Hallo und herzlich willkommen zur Histo-Trainer-Folge: “Histologie der Nebenschilddrüsen”. Wir zeigen dir heute die wichtigsten lichtmikroskopisch erkennbaren Strukturen von einer einzelnen Nebenschilddrüse im Standard-H.E.-Präparat. Und anschließend gehen wir noch kurz auf die Organe ein, die auf den ersten Blick histologisch ähnlich aussehen können. Die meisten Menschen haben vier Nebenschilddrüsen. Sie sitzen, wie der Name schon andeutet, sozusagen NEBEN der Schilddrüse. Neben heißt im lateinischen “para”, daher nennt man die Nebenschilddrüsen auf lateinisch “Glandulae parathyroideae”. Um aber anatomisch genau zu sein, liegen sie jeweils an der dorsalen Seite der Schilddrüse zwischen den zwei Blättern der Schilddrüsenkapsel. Ihre Hauptfunktion ist die Produktion und Sekretion des “Parathormons”, ein Peptidhormon das wichtig für die Regulation des Calcium-Phosphat-Haushaltes im Körper ist. Folgende Strukturen der Nebenschilddrüse solltest du finden und benennen können. Kapselblatt Septen mit Blutgefäßen Hauptzellen Helle Hauptzellen Dunkle Hauptzellen Umgebendes Kapillarnetzwerk Oxyphile Zellen Weißes Fettgewebe Teile des bindegewebigen Kapselblattes sind hier am Rand zu sehen. Sie erscheinen im H.E.-Präparat als rosa bis rötlich gefärbter Gewebestreifen. Diese Färbung kommt vor allem durch die kollagenen Fasern zustande. Zusätzlich siehst du zwischen den Fasern die länglichen blauen Zellkerne der Kollagen-bildenden Fibroblasten. Von hier aus ziehen bindegewebige Septen ins Parenchym, welche die größeren Blutgefäße der Nebenschilddrüse enthalten. Das Parenchym der Nebenschilddrüse besteht aus zwei Zelltypen, den Hauptzellen und den oxyphilen Zellen. Die Hauptzellen machen, wie ihr Name bereits andeutet, den Hauptteil des Parenchyms aus. Sie sind für die endokrine Sekretion des Parathormons zuständig. Die Hauptzellen sind relativ kleine Epithelzellen, die in Strängen angeordnet wachsen. Sie zeigen in der H.E.-Färbung entweder ein blasses oder dunkel angefärbtes Zytoplasma. Daher unterscheidet man helle Hauptzellen von dunklen Hauptzellen. Die hellen Hauptzellen besitzen nur wenige sekretorische Vesikel und sind dafür aber reich an intrazellulärem Glykogen. Wusstest du, dass Glykogen - wie Lipide auch - bei der Fixation des Gewebes ausgewaschen wird? Dadurch scheinen die hellen Hauptzellen im Zytoplasma eine Art “Hohlraum” zu haben, der sich in der H.E.-Färbung kaum bis gar nicht anfärbt. In der Histologie sagt man in solchen Fällen auch “die Zellen erscheinen optisch leer”. Die dunklen Hauptzellen dagegen sind glykogenarm und besitzen viele hormonhaltige Granula. Diese enthalten das Parathormon. Man nimmt daher an, dass die dunklen Hauptzellen eine höhere endokrine Aktivität als die hellen Hauptzellen haben. Wenn du selbst schon einmal die Nebenschilddrüse mikroskopiert hast, konntest du vielleicht stellenweise eine Art “Mini-Follikel” entdecken. Diese entstehen dadurch, dass sich mehrere Hauptzellen wie ein Schilddrüsenfollikel kreisförmig anordnen. In der Mitte enthalten sie ein kolloidähnliches Material aus Proteinen und Zelldetritus. Ihre Entstehung und Bedeutung ist übrigens bis heute nicht abschließend geklärt. Benachbart zu den Hauptzellen befinden sich viele Kapillaren. Du erkennst sie in Form von zahlreichen Spalten zwischen den Hauptzellen, die mit rot gefärbten Erythrozyten ausgefüllt sind. Ein solches dichtes Netzwerk aus fenestrierten Kapillaren ist typisch für endokrine Organe. Wie eingangs schon erwähnt, gibt es im Parenchym der Nebenschilddrüse aber auch noch einen zweiten