Zum Schloss, auf zum Schloss, kommt ruhig mit. In diesem Video hier geht es um das Hambacher Fest und das findet eben auf dem Hambacher Schloss statt. Los geht's. Bevor wir uns mit dem Hambacher Fest beschäftigen, erkläre ich euch erstmal, wie sich damals die große Weltlage darstellt.
Damals, das heißt so um das Jahr 1800 herum, gibt es in Deutschland keinen einheitlichen Staat. Es existiert nur das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und das ist, wie ihr hier sehen könnt, ein Flickenteppich. Als im Nachgang zur Französischen Revolution Kriege ausbrechen und dann Napoleon weite Teile Europas besetzt und umgestaltet, geht das Heilige Römische Reich unter.
Aber im Kampf gegen Napoleon und die Französische Oberhoheit bildet sich ein deutsches Nationalbewusstsein heraus. Die Bürger in Deutschland möchten in einem vereinten Land leben und wollen auch an der politischen Macht beteiligt werden. Diese politische Bewegung, die einen Nationalstaat und bürgerliche Freiheiten und Volkssouveränität möchte, nennt man Liberalismus.
Was bedeutet Volkssouveränität? Naja, der Souverän ist der Träger der Staatsgewalt. Im Absolutismus ist das der Fürst bzw. der König oder der Kaiser.
Volkssouveränität dagegen bedeutet, wie der Name schon sagt, dass die Staatsgewalt vom Volk ausgeht. So wie das heute bei uns der Fall ist. Also nicht der Fürst bestimmt, sondern eben das Volk. Zum Beispiel durch das Parlament, durch Abgeordnete, die abstimmen und Gesetze erlassen.
Volkssouveränität muss aber erst gegen die Macht der Fürsten durchgesetzt werden. So war das auch in England und in Frankreich. Aber in Deutschland gelingt das zunächst nicht.
Nach der Niederlage Napoleons und dem Wiener Kongress übernehmen die Fürsten wieder die Macht. Sie verfolgen die Liberalen mit aller Härte. Besonders, wenn sie sich auflehnen, wie 1817 bei einer Versammlung auf der Wartburg bei Eisenach. 500 Studenten und einige Professoren protestierten dort gegen reaktionäre Politik und Kleinstaaterei. Man muss aber sagen, es sind keine Massen, die sich engagieren.
Viele ziehen sich in der Epoche des Biedermeier nach 1815 ins Private zurück. Eine Gegend in Deutschland hat all diese gigantischen Veränderungen, die in kurzer Zeit stattfinden, ganz besonders intensiv mitmachen müssen oder mitmachen dürfen, wie auch immer. Nämlich die Pfalz.
Die Pfalz wird von den französischen Revolutionstruppen erobert und gehört fast 20 Jahre lang zu Frankreich. Das bedeutet Fremdherrschaft, aber eben auch Freiheit und rechtliche Gleichstellung aller Bürger. Berufs-und Gewerbefreiheit, Handel in einem großen Staatsverband, Ende der Fürstenherrschaft.
Nach dem Wiener Kongress kommt die Pfalz zum Königreich Bayern. Es gibt wieder viele Grenzen zu den anderen deutschen Staaten und das behindert den Handel und schadet der Wirtschaft. Die politischen Freiheiten werden beschnitten. In der Pfalz denken viele Menschen politisch liberal.
Es existiert eine blühende Presselandschaft, in der die Liberalen ihre Forderungen verbreiten. Die bayerische Regierung, der König, ist nicht gerade begeistert. Er lässt Zeitungen verbieten.
Liberale werden vor Gericht gestellt und nicht selten sogar ins Gefängnis geworfen. Am 27. Mai 1832 versammeln sich deshalb auf dem Marktplatz im Pfälzischen Neustadt an der Weinstraße an die 30.000 Menschen zu einer großen Demonstration. Bürger, Weinbauern, Handwerksgesellen, Studenten, Dienstboten, Menschen aus der Pfalz, Bayern, Württemberg, Hessen, dem Rheinland, Gäste aus Polen, Frankreich und so weiter und so fort. Eine ganze Menge verschiedener Menschen. Zwei Namen muss man sich in diesem Zusammenhang und überhaupt bei der nationalen Bewegung merken.
