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Nachkriegszeit in Deutschland 1945-1949

Krieg ist aus. Jubel erfüllte die Menschen in London. Sieges-Tarmel in Paris.

Und in New York. Freudentränen in Moskau. Das Leid hatte ein Ende. Fast 20 Millionen Kriegstote, eine zerstörte Wirtschaft, ein ausgeplündertes Land, waren die Folgen des Krieges für das russische Volk, das unter Elend und Hunger auch noch in den ersten Friedensjahren leiden wird. Doch jetzt feierten sie voller Dankbarkeit ihrer Helden.

Ein Trümmerfeld war die Hinterlassenschaft des Krieges, den Adolf Hitler über Europa gebracht hatte. Städte in Schutt und Asche, Ruinen, wohin das Auge blickte. Die Städte hatten ihr Gesicht verloren. Das Kennzeichen unserer Zeit ist die Ruine. Sie umgibt unser Leben, sie ist unsere Wirklichkeit.

So sah Hans-Werner Richter Deutschland im Mai 1945. Kaum vorstellbar, dass in diesen Trümmern noch Menschen überlebt und den Kampf um ein Weiterleben aufgenommen haben. Das Gefühl, überlebt zu haben, beflügerte uns alle, nun von vorn anzufangen, etwas zu gestalten, damit eine neue Form der Diktatur nie wiederkommt. Noch hausten sie in Ruinen, in Kellern.

Verschlägen. Siebeneinhalb Millionen Menschen waren obdachlos. Fast fünf Millionen Wohnungen ganz oder teilweise zerstört.

Zerstört waren Straßen, Wasser, Gas und Stromleitungen. Vor Pumpen und Wasserstellen bildeten sich endlose Schlangen. Ein Eimer in zerbombten Häusern gefunden war lebenserhaltend. Schlange stehen hieß das Gebot der Stunde. Vor der Brotausgabe Schlangen.

Schlangen, wo immer es etwas Essbares gab. Das Angebot war so gering, dass die letzten nach stundenlangem Warten leer ausgingen, am nächsten Tag erneut anstehen mussten. Der Hunger wurde zum größten Problem. Allein in der britischen Besatzungszone konnten nur 400 Kalorien pro Kopf pro Tag bereitgestellt werden. Jahrelang haben wir gesagt, lieber trocken Brot essen, aber der Krieg muss zu Ende sein.

Also haben wir geduldig gewartet. Jede Gelegenheit, sich etwas zu beschaffen, wurde genutzt. Getrieben von Hunger plünderten Frauen und Männer alte und junge Warenlager mit Armeebeständen. Im Chaos des Gedränges platzten Tüten, Säcke, aber irgendetwas blieb. Wenn nicht Lebensmittel, so Stoffe, Uniformstoffe, die zu Kostümen und Mänteln verarbeitet wurden.

Fahnenstoff zu Kleidern. Der Schwarze Markt. Umschlagplatz für Waren aller Art.

Alles wurde angeboten. Gegen Zigaretten. Die Lucky Strike war Zahlungsmittel.

Geld ist nichts mehr wert, doch für eine Lucky Strike konnte man Lebensmittel eintauschen. Der Handel auf dem Schwarzen Markt war offiziell verboten. Polizei oder Alliierte schritten ein, nahmen fest, aber es kam nicht zu ernsthaften Folgen. Die Stadtbevölkerung litt stärker.

Unter Lebensgefahr erstürmte sie die wenigen Züge, die aufs Land fuhren. Auf diesen Hamsterfahrten versuchten sie Porzellan, Teppiche, Silber, alles was der Hausstand noch hergab, zu tauschen. Gegen Eier, Milch, Kartoffeln oder Gemüse. Auch Hamstern war verboten, doch die Beamten drückten häufig ein Auge zu.

an Haltestellen der Busse und Eisenbahnen. Wenige Strecken waren zunächst befahrbar. Warten.

Warten, ob irgendwann ein Omnibus, eine Straßenbahn, kam. In der britischen Zone waren beispielsweise nur noch 1000 von 13.000 Bahnstrecken befahrbar. Straßenbahnen dienten in Essen der Beförderung von Waren und Menschen gleichermaßen. In Berlin ersetzten Lastwagen die Omnibusse.

