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Europas Entwicklung durch Karl den Großen

Die Mitte Europas im Wandel der Zeit. Ein Land, das lange braucht, um eins zu werden. Menschen, die sich erst im Laufe der Jahrhunderte als deutsch verstehen. Wer sind wir?

Woher kommen wir? Fragen an die Geschichte der Deutschen. Für die Revolution! Für die Revolution!

Für die Demokratie! Für die Republik! Unversöhnlich stehen sie sich gegenüber. Wo bist du?

Der König und der Rebell. Freiheit! Noch gibt es keine Deutschen, aber Franken und Sachsen.

Als sich Widukind der 66. und der russische Aufrührer endlich taufen lässt, ist der fränkische König Karl zu einem großen Ziel näher gekommen. Einem christlichen Kaiserreich. Ein heiliger Ort irgendwo in den sächsischen Weltkriegen.

Wäldern. Ein heiliger Ort der alten germanischen Religion. Die Irminsul ist für die heidnischen Sachsen die Säule, die den Himmel und die Erde verbindet. Die Götter mit den Menschen. So se bin Renki, so se bluort Renki, so se lidi Renki.

Es ist der Ort, an dem die sächsischen Priester Verbindung aufnehmen zu Wodan, Donar, Saxnod. Die Priester kennen die uralten Zaubersprüche, um Menschen und Tiere zu heilen. Und wenn die Götter es wollen, gelingt die Heilung. An einem Sommertag des Jahres 772 wird diese alte germanische Welt bedroht. Nach diesem Tag wird nichts mehr so sein, wie es war.

Auch im Leben des sächsischen Adeligen Widukind, auf Neuhochdeutsch Waldkind und seines Freundes Anno. Ruhig, das sind Pferdehufe. Es ist ein junger fränkischer König, der mit einer großen Schar von Reiterkriegern einfällt in das Sachsenland.

Schnell! Die Franken, die greifen das Dorf an. Warte! Die Kinder! Die Frauen!

Warte noch! Die Sachsen sind von dem Angriff vollkommen überrascht und wehrlos. Jetzt! Es ist nur ein Überfall, ein Eroberungszug wie viele andere. Der fränkische König Karl führt seine Truppen selbst an.

Die Franken sind Christen. Und für sie sind die Sachsen nichts als ungläubige Götzendiener. Barbarische Heiden.

Treibt sie zusammen! Brennt das Dorf nieder! Karl, der 24-jährige König der Franken, ist sich seiner Sache sicher. Er will sein Reich vergrößern und aus den Heiden Christen machen.

Und sei es mit Feuer und Schwert. An diesem Tag tragen die fränkischen Krieger in viele sächsische Dörfer Zerstörung und Tod. Es ist eine Epoche voller Eroberungswut und der Gewissheit für den eigenen Glauben töten zu dürfen. Aus der Ohnmacht erwächst Hass. Der sächsische Adelige Widukind schwört Rache.

Ja. Das werden Sie wissen, Herr Schwerig. Wir werden es Ihnen heimzahlen. Köln Der junge Frankenkönig will die Sachsen besiegen und unterwerfen. Schon sein Vater und sein Großvater haben das Fränkische Reich durch Eroberungen ständig vergrößert.

Aber hier, auf dem heiligen Platz der Irmisul, geht es um mehr. Karl will die fremde Kultur auslöschen. Denn wo er herrscht, soll nur ein Glaube sein.

Seiner. Gott ist mit den Franken. Sie sollen es mit eigenen Augen sehen. Reiß das Götzenbild um. Was geschieht mit einem Volk, dessen religiöse Gefühle derart verletzt werden?

Es sind Schläge, die das ganze sächsische Gebiet in Aufruhr versetzen. Alle Dörfer an der Weser und der Elbe, zwischen Thüringen und der Nordsee. Ein Flächenbrand. Musik Die sächsischen Priester sind überzeugt, dass die Götter diesen ungeheuren Frevel verhindern.

Denn wenn diese Säule fällt, stürzt der Himmel herab. Doch die sächsischen Götter schweigen. Gott ist mit uns! Der Widerstand der Sachsen ist noch nicht gebrochen.

Widukind ruft zum Kampf gegen die fränkischen Besatzer auf. Männer! Ergreift das Schwert! Für den Glauben!

Unsere Väter und Vorväter, widersetzt euch den fränkischen Angreifern, die unser Freiheitslieb des... Die Demütigung durch die Franken macht Widukind zum Rebellen, zum Anführer der Sachsen, der sich berufen fühlt, der fränkischen Supermacht zu trotzen. Im Namen der eigenen Götter. Kämpft für eure Freiheit!

Wodan ist mit uns! Ihr werdet siegen, Brüder! Freiheit oder Tod! Das Reich des jungen Königs Karl ist riesig.

Sein Großvater Karl Martell und sein Vater König Pippin haben es in ständigen Kriegen enorm vergrößert. Es erstreckt sich von Thüringen bis in die Provence und vom Mittelmeer bis zum Atlantik. Saint-Denis bei Paris ist im 8. Jahrhundert eine wichtige Residenz dieses Reiches. Karl entstammt keiner alteingesessenen Herrscherfamilie.

Seine Vorfahren haben es aber geschafft, das fränkische Königsgeschlecht der Mero-Winger auszuschalten und sich selbst zu Herrschern zu machen. Karl Martell, der Großvater, begründet eine mächtige Dynastie, in der auch der Papst ein Bündnis schließen will. 18 Jahre vor dem Überfall auf die Sachsen hat der junge Karl kaum sechs Jahre alt. Eine Begegnung, die zum Schlüsselerlebnis wird. Endlich, da ist er.

Papst Stefan II. kommt aus Rom, um mit Karls Vater, dem fränkischen König Pepin, eine Allianz zu schließen. Weißt du noch, was du sagen sollst? Der Pontifex braucht dringend eine Schutzmacht, um seine Stellung in Italien zu behaupten. Und die Franken suchen die Anerkennung ihres Königtums durch den Papst.

Der kleine Karl begrüßt ihn feierlich. Im Namen meines Vaters herzlich willkommen, Herr Papst. Mit großer Freude und im Namen, äh... Meines Vaters, König Pipi. Mit großer Freude und im Namen meines Vaters, König Pippin...

Ich danke dir, mein lieber Karl. Dein Vater kann sehr stolz auf dich sein. Im Namen meines Vaters, König Pippin, dem König der Franken, heißen wir euch willkommen.

Was der sechsjährige Junge jetzt noch nicht begreifen kann, wird sein ganzes Leben bestimmen. Das Bündnis seiner Familie mit dem Papst. Der Alt, den der kleine Karl leisten durfte, hat ihn sicherlich in der Hinsicht beeinflusst, dass er erfüllt war von der Idee, die Gebote Gottes, die Gesetze Gottes zu verbreiten und auch dazu vorbereitet, die Heidenkriege, die Kriege gegen die Sachsen zu führen, Missionskriege und Eroberungskriege.

Eroberung und Missionierung. Das Schwert und das Kreuz. Mit der Waffe wird der Glaube durchgesetzt. Erst das Schwert macht einen jungen Franken zum Mann und Krieger. Wenn er von Adel ist, stammt seine Klinge meist von Ulfbert, aus der berühmtesten Waffenschmiede der Zeit.

Das Logo steht für eine Hightech-Klinge. Bessere Schwerter gibt es nirgends. Ungefähr 400 dieser Klingen hat man gefunden, zumeist in Gräbern bedeutender Männer. Einem Krieger wurden seine Waffen mit ins Jenseits gegeben, obwohl sie ein Vermögen gekostet haben. Axt, Speer, Schild und das Schwert.

Es sind die Waffen der fränkischen Kämpfer. Im Alter von 15 Jahren hat Karl seine Ausbildung zum Krieger abgeschlossen. In einer feierlichen Zeremonie wiederholt er den Eid, den er schon als kleiner Junge abgelegt hat.

Ich gelobe, meine königliche Macht stets zum Schutz der Christenheit einzusetzen und zur Verbreitung der göttlichen Wahrheit. Als nunmehr erwachsener Mann erhält er sein eigenes Schwert. Nimm das Schwert.

Es wird dich dein Leben lang begleiten. Sowohl im Krieg, als auch im Frieden. Die Heiden sollen dieses Schwert fürchten lernen. Wie die Sachsen, so verehren im 8. Jahrhundert auch die anderen heidnischen Völker im Osten ihre eigenen Götter. Die Abodriten, Sorben und die Böhmen.

Sie alle sehen das Göttliche in den Erscheinungen der Natur. Für die Sachsen sind die Extermsteine, gelegen beim heutigen Detmold, ein kultischer Ort. Karl ist überzeugt, die sächsischen Heiden schon endgültig bezwungen zu haben.

Erster Schritt, ihr Land auf Dauer einzuverleiben. In einem Akt der Unterwerfung sollen die Sachsen seine Herrschaft anerkennen, ihm die Treue schwören. Hau ab! Neigt das Haupt! Bekennt jetzt, ihr Männer aus dem Volk der Sachsen, wollt ihr euch dem mächtigen christlichen König der Franken unterwerfen?

Für alle Zeit! Es ist eine mit Gewalt erzwungene Treue. Was bleibt dem Besiegten?

Es gibt nur Unterwerfung oder Tod. Runter mit dir! Entweder man verrät seine eigene Kultur oder man verliert das Leben.

Damit sei Frieden nun zwischen euch und uns. Karl glaubt, damit sei Sachsen besiegt. Täuscht er sich?

Der Stamm Sachsen stellt keine geschlossene Einheit dar. Es gibt eine ganze Reihe von Teilstimmen. Die Westfalen, die Engern, die Ostfalen sind die berühmtesten, sodass sie auch militärisch nicht unter einem Befehl stehen.

Und diese Kriege werden von diesen verschiedenen Stämmen geführt, sodass ein Sieg Karls des Großen keineswegs dazu führte, dass der gesamte Sachsenstamm nun endgültig besiegt wäre. Ein Jahr nach dem Krieg gegen die Sachsen zieht Karl mit seinem Heer über die Alpen, um das langobardische Königreich zu erobern. Karl will die alte römische Provinz Italia seinem fränkischen Reich einverleiben, obwohl die Langobarden Christen sind.

Viele Monate lang belagert er ihre Hauptstadt Pavia. Er hungert die Bevölkerung aus, bis sie kapituliert. Alles für einen großen Traum. Seine Vision. Dann stünde er in Augenhöhe mit dem oströmischen Kaiser in Konstantinopel.

Das untergegangene weströmische Reich soll wiedererstehen. Der unvergleichliche Glanz des alten Rom soll sich mit seinem Frankenreich verbinden. Ein Imperium. Ein Glaube. Ein Herz.

Im Jahre 774 wird Karl der Rex Francorum et Langobardorum, der König der Franken und der Langobarden. In der Schatzkammer der Kathedrale von Monza wird bis heute die alte langobardische Königskrone aufbewahrt. Wie als tausend Jahre lang, bis ins 19. Jahrhundert, wurde sie von vielen Nachfolgern Karls des Großen getragen.

Man nennt sie die eiserne Krone. Doch sie ist aus purem Gold und mit 22 kostbaren Edelsteinen besetzt. Von innen verstärkt sie ein eiserner Ring, daher der Name.

In dem jungen und oft so grausamen Kriegerkönig Karl, der nur mühsam lesen und schreiben kann, scheint noch ein anderer zu stecken. Ein Mann, der sich nach Wissen und Bildung sehnt und nach der Schönheit der Künste. Karl der Große hat wie jeder fränkische Adlige ein Training zum Krieger erhalten. Natürlich keine Schulausbildung in unserem Sinne. Aber Karl hatte, weil er dieses Reich regieren wollte, weil er fasziniert war.

war von der Mittelmeermeld und der antiken Kultur, sehr schnell die Idee entwickelt, an seinem Hof Spezialisten zu versammeln, denen er diese Aufgabe der Bildungsreform übertrug. Diese Spezialisten sind Mönche und Kleriker. Sie kommen aus Irland, England, Spanien und Italien.

Es sind große Gelehrte, die besten Köpfe ihrer Zeit. Karl will ihnen zuhören, will von ihnen lernen. Das heilige Fundament seines Königtums soll die Heilige Schrift, die Bibel sein. Auch bei ganz alltäglichen Fragen. Denn steht nicht geschrieben in der Heiligen Schrift, dass auch Gott, der Herr selbst, am siebten Tage ruhte?

Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte, von all seinen Werten, die Gott geschaffen und gemacht hatte. Ihr wollt also, der Sonntag soll frei sein von Arbeit. Es wäre gottgefällig, nach seinem Willen.

Alle Christenmenschen sollen diesen Tag dem Herrn widmen. Und der Familie. So sei es.

Krieg und Unterdrückung, Gelehrsamkeit und Schönheit. Für Karl ist das kein Widerspruch. Was Karl und seine Hofgelehrten beginnen, ist nicht nur eine grundlegende Bildungsreform. Es ist beinahe die Wiedergeburt der klassischen lateinischen Welt.

Seit dem Untergang Roms und dem Chaos der Völkerwanderung war diese antike Kultur verkümmert. Das Latein der Mönche und Priester war verwildert, ihre Schrift kaum zu lesen. Karl spürt, eine Sprache, eine Schrift sind für die Formung seines Reiches unabdingbar.

Seht ihr? Beim Schreiben muss es eine klare Ordnung geben, klare Regeln. Einer muss schreiben wie der andere. ...andere, damit es jeder lesen kann. Mhm.

Das müssen alle lernen, auch ihr. Das Schreiben und das Abschreiben, ein strenges Handwerk, das vor allem Mönche in Klöstern betreiben. Das ganze Wissen der Welt soll festgehalten werden.

Die Schrift, die wir heute noch schreiben, geht auf diese Bildungsreform zurück, auf die karolingische Minuskel mit Worttrennung, klar lesbare Buchstaben. Eine Schrift, die... die dazu geführt hat, dass man die wichtigen antiken Texte und kirchlichen Texte im ganzen Frankreich verbreiten und lesen konnte.

Überall in seinem Reich fördert Karl die Gründung Die Erfindung von Klöstern, von Lateinschulen und Bibliotheken. Und bis heute findet man an vielen Orten Europas kostbare Sammlungen von Handschriften aus der Zeit Karls des Großen. So auch im Benediktinerkloster Melk in Niederösterreich.

Es sind großartige Zeugnisse jener Gelehrsamkeit, die man die Karolingische Renaissance nennt. Es ist ein Aufbruch fast in allen Bereichen des Wissens und des Lebens, der sich auch in den karolingischen Bauten spiegelt. In der über tausend Jahre alten Torhalle des Klosters Lorsch in Südhessen.

Die andere Seite seiner Macht. Im Sachsenland herrschen immer noch Krieg und Aufruhr. Unterdrückung und Gewalt. Karl hat ein Gesetz erlassen, das jeden mit dem Tode bedroht, der sich der Taufe entzieht.

Wie das sagst du dem Teufel und all seinen Werken? Ec for sacho alum diobulis, vercum ant vordum. Duner ende voden, ende sax note, ende alum sem unnoidum. Wenn du dich wahrhaftig bekehren willst zum Gott der Christen, so wird es. Wirf nun als Zeichen deines neuen Glaubens deine Götzenbilder in dieses reinigende Feuer.

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Die Sachsen sollen ihrem alten Glauben abschwören.

Sie sollen aufhören, die zu sein, die sie sind. Menschen, die über Generationen trainiert waren, sich in dieser Vielgötterwelt zu bewegen und sie als die natürliche Ordnung zu erachten, werden sich immer sehr schwer tun unter militärischem Druck. und unter Gewaltandrohung plötzlich dem Vertrauten abzuschwören.

Die Sachsen haben das machen müssen in der ersten Phase der fränkischen Expansion und sie haben es einfach gemacht, weil sie keine Alternative hatten. Aber sie sind dadurch keine gläubigen Christen geworden. Widukind und seine Krieger wollen sich nicht taufen lassen. Trotz der Todesdrohung.

