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Histologie der Milz im Überblick

Wir möchten dir heute die Histologie der Milz näherbringen. Wir zeigen dir zunächst alle lichtmikroskopisch erkennbaren Strukturen der Milz in der Standard-H.E.-Färbung und nennen anschließend die Organe, die auf den ersten Blick histologisch ähnlich aussehen können. Am Schluss kannst du dein Wissen nocheinmal in einem Quiz überprüfen. Die hier aufgelisteten Strukturen der Milz solltest du finden und benennen können. Beginnen wir mit der Kapsel der Milz. Sie bildet die äußere Begrenzung des Milzgewebes und erscheint als breiter rötlich gefärbter Gewebsstreifen an der Organoberfläche. Die Kapsel ist außen von Mesothel in Form einer einzelnen dünnen Zellschicht bedeckt. Man erkennt die Mesothelzellen lediglich an den sich an der Oberfläche vorwölbenden Zellkernen. Oft kann der Mesothel-Überzug bei der Präparation und Fixation nicht erhalten werden und geht verloren, so dass er nur an wenigen Stellen der Kapsel noch vorhanden ist. Die Kapsel selbst besteht aus straffem kollagenen Bindegewebe, man findet daher in der H.E.-Färbung reichlich rötlich gefärbte Fasern und länglich ausgezogene Zellkerne. Es handelt sich hier hauptsächlich um die Zellkerne der Kollagen-synthetisierenden Fibroblasten. Direkt mit der Kapsel verbunden siehst du gleichartig aussehende, wie Speichen angelagerte, Strukturen - dies sind die Bindegewebses auch "Trabekel" oder "Balken" genannt. Die Trabekel enthalten die größeren Blutgefäße der Milz. Sie können im Präparat aber an einigen Stellen auch nur tangential - also randlich angeschnitten sein, so dass die darin verlaufenden Gefäße nicht zur Darstellung kommen. Sind die Trabekel im Querschnitt erfasst, kannst du 2 wichtige Strukturen unterscheiden: zum einen die arteriellen Gefäße - auch Trabekel- oder Balkenarterien genannt-, und zum anderen die venösen Gefäße - auch Trabekel- oder Balkenvenen genannt. Die Arterien besitzen eine deutlich ausgeprägte Tunica media aus glatter Muskulatur. Sie lässt die Gefäßwand deutlich dicker erscheinen als bei den Balkenvenen, wo sich eine solche Media nicht deutlich abgrenzen lässt. Aus den Balkenarterien gehen die Zentralarteriolen hervor, die in enger räumlicher und funktionaler Beziehung zum lymphatischen Gewebe der weißen Milzpulpa stehen. Die weiße Pulpa hat die Funktion auf Antigene, die sich im Blutkreislauf befinden, immunologisch zu reagieren - so wird die Milz gelegentlich auch als "Lymphknoten des Blutes" bezeichnet! Die weiße Pulpa besteht aus 3 Bereichen: der periarteriellen Lymphscheide, den Lymphfollikeln -auch Milzknötchen genannt-, und der Marginalzone. Schauen wir uns diese Strukturen einmal in stärkerer Vergrößerung an: Die periarterielle Lymphscheide befindet sich in der angrenzenden Umgebung von arteriellen Blutgefäßen, die je nach Durchmesser als Zentralarterien oder Zentralarteriolen bezeichnet werden. Hier sind zwei Zentralarteriolen im Querschnitt und zwei weitere im Längsschnitt erfasst. Du siehst in direkter Umgebung der Zentralarteriolen jeweils einen Bereich mit erhöhter Dichte von vielen kleinen Zellen ohne erkennbares Zytoplasma, bei denen man nur den relativ runden Zellkern erkennt. Hierbei handelt es sich um Lymphozyten, daher nennt man diese Bereiche treffenderweise auch periarterielle Lymphscheide - oder abgekürzt "P-A-L-S". Man kann den Lymphozyten-Subtyp übrigens in der H.E.-Färbung nicht unterscheiden. Das kann man mit immunhistochemischen Untersuchungen machen, die feststellen, dass sich dort überwiegend T-Lymphozyten befinden. Die PALS steht oft in direkter Verbindung zu einem Lymphfollikel. Du erkennst die Lymphfollikel an der runden bis ovalen Anordnung von Lymphozyten. Wenn die Lymphfollikel relativ gleichförmig aussehen, so wie hier gezeigt, dann nennt man sie "primäre Lymphfollikel". Wenn sie aber ein helleres Zentrum haben, welches das Keimzentrum des Follikels ist, dann bezeichnet man sie als "sekundäre Lymphfollikel". Die Lymphfollikel bestehen überwiegend aus B-Lymphozyten. Schauen wir uns einen solchen sekundären Lymphfollikel einmal in hoher Vergrößerung an: Das zentrale hell angefärbte Zentrum ist das sog. Keimzentrum, das entsteht, wenn der Lymphfollikel durch ein T-Helferzell-abhängiges Antigen aktiviert wurde. Der sich außen anschließende, dunklere Ring ist die Mantelzone. Ganz außen um den Lymphfollikel herum, liegt dann der dritte Bereich der weißen Pulpa, die sog. "Marginalzone". Sie färbt sich mittels H.E.-Färbung wieder etwas heller als die benachbarte Mantelzone an und besteht vor allem aus B- , aber auch aus T-Lymphozyten. Gut, kommen wir nun als letztes zur roten Pulpa. Alles was hier in der Übersichtsvergrößerung zwischen den blau gefärbten Bereichen liegt, ist die rote Pulpa! Sie macht etwa 75% des Parenchyms aus und hat vor allem die Funktion gealterte Blutzellen abzubauen und das dabei freiwerdende Eisen der Erythrozyten aufzunehmen, um es zu recyclen und für die Neubildung von Erythrozyten im Knochenmark zur Verfügung zu stellen. Die rote Pulpa kann, wie die weiße Pulpa auch, in 3 Bereiche unterteilt werden: nämlich die perifollikuläre Zone, die Pulpastränge und die venösen Sinusoide. Die sog. perifollikuläre Zone umgibt die Lymphfollikel und stellt sich im H.E.-gefärbten Präparat durch eine stärkere Rotfärbung verglichen mit dem Rest der roten Pulpa dar. Sie entsteht durch eine hohe Dichte an Erythrozyten, weil in der perifollikulären Zone häufiger Blutgefäße des arteriellen Schenkels frei enden. Über diese offen endenden Gefäße gelangen die Lymphozyten aus der Blutbahn ins Gewebe und können in die weiße Pulpa einwandern. Die übrigen Bestandteile der roten Pulpa sind die venösen Sinusoide und die sog. "Pulpastränge". Die Pulpastränge sind ein dreidimensionales Netzwerk aus retikulärem Bindegewebe. Es besteht aus spezialisierten Fibroblasten, sog. Retikulumzellen, die retikuläre Fasern herstellen. Zusätzlich befinden sich hier reichlich Makrophagen, dendritische Zellen, Plasmazellen und weitere Lymphozyten. Dazwischen fließen dann die Blutzellen. So entsteht das unregelmäßige, zellkerndichte Bild der Pulpastränge. Die einzelnen Zelltypen lassen sich dann ohne Hilfe von Spezialfärbungen kaum mehr voneinander abgrenzen. Auch die retikulären Fasern dieses Netzwerkes kann man in der Standard-H.E.-Färbung nicht sehen. Man braucht hierfür eine Sonderfärbung für Retikulin, um die retikulären Fasern sicher darstellen zu können (? CC-Bild mit Retikulin-Fbg. zeigen). Zur Veranschaulichung kannst du dir vorstellen, dass das retikuläre Bindegewebe bzw. die Pulpastränge einen Schwamm bilden. In den unzähligen Hohlräumen dieses Schwammes sammeln sich die Blutzellen, die aus den teilweise offen endenden Blutgefäßen kommen. Die Blutzellen strömen dann langsam durch dieses Netzwerk und gelangen durch das diskontinuierliche Endothel zurück in die venösen Sinusoide. Sind die Blutzellen hingegen bereits gealtert und nur noch mangelhaft verformbar oder zeigen altersabhängige biochemische Veränderungen an ihrer Zellmembran, dann verbleiben sie in den Pulpasträngen und hier werden sie schließlich phagozytiert und abgebaut. Die venösen Sinusoide erhalten einerseits Blut über einmündende Gefäße, die aus dem arteriellen Schenkel kommen. Das bezeichnet man dann als "geschlossene Zirkulation". Andererseits gelangen Plasma und Blutzellen auch aus dem Netzwerk der Pulpastränge hinein in die Sinusoide. Und das nennt man dann "offene Zirkulation". Du erkennst die venösen Sinusoide an ihren schlitzartigen, mit vielen Erythrozyten ausgefüllten Lumina sowie den aufgereihten und sich vorwölbenden Zellkernen der Endothelzellen. --------------------------------- Als nächstes wollen wir dir noch zeigen, mit welchen Organen du die Milz verwechseln könntest. Da die Milz viele Lymphfollikel enthält, kann man bei oberflächlicher Betrachtung zunächst auch an Lymphknoten, oder das Mukosa-assozierte lymphatische Gewebe - also an Tonsillen oder Peyer-Plaques des Ileums denken. Allerdings finden sich die Lymphfollikel beim Lymphknoten nur im Cortex, also in der Rinde des Lymphknotens! Wie du im Vergleich anhand der Übersichtsvergrößerung des Milzgewebes siehst, gibt es dort keine solche regelhafte Anordnung der Follikel. Sie liegen vielmehr gleichmäßig im gesamten Milzparenchym verstreut. Auch die auffällige Beziehung zwischen Blutgefäßen und lymphatischem Gewebe der Milz in Form der periarteriellen Lymphscheiden und die vielen blutgefüllten Sinusoide helfen dir bei der Abgrenzung zum Lymphknoten. Die Lymphfollikel in den Tonsillen und den Peyer-Plaques des Ileums würden eine enge Beziehung zu einem auffälligen, überkleidenen Epithel - dem sog. Follikel-assozierten Epithel - zeigen. Zudem würdest du beim Ileum die typischen Kennzeichen der gastrointestinalen Wandschichtung, u.a. mit einer breiten Tunica muscularis aus glatter Muskulatur finden. Und bei den Tonsillen wäre das bedeckende Epithel besonders auffällig, da es sich entweder um mehrschichtiges Plattenepithel oder becherzellhaltiges Zylinderepithel handeln würde. Es würden sich auch gemischte oder muköse Drüsen im Gewebe zeigen. (Pause) Abschließend kannst du Dein Wissen nun in einem kleinen Quiz zur Histologie der Milz überprüfen. Gesucht sind die Bezeichnungen der markierten Strukturen! So, das war die Histologie der Milz - wir hoffen Du kannst mit ein bisschen Übung auch beim selbstständigen Mikroskopieren alle gezeigten Strukturen wiedererkennen und benennen! Viel Erfolg und schöne Grüße aus deiner Amboss Redaktion! - -------------------- übrigens, wenn du selber das Mikroskopieren dieses Organs oder vieler weiterer Organe wiederholen und üben möchtest, kannst du Dir in unserem Shop das Smart-Zoom-Paket von unserem Kooperationspartner für die virtuelle Mikroskopie dazubuchen. Damit kannst du histologische Präparate mit dem Computer oder Tablet auch von zu Hause aus selber mikroskopieren. Viel Spaß dabei!