Unmittelbar nach dem Waffenstillstand erteilten die Befehlshaber der alliierten Streitkräfte in ihren Besatzungszonen Anordnungen. Arbeitspflicht galt fortan für alle 14-bis 65-jährigen Männer und Frauen von 15 bis 50 Jahren. Als erstes wurden Straßen passierbar gemacht, dann die Schuttberge abgetragen. Stein für Stein, Eimer für Eimer.

Anfangs gab es als Lohn ein Stück Brot. Später bekamen die Frauen eine bessere Lebensmittelkarte statt der Hungerkarte. Die Lebensmittelkarte 5, die Lebensmittelkarte 2 und einen Stundenlohn von 60 bis 70 Pfennig.

Bei jedem Wetter arbeiteten sie. Das oft einzig erhaltene Bekleidungsstück verschließ allmählich, die für die Arbeit so wichtigen Handschuhe ebenfalls. Doch die Trümmerfrauen hielten durch.

Sie wurden zum Symbol des Willens, ein neues Leben zu beginnen. Und sie legten den Grundstein für den Wiederaufbau. Abbruchziegel wurden mühsam gepickt, von alten Mörtel befreit, um sie erneut zu verwenden.

Allein in Berlin trugen 60.000 Trümmerfrauen 400 Millionen Tonnen Schutt ab. Aufgeschichtet entstand der einzige Berg in Berlin. In West-Berlin ein beliebtes Freizeit-und Wintersportgelände. Inmitten der Trümmerlandschaft von München folgten Tausender der ersten Frohnleichnamsprozession nach dem Krieg im Juni 1945. Trotz des täglichen Existenzkampfes erfüllte die Menschen eine tief empfundene Dankbarkeit, den Krieg überlebt zu haben. Es gab nur einen Gedanken, nie wieder Krieg, nie wieder Angst vor Bomben.

Sommer 1945. In Potsdam-Babelsberg sollte über die Zukunft Deutschlands entschieden werden. Der Zizilienhof wurde als Tagungsort gewählt, da kein geeigneter unzerstörter Raum in Berlin vorhanden war. Vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 tagten die Regierungs-und Staatschefs der drei Großmächte. Josef Stalin, der amerikanische Präsident Truman und der britische Premierminister Churchill.

Misstöne gab es zu Beginn. Stalin hatte zum Ärger der westlichen Alliierten eigenmächtig... und sich richtig Gebiete jenseits der Oder-Neiße der polnischen Verwaltung unterstellt.

Einig war man sich, dass von einer Zerstückelung Deutschlands abgesehen wurde. Die Westmächte wollten die Wirtschaftskraft Deutschlands erhalten, als wichtigen Absatzmarkt und zur Sicherstellung der Reparationen. Stalin aus wirtschaftlichen und ideologischen Gründen. Beide wollten Deutschland ihrem Machtbereich einverleiben. Im Potsdamer Abkommen, das nach einigen Schwierigkeiten zum Abschluss kam, wurden die Demokratisierung, Entmilitarisierung und Entnazifizierung Deutschlands beschlossen.

Bis zur endgültigen Friedensregelung wurde die Oder-Neiße als Westgrenze von Polen festgesetzt und Königsberg mit dem nördlichen Ostpreußen den Sowjets zugesprochen. Deutschland wurde in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt. Während der Verhandlungen wurde Churchill in Großbritannien abgewählt.

An seine Stelle trat der neu gewählte britische Premier Clement Attlee. Einigkeit am Schluss. Nur kurz. Schon bald kam es zu ständigen Konflikten zwischen den beiden Machtblöcken. Konflikte, die durch die Entwicklung der Atombombe in Amerika zu eskalieren drohten.

Stalin verlangte von den Amerikanern den Rückzug aus den von ihnen eroberten Gebieten Sachsen, Thüringen und Mecklenburg als Gegenleistung für den Standpunkt der westlichen Alliierten in Berlin. Zum Leidwesen der Bevölkerung erfolgte der Abzug der US-Armee aus Leipzig. Erstaunt erlebten sie den Einzug des Sowjets auf Panjewagen. Noch ahnten sie nicht, was die Zukunft für sie bringen würde.

Das Leben im Machtbereich einer neuen Diktatur. Baden-Württemberg mussten sich Amerikaner und Franzosen teilen. Stuttgart wurde den Amerikanern zugesprochen, Baden-Baden Hauptquartier der französischen Besatzungsdruppen.

Freundschaftlich verteilte General de Gaulle Orden an amerikanische Soldaten. Der Alliierte Kontrollrat mit Sitz in Berlin war oberstes Regierungsorgan der vier Besatzungsmächte und ihrer Oberbefehlshaber. Schukow, Eisenhower, Montgomery, Latre de Tassigny.

Zündstoff für die Zukunft? Die Westmächte hatten kein Mitspracherecht im sowjetischen Machtbereich. Die sichtbaren Symbole des Nationalsozialismus wurden schon bald zerstört, landesweit.

Einiges bereits in den letzten Tagen des Krieges. Akten, Bücher, Bilder, Uniformen. Im Sinne der Umerziehung des deutschen Volkes zeigten die Alliierten der Bevölkerung, welche Verbrechen vom nationalsozialistischen Deutschland begangen wurden. Die Münchner sahen mit Entsetzen, was in ihrer Nachbarschaft, in Dachau, geschehen war, sahen die verstörten Gesichter der Überlebenden.

Die P's, Zwangsarbeiter, die sogenannten Displaced Persons, wurden aus den Lagern befreit, in ihre Heimat zurückgeschickt. Siebeneinhalb Millionen Kriegsgefangene und Zwangsrekrutierte, vorwiegend aus der Sowjetunion, hatten noch Ende 1944 für die deutsche Kriegswirtschaft gearbeitet und die harten Arbeits-und Lebensbedingungen mit ihrem Leben bezahlt. Die Befreiten fuhren ab.

Glücklich. Hoffnungsvoll. Die Ernüchterung folgte. Weil sie für Deutsche gearbeitet hatten, erwarteten sie in der Sowjetunion häufig neue Lager, nicht das ersehnte Zuhause. Wehrmachtsangehörige, in allen Teilen Deutschlands aufgespürt, traten den Weg in die Gefangenschaft an.

Bei Kriegsende acht Millionen. Im ersten Jahr wurden fünf Millionen entlassen, die letzten erst 1955 aus der Sowjetunion. Die an Verbrechen Beteiligten wie die Wachmannschaften in den Konzentrationslagern mussten sich, sofern man ihrer habhaft wurde, vor alliierten Militärgerichten verantworten. Wurden zu Zuchthaus-und Todesstrafe verurteilt.

Jede Schuld wurde in den letzten Jahren verurteilt. Individuell geprüft. Pauschale Verurteilungen gab es nicht. 8,5 Millionen Mitglieder der NSDAP sollten entnazifiziert werden. Der berühmt-berüchtigte Fragebogen der Amerikaner umfasste 131 Fragen.

Die ab 1947 eingesetzten Spruchkammern stuften die Überprüften in fünf Kategorien ein. Von Hauptschuldigen, Belasteten, Minderbelasteten, Mitläufern bis zu Entlasten. Gegen die Hauptschuldigen verhandelte in Nürnberg von November 1945 bis Oktober 1946 ein internationaler Gerichtshof.

Auf der Anklagebank saßen Göring, Hess und Köln. Es, Keitel, Speer. Sie und alle anderen Angeklagten erklärten sich für nicht schuldig.

Ich bekenne mich im Sinne der Anklage nicht schuldig. Nein! Ich bekenne mich im Sinne der Anklage für nicht schuldig.

Ich bekenne mich nicht schuldig. Zeugenbefragungen, Dokumentationen machten erst das Ausmaß der Verbrechen deutlich, die unter Hitler und diesen Männern verübt wurden. Dennoch blieben sie uneinsichtig.

Ich persönlich, ich kann ja nur für mich sprechen, habe alles getan, um den Führer in ihm gebührenden Platz als Reichskanzler zu erkämpfen. Wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord wurden am 1. Oktober 1946 elf von ihnen zum Tode verurteilt. Da Göring sich kurz vor der Hinrichtung vergiftet hatte, wurde die Hinrichtung durch den Strang nur an zehn vollstreckt. Die zu Haftstrafen von 20 Jahren bis lebenslänglich Verurteilten kamen ins Kriegsverbrechergefängnis nach Berlin-Spandau.

Nach dem Tod von Hess, dem letzten Insassen, wurde der Bau abgerissen und damit nicht zu einer Kultstätte für Rechtsextremisten. Im Schauprozess in der sowjetisch besetzten Zone stand die Wachmannschaft des Konzentrationslagers Sachsenhausen vor Gericht. Die Frage des Staatsanwalts ist, dass Sie 27 Mann im Lager erschießen ließen.

Waren das deutsche Antifaschisten oder Personen anderer Nationalitäten? Das war zu groß. Die größte Teil waren die antifaschisten. Nach Abschaffung der Todesstrafe in der Sowjetunion konnten sie nur zu Haftstrafen verurteilt werden, alle zu 25 Jahren.

Ihre Strafen verbüßten sie in den sowjetischen Arbeitslagern. An Gedenkfeiern für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin nahmen Tausende teil. Sie dachten an die Gefolterten, Ermordeten in den Konzentrationslagern und an die mutigen Männer und Frauen des Widerstandes, die dafür hingerichtet wurden. Der Opfer des Faschismus wurde am Lustgarten im sowjetischen Sektor von Berlin in einer großen Feierstunde gedacht. Im Westteil gedachte man auch der Männer des 20. Juli, deren Attentat auf Hitler missglückte, die vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Plötzensee gehängt wurden.

Gedenkfeiern von der Bundesregierung verbunden mit Kranzniederlegungen im Bendlerblock finden seitdem jedes Jahr statt. Jüdische Mitbürger, die in Verstecken überlebt hatten, gründeten wieder jüdische Gemeinden. Andere wanderten aus. Vor allem junge Leute sehnten sich nach Palästina, dem Land ihrer Väter.

Demonstrierten in Frankfurt gegen das Einwanderungsverbot der britischen Regierung, einem ersten Vorboten des Palästina-Konfliktes. Sie wollten das Land verlassen. Andere kamen. Bis Oktober fast 10 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten. Aus Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei.

Sie hatten Brutalität, Unmenschliches bei der Aussiedlung erfahren, mussten fast alles zurücklassen. Ein armseliger Zug durchquerte Städte und Länder in Richtung Westen. Viele Völker hatten durch Grenzverschiebungen ihre Heimat verloren.

Polen, Tschechen, Slowaken, Ukrainer, Weißrussen, Ungarn, Litauer und Deutsche. Insgesamt 20 Millionen. Schier unlösbare Probleme brachte die Aufnahme der Millionen Deutschen mit sich. Die letzten Lager schlossen erst 1971. Dass die soziale Eingliederung der Heimatvertriebenen dennoch gelang, gehört zu den großen menschlichen und politischen Leistungen der Nachkriegszeit.

Ein weiteres großes Problem drohte. Der Winter nahte, Brennstoff war knapp. Bäume und Sträucher in Parkanlagen, Alleen, Wäldern wurden abgeholzt.

Kahlschlag aus Angst vor der Kälte. Viele dieser Holzsammler erfroren dennoch im Winter 1946-47. Das Thermometer sank auf minus 30 Grad.

Die Wohnungen blieben kalt, kaum über 0 Grad. Nöte gleichermaßen in Ost und West. Unterschiede zeigten sich in der Entwicklung der Wirtschaft.

Die Reparationsforderungen der Sowjets waren hoch. Sie demontierten Fabriken, bauten Maschinen ab, bezogen aus laufenden Produktionen Werte über 7 Millionen Dollar. Insgesamt belief sich der Wert im Osten auf 2,6 Milliarden Dollar, dem standen 0,6 Milliarden im Westen gegenüber. Somit hatte der Osten die Hauptlast des Krieges zu tragen und leidet unter den Folgen bis heute.

Junkers Land in Bauernhand. Nach dieser Devise wurden Großgrundbesitzer enteignet. Man nahm ihnen Boden, Gebäude, Maschinen.

verteilte alles an Bauern, die unter 0,5 Hektar Land besaßen. Nach der Wende hofften diese Großgrundbesitzer vergeblich auf Rückgabe oder Entschädigung. Manch einer kaufte sein Eigentum für viel Geld zurück. Die kulturelle Entwicklung verlief bis zu einem Jahr.

positiver als die wirtschaftliche. Alliierte vergaben Lizenzen. Amerikaner genehmigten den Druck der Süddeutschen Zeitung, erstmalig mit deutschen Redakteuren.

Die Bevölkerung war erfüllt von Hunger nach Kultur, Erbauung und Zerstreuung. Dem entsprachen sowjetische Offiziere, die unmittelbar nach Kriegsende Lizenzen an unbelastete Regisseure gaben, die Künstler unterstützten. Im Mai 1945 spielten die ersten Theater. Im September gab es die erste große Opernpremiere.

Einigen Künstlern verzieht man ihre Tätigkeit während des Nationalsozialismus. Ab 1947 dirigierte Furtwängler wieder die Berliner Philharmoniker. Stücke einst verfilmter Autoren wie Sartre durften gespielt werden. Die Fliegen begeisterten das Publikum.

Ziel der Sowjets war, die Menschen mithilfe der Kultur ideologisch zu beeinflussen und zu erziehen, ihnen die Ideen des Humanismus und Sozialismus nahe zu bringen. Unterhaltung wurde als Entspannung in Maßen gewährt. Die westlichen Alliierten blieben lieber unter sich. No Fraternization lautete das Verbot, mit Deutschen zu verkehren.

Bei Modenschauen betrachteten die Alliierten die neuesten Modelle, vorgeführt von deutschen Mannequins. Begegnungen ließen sich nicht vermeiden. Erste Kontakte auf dem schwarzen Markt, ungeachtet der Parole. Deutschland wird nicht besetzt zum Ziele seiner Befreiung, sondern als besiegter Feindstaat.

Das Fraternisierungsverbot geriet allmählich in Vergessenheit. Manches Fraulein ging als Frau eines GIs nach Amerika. Weniger entspannt verlief die politische Entwicklung.

SPD und KPD schlossen sich in der sowjetisch besetzten Zone im April 1946 zur SED zusammen, gegen den Widerstand und das Votum der SPD im Westen. Ziel der SED war eine antifaschistische, demokratische Republik. Zu den Vorsitzenden der Partei, Wilhelm Pieck und Otto Grote wohl, gehörte Walter Ulbricht, der schon Ende April 1945 mit der Gruppe Ulbricht aus seinem Moskauer Exil nach Deutschland geschickt worden war. Er bot die Gewinnung der Partei in die Welt. sich in einer Führungsposition bedingungslos sowjetischen Zielen zu unterwerfen.

Ulbrichts Devise lautete, es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in Händen haben. Fortan stand der Demokratie im Westen die stalinistische Diktatur des Ostens gegenüber. Die freie deutsche Jugend, die FDJ, sollte die Zukunft gestalten. Ihr erster Vorsitzender war Erich Honecker.

Der sowjetische Mensch und die sowjetische Jugend den Frieden liebt, den Frieden kämpft und arbeitet. Möge daher die deutsche Jugend mit der gleichen Entschlossenheit für dieses hohe Ziel der Menschheit tätig sein. Die Orientierung Ulbrichts an der UdSSR spiegelte sich in seiner Vorstellung vom Aufbau der Städte wieder. Alte, an vergangene Epochen erinnernde Bauten wurden nicht restauriert, sondern gesprengt.

Wie später, 1953, das Schloss in Berlin, das einem Aufmarschplatz für die Hauptstadt der DDR weichen musste. Im Zentrum der Stadt sollten ein Hochhaus und eine Prachtallee im Stile Moskauer Bauweise entstehen. Die als erste gebaute Straße erhielt bei der feierlichen Grundsteinlegung im Januar 1949 den Namen ihres großen Vorbildes, Stalin.

Über viele Jahre erstreckten sich die Bauarbeiten, die bei der Bevölkerung sehr begehrt waren. Die beiden Wohnungen wurden zuerst an linientreue Genossen vergeben, nach dem Motto Arbeiter in Paläste. 1961 wurde die Stalinallee in Karl-Marx-Allee umbenannt. 88 unter Denkmalschutz gestellt, seit 90 wird sie restauriert.

Die Frühjahrsmesse in Leipzig 1946 zeigte die Fortschritte in der Industrie. Die Bevölkerung interessierte sich vor allem für die Dinge des täglichen Lebens. Die Laufmaschenreparaturmaschine war von magnetischer Anziehungskraft.

Die Messe lockte Besucher aus ganz Deutschland an, auch die Vertreter der westlichen Alliierten. Leipzig war und blieb ein Schaufenster der DDR. Doch blieb die Entwicklung der Wirtschaft im Osten weit hinter der des Westens zurück.

Diese machte schnelle Fortschritte dank des Marshall-Plans und der veränderten Haltung der Amerikaner zu Deutschland. Im September 1946 hatte Außenminister Burns gefordert, Der Marshallplan, das Wiederaufbauprogramm für Europa, stellte von 1948 bis 1951 12,4 Milliarden Dollar für Europa zur Verfügung. Allein auf Deutschland entfehlen zwischen 1947 und 57 1,5 Milliarden Dollar für Investitionen im Wohnungsbau, in der Industrie, Landwirtschaft, im Verkehrswesen und in der Forschung. Die Sowjetunion lehnte die Teilnahme an diesem Hilfsprojekt für die sowjetische Zone und alle osteuropäischen Länder.

befürchtete den Einfluss Amerikas. Eine Ausstellung zeigte 1947 deutsche Produkte, die mit amerikanischer Hilfe entstanden. Anfänge von Konsum und Luxus wurden spürbar.

Besonders beliebt machten sich die Amerikaner bei der Bevölkerung durch die Verteilung von Care-Paketen. Schokolade, Dauerwurst, viele Genüsse, von denen die Menschen noch heute schwärmen. Wie von Amerika beabsichtigt, grenzte sich der Westen immer stärker vom Kommunismus ab.

Schilder, Striche auf der Straße, erste deutliche Hinweise auf das Nebeneinander zweier Machtblöcke. Das Klima zwischen Ost und West wurde kälter. Die Auseinandersetzungen eskalierten als im Westen am...

  1. Juni 1948 die Währungsreform durchgeführt wurde. Sie war Bedingung für die Einbeziehung in den Marshallplan, da den vorhandenen riesigen Geldmengen nur ein geringes Warenangebot gegenüberstand. Im Juni erhielt jeder Bewohner 40 D-Mark, im August weitere 20. Sparguthaben wurden 10 zu 1 abgewertet.

Immobilien behielten ihren Wert, 1 zu 1. Über Nacht füllten sich die Regale in den Geschäften. Die Bewirtschaftung wurde aufgehoben, auch die Preisbindung. Der schwarze Markt verschwand.

Die sowjetische Zone folgte am 23. Juni mit eigener Währungsreform. forderte sie für ganz Berlin. West-Berlin aber bestand auf Einführung der DEMA. Die Antwort des Ostens gegen die vermeintliche Absicht, einen Weststaat zu gründen, hieß Blockade. Das bedeutete totale Sperrung der Straßen und Schienenwege in den Westen, der Transitwege, der Wasserwege von und nach Berlin.

Die Situation, abgeschnitten von Lebensmittel und Stromlieferungen, sollte die West-Berliner zermürben. Die aber wussten sich zu helfen. Strom gab es nur zwei Stunden am Tag, meist nachts.

Nachrichten übertrug Rias Berlin über Lautsprecher. Im Osten einzukaufen, was möglich war, galt als Verrat. Wir Berliner beweisen, dass wir unsere Gesinnung nicht gegen eine Scheibe Brot verkaufen.

Wer Westgeld verdient, in der HO mit Ostgeld bezahlt, ist Schmarotzer des Freiheitskampfes der Berliner. Die Westmächte ließen die Berliner nicht im Stich, errichteten die Luftbrücke. Alle drei Minuten landete ein Flugzeug in Tempelhof und Gatow, versorgte die Bevölkerung in fast 200.000 Flügen mit 1,5 Millionen Tonnen Lebensmitteln, Kohle und Baumaterialien. Intensiver als je zuvor wurde die Bindung an die westlichen Alliierten. Aus Helfern wurden Freunde.

Berlins Oberbürgermeister Ernst Reuter vor dem Reichstag. Ihr Völker der Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft. Die Sowjets gaben auf, erkannten, dass sie West-Berlin nicht in ihren Einflussbereich einbeziehen konnten. Mit dem Ende der Blockade am 12. Mai 1949 ging eine erste dramatische Phase in der Ost-West-Beziehung zu Ende. War es das Ende des Kalten Krieges?

Oder hatte er erst begonnen?