In diesem Video schauen wir uns an, wie die Französische Revolution
nach der Hinrichtung von König Ludwig XVI. weitergeht, gegen welche Feinde
die junge Republik kämpft und warum es zum Großen Terror kommt. Alles, was du wissen musst. Am 21. Januar 1793 wird der abgesetzte König Ludwig XVI.
mit einer Guillotine geköpft. Dieses Gerät ist benannt nach ihm hier:
Joseph-Ignace Guillotin. Und der ist nicht
der Erfinder der Guillotine. Der Mann ist Arzt und Mitglied
der Nationalversammlung. Er hatte die Idee, dass die Abgeordneten
im Ballhaus zusammenkommen, nachdem der König ihren eigentlichen
Sitzungsraum versperrt hatte. Mehr dazu in dem Video,
was wir verlinkt haben, wenn ihr auf das "i" klickt. Guillotin will, dass Hinrichtungen mittels einer mechanischen Vorrichtung
durchgeführt werden sollen, wie er sagt. Sein Argument ist: Das geht schnell
und außerdem können so alle, egal ob König oder Bettler,
auf die gleiche Art bestraft werden. Also Gleichheit sozusagen fürs Volk. Aber zunächst
mag keiner etwas davon wissen. Erst als sich die Revolution radikalisiert,
kommt man auf den Vorschlag zurück. Fallbeile gibt es schon, zum Beispiel
in England oder Spanien, aber jetzt wird die Idee
sozusagen perfektioniert. Von - und das ist interessant -
einem deutschen Klavierbauer. Ab sofort kann wie am Fließband
geköpft werden. Und der arme Herr Guillotin,
der eigentlich etwas verbessern wollte, steht heute als Sinnbild
für eine grausame Strafe. Aber jetzt mal zurück
zum eigentlichen Thema. Man könnte meinen, dass die Revolution
nach der Enthauptung des Königs erfolgreich zu Ende ist. Aber stimmt gar nicht. Zum einen bedrohen immer mehr
ausländische Armeen Frankreich und kämpfen sich weiter voran, zum anderen geht
die Wirtschaftskrise weiter. Und diese Wirtschaftskrise verschärft
die Spannungen im Landesinneren. Denn es sind längst
nicht alle Menschen glücklich damit, wie die Revolution verläuft. Viele Bauern, Geistliche und auch Landadelige
wehren sich gegen die neue Regierung. Ihnen geht die Revolution jetzt zu weit. Es kommt zu Aufständen
und sogar zu einem Bürgerkrieg. Und in Paris,
da hungern die Armen immer noch. Die Sansculotten
machen der Regierung Druck. Sie soll noch radikaler vorgehen. In dieser Lage setzt das Parlament
einen Ausschuss, eine Regierung, ein. Der Ausschuss heißt
"Wohlfahrtsausschuss". Der soll dafür sorgen, dass
die Menschen besser versorgt werden, dass das Militär aufgebaut wird
und dass die Polizei die Republik schützt. Vorsitzender, also Regierungschef,
wird Maximilien de Robespierre. Den seht ihr hier neben mir. Der greift knallhart gegen alle durch,
die er als Feinde der Republik sieht. Wer auch nur einen kleinen Zweifel
an der neuen Verfassung oder der neuen Regierung äußert, der gilt schon als Feind. Wenn zum Beispiel jemand
einen Großbauern, den man zusammengeschlagen hat,
nur ganz, ganz bisschen bedauert, dann gilt er schon als verdächtig. Spitzel und Denunzianten, also Leute,
die andere Menschen beschuldigen, weil sie sich dafür
eine Belohnung erhoffen, die zeigen vermeintlich Verdächtige an. Also so ein richtiges Spitzelsystem,
das von ganz oben befohlen wird. Und dann kommen
Revolutionsgerichte ins Spiel, die urteilen die Menschen nämlich ab. Aber es sind keine rechtsstaatlichen
Verfahren, wie man es heute kennt, da geht einer vor Gericht
und hat einen Anwalt und so, sondern das sind unsaubere Schauspiele,
die nur den Anschein erwecken sollen, dass es irgendwie gerecht zugeht. In Wirklichkeit geht es darum,
möglichst viel Schrecken zu verbreiten und den Menschen
durch Gewalt Angst zu machen. Sodass keiner sich
gegen die Revolution auflehnt. Hunderttausende Menschen werden
angeklagt und ins Gefängnis geworfen. Etwa 17.000 Leute
werden durch die Guillotine geköpft. Auch Kinder, muss man sich mal
vorstellen, mit zehn Jahren. Das bedeutet, das pro Tag
rund 33 Leute hingerichtet werden, alle 45 Minuten. Man nennt diese Schreckensherrschaft
der Jakobiner auch den "Großen Terror". Warum, braucht man nicht zu erklären,
das erklärt sich von selbst. Weil die meisten der Hingerichteten
Bauern und Kleinbürger sind, aber nur 15 Prozent
Adelige oder Geistliche, sagt man: "Die Revolution
frisst ihre eigenen Kinder." Noch mal:
Der Terror soll allen Angst machen und die Feinde der Republik
in Schach halten, sie einschüchtern, davon abhalten,
selber auf die Straße zu gehen, zu demonstrieren, sich einfach
gegen die Revolution zu stellen. Gleichzeitig legt der Wohlfahrtsauschuss die Preise für Lebensmittel
und alle Löhne fest. So sollen die Leute versorgt werden,
aber das geht zum Teil nach hinten los. Denn auf den Märkten
gibt es plötzlich weniger zu kaufen, weil viele Händler sagen:
"Ich verkauf lieber auf dem Schwarzmarkt. Da bekomme ich viel mehr Geld, als nach dem Höchstpreisgesetz
eigentlich erlaubt wäre." Außerdem erlässt
der Wohlfahrtsausschuss die allgemeine Wehrpflicht. Das heißt, die Männer müssen
Dienst in der Armee Frankreichs leisten. Damit gibt es
auf einen Schlag sehr viele Soldaten. Genug, um die ausländischen Feinde
zu besiegen. Da wäre die Koalition
aus Österreich und Preußen. Deren Armeen haben zuerst
das revolutionäre Frankreich angegriffen und anfangs haben sie auch,
wie erwartet, gesiegt. Denn ihre Soldaten
waren erfahrene Söldner, die Armee Frankreichs hatte viele kaum
ausgebildete Männer in ihren Reihen. Aber die haben richtig motiviert gekämpft
für die neuen Ideen der Revolution, für ihre Nation. Und schließlich kommt der Sieg,
der Sieg der Franzosen über Preußen, über Österreich, über die Engländer,
über die Spanier, einfach über alle. Die französische Revolutionsarmee
ist sogar so erfolgreich, dass sie die feindlichen Armeen
nicht nur zurückschlägt, sondern jetzt selbst zum Angriff übergeht. Das revolutionäre Frankreich führt
gegen die Königtümer Europas Krieg, weil man die Revolution
exportieren möchte, sie zu anderen Menschen
bringen möchte. Auch die Leute anderer Staaten
sollen vom "Feudalismus der Sklaverei", wie die französischen Bürger es nennen,
befreit werden. Die vielen Soldaten besiegen aber
nicht nur die ausländischen Feinde, sondern auch noch die Aufständischen
in den Regionen in Frankreich. Die Pariser Regierung
lässt in den Provinzen, in denen Bürgerkrieg tobt,
Dörfer und Städte niederbrennen. Zehntausende Menschen
werden geradezu abgeschlachtet. Bald herrscht
verständlicherweise Ruhe, weil sich niemand mehr traut
aufzubegehren. Und so endet der Terror dann auch, als alle Feinde der Revolution
im Jahr 1794 besiegt sind. Es gibt keinen Grund mehr
für das Morden und die Verfolgungen. Deshalb beschließt der Nationalkonvent
jetzt Robespierre zu verhaften und selbst auf die Guillotine zu schicken. Die Revolution holt ihn also ein. Die Revolutionsgerichte
werden abgeschafft und die Jakobiner, die radikalen Vertreter
der Revolution, werden verboten. Während Robespierres Herrschaft gibt es
übrigens nicht nur schlimme Gewalttaten, es wird auch
die althergebrachte Religion bekämpft. Das Parlament beschließt,
dass es keinen Gott gibt, sondern nur ein "höchstes Wesen".
So ganz abstrakt. Außerdem beschließt das Parlament, dass die menschliche Seele
unsterblich ist. In Kirchen werden Statuen
von Philosophen aufgestellt und das "höchste Wesen" wird angebetet. Robespierre will eine aufgeklärte Religion
der Vernunft schaffen. Vielen Menschen kommt das alles
so ein bisschen komisch vor. Man kann schon sagen, dass in dieser Phase der Französischen
Revolution übertrieben wird. und es geht auch noch weiter. Es ist so, dass der Mensch
nicht nur nach Vernunft leben kann. Wir haben eben auch Gefühle,
und die sind manchmal irrational. Das haben Gefühle so an sich,
dass sie unvernünftig sind. Wie schwierig einige Änderungen
während der Revolution sind, kann man auch
an der Kalenderreform sehen. Und das ist wirklich
'ne ganz absurde Geschichte. Man will keinen Kalender mehr,
der so stark von der Kirche geprägt ist. Deshalb sagt man: "Okay, wir teilen
das Jahr in 12 gleichlange Monate mit jeweils 30 Tagen auf." Die jetzt fehlenden fünf Tage, die werden
am Ende Jahres einfach drangehängt. Und man muss sagen,
ist vielleicht irgendwie ziemlich gewagt, aber das geht ja noch.
Aber warte mal ab. Als Nächstes bekommen die Monate
nämlich neue Namen - wie zum Beispiel Vendémiaire,
der Monat der Weinlese. Okay, ist auch noch irgendwie
einigermaßen verständlich, aber jetzt kommt's:
Ein Tag ist plötzlich zehn Stunden lang. Jede Stunde wiederum
setzt sich aus 100 Minuten und die wieder
aus 100 Sekunden zusammen. Man kann also ein Date ausmachen
nach dem Motto: "Pass auf, wir treffen uns
am Tag des Kürbisses in der Nacht um acht Uhr und 78 Minuten." Ist schon ein bisschen komisch. Heute versteht man nicht mehr,
was das sollte, aber damals sagt man: "Gut,
wir wollen alles vernünftig machen, wir wollen alles rational machen,
und dementsprechend: 10, 100, 100." Ist mathematisch vielleicht sinnvoll, aber die Menschen kamen damit
irgendwie nicht so gut klar. Und dementsprechend gibt es damals
natürlich Widerstand. Die Bauern wehren sich besonders heftig,
denn eine Woche dauert jetzt zehn Tage. Früher hat man sechs Tage gearbeitet
und durfte am siebten ruhen. Und jetzt muss man plötzlich
neun Tage in der Woche ran und hat dann erst einen freien Tag. Trotzdem hält sich dieser absurde
Kalender ganze 13 Jahre lang, bevor wieder der normale Kalender
eingeführt wird. In der Geschichte ist es so,
dass wir erleben, dass sich ganz unterschiedliche Phasen
abwechseln. Oft scheint dann das Gegenteil
von dem zu passieren, was vorher war. Diese Pendelbewegung, die kann man nach dem großen Terror
der Französischen Revolution sehen. Eine neue Verfassung, die begünstigt
wieder das reiche Bürgertum. Traditionen werden wiederbelebt, die Höchstpreise für Lebensmittel
werden abgeschafft und
die Revolutionsgerichte verschwinden. Kurz und gut: Die Revolution wird
wieder ein bisschen zurückgeschraubt, sie wird bürgerlicher. Und da kommt ein Mann in Spiel, der,
so sagt man, die Revolution vollendet und sie auch überwindet. Den Namen habt ihr bestimmt mal gehört: Das ist Napoleon. Damit geht's auch bald weiter
hier bei uns. Bis dahin könnt ihr euch noch mal
über mehr Ereignisse während der Französischen Revolution
informieren auf unserem Kanal. Natürlich empfehle ich euch,
den Kanal zu abonnieren, dann verpasst ihr künftig
kein weiteres Video mehr. Wenn ihr Fragen habt dazu, stellt sie
einfach unten in den Kommentaren, wir kümmern uns dann darum. Vielen Dank fürs Zuschauen.
Und bis zum nächsten Mal. Untertitel im Auftrag des ZDF für funk,
2017