Zelltyp. Und das sind die oxyphilen Zellen. Ihre Anzahl steigt mit zunehmendem Lebensalter. Man findet sie einzeln oder in kleineren Zellgruppen unregelmäßig verstreut zwischen den Hauptzellen. Der Name “oxyphil” stammt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet “säureliebend”. Das heißt, dass sich das breite Zytoplasma dieser Zellen mit sauren Farbstoffen besonders gut anfärben lässt. Mit Hilfe der Elektronenmikroskopie konnte gezeigt werden, dass die Oxyphilie durch den hohen Mitochondriengehalt dieser Zellen zustandekommt. Die genaue Funktion der oxyphilen Zellen ist bis heute nicht hinreichend geklärt. Man hat aber nachgewiesen, dass sie Hormone wie das Parathormon-related Peptide sowie Calcitriol synthetisieren können. Mit zunehmendem Alter kann man in den Nebenschilddrüsen auch weißes Fettgewebe nachweisen, was du hier in der Mitte des Präparates siehst. Es besteht aus vielen großen Adipozyten. Ihre lipidhaltigen Vakuolen führen zum histologischen Erscheinungsbild von ungefärbten, “optisch leeren” Zellleibern. So, jetzt hast du alle lichtmikroskopisch erkennbaren Strukturen der Nebenschilddrüse einmal gesehen. Das waren Dunkle Hauptzellen, die den Großteil des Parathormons bilden Helle Hauptzellen, die glykogenreich sind oxyphile Zellen, die besonders mitochondrienreich sind und deren Funktion nicht abschließend geklärt ist, und weißes Fettgewebe, das mit zunehmendem Alter in den Nebenschilddrüsen vorkommt Alle endokrinen Organe teilen einige histologische Ähnlichkeiten. Dazu zählt z.B. der schlichte Aufbau aus meist eher kleinen Epithelzellen und einem dichten Kapillarnetzwerk. Das kann eine sichere Zuordnung des Organs auf den ersten Blick erschweren. Daher zeigen wir dir noch kurz die Histologie der anderen endokrinen Organe, damit du sie zuverlässig abgrenzen kannst! Dazu zählen die Schilddrüse, Hypophyse, Nebenniere und Epiphyse. Wie du weißt, besitzt die Nebenschilddrüse stellenweise kleine follikelähnliche Strukturen. Im Gegensatz dazu sind bei der Schilddrüse die Follikel jedoch bereits in der Übersichtsvergrößerung deutlich: Hier erkennst du, dass die Schilddrüsenfollikel viel zahlreicher und größer sind als die der Nebenschilddrüse und somit auch den Großteil des Organparenchyms einnehmen. Die Hypophyse fällt dadurch auf, dass sie bereits bei niedriger Vergrößerung eine deutliche Unterteilung des Organs zeigt. Man unterscheidet einen drüsigen Vorderlappen, den stellenweise zystischen Mittellappen und den nervenfaserreichen Hinterlappen. Die Nebennieren kannst du anhand einer auffälligen, schichtweisen Gliederung ihrer Rinde abgrenzen. Im Gegensatz zu Nebenniere und Hypophyse zeigen die Nebenschilddrüsen keine auffallende Organgliederung: Die Melatonin-bildende Epiphyse, die auch Zirbeldrüse genannt wird, sieht der Nebenschilddrüse auf den ersten Blick sehr ähnlich. Jedoch hat die Epiphyse deutlich mehr Bindegewebe und kann den sogenannten "Hirnsand" enthalten. Dabei handelt es sich um extrazelluläre Verkalkungen, die als dunkelblau gefärbte Partikel im Gewebe erscheinen. Das war die Histologie der Nebenschilddrüse - wir hoffen Du kannst mit ein bisschen Übung auch beim selbständigen Mikroskopieren alle gezeigten Strukturen wiedererkennen und benennen! Vielen Dank fürs Zuschauen und bis demnächst- Deine Amboss-Redaktion! Übrigens: Wenn du selber das Mikroskopieren dieses Organs oder vieler weiterer Organe wiederholen und üben möchtest, kannst du Dir in unserem Shop das Smart-Zoom-Paket von unserem Kooperationspartner für die virtuelle Mikroskopie dazubuchen.