Nämlich einmal Philipp Jakob Siebenpfeifer. Und zum anderen Johann Georg August Wirth. Siebenpfeifer ist ein Verwaltungsjurist, ein hochrangiger Beamter, aber wegen seiner liberalen politischen Ansichten wird er aus dem Regierungsdienst entlassen.
Seitdem ist er Autor und veröffentlicht Aufsätze, Artikel und Bücher. Wirth arbeitete zunächst als Anwalt, dann gibt er Zeitungen heraus. Eine Zeitung nach der anderen, denn die Zeitungen werden von der Regierung zensiert und der Reihe nach verboten. Da muss man immer wieder etwas nachlegen. Daran könnt ihr schon erkennen, dass die liberalen Bürger, die für ihre politische Überzeugung eintreten und gegen die absolute Fürstenherrschaft und gegen die Vielstaaterei anschreiben, dass diese Bürger von den Regierungen regelrecht verfolgt werden.
Immer wieder müssen sie sich vor Gericht gegen die Verbote ihrer Artikel und Aufsätze verteidigen. Sieben Pfeiffer und Wirth gründen deshalb mit anderen Liberalen zusammen den Deutschen Vaterlandsverein zur Unterstützung der freien Presse, kurz auch Pressverein genannt. Dessen Mitglieder fordern die Pressefreiheit, dass man also seine politische Meinung frei sagen und schreiben kann.
Der Verein unterstützt auch die Autoren, wenn sie Probleme mit einer Regierung bekommen. Und sie wollen ein vereinigtes Deutschland in einem freien Europa schaffen. Im Grunde genommen ist dieser Verein die erste politische Partei in Deutschland bzw. in den deutschen Ländern und Staaten.
Kein Wunder, dass der Verein gleich verboten wird. Aber die Mitglieder machen trotzdem weiter. Sie schreiben Artikel, sie geben Zeitungen heraus, sie organisieren politische Veranstaltungen.
Und vieles, vieles mehr. Die berühmteste dieser Veranstaltungen ist eben, und jetzt sind wir beim Thema, das Hambacher Fest. Es geht um gesetzliche Freiheit und deutsche Nationalwürde. Ganz besonders ist, dass erstmals auch die Frauen eingeladen werden. Die Organisatoren des Festes wollen also nicht nur Bürgerfreiheit und ein geeintes Vaterland, sondern auch Gleichberechtigung.
Zum Schloss rufen die Menschen, die sich auf dem Marktplatz in Neustadt versammelt haben. Dann marschieren sie mit Musik und Böllerschüssen los. Sie schwenken Fahnen.
Viele Fahnen zeigen die Farben Schwarz, Rot, Gold und die Bürger tragen diese Farben auch als Abzeichen an der Brust. Auf einer schwarz-rot-goldenen Fahne steht Deutschlands Wiedergeburt. Der riesige Zug...
kommt oben an. Dort kann man sich an Buden und Ständen mit Essen und Trinken versorgen. Es sind sogar Karussells aufgebaut. Naja, es ist eben ein Volksfest und das ist auch wirklich eine gute Sache für die Leute, denn der Weg nach oben zu diesem Schloss ist hoch. Ich bin selbst schon ein paar Mal hochgelaufen, das ist extrem steil und dann hat man sich oben natürlich eine Belohnung verdient.
Man ist erstmal ziemlich schlapp, zumindest ging es mir so. Man muss aber sagen, es ist kein reines Volksfest zum Vergnügen, sondern eben ein politisches Volksfest. Deshalb werden Lieder mit politischem Inhalt gesungen und natürlich werden auch Reden gehalten.
Redner, auch aus Polen und Frankreich, wenden sich an die Menge. Damals hatten die Redner aber natürlich noch keinen Strom und logischerweise auch keine Lautsprecheranlage. Deshalb halten sie ihre Reden mehrmals. Erst auf der Haupttribüne, dann auf den Nebentribünen oder sie steigen einfach auf Tische. Was fordern die Redner?
Siebenpfeiffer spricht vom Völkerfrühling. Die Völker, die Menschen, leben unter der Unterdrückung durch die Fürsten wie in einem Winter, sagt er. Es bewegt sich nichts.
Alles ist eingefroren. Jetzt soll die Pflanze der Freiheit durch die Schneedecke sprießen. Die Sonne der Freiheit soll die Unterdrückung wegschmelzen. Alles blüht auf.
Sieben Pfeifer ruft, hoch lebe jedes Volk, das seine Ketten zerbricht und mit uns den Bund der Freiheit schwört. Vaterland, Volkshoheit, Völkerbund. Das ist alles ziemlich blumig, aber ihr merkt schon, da geht es wirklich um eine ganz ernste Sache. Wirt erinnert in seiner Rede an die unterdrückten Völker in Italien, in Ungarn und in Polen.
Auch sie sollen frei werden. Und wird ruft, hoch, dreimal hoch leben die Vereinigten Freistaaten Deutschlands. Hoch, dreimal hoch das konföderierte republikanische Europa. Und da sind wir in einem ganz wichtigen Punkt.
Die Frauen und Männer beim Hambacher Fest fordern Patriotismus. Jeder Mensch darf, ja er soll sogar sein Vaterland lieben und die Vaterländer stehen gleichberechtigt zusammen. Er kennen sich als Partner und Freunde. Das, was sich in der deutschen Geschichte später durchsetzt, ist allerdings eher der Nationalismus, also kein Patriotismus.
Die Überhöhung der eigenen Nation, des eigenen Volkes und die Abwertung der anderen. Das ist Nationalismus. Die Frauen und Männer auf dem Hambacher Schloss treten ein für Freiheit, Aufklärung, Rationalität, also ein vernunftbegründetes Handeln.
Und für die Volkshoheit das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Diese Idee, die da im Mai 1832 verkündigt wird, ist so modern, dass sie heute noch aktuell ist. Ein Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte. Die Reden, die gehalten wurden, die werden als Buch veröffentlicht. Bilder von der Schlossruine und von dem Zug der Bürger werden auf Schürzen, damals hat man noch keine T-Shirts, auf Tabakpfeifen, auf Tellern, auf allem möglichen Zeug gedruckt.
Das Hambacher Fest ist schon damals ein, ja, man kann es nicht anders sagen, Event, das den Liberalen Mut macht, sich einzusetzen für ihre Ziele. Aber politisch tut sich erst einmal nichts. Sieben Pfeifer und Wirt werden verhaftet, angeklagt und letztendlich freigesprochen.
Aber... Die Behörden finden andere Anklagepunkte, nämlich die angebliche Beleidigung in-und ausländischer Behörden. Wie es heißt, Siebenpfeifer flieht aus dem Gefängnis in die Schweiz, Wirth sitzt zwei Jahre lang im Knast.
Er wird später Abgeordneter der Nationalversammlung in der Frankfurter Pauskirche, dem ersten demokratischen Parlament in Deutschland. Aber das ist auch wieder ein Thema für sich. Das Hambacher Fest ist bis heute eine Inspiration, sich für Bürgerrechte, für Demokratie und für die Völkerverständigung einzusetzen.
Die deutsche Fahne, schwarz-rot-gold, steht seit dem Hambacher Fest für die Ideale des demokratischen Nationalstaates. Es ist selten, dass ein geschichtliches Ereignis nur mit guten und mit positiven Dingen in Verbindung gebracht werden kann. Aber beim Hambacher Fest ist das tatsächlich so.
Man kann sagen, eine echte Sternstunde der Demokratie. Jetzt würde mich natürlich interessieren, was meint ihr denn? Kann man davon heute lernen? Macht euch das Hambacher Fest vielleicht auch Mut, euch für Demokratie einzusetzen?
Was sollte man heute machen? Was kann man machen, um unsere Demokratie zu stärken? Was sollte man vielleicht auch machen?
Schreibt es gerne unten in die Kommentare. Ich bin sehr gespannt, was ihr darüber denkt. Und hier neben mir findet ihr noch zwei weitere Videos zu den Themen, die ich gerade eben schon mal angerissen habe.
Hier und hier einfach klicken. Danke fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.