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Die Revolution von 1848 in Deutschland

In diesem Video erkläre ich euch, wie sich in Deutschland die Revolution von 1848 zusammenbraut. Wir schauen uns die vier wichtigsten Zutaten an, die vier Entwicklungen, die es dafür braucht. Außerdem enthülle ich das Geheimnis, was der Vormärz, komisches Wort irgendwie, was das überhaupt ist.

Eben alles würde ich sagen, was du wissen musst. Also, den Begriff Vormärz, den klären wir gleich jetzt. Im März 1848 kommt es in den deutschen Ländern zur Märzrevolution. Und die Zeit davor, die nennt man Vormärz. Vormärz bezeichnet die Zeitspanne zwischen 1815, dem Wiener Kongress, und...

1848, der Revolution. Manchmal meint man aber auch nur die Zeit von 1830 bis 1848, denn in der Zeit, da brodelt es dann schon gewaltig. Und jetzt zu Zutat 1, politische und gesellschaftliche Krise.

Seit der Französischen Revolution wird das Leben der Menschen ziemlich durcheinander geschüttet. Außerdem wehren sie sich gegen die Fremdherrschaft durch Napoleon. Die Bürger entdecken über die Grenzen der deutschen Staaten hinweg kulturelle Probleme. kulturelle Gemeinsamkeiten und eine deutsche Identität. Man spricht von der Kulturnation.

Die Menschen empfinden sich nicht mehr in erster Linie als Bayern oder Frankfurter, sondern als Deutsche. Die Bürger entwickeln ein Nationalbewusstsein und die politische Perspektive eines... Nationalstaates. Die Bürger fordern aber nicht nur einen neuen Staat, sondern auch eine neue Gesellschaft.

Seit gut 50 Jahren entsteht eine immer größer werdende bildungsbürgerliche Schicht. Professoren, protestantische Pfarrer, Ärzte, Apotheker, Anwälte, Notare, Dichter, Schriftsteller, Journalisten, Zeitungsverleger. Diese Menschen, ganz viele verschiedene Gruppen wollen durch ihre Leistung nach oben kommen. Sie haben das alte System satt. Ein System, das indem man mit seiner Geburt eine bestimmte gesellschaftliche Stellung erhält.

Außerdem möchten die Bürger politische Verantwortung übernehmen. Aber die Fürsten, die verhindern das. Wie so oft engagieren sich gerade junge Menschen für die neuen politischen Ideen.

So schließen sich 1815 Studenten aus verschiedenen deutschen Ländern zu einer sogenannten Burschenschaft zusammen. Burschen, das ist ganz einfach die Bezeichnung für Studenten. Frauen gehen damals nicht an die Uni.

Die Studenten wollen auch nicht an die Uni. Sie wollen mit der Gründung ihres Verbands zeigen, dass Deutschland über die Grenzen der einzelnen Staaten hinwegreicht und dass es möglich ist, ein geeintes Deutschland zu schaffen. Im Jahr 1817 treffen sich alle deutschen Burschenschaften auf der Wartburg.

An diesem symbolträchtigen Ort fordern die Burschen einen Nationalstaat und eine Verfassung, die die bürgerlichen Freiheiten garantiert. Die Herrscher im Deutschen Bund beobachten dieses Treiben ganz genau und lassen die Burschenschaften von der Polizei und der Polizeibeamten in die Wartburg. und von der Geheimpolizei beobachten. Der österreichische Regierungschef Clemens von Metternich sorgt dafür, dass der Deutsche Bund die sogenannten Karlsbader Beschlüsse erlässt.

Und das ist Zutat 2. Repression, Unterdrückung. Die Fürsten des Deutschen Bundes verbieten die Burschenschaften. Zeitungen werden künftig zensiert.

Die Polizeien und Geheimpolizeien in den einzelnen Ländern bespitzeln die Studenten und die Professoren und Buchhändler und Journalisten und Schriftsteller und naja, eigentlich alle. die sich irgendwie verdächtig machen. Wer den Fürsten nicht passt, der wird ins Gefängnis geworfen.

Wer für ein einiges Deutschland wirbt, der bekommt ein Berufsverbot aufgebrummt. Die Gerichtsverfahren sind damals nicht öffentlich. Es weiß also keiner, wenn jemand weggesperrt wird. Jetzt gibt es immer mehr Leute, die sich gegen die Unterdrückungsmaßnahmen wehren wollen. Im Jahr 1832 treffen sich etwa 30.000 Menschen im Hambacher Schloss in der Pfalz und feiern das sogenannte Hambacher Fest.

BR 2018 Sie fordern die nationale Einheit Deutschlands, sie fordern eine freiheitliche Verfassung. Sie fordern die Beseitigung der Fürstenherrschaft, also eine Volksregierung, die Demokratie. Dieses Fest bleibt zwar ohne große konkrete Auswirkungen, aber es ist ein Aufbruchssignal für die liberale Bewegung. Unsere Zutat Nummer drei. Liberalismus hat, wie der Name schon sagt, etwas mit Freiheit zu tun.

Es geht um den einzelnen Menschen, der frei sein soll von äußeren Zufriedenheiten. Im Politischen bedeutet liberal zu sein, dass man für die Freiheit des Menschen und für seine Rechte eintritt. Die Liberalen im Deutschen Bund wollen Verfassungen und Parlamente, Bürgerrechte und einen freien Markt und natürlich einen deutschen Nationalstaat. Fürst von Metternich und die anderen Fürsten reagieren, wie sie es schon vorher gemacht hatten, mit Druck.

Die Karlsbader Beschlüsse werden verschärft. Öffentlich darf man nicht mehr über Politik reden. Die Politik wird nicht mehr über Politik reden.

Viele hundert Leute werden verhaftet. oder des Landes verwiesen. Tausende, die liberal denken, fliehen aus Deutschland nach Amerika oder in die Schweiz.

Die Daheimgebliebenen ziehen sich entweder ins Privatleben zurück oder sie finden neue Formen, wie sie politisch ausgehen. aktiv werden können. Sie gründen Turnvereine. Politische Vereine sind ja verboten, aber turnen, das kann doch nicht politisch sein, oder? Die Turnvereine sind für die Handwerker das, was für die Studenten die Burschenschaften sind.

Die Leute gründen auch auch Gesangsvereine. Heute belächeln wir solche Vereine oft als spießbürgerlich und altmodisch, aber damals sind sie politische Vereine. Man singt Lieder über ein einiges und freies Deutschland. Jede Chorprobe ist eine Kampfansage an die Herrscher.

Eines dieser Lieder, das kennt ihr alle, nämlich Einigkeit und Recht und Freiheit. Unsere heutige Nationalhymne. Es gibt aber in den damaligen vielen deutschen Staaten noch etwas anderes, das man oft übersieht.

Es sind ja nicht alle Menschen. gut ausgebildete Bürger, die sich in Vereinen ihre Zeit vertreiben. Viel mehr Menschen sind Arbeiter oder Handwerksgesellen oder Gelegenheitsarbeiter.

Diesen Menschen geht es gar nicht gut. Dabei leben die Armen nicht nur auf dem Land. Zwischen 1815 und 1850 gehören in den großen und mittelgroßen deutschen Städten 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung zur Unterschicht. Das ist die Masse der Bevölkerung.

Zutat 4 ist also soziales Elend und Armut. Wie kommt es zu der schwierigen Lage? Naja, am bedeutendsten ist, dass die Bevölkerung in den deutschen Staaten enorm zunimmt. 1815 gibt es ein bisschen mehr als 20 Millionen Deutsche.

1845 sind es schon fast 30 Millionen. Das Problem ist, dass die Wirtschaft und die Landwirtschaft nicht auch so stark wachsen, dass alle diese Menschen eine Beschäftigung finden können. Und die Leute, die in Heimarbeit, also zu Hause im Auftrag eines Verlegers Sachen herstellen, z.B. Stoffe weben, die können mit der Industrie, die sich in Heimarbeit befindet, die sich in England schon entwickelt hat, nicht mithalten. Sie verdienen immer weniger und werden immer ärmer.

Gleichzeitig steigen so um 1846 rum die Preise für Roggen, für Kartoffeln, für Fleisch sehr stark an. Man nennt diese Entwicklung Pauperismus, von Lateinisch pauper, das heißt arm. Die Verelendung der Unterschichten. Deshalb kommt es spätestens seit dem Jahr 1840 immer wieder zu Hungerrevolten und örtlich begrenzten Aufständen. wie dem schlesischen Weber-Aufstand.

Ihr seht also, es gibt zur Zeit des Deutschen Bundes politische Missstände, die die Bürger dazu bringen, sich gegen die herrschende Ordnung zu wenden. Sie wollen Mitsprache, sie wollen Parlamente, einen Nationalstaat. Und es gibt auch wirtschaftliche Missstände, die die Arbeiter und Bauern dazu bringen, sich gegen die herrschenden Verhältnisse aufzulehnen. Sie wollen ein Ende der Feudalherrschaft, ein Ende der Armut und des Elends. Ja, und damit haben wir wirklich alle Zutaten, die wir brauchen.

die man für eine richtige Revolution braucht. Aber wie das dann abgeht, das erzähle ich im nächsten Video. Wenn ihr das nicht verpassen wollt und alle kommenden Videos von uns nicht, dann abonniert diesen Kanal hier einfach.

Wenn ihr noch Fragen habt, postet sie in den Kommentaren. Wir kümmern uns dann drum. Ich sag an dieser Stelle vielen Dank fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.