Anropas de Vodan, Bidiat de Saxno. Helpt uns, die Widowkinder, die uns nicht mehr verlieben. Gebt das Wald und die Wälder, die uns nicht mehr verlieben. Widukind will, dass die Sachsen wieder Herren im eigenen Land sind und dass sie ihre eigenen Götter anbieten dürfen und nicht diesen fremden Gott, der mit Feuer und Schwert kam.

Die Sune. Anko, warte, ich hole an. Hier.

Die Sachsen schlagen zurück. Angriff auf fränkische Dörfer. Amen.

Keine Gnade für die Feinde. Auch nicht für jene Sachsen, die schon Christen sind. So sah man an, ja.

Widukins Kampf fordert unschuldige Opfer. Eine Spirale der Gewalt. Waddu! Ich hatte gehofft, so etwas niemals hören zu müssen. Diese verfluchten Heiden!

Diese verdammten Sachsen! Räudige Hunde! Treuloses Pack!

Wir wollten sie mit dem Schwert unterwerfen, aber ihre Herzen zu gewinnen haben wir versagt. Sie haben ihren Schwur gebrochen! Sie haben mich verraten!

Ihren König! Aber unser Gott ist auch ein Gott der Liebe. Ein Reich, ein Glaube. Das müssen wir durchsetzen.

Nirgendwo steht geschrieben, dass Gottes Wort mit dem Schwert allein verbreitet werden muss. Jesus Christus! Schweigt!

Ich schwöre vor Gott und vor euch, das treulose und wortbrüchige Volk der Sachsen mit Krieg zu überziehen. Und nicht eher zu ruhen, bis es entweder besiegt und zur christlichen Religion bekehrt ist, oder aber, wenn die Sachsen es nicht anders wollen, dass sie vollständig von der Erde vertilgt werden. Es ist ein Kampf, der keine Regeln kennt und keine Rücksicht. Ein schmutziger Krieg zwischen ungleichen Mächten.

Mit Überfällen, Strafaktionen, Terror und Gegenterror. Und nur selten stellen sich die Rebellen zur offenen Schlacht. Und nie ist Widukind zu fassen.

Bist du Widukind? Wo ist er? Wo ist der elende Verräter? Wo bist du?

Wie du kennst? Wo? In Pferden an der Aller wird Karl ein Exempel statuieren. Es ist eine Rache, Eure Gier. Nie wieder soll ein Sachse es wagen, sich gegen ihn zu erheben, den König der Franken.

Auf Karls Befehl werden wohl über 1000 gefangene Sachsen hingerichtet. Fränkische Chronisten behaupten später sogar, man habe an diesem einen Tag 4500 Männer mit dem Schwert getötet. Das Wasser der Haller habe sich rot gefärbt vom Blut der Opfer. Eine Tat, die über die Jahrhunderte einen Schatten auf das Bild des großen Frankenkönigs wirft.

Bei Pferden an der Aller erinnern 4500 Steine an das Geschehen, gesetzt im Jahr 1935, im Geist der Zeit. Das Blutbad von Werden hat bereits bei Zeitgenossen eine gewisse Kritik hervorgerufen, auch die übergroße Brutalität, mit der Karl der Große vorgegangen ist. Auf der anderen Seite, wenn man sich in Karls Situation versetzt, so hat man doch... doch auch den Eindruck, dass er ein Stück weit verzweifelt gewesen ist, ob dieses lang anhaltenden Widerstands von Seiten der Sachsen und das sozusagen sein letztes Mittel gewesen ist, um den Erfolg zu erzwingen.

Der ungeheure Zorn des Frankenkönigs macht auch vor Frauen und Kindern nicht halt. Seine eigenen Hofschreiber berichten, Karl ließ alle Sachsen, die jenseits der Elbe wohnten, mit Frauen und Kindern ins Frankenland schaffen. Wir brechen jetzt auf! Keiner bleibt zurück! Macht schon!

Bewegung! Es ist eine Zwangsumsiedlung, um die eigene Herrschaft zu sichern. Zehntausende Sachsen werden ihrer Heimat beraubt und ins fränkische Kernland deportiert. Das Land, das ihnen genommen wird, verteilt Karl an seine fränkischen Gefolgsleute.

Trotz aller Grausamkeiten ist der Widerstand der Sachsen nicht zu brechen. Beide Seiten sind Gefangene ihres Stolzes, ihrer Ziele, ihrer Schwüre. Die Sachsen haben nicht die Kraft, die fränkische Großmacht aus dem Land zu vertreiben. Doch auch für Widokins Gegner gibt es eine bittere Erkenntnis.

Allein mit militärischer Gewalt kann es keinen dauerhaften Frieden geben. Davon wollen Karls gelehrte Berater ihren König schließlich überzeugen. Seit 13 Jahren führen wir nun Krieg gegen die Sachsen. Nein, sie führen Krieg gegen uns. Und wir haben ihren Widerstand nicht brechen können, trotz aller Anstrengungen.

Ich sage euch, wir finden keinen Frieden mit den Sachsen, wenn wir nicht verhandeln. Verhandeln? Ich? Dann sag mir wie!

Wie verhandelt man mit wortbrüchigen Aufrührern, die sich an keinen Schwur gebunden fühlen und keine Gesetze achten? Wie? Wir bieten Widukind eine ehrenvolle Kapitulation an, bei der er sein Gesicht wahren kann. So kann er einem Krieg bis zum letzten Mann entgehen.

Aber dafür muss er den Aufstand beenden. Ein für alle Mal. Er muss sich taufen lassen.

Um des Friedens willen. Gut. Die Pax Christiana. Es wäre ein gottgefälliges Werk.

Karl der Große hat in die Sachsenkriege unendlich viel investiert. Und das deutet ja schon an, wie sehr ihm daran gelegen war, seine Mission, die zum ersten Mal aufleuchtet, bei dem Eid, den er dem Papst Stephan geleistet hat, seine Mission zu Ende zu führen. 13 Jahre nach der Zerstörung der Irminsul reitet der sächsische Rebellenführer ins Frankenland, zu Karl.

Die fränkischen Chronisten werden später behaupten, der Sachse sei durch ein göttliches Wunder zum gläubigen Christen geworden. In Wahrheit will Widukind einfach nur Frieden. Widukind, kommst du aus freien Stücken? Ja, mein König, des Friedens willen.

Als Karl am Weihnachtstag des Jahres 785 den früheren Todfeind in die Arme schließt, erfüllt er das Versprechen, das er schon als kleiner Junge dem Papst gegeben hat, das Christentum zu verbreiten. Die Taufe Widukinds ist ein bedeutendes Ereignis in der Vorgeschichte der Deutschen. Das Land der Sachsen wird Teil eines Reiches, aus dem später Deutschland ebenso wie Frankreich hervorgehen wird.

Glaubest du in Gott, Vater Allmächtiger? Ich glaube. Glaubest du in Christ, Gottes Sohn, Herr Jenton? Ich glaube.

Glaubest du in Heiliger Geist? Ich glaube. So taufe ich dich wie du Kind vom Volk der Sachsen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Das war das. Das war das. Das war der Geist.

Die Taufe Widukins 785 war für Karl ein ungeheurer Erfolg. Seine Chronisten haben notiert, ganz Sachsen ist jetzt unterworfen. In Wirklichkeit braucht es noch einmal 20 Jahre oder fast 20 Jahre, bis es so weit war.

Trotzdem war man sich sicher, dass man jetzt ein christliches Reich unter einem christlichen König und mit lauter Christen errichtet hätte. Die ältesten Teile der Stiftskirche von Enger, einem Dorf bei Herford, stammen aus der Zeit um 800. Hier wurde Widukind geboren und hier soll er der Legende nach auch begraben sein. Die Konisten haben den Rebellen zu einem frommen Mann umgedeutet. Ein späterer Papst sprach ihn selig. Das nationalbewusste 19. Jahrhundert hat den Sachsen-Vidokind zu einem deutschen Volkshelden im Kampf gegen die feindlichen Franzosen stilisiert.

Und umgekehrt haben die Franzosen aus Karl dem Großen einen der ihren gemacht. Charlemagne ist demnach Franzose, vor dem Widukind der Deutsche im Staub kniet. Geschichtsklitterung von beiden Seiten in einer Zeit der sogenannten Erbfeindschaft. Nach der Taufe des sächsischen Rebellen kann sich Karl endlich seinen anderen Projekten widmen.

Der Monarch verfügt zwar über eine Reihe prächtiger Residenzen, aber das riesige Reich hat noch immer keinen festen Regierungssitz. Karl wählt Aachen, um es zur schönsten Stadt seines Landes zu machen. Aachen soll die Pracht von Rom und die Gelehrsamkeit Athens in sich vereinen.

Die neue Königspfalz ist eine große und perfekt geplante Anlage. Zu ihr gehört die Aula Regia als Regierungssitz, außerdem ein Wohnhaus für die königliche Familie, ein Garnisonsgebäude für Elite-Truppen, ein Gerichtssaal und ein Studienzentrum mit Archiv und Bibliothek. Das geistliche Zentrum ist die Pfalzkapelle, die der Jungfrau Maria geweiht ist, heute der Aachener Dom. Er gilt schon bei den Zeitgenossen Karls als Wunderwerk.

Damals der prächtigste Kirchenbau diesseits der Alpen. Das Innere der Kirche, jahrhundertelang war es der höchste kuppelüberwölbte Raum in Nordeuropa. Mit Marmor aus Carrara und Säulen aus Rom und Ravenna. 33 deutsche Könige haben sich später auf Karl berufen und diesen Thron im Aachener Dom bestiegen. Im Laufe von 600 Jahren.

Aachen war die bevorzugte Pfalzkreisesgroßen. Das lag sicherlich daran, dass der Ort mitten im Kerngebiet der karolingischen Herrschaft lag. Darum herum gab es ausgedehnte Wälder, hervorragend geeignet für die Jagd. Und dann gab es dort die warmen Quellen, in denen sich Karl der Große jedes Jahr erholte.

Im Jahre 800 zieht Karl mit großem Gefolge nach Syrien. Er hat mit dem Papst eine ganz besondere Verabredung getroffen. Rom, ehemals Zentrum der antiken Welt, hat zu Karls Zeiten seine Bedeutung schon lange verloren. Doch selbst die Ruinen zeugen von früherer Größe.

Seit mehr als drei Jahrhunderten hat es in Westeuropa keinen Kaiser mehr gegeben. Im Jahre 800 greift der fränkische König Karl nach dem alten Titel der Imperaturen. Er will die Renovatio Imperi, die Erneuerung des Römischen Reiches, als Reich der Franken. Die Kaiserkrönung am Weihnachtstag des Jahres 800 ist ein historischer Moment, schon für die Zeitgenossen.

Es ist eine Sensation, die ganz Europa bewegt. Zum ersten Mal krönt ein Papst einen Kaiser. Und zum ersten Mal stammt dieser Kaiser aus einem anderen Reich als dem römischen. Nur der Stellvertreter Petri kann den Kaisertitel in göttlichem Auftrag verleihen. Deshalb muss Karl den Kirchenfürsten als sein geistliches Oberhaupt anerkennen.

Umgekehrt hat erst Karl das Papsttum von der bizantinischen Vorherrschaft befreit und unter seinen militärischen Schutz gestellt. Deshalb muss der Papst dem neuen Kaiser als seinem weltlichen Herrscher huldigen. Fast ein halbes Jahrhundert nach dem Besuch des Papstes in Saint-Denis hat sich die politische Vision der Karolinger erfüllt.

Eine dauerhafte Koalition der Weltlichen mit der geistlichen Macht. Eine Verbindung von Schwert und Kreuz. Der Weg dahin war lang.

Er war rücksichtslos und grausam. Benachbarte Völker wurden niedergeworfen, andersgläubige Menschen mit Gewalt zum Christentum bekehrt. Die Krönung Karls im Jahre 800 begründet das künftige mittelalterliche Kaisertum, das in der Form des Heiligen Römischen Reiches über tausend Jahre lang bestehen wