Holodomor: Die Hungersnot in der Sowjetukraine 1932/33

Definition und Auswirkungen

Begriff: Holodomor bedeutet "Hungerkatastrophe" oder "Massentod durch Hunger" auf Ukrainisch.
Opfer: Mindestens 3,5 bis 4 Millionen Tote in der Sowjetukraine.
Weitere betroffene Regionen: Bis zu 2 Millionen Tote in Kasachstan und Hunderttausende in Russland, insbesondere an der Wolga.
Leugnung und Ablehnung von Hilfe: Sowjetische Politiker leugneten die Hungersnot und lehnten internationale Hilfe ab.

Wirtschaftspolitik: Nicht schlechte Ernten, sondern die sowjetische Wirtschaftspolitik seit 1928/1929.
Ziel: Schnelle Industrialisierung der Sowjetunion, finanziert durch den Getreideverkauf auf dem Weltmarkt.
Maßnahmen:
- Einführung fester Getreideabgabequoten 1928.
- Gewaltsame Kollektivierung der Landwirtschaft seit Ende 1929.
- "Liquidierung der Kulaken": Enteignung und Deportation wohlhabender Bauern.
Kontrolle der bäuerlichen Bevölkerung: Ziel war auch, die ukrainische Kultur und die orthodoxe Kirche zu schwächen.

Änderungen: Ende der 1920er Jahre Förderung der ukrainischen Kultur und Sprache.
Unterdrückung: Seit Anfang der 1930er Jahre gewaltsame Unterdrückung nationaler Bestrebungen in der Ukraine.

Widerstand: Bauern leisteten Widerstand gegen Abgaben, schlachteten Vieh, verweigerten Arbeit, flohen in Städte.
Todesfälle: 150.000 Tote im Winter 1931/32.
Requirierungen: Ab Sommer 1932 wurden auch Futter, Saatgetreide und Lebensmittel requiriert.

Inlandspass: Ende 1932 eingeführt, um Abwanderung in Städte zu verhindern.
Abriegelung der Ukraine: Seit Januar 1933, machte Massensterben in der Ukraine unausweichlich.
Maßnahmen nur in der Ukraine: Nicht in anderen hungerbetroffenen Regionen wie der Wolga.

Öffentliche Diskussion: Seit den späten 1980er Jahren in der Ukraine und Sowjetunion.
Internationale Anerkennung: Holodomor wurde international bekannter.
Anerkennung als Genozid: 2022 Anerkennung durch den Deutschen Bundestag und das Europaparlament.