg von dieser Geschichte, dass wir immer drei Etagen drüber denken. Und das ist die Schwierigkeit, sozusagen den Boden wieder zu finden, auf dem die kleinen Kinder von ein, zwei, drei und vier Jahren denken. Sich sozusagen zurück zu versetzen. Wenn ich immer Programme im Kopf habe, dann müssen die Kinder gucken, gucken, wie kommen sie dorthin, dann überlassen wir ihnen etwas, was wir ihnen eigentlich gar nicht überlassen sollten, denn wir sind doch die Fachkräfte, die ihnen helfen sollen. Wenn wir sagen, da sollst du hinkommen und wir sagen nicht, wie es die ersten Schritte machen soll, dann haben wir unsere Aufgabe eigentlich nicht erfüllt. Das heißt, unsere Aufgabe beginnt damit, dass wir verstehen, wo steht dieses Kind, was macht es an dieser Stelle, wie denkt es eigentlich da und wie kann ich ihm von dieser Stelle aus weiterhelfen. Ich sage ihm nicht, wo der Gipfel ist, sondern ich sage ihm, wo es die ersten Schritte zu tun hat. Und von daher ist für manche dieses Beispiel zunächst, scheint es ein bisschen simpel zu sein, aber vielleicht gucken Sie es sich an. Es geht also um den kleinen Jane, der hier in seiner Kita Linsen findet und er fängt an, mit diesen Linsen zu arbeiten. Hier müssen Sie auch nicht mitschreiben. Stehe ich hier eigentlich im Weg? Ich kann das, Moment, ich muss das nur anmachen. Also eine ganz simple Sache, winzen. Hier sind Linsen und er beschäftigt sich mit Linsen und schaufelt Linsen. Das heißt, er sucht sich Werkzeug zusammen, was in der Kita so da ist, und fängt an mit Linsen zu schaufeln. Das macht er nicht nur heute, das macht er auch morgen und übermorgen, das macht er viele Tage lang. Nicht immer den ganzen Tag, manchmal zehn Minuten, manchmal eine halbe Stunde, manchmal auch eine Stunde, am nächsten Tag vielleicht nicht, aber er kehrt immer wieder zu dieser Tätigkeit zurück. Das heißt, er benutzt verschiedene Instrumente, probiert aus, was er damit machen kann und ich würde jetzt sagen, er sammelt Erfahrungen, was man mit Linsen alles machen kann. Er sammelt die Erfahrung, er wiederholt sie und immer indem er sie wiederholt, lernt er immer ein bisschen was Neues dazu. Was man noch machen kann. Das nenne ich Ausdifferenzieren und Erweitern. Sie merken, er holt sich verschiedene Instrumente zusammen. Da ist kein Laborinstrument dabei, das sind ganz simple Geschichten. Da ist ein Schlauch, den man irgendwo in den Baumarkt kriegt oder der irgendwo abgestaubt ist. Ganz gewöhnliche Geräte. Gleich als Tipp dazu. In der Kita und in der Krippe machen Spezialwerkzeug wenig Sinn. Weil die Kinder ja erstmal die Werkzeuge kennenlernen müssen, die es in ihrer Umwelt gibt. Und das sind die Werkzeuge, die Mama, Papa in Küche und Keller haben, die man da vorfindet, die es in der Kita so gibt, die man auf der Straße findet, die auf dem Baum. Markt findet und so weiter. Also das, was täglich zugänglich ist. Das ist das, was die Kinder benutzen und als erste Instrumente. Kleines Beispiel dazu, Kind im ersten Lebensjahr krabbelt gerade, krabbelt über den Zimmer. auf dem Zimmerboden hat sein älteres Geschwister einen Bauklotz liegen lassen. Das halbjährige, krabbelnde Kind holt diesen Bauklotz, findet ihn, was macht es, es nimmt den Bauklotz und klopft überall dran rum. Läuft rum, das freut nicht alle Eltern, weil da manchmal was dazwischen ist, was nicht so beklopft werden soll. Aber das heißt nichts anderes, das Kind probiert aus, was man mit diesem Bauklotz alles machen kann. Und so ist es auch. Die Gefäße, die ich kenne, habe ich aber noch nicht in allen Situationen ausgenutzt. Ich muss mal gucken, was ich in der Situation jetzt auch noch damit machen kann. Und was jetzt hier beim Linsensammeln gemacht wird, wird später vielleicht beim Wassergießen wieder gemacht. Mit den Geräten kommen neue Probleme mit rein, der bläst dadurch und plötzlich bleiben Linsen da drin kleben. Problem taucht auf. Woher kommt das? Was ist da passiert? Ah, da ist ja ein bisschen Nass da drin. Das kann nicht, wird untersucht und muss untersucht werden. Das sind die Herausforderungen, die dann entstehen. Sie werden merken, es gibt noch mehr Herausforderungen. Stellen Sie sich vor, ein halbes Jahr beschäftigt er sich damit. Das kann man sich als Erwachsener nicht mehr vorstellen, dass man ein halbes Jahr fast täglich so mit Linsen spielt. Spielt in Anführungsstrichen. Wenn sie spielen als einen ernsthaften Begriff nehmen, dann sage ich ja, aber wenn sie spielen als spielerisch meinen, dann finde ich, dann haben sie das Spielen nicht begriffen. Und das haben leider viele Pädagoginnen und Pädagogen nicht begriffen. Die sagen, Kinder lernen im Kindergarten alles, was die Erwachsenen machen, nur spielerisch. Dann ist das ein völlig falscher Begriff von Spielen. Dann ist Spielen ein trojanisches Pferd, über das sozusagen unangenehme Bildungsgehalte ins Kind hinein transportiert werden sollen. Also, dann frage ich, was dann vom Spielen noch übrig bleiben soll, als Bildungsform. Das aber nur nebenher. Jetzt entdeckt er die Kaffeemühle. Aber auch die Erwachsenen haben was gemacht. Ich will das kurz erläutern, denn die treten ja zunächst mal gar nicht in Erscheinung. Hier ist das Kind alleine tätig. Und trotzdem wäre das nicht vorstellbar ohne Erwachsene im Hintergrund. Erstens Erwachsene, die es ermöglichen, dass da Linsen sind. Die haben wir den Erwachsenen reingetragen. Zweitens, dass sie dem Kind einen Platz gegeben hat, wo es diese Linsen auch ausleeren darf. Und wo sie zum nächsten Tag auch liegen bleiben dürfen und nicht die ganze Kita, durch die ganze Kita rieseln. Putzfrau am Abend beseitigt werden müssen. Das ist natürlich ein legitimes Anliegen. Aber da kann man einen Ort schaffen, an dem man weiterarbeiten kann, wie ich natürlich jedem verbiete, meinen Schreibtisch aufzuräumen. Weil ich auch den in dem Zustand verlasse, wie ich ihn am nächsten Tag wieder antreffen möchte. Ich möchte morgen an der Stelle weiterarbeiten und nicht von vorne anfangen und meine Sachen wieder zusammensuchen. Und das geht Kindern natürlich genauso. Das sollten wir ernst nehmen. Das hat etwas mit zu tun mit Konzentration, mit einem Rhythmus finden, mit einem sich hinein finden in eine Sache. Sie kennen das alles vom Referate schreiben, wie lange sie brauchen, bis sie sich in eine Sache hinein finden. Wenn sie endlich drin sind, dann darf sie niemand stören, darf sie auch niemand raus holen. Ein Telefongespräch ist dann unter Umständen eine große Störung. Das geht Kindern ganz genauso. Aber wir sollten mit den Kindern genauso rücksichtsvoll umgehen, wie wir mit uns selbst umgehen. selber an dieser Stelle umgehen. Also die Erwachsenen haben schon was getan, sie haben dem Kind diesen Ort gegeben und was sie vor allem getan haben, sie haben diese Tätigkeit des Kindes ernst genommen, haben ihm jeden Tag die Möglichkeit gegeben, das zu tun. Das ist besser als eine Rückmeldung zu sagen, das hast du gemacht. Allein die Tatsache, dass dieses Kind jeden Tag das tun darf und macht, heißt sozusagen übersetzt, ohne dass ein Erwachsener auch nur irgendeine Lobeshymne gesungen hat, heißt ich finde das gut, was du da machst und ich möchte gern. dass du das weitermachst. Das ist die Botschaft, die da drinnen steckt. Und die sollten wir nicht übersehen. Und die ist didaktisch äußerst wichtig, diese Botschaft. Die hat etwas mit der Erwachsenenresonanz zu tun. Ich nenne das Resonanz. Die ist ein Teil der Didaktik, die sie für Kinder brauchen. Und ein Teil dieser Resonanz war, dass diese Erzieherinnen dann festgestellt haben, ein umgekehrter Tisch ist vielleicht doch nicht so praktisch auf Dauer. Ein Tisch, wo man dran stehen kann. auf Augenhöhe arbeiten kann, das ist ein besserer Arbeitstisch, wo man sich ständig auf die Knie begeben muss. Also haben sie einen Linsentisch geschaffen, wo man jetzt weitermachen konnte. Im Übrigen ist zwar hier nur ein Kind im Bild, aber das heißt natürlich nicht, dass hier nur ein Kind das gemacht hat. Das ist aber so, da docken dann immer wieder Kinder an, das springen dann wieder ab. Es gibt dann so kleine Gruppen, die machen das kontinuierlich. Oft ist es dann nur einer, der ständig macht. macht, der wird dann zum Spezialisten und die anderen kommen gelegentlich dazu, mehr oder weniger häufig. Also die Resonanz der Erwachsenen ist hier wichtig und die besteht nicht immer darin, dass wir ihnen ein Angebot machen. Oder das Angebot besteht nicht immer darin, dass wir ihnen ein Angebot machen. geht jetzt hier in dem Angebot, hier hast du einen Blinsentisch. Und der Effekt ist, er bleibt bei der Sache und macht nach wie vor begeistert weiter. Jetzt so viel zu weiteren Instrumenten. Bevor Sie also zu Werfrits gehen und sich dort mit ausstatten, gehen Sie lieber mal auf den nächsten Trödelmarkt und gucken Sie mal, was es da an Instrumenten gibt, wo man reingucken kann, wo man sieht, wie das drinnen funktioniert. wo man Einblick nehmen kann. Wecker sind leider so selten geworden, dass man sie wahrscheinlich auch kaum mehr auf dem Trödelmarkt findet. Schreibmaschinen haben auch inzwischen Seltenheitswert. Kaffeemühlen gibt es noch. Das Tollste, was ich mal in einer Einrichtung gesehen habe, war sage und schreibe eine Bohrmaschine in diesem Format, eine schwere, schwere Bohrmaschine. Die war dort in einer Technikwerkstatt, die wir dann Zerlegwerkstatt genannt haben. war die drin. Die hatte nämlich den riesen Vorteil, dass man alles, was die mechanisch gemacht hat, konnte man sehen. Die hatte so eine Art Übersetzung, dadurch dass sie verschieden große Räder hat, die von Treibriemen getrieben wurden. Und die wurden dann auf verschiedene Räder gesetzt und dadurch unterschiedliche Übersetzungen für die Bohrmaschine gebildet. Ich habe das als Kind noch bei den alten Trashmaschinen gesehen, wo man dann mit diesen großen Schwungrädern die Trashmaschinen angetrieben hat. Und da gab es dann auch so Übersetzungen von großen Rädern zu kleinen. Und je nachdem, was man gerade angetrieben hat, hat man dann die Treibriemen und die entsprechenden Räder gewechselt. Und da kommt... konnte man das alles sehen. Also halten Sie die Augen offen im Alltag. Das ist wichtiger, als sich diese Sachen vorgefertigt irgendwo zu holen. Die Sachen sind teuer und bringen in der Regel nicht das, was sie wirklich brauchen. Ja, hier eine kleine Sache noch zu etwas anderem. Sie kennen all diese Ansprüche. Ich habe es gestern erst wieder, ich war gestern in Innsbruck und habe da schon meinen Vortrag und die Diskussion gehabt, habe ich einiges auch über Österreich dann gehört. Aber das ist so anders nicht als in Deutschland. Ich muss mir immer nur die Bestätigung holen, damit ich weiter... dass ich nicht hier dran vorbei rede. Aber Sie kennen das hier auch, hier gibt es ja auch sogenannte Vorschuljahre und solche Sachen und dann werden die Kinder so allmählich an die Schule gewöhnt und was gibt es da? Da gibt es dann Sachen zum Ausschneiden, zum Ausmalen und solche Arbeitsblätter und so weiter. Für mich... nicht nachvollziehbar. Kinder, die so aufwachsen, haben das nicht nötig, die sind unterfordert mit jeder, mit jedem Ausmalbogen, mit jeder feinmotorischen Übung durch Schnippeln mit der Schere. Hier ist Feinmotorik in einer ganz anderen Weise. Sie ist eingebunden in eine Tätigkeit des Kindes, die dieses Kind interessant und wichtig findet. Dieses Kind will Linsen in die Kaffeemühle schütten. Und es möchte diese Kaffeemühle bedienen, es will also nicht, dass die Linsen an der Kaffeemühle vorbeifallen. Also es ist interessiert, dass es die Linsen in die Kaffeemühle bringt. Das heißt, in der Sache selbst erfordert eine gewisse Sorgfalt. Man hat mal den Begriff Arbeitsdisziplin dafür geprägt. Wenn Sie denn ein bisschen von Ihrem autoritären Hintergrund befreien, diesen Begriff, dann liegt es ja auch auf der Kaffeemühle. liegt da ein ganz guter Gedanke drin. Man will seine Sache gut machen, eine gute Arbeit machen. Und darin liegt sozusagen der Ansporn dann auch. Das Handwerkliche, was damit verbunden ist, auch gut zu machen. Im Übrigen geht es nicht nur um Feinmotorik. Warum muss die Grobmotorik nicht geübt werden? Warum eigentlich nicht? Fahrradfahren und Grobmotorik. ist eine hochdifferenzierte Form der Grobmotorik. Auf dem Drahtseil zu balancieren, ist eine hochdifferenzierte Form der Gesamtkörpermotorik. Schwimmen, also man merkt, da sind zum Teil Bilder... dahinter, wo man sich fragt, wer hat da eigentlich nachgedacht, als er solche Übungen erfunden hat. Wer hat nachgedacht, was bedeutet das für den Alltag, wo kommt das im Alltag vor und wo ist das wichtig. Das ist ein solches Scheuklappendenken dann. Von daher gibt es eben ganz viel zu erforschen und das ist spannend. Es ist diese Form der Konzentration auf die Sache, die die Kinder auf sich nehmen, wenn sie etwas machen wollen. Ein Kind, was wirklich von der Musik schon erfasst ist, das wird auch die Arbeitsdisziplin auf sich nehmen. das Lernen eines Instrumentes mit sich bringt. Aber wenn Sie ein Kind, das mit der Musik noch nichts anfangen kann, vor ein Klavier setzen und sagen, jetzt lernen wir mal schön Klavier, dann haben Sie die besten Voraussetzungen, dass es nach zwei Jahren keinen Spaß mehr an der Musik hat. Also umgekehrt muss man es machen. Es kommen neue Schwierigkeiten mit rein, neue Erfahrungen kommen hinzu. Ich versage mir jetzt den Hinweis, hier hat es was mit Mengen zu tun, mit Veränderungen von Mengen. Diejenigen, die Piaget gelesen haben, wissen, was da auch sonst noch dahinter steckt. Es geht mir hier nicht um Fortschritte. der Mathematik. Ich glaube nämlich nicht an eine domänenspezifische Entwicklung, das für diejenigen, die das von der Entwicklungspsychologie her kennen. Aber natürlich gibt es so etwas wie grobe Formen mathematischen Denkens. Nur wenn ich das jetzt mathematisches Denken nenne, dann fällt alles weg, was hier nicht Mathematik ist. Für das Kind geht es nicht darum, jetzt nur die Mengenverhältnisse zu überprüfen. Es geht um seine Linsen. Und es will was mit seinen Linsen und es will wissen, wie viele Linsen da reinpassen und da reinpassen. Und in der Küche geht es mir auch nicht darum, wie viel Kubikzentimeter Tomatensauce habe ich noch übrig. sondern ich will wissen, ob ich die Tomatensauce, die ich in meinem Topf habe, in das Schüsselchen passe, das ich dann in den Kühlschrank stelle. Da muss ich ein Mengenempfinden haben. Und der Löwe, der sozusagen seinen Nachbarrudel aus dem Weg geht, weil er weiß, dass das ein größeres Rudel ist und das im Grunde genommen stärker ist und es keinen Zweck hat, mit ihm die Rivalität aufzunehmen, hat der mathematische Vorbildung. Also ich glaube, das führt uns in unendliche Probleme, das führt uns letztlich dazu, dass Mathematik irgendwo angeboren sein muss und daran glaube ich nicht. Es ist etwas mit Mengen umzugehen, es ist angeboren, ja. Aber ich glaube nicht, dass die Mathematik angeboren ist, sonst hätten nämlich die Steinzeitmenschen mehr Mathematik betrieben, als sie es getan haben. Denn es hat ja ein paar Jahrtausende gedauert, bis wir wirklich Mathematiker wurden. Wir brauchten ja Araber im Mittelalter und das ist noch gar nicht so lange her. Da entsteht Konzentration. Die Konzentration entsteht doch nicht beim Stillsitzen müssen. Als vorschulpädagogische Übung. Kinder müssen jetzt mal lernen, nicht immer aufzustehen. Ich weiß noch, das war meine erste Erfahrung in der Grundschule und das ist mehr als 60 Jahre her. Stillsitzen, nicht aufstehen, nur dann aufs Klo gehen, wenn die Zeit gekommen ist. Das kann es doch nicht sein. Hier konzentriert man sich, da wo es sinnvoll ist. Natürlich ist Konzentration eine Riesenübung, wenn das, was da präsentiert wird, langweilig ist. Dann muss ich mich konzentrieren. Dann muss ich stehen sitzen. Aber wenn ich von einer Sache sozusagen gefasst bin, wenn sie mich anspricht und ich will das, da werden wir doch manchmal so engagiert, dass wir unsere eigene Müdigkeit vergessen. Gut, das kann man nicht von jedem Bildungsprozess verlangen, dass er dieses Engagement erreicht, aber ein bisschen was davon. Und weg von diesen falschen Überlegungen. Konzentration muss man üben. Soziales Lernen muss man üben. Soziales Lernen entsteht da, wo ich Freunde habe, die gute Gedanken haben, gute Ideen, mit denen ich gerne zusammenspiele. Da entdecke ich doch, was gut ist. Wenn ich mich mit Erwachsenen unterhalte, die mich langweilen. dann muss ich meine ganze soziale Disziplin zusammen nehmen. Ja, das ja. Die habe ich irgendwann mal auch gelernt. Aber Sie wissen auch, manchmal überfordert man sich dabei. Also wir brauchen Situationen, wo Konzentration entstehen kann, wo Kinder das in eigenem Rhythmus, in einem eigenen Ablauf machen können. Wenn Kinder halbstundenweise in diesen Dingen unterbrochen werden, ich will nicht sagen, dass dadurch Konzentrationsschwierigkeiten entstehen, aber sie werden zumindest unterstützt, wenn ich alle halbe Stunde rausgerissen werde aus meiner Konzentration. Sie wissen das. Sie tun sich schwer, wenn sie aus konzentrierter Arbeit rausgerissen werden, da wieder reinzukommen. Und das geht Kindern nicht anders. Und dann sagt man, sie werden unkonzentriert. Also hier die Bilder zu dem Wollen. Er will sorgfältig arbeiten. Jetzt kommt eine zweite Mühle hinzu. Sie sehen, das Repertoire erweitert sich ständig. Es entsteht dann so etwas wie eine Mühlenkette. Grobes Malen, feines Malen. Dann sind wir schon bei Mehl. Und bei den Mengen natürlich auch und bei den vielen Gefäßen und wie das ausschaut. Und Sie können ahnen, wie das weiter ist. Dann wird Wasser reingegossen. Dann gucken wir, was mal mit der Pampe dann entsteht. In unserem Buch über Didaktik ist dann ein Projekt, wo aus solchen Dingen Schimmel entsteht. Und plötzlich entsteht aus dem Schimmel ein Schimmelprojekt, was die Kinder monatelang beschäftigt. Und da kommen plötzlich Mikroskope dann ins Spiel. Da sind sie aber auch dann am Platz. Also Sie merken, so etwas dehnt sich aus und kann sich ausdehnen. Wähler steht niemand daneben und bemerkt das. Ich habe so und so viele Situationen erlebt, wo Kinder hinter der Erzieherin herlaufen und wollen ihr etwas zeigen. Du guck mal! Und die Erzieherin sagt, ja, ja, ja und läuft woanders hin. Das können sie mit der besten Didaktik nicht wieder gut machen. So, der Arbeitstisch am Schluss. Gut, die versprochene Pause.