Mit dem Angriff der russischen Armee auf die Ukraine ist der Krieg zurück in Europa. Die Folgen betreffen längst nicht nur diese beiden Länder, die Spannungen sind auf der ganzen Welt spürbar. Schnell kommen auch historische Vergleiche auf, zum Beispiel zur Kuba-Krise. Sie ereignet sich in einer Hochphase des Kalten Krieges.
Damals steht die Welt sozusagen fast vor dem Abgrund. Genauer gesagt, immer wieder ist sie ganz knapp vor einem Atomkrieg. Aber dann kommt es zu einer Krise, die sich in der Kuba-Krise verursacht. Was genau damals passiert ist und wie die nukleare Katastrophe trotz aller Risiken verhindert wurde, teils durch taktisches Geschick, teils auch tatsächlich nur durch Zufall, darum geht es in diesem Video. Alles beginnt mit diesem Foto.
Ein US-Aufklärungsflugzeug dokumentiert im Oktober 1962 die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba. Auf der kleinen Insel direkt vor der Küste der USA herrscht seit 1959 der Revolutionsführer. Fidel Castro.
Der bekennt sich als Kommunist und sucht die Nähe zur Sowjetunion. Und die hat damit sozusagen einen Fuß in der amerikanischen Haustür. Schließlich sind es nur wenige Kilometer Luftlinie zwischen den USA und Kuba. Und das sorgt für Unruhe.
Denn die USA betrachten Kuba als ihre Einflusszone, als ihren Hinterhof sozusagen. Sie wollen nicht hinnehmen, dass dort eine unabhängige, US-kritische oder gar kommunistische Regierung im Amt ist. Die USA verhängen Wirtschaftssanktionen und unterstützen eine militärische Operation. Mehr als 1000 Exilkubaner landen im April 1961 dabei mit Unterstützung der US-Marine und des US-Geheimdienstes CIA in der Schweinebucht auf Kuba.
Ziel ist es, einen Aufstand auszulösen. Aber die kubanische Armee kann die schlecht vorbereitete Invasion schnell zurückschrecken. Die Sowjetunion unterstützt Kuba von da an bei der Selbstverteidigung. Gleichzeitig misstrauen die Machthaber in Moskau Fidel Castro aber auch.
Er ist ihnen zu sprunghaft und könnte damit jederzeit eine ernsthafte Krise mit den USA provozieren. Und das wäre eine fatale Wendung in dem schwelenden Konflikt der beiden Supermächte. Ideologisch verfeindet und bis an die Zähne bewaffnet, so stehen sich die USA und die Sowjetunion seit Jahren im Kalten Krieg gegenüber.
Wie es genau dazu kam, darüber haben wir schon mal ein Video gemacht. Schaut gerne mal rein, oben auf dem i haben wir euch das verlinkt. Die Frage ist, warum will Nikita Khrushchev, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, jetzt Atomraketen auf Kuba stationieren lassen? Er sieht darin eine gute Möglichkeit, seinen strategischen Nachteil gegenüber den USA ein Stück weit auszugleichen. Denn zwar ist die Sowjetunion eine Atom-und eine Supermacht, sie hat zuerst einen Satelliten ins All geschossen und damit das sogenannte Space Race erst einmal für sich entschieden.
Übrigens, dazu gibt es auch ein Video oben auf dem i. Aber wenn man sich die Kräfteverhältnisse einmal anschaut, Wenn ihr euch das mal anschaut, haben die USA damals ganz klar die Nase vorne. Die US-Amerikaner haben fünfmal mehr Raketen, zehnmal mehr Langstreckenbomber, 17-mal mehr Atomsprengköpfe.
Um es ganz klar zu sagen, ein atomarer Krieg hätte Europa und die USA schwer getroffen, aber die Sowjetunion wäre ausradiert worden. Mit Atomraketen auf Kuba könnte man jetzt immerhin alle wichtigen US-amerikanischen Städte bedrohen. Ein Stück weit mehr ein Gleichgewicht des Schreckens schaffen, ein geflügeltes Wort damals.
Die US-Amerikaner haben neben vielen anderen haben mit ihren Nuklearwaffen ebenfalls atomare Mittelstreckenraketen in Europa und in der Türkei stationiert. Damit können sie längst alle wichtigen Punkte und Städte in der Sowjetunion angreifen. Diese Bedrohung schwebt für die Sowjetunion immer über allem.
Der damalige US-Präsident John F. Kennedy erfährt jetzt also von den Raketenbasen auf Kuba. Übrigens weiß er schon mindestens eine Woche davon, bevor er das öffentlich macht. Und er muss jetzt klug entscheiden. Wie reagiert er auf die sowjetische Provokation?
Seine Mieter sind in der Tat Die Militärs drängen auf eine Operation. Aber was passiert, wenn die USA Kuba angreifen? Können sie alle Raketenschussrampen zerstören? Oder kommt es dann zu einem atomaren Gegenschlag?
Sollte man sich vorsichtshalber gleich auf einen nuklearen Erstschlag gegen die Sowjetunion einstellen? Kennedy entscheidet sich gegen einen sofortigen Angriff auf Kuba. Er plant einen stufenweisen Schlagabtausch. Blockaden, und wenn das nicht fruchtet, dann Luftangriffe, Invasion.
Er lässt mobil machen. Die Interkontinentalraketen sind stark verletzt. Strategische Bomber fliegen Tag und Nacht an den Grenzen des sowjetischen Luftraums hin und her, mitsamt atomarer Bewaffnung und einer Liste möglicher Angriffsziele. Erst dann informiert Kennedy die Öffentlichkeit.
Am 22. Oktober hält der US-Präsident eine Fernsehansprache und enthüllt die Existenz der Raketen auf Kuba. Er fordert die Sowjets auf, die Raketen abzubauen. Ich rufe Generalsekretär Khrushchev auf, die verstohlene und rücksichtslose Gefährdung des Weltfriedens zu beenden.
Er hat jetzt die Chance, die Welt vom Abgrund der Zerstörung zurückzuholen. Und die Welt? Die hält den Atem an.
V.a. für die Deutschen ist eine militärische Konfrontation der beiden Supermächte ein Horrorszenario. Denn die Bundesrepublik und die DDR sind Frontstaaten im Kalten Krieg. Mitten im heutigen Deutschland stehen sich die Machtblöcke, die westliche NATO und der Warschauer Pakt unter der Vormacht der UdSSR, waffenstarrend gegenüber.
Am 24. Oktober beginnt dann die angekündigte Seeblockade. Die USA bringen rund um Kuba 200 Kriegsschiffe in Stellung. Aber Khrushchev gibt sich unbeeindruckt.
Ganz im Gegenteil. Mit dem Material, das schon auf der Insel ist, treibt er den Bau der Startrampen für seine Raketen voran. Die Kubakrise entwickelt sich also zu einer wahren Nervenprobe. Und jetzt passiert das, was eben grade nicht passieren sollte. Es kommt zu Pleiten, Pech und Pannen, um es mal ganz salopp zu sagen.
Das erhöht die Risiken, dass es zum Atomkrieg kommt. Risiko Nummer eins, ein sowjetischer Frachter steuert auf die Seeblockade von Kuba zu. Als Begleitschutz hat er vier U-Boote.
Die US-Marine zündet kleinere Übungsbomben, um die sowjetischen U-Boote zum Auftauchen zu zwingen. Was die Amerikaner allerdings nicht wissen, die U-Boote haben Nuklearwaffen an Bord. Und die Kommandanten sind befugt, die im Notfall auch einzusetzen.
Heute wissen wir, dass nur einer der Kommandanten einen kühlen Kopf bewahrte, nämlich Vasily Archibov. Er zögerte die Nuklear-Torpedos abzufeuern und verhinderte somit eine Eskalation des Konfliktes. Risiko Nummer zwei, nur durch Glück entgeht der sowjetischen Aufklärung am selben Tag ein routinemäßiger US-Raketenabschuss.
Es hätte durchaus als gezielte Aggression gewertet werden können. Risiko Nummer drei, ein US-Flugzeug dringt unbeabsichtigt in den sowjetischen Luftraum ein. Risiko Nummer vier, auf der Pazifikinsel Okinawa stationierte US-Soldaten starten beinahe einen atomar bestückten Marschflugkörper.
Ihnen wurde irrtümlich ein Angriffscode übermittelt. den sie glücklicherweise anzweifeln. Risiko Nummer fünf.
Die USA wussten offenbar tatsächlich nicht, dass schon atomare Gefechtsfeldwaffen der Sowjetarmee auf Kuba stationiert waren. Also Atomwaffen mit relativ geringer Reichweite. Würden die zur Abwehr einer US-Invasion zum Einsatz kommen, wäre ein nuklearer Gegenschlag unvermeidbar. Und so der Atomkrieg entfesselt.
Und Risiko Nummer sechs. Ein US-Spionageflugzeug wird über Kuba von einer russischen Rakete abgeschossen. Der Pilot Rudolf Andersson stirbt und das ist ein weiterer Schritt der Eskalation.
Einen Ausweg aus dieser explosiven Stimmung weist ein Brief des Kreml-Chefs, der das Weiße Haus erreicht. Khrushchev hat erkannt, dass er Kennedys Entschiedenheit unterschätzt hat. Aber er will wenigstens einen diplomatischen Sieg erreichen. Er bietet an, die Raketen aus Kuba abzuziehen, wenn die USA dafür ihre Raketen aus der Türkei zurückziehen. Eigentlich keine große Sache, denn die Raketen in der Türkei werden sowieso bald taktisch überflüssig.
Die USA gehen mehr und mehr dazu über, ihre U-Boote mit nuklearen Raketen zu bestücken. Und mit ihrem großen Arsenal an Interkontinentalraketen können sie ohnehin jeden Ort in der Sowjetunion erreichen, wenn sie denn wollen. Aber die Hardliner unter Kennedys Beratern, die sogenannten Falken, sind gegen den Deal.
Sie fordern einen Militärschlag, drängen auf eine Invasion Kubas. Das wiederum ruft Fidel Castro auf den Plan. Erfordert notfalls einen atomaren Erstschlag gegen die USA. In einem Brief an den Kreml-Chef Khrushchev schreibt er, wenn sie eine so brutale, gesetz-und universelle moralverletzende Handlung wie die Invasion in Kuba begehen, dann wäre dies der Moment, als Akt legitimer Selbstverteidigung eine solche Gefahr für immer zu beseitigen.
Wie schwer und schrecklich diese Lösung auch wäre, eine andere gibt es nicht. Wer ist jetzt der Klügere? Wer gibt nach?
Tatsächlich ist die Lage zu angespannt, dass das einer der großen Player, also Kennedy oder Khrushchev, vor den Augen des anderen und der Weltöffentlichkeit nachgeben könnte. Also werden die Verhandlungen ausgelagert, auf die Hinterzimmer der Macht. So was nennt man dann Backchannel-Diplomatie.
Beauftragt wird damit Robert Kennedy, der damalige Justizminister und Bruder des Präsidenten. Am Abend des 27. Oktober bestellt Robert Kennedy den sowjetischen Botschafter Anatoly Dobrynin zu einem streng geheimen Treffen ins Weiße Haus. Er beginnt das Gespräch mit einer Forderung.
Die Raketen auf Kuba müssen weg. So oder so. Gleichzeitig macht er Dobrynin ein Angebot. Wenn Khrushchev die Raketen abzieht, würde Amerika nicht nur die Seeblockade beenden, sondern auch eine Garantie abgeben, Kuba auch künftig nicht anzugreifen.
Und, das ist entscheidend, Kennedy bietet an, wie von Khrushchev gefordert, die Raketen aus der Türkei abzuziehen. Dieser Teil des Deals soll aber geheim bleiben. Die Amerikaner wollen auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass die Raketen von Kuba vor den Sowjets eingeknickt sind. Wie reagiert Christoph auf das Angebot? Immerhin scheint damit ein Weg gefunden nachzugeben, ohne dass er dabei sein Gesicht verlieren würde.
Denn ein Teil seiner Forderungen ist, wenn auch im Geheimen, erfüllt. Und vielleicht, so meine Vermutung, war er auch klug genug zu wissen, dass er den USA militärisch letztlich doch unterlegen sein würde. Also beschließt er, das von Dornin übermittelte Angebot anzunehmen. Aber trifft seine Antwort rechtzeitig bei Kennedy ein? Solche Botschaften werden damals noch per Telex, also Fernschreiben, versendet und brauchen Stunden, um über den Atlantik zu gelangen.
In so einer Situation kann das über Krieg und Frieden entscheiden. Denn auch die US-Militärs waren in der Nacht der Geheimgespräche nicht untätig geblieben. Der Krisenstab hatte schon die Details eines Luftangriffs auf Kuba besprochen.
Das US-Militär steht bereit zum Angriff. Khrushchev reagiert daher überraschend pragmatisch. Er lässt Kennedy seine Antwort via Radio Moskau, den staatlichen Auslandsrundfunk, Dienst der Sowjetunion übermitteln.
Der Vorsitzende Khrushchev. hat eine Nachricht an Präsident Kennedy geschickt. Die sowjetische Regierung hat den Abbau der Waffen auf Kuba sowie deren Verladung und Verschiffung in die Sowjetunion angeordnet. Quasi in letzter Minute ist der Atomkrieg damit abgewendet.
Die Welt kann aufatmen. Tatsächlich erreicht der Kalte Krieg mit der Kubakrise seinen Höhepunkt. Im negativen Sinne. Als Folge der letztlich unkontrollierbaren Zuspitzung wird zwischen den Supermächten eine telefonische Direktverbindung eingerichtet.
Untertitelung des ZDF für funk, 2017 Heiße Draht. Das ist eine direkte Verbindung zwischen Washington und Moskau. Genau das gibt es jetzt übrigens wieder. Wegen des Krieges in der Ukraine. Aber anders als später häufig dargestellt, handelt es sich nicht um ein rotes Telefon, in der Zeit zumindest, welche Farbe das Telefon heute hat, es ist eine Fernschreiberverbindung, die hochkompliziert verschlüsselt ist.
Jede Stunde wird die Funktion getestet, 24-7. Die Machtblöcke kommunizieren schriftlich. Das hat den Vorteil, dass man sich nicht einfach verhören kann. Denn in der aufgeheizten Stimmung kann jedes Missverständnis schwerwiegende Folgen haben. Wenn ihr dazu mehr wissen wollt, haben wir auch schon mal einen Post auf unserem Instagram-Kanal zugemacht.
Schaut da mal vorbei und abonniert uns gerne bei Instagram. Lohnt sich immer. Die Welt steht in diesen Tagen damals also tatsächlich vor dem Abgrund. Keiner kann genau sagen, was passiert wäre, wenn tatsächlich eine Seite die Nerven verloren hätte oder wenn es Missverständnisse gegeben hätten, die dann eskaliert wären.
Kann man die Situation heute mit der Kubakrise vergleichen? Wer unsere Videos kennt, der weiß, dass wir immer wieder betonen, dass historische Vergleiche falsch sind. Niemals wiederholt sich Geschichte eins zu eins. Aber mit dieser extrem angespannten Weltlage momentan, bei der Atommächte mitmischen, haben wir natürlich eine Situation, in denen es teilweise Parallelen gibt. Kuba 2.0, so habe ich das schon mal auf meinem Kanal bezeichnet.
Und ich denke, wir alle hoffen, dass die Situation genauso glimpflich ausgeht wie damals. Es gibt ja auch den Spruch, Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Was denkt ihr über Atomwaffen?
Sind sie gerade wichtig, um... mit einem Gleichgewicht des Schreckens größere Kriege zu verhindern? Oder sind sie einfach ein unkalkulierbares Risiko?
Schreibt's gerne unten in die Kommentare. Wenn ihr uns unterstützen wollt, dann abonniert unseren Kanal. Dafür bekommt ihr jede Woche Videos zu Geschichtsthemen, die zeitlos sind, aber wie man hier merkt, auch immer wieder aktuell. Neben mir findet ihr noch zwei weitere Videos, eines von den Kollegen von Kurzgesagt.
Die zeigen euch, was bei der Explosion einer Atombombe passiert. Da spreche ich über die Zeit des Kalten Krieges, insgesamt auch hier bei uns auf dem Kanal. Danke fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal.