Indien, ein Land der großen Gegensätze. Die eine lebt ein Luxusleben in Pink, der andere lebt im Slum. Wir haben zwei Kinder in ihrem Alltag begleitet. Ein Alltag, der unterschiedlicher kaum sein kann. Zwei Kinder.
Zwei komplett verschiedene Welten. Ein Land. Leben zwischen Armut und Reichtum. Indien hat ca.
1,2 Milliarden Einwohner. Davon sind schätzungsweise 3,5 Millionen Kinder unter 15 Jahren. Die einen wachsen im totalen Luxus auf, die anderen leben in Armut mit weniger als 1,70 Euro am Tag.
Neu-Delhi. Hauptstadt Indiens. Hier lebt Tia. Hallo, willkommen in meinem Zimmer.
Das ist mein Zimmer. Sie besitzt alles, was ein Mädchen sich wünschen kann und das in einem Traum aus Pink. 1400 Kilometer weiter südlich.
Mumbai, die Mega-City Indiens. Hier leben 18 Millionen Menschen. Einer von ihnen ist der elfjährige Malik. Willkommen in Indien. Ich bin Malik und zeige euch mein Zuhause.
Dharavi ist Mumbais ältester und größter Slum. Circa 800.000 Menschen leben hier ohne sauberes Trinkwasser, ohne Müllabfuhr und oft ohne Strom. Ein Meer aus engen Gassen und Hütten. Malik ist hier geboren. Hallo Mama, das ist meine Familie.
Wir wohnen hier alle drei. Dort im Regal sind all unsere Sachen. Hier ist die Küche mit unserem Herd. Seine Mutter bereitet hier die einzige Mahlzeit am Tag zu. Es gibt wie immer Omelette und Brot.
Ich mag das Essen von Mama. Manchmal esse ich auch in der Schule. Das ist auch okay. Da drüben ist das Badezimmer. Und das alles in der drei Quadratmeter kleinen Hütte.
Wir schlafen hier alle. Meine Mutter, mein Bruder und ich. In Neu-Delhi kennt die neunjährige Tia diese Platzprobleme nicht. Sie hat ein Doppelbett und ein voll ausgestattetes Kinderzimmer ganz für sich alleine.
Tia, aufstehen! Komm, aufstehen! Sie ist Einzelkind, typisch für reiche indische Familien. Meine Tochter hasst es, morgens geweckt zu werden, wie jede Prinzessin. Tias Mutter muss nicht arbeiten.
Der Vater ist Manager in einem großen Unternehmen. Er ist ein sehr großes Unternehmen und kann seiner Familie viele Annehmlichkeiten bieten. Im eigenen Badezimmer macht sich Tia jeden Morgen fertig. Von fließendem Wasser aus dem Hahn kann Malek in Mumbai Slam nur träumen. Seine Familie muss sehr sparsam mit dem Wasser sein.
Es muss vor dem Benutzen immer abgekocht werden. Nur so ist es trinkbar. Und Maleks Mutter kann damit kochen. Wir müssen jeden Tag das Wasser aus dem Brunnen holen, damit wir uns waschen können. Oder wir gehen ins öffentliche Badehaus.
Dank Hilfsorganisationen besucht Malek die öffentliche Schule im Slum. Trotz Schulpflicht gehen nur 83 Prozent der Kinder in die Schule. Kinder zur Schule, die anderen müssen schon früh arbeiten.
Meine Lieblingsfächer sind Mathe und Naturwissenschaften. Aber ich lese auch gern. Wenn ich mit der Schule fertig bin, möchte ich in Mumbai als Arzt arbeiten.
schaffen es jedoch nur sehr selten, dort rauszukommen. Die Schule lehrt nur Grundlagen. Einen Studienplatz zu bekommen, für Malek undenkbar, viel zu teuer. Wenn kein Wunder passiert, wird es für ihn nicht möglich sein.
Nur 10% der 230.000 Slum-Kinder bekommen durch bezahlte Stipendien die Möglichkeit auf einen höheren Bildungsweg. Das ist meine Schuluniform. Die trage ich jeden Tag. Der Stift ist ausgelaufen und meine Mutter hat das Hemd immer wieder gewaschen. Aber der Fleck geht nicht raus.
Es ist sehr schwarz. Sie war echt sauer deswegen. Tia kennt die Sorgen aus dem Slum nicht.
Sie hat eine Menge Kleider. Die sind immer sauber. Sie werden von den Hausangestellten gewaschen und neu einsortiert. Sie muss sich lediglich entscheiden, welches der prachtvollen Kleider sie anziehen soll. Gar nicht so einfach.
Heute ist ein Vortanzen für einen Bollywood-Film. Ich bin so aufgeregt, weil ich das schönste Mädchen im ganzen Raum sein will. Oh, ich will alle anprobieren. Tia spricht fließend Englisch.
Sie geht auf eine teure Privatschule. Indische Kleidung ist berühmt für aufwendige Stickereien, Perlen und Strasssteine. Reiche Mädchen kleiden sich hier wie Puppen.
Gute Kleidung ist in Indien ein Zeichen für den Wohlstand der Familie. Ein Mädchen aus meiner Klasse trägt jeden Tag das gleiche Kleid. Das will ich nicht, weil es unordentlich ist. aussieht. und dreckig wird.
Und ich will meine Kleider nicht ruinieren, weil ich eine Prinzessin bin. Und die kleine Prinzessin beschäftigt sich am liebsten mit den ganz großen Stars der Bollywood-Szene. Das sind Bollywood-Schauspielerinnen.
Das ist Rani Mukachi. Und das ist Katrina Kaif. Aber ich mag sie nicht, weil sie viel zu viel ist.
viel schöner ist als ich. Aber da kann man ja noch was machen. Ohne Schminke geht Tia gar nicht aus dem Haus. Ich muss mich mit dem Make-up beeilen, weil ich gleich noch frühstücken muss.
Und darum kümmert sich die eigene Köchin. Hier wird jede der drei Mahlzeiten frisch zubereitet. Tia muss sich um nichts kümmern.
Die Mehrzahl der indischen Hausangestellten wird regelrecht in Sklaverei gehalten. Wenn sie überhaupt Lohn für ihre Dienste bekommen, liegt der bei unter 2,60 Euro am Tag. Offiziell wohnen in Indien mehr als 60 Millionen Menschen in Slums wie Darawi. Die Dunkelziffer dürfte allerdings weitaus höher liegen.
Wegen der Enge zu Hause ist Malek die meiste Zeit im Slum unterwegs. Er kennt jeden Winkel der Rawis ganz genau und auch fast alle Bewohner. Er sieht seine Freunde jeden Tag. Der große Gemeinschaftsplatz ist der Dreh- und Angelpunkt im riesigen Armutsviertel. Und gleichzeitig auch die große Müllhalde.
Der große Müllhaufen brennt hier Tag und Nacht. Zusätzlich dient der Platz auch als Toilette für die Bewohner im Slum. Hier verbringen wir die meiste Zeit unsere Freizeit.
Wir können hier tun und lassen, was wir wollen. Oft treffen wir uns hier zum Cricket-Spielen. Das englische Cricket ist in Indien zum Kult-Sport geworden und ist auch in den Armutsvierteln sehr beliebt.
Malek und seine Freunde träumen von einer großen Sportkarriere, um genau wie ihre Vorbilder einmal Cricket-Weltmeister zu werden. Währenddessen bereitet sich Tia auf ihr großes Casting vor. Wenn sie es schafft, trifft sie in einem Bollywood-Film als Junior-Tänzerin auf. Hoffentlich spielt ihr Fuß mit. war ich auf einer Hochzeit und habe auf der Straße getanzt.
Mein Fuß hat gebrannt und es hat sehr weh getan. Und mein Kleid war auch ruiniert. Mein Traum ist mal, eine Bollywood-Schauspielerin zu werden, die sehr... der mutig und stark ist.
Anmutig, leicht und gerecht ihre Ziele und Träume verfolgt. Und alles wird ganz magisch sein. Damit alles magisch wird, muss sie aber erst mal zum Casting kommen.
Zu Fuß oder mit dem Bus kommt nicht in Frage. In Indien ist es üblich, dass besser situierte Familien einen Chauffeur engagieren. Bei Tias Familie verdient der Fahrer ca.
3 Euro am Tag. Reichere zahlen natürlich mehr. Da fungiert der Fahrer auch als Personenschützer.
Der Fahrer wartet immer vor dem Haus, nur auf mich. Ich brauche nur einsteigen und er fährt mich überall hin. Wenn ich mich in den Klo treffe, dann trinkt er mich.
Fährt er dich auch zum Eis essen? Ja. Für ihren Traum trainiert Tia schon seit drei Jahren traditionell indischen Tanz.
Aber die Konkurrenz schläft nicht. In Mumbai's Lumbar Ravi trifft sich Malik mit seinen Freunden, den Slum Gods. Eine Hip-Hop-Crew, die den Kindern im Slum Breakdance, Graffiti und Rap lehrt.
Hey, alles klar? Alles klar. Die Slum Gods sind Streetworker, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kinder aus dem Armutsviertel von der Straße zu holen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen und in die Kriminalität abrutschen.
Breakdance ist in Indien gerade voll angesagt. Malik und seine Kumpels trainieren hier jeden Tag. Es fühlt sich gut an, hier mit den anderen zu tanzen.
Wir probieren verschiedene Moves aus und lernen auch immer neue dazu. Ich fühle mich frei, wenn ich tanze. Außerdem ist es mal etwas anderes, als nur im Slum herumzulaufen oder in der Stadt herumzuhängen.
Wir machen hier Sport und lernen voneinander. Breakdance, auch B-Boying genannt, ist in den 70er Jahren in den USA entstanden. Er gilt als der Tanz der Straße.
Gangs liefern sich auf diese Weise gewaltfreie Schlachten und treten in sogenannten Battles gegeneinander an. In Bolling ist das Element heute sogar in Bolling-Elementen. Hollywood-Filmen auftauchen. Diese Kinder sind sehr talentiert. Sie brauchen nur einen Anstoß, um besser zu werden.
Manchmal laden wir auch andere B-Boys von außerhalb des Slums aus der Stadt ein, damit sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen miteinander teilen können. Heute steht bei den Slum Gods die Auswahl für so ein Battle an. Malik muss sich erst noch beweisen, um dabei sein zu dürfen. Ob Tia für ihr Casting genug geübt hat, wird sich zeigen. Alle Mädchen hier träumen von ihrem großen Auftritt in einem Bollywood-Streifen.
Tia sieht zum ersten Mal, wie gut ihre Rivalinnen tanzen. Doch die Entscheidung trifft die Jury. Ja, sie ist wirklich sehr gut.
Willst du gewinnen? Ja. Nodder kann ja gar nichts mehr schief gehen.
Hallo, ich bin Tia. Okay, was ist mit deinem Fuß passiert? Ich habe mich da verletzt. Aber ist nicht so schlimm.
Was willst du uns vortanzen? Indischer Tanz. Indisch, sehr gut. Der traditionelle indische Tanz dient eigentlich dazu, die Hindu-Götter zu besänftigen.
Erst seitdem in den 30er Jahren die großen Unterhaltungsfilme in Mumbai produziert werden, schafft es der Tanz auch in die Kinos. Als Bollywood bezeichnet man die großen Filmstudios, wie zum Beispiel Filmstudios. Film City im Norden Mumbais.
Dort werden jährlich ca. 1000 Filme hergestellt, doppelt so viele wie im amerikanischen Hollywood. Da es im Bollywood-Film keine Kuss- oder Liebesszenen gibt, werden Gefühle meist durch Tanz und Gesang ausgedrückt. Exzellent. Wir haben hier deine Bewertung aufgeschrieben.
Da kannst du sehen, woran du noch arbeiten musst. Nimm das mit, okay? Bye. Sie hat das wirklich Sehr gut gemacht. Ich glaube, aus ihr wird mal ein großer Bollywood-Star.
Wirklich. Aber ich sehe das etwas kritischer, wegen ihrem Fuß. Oh ja, stimmt.
Das könnte tatsächlich noch ein Problem werden, ja. Ich glaube, meine Performance war nicht so gut. Mein Fuß hat sich verdreht.
Jetzt bin ich nicht mehr sicher, ob ich gewinne. Tia hat der Mut verlassen, bei der harten Konkurrenz kein Wunder. Jetzt heißt es abwarten. Für Malek ist es soweit. Er muss sich nun den strengen Augen seiner Trainer stellen.
Er ist der Erste, der zeigen muss, dass er jedes Breakdance-Battle bestreiten kann. Als Malek das erste Mal herkam, wollte er alles ganz genau wissen. Und schon am ersten Tag hat er mich total überrascht, was er schon alles kann und wie schnell er neue Sachen umsetzt.
Ich bin begeistert. Er macht es wirklich gut. Malek hat es also geschafft und wird beim nächsten Battle dabei sein. Tia hat ihr Casting auch schon fast überstanden. Die Jury hat sich Zeit gelassen.
Wird sie für ihren Einsatz belohnt? So, die erste, die wir nehmen, ist... Tia!
Ja! Geschafft. Damit ist sie ihrem großen Traum von einer Bollywood-Karriere ein ganzes Stück näher gekommen.
Die Jury hat sie gewählt, weil sie noch besonders jung ist. Wir haben die harte Arbeit gesehen. Sie ist gut.
Wir sind uns sicher. Hast du es erwartet? Ja.
Alle Zweifel sind jetzt komplett vergessen. Mama, ich habe gewonnen. Ich freue mich.
Ah, meine kleine Prinzessin. Dafür hast du dir eine Überraschung gemacht. Überraschung verdient. Ein gelungener Tag für die Neunjährige.
All die Mühe hat sich gelohnt. Nächsten Monat wird sie eine kleine Rolle in einem Kurzfilm spielen. Als Belohnung gibt es ein Butterscotch-Eis, Tias Lieblingssorte.
Das Eis kostet 30 Rupien, das sind ungefähr 40 Cent. Die kleine Prinzessin muss es natürlich nicht von ihrem Taschengeld bezahlen. In Mumbai's Lam Darawi gönnt sich der elfjährige Malek auf seinem Nachhauseweg. heute auch mal etwas ganz Besonderes. Nur, dass seine Leckerei etwas bescheidener ausfällt.
Was hast du da? Kekse und Bananen? Die drei Kekse teilt er sich auch noch mit seinen Freunden. Da seine Mutter als Haushaltshilfe arbeitet und ungefähr 14 Euro im Monat verdient, hat Malek Glück. Er bekommt monatlich ca.
30 Cent Taschengeld. Die meisten Kinder in Dharavi haben rein gar nichts. Indien, Land der Kontraste. Reich und arm leben hier so nah beieinander, wie in wohl keinem anderen Land der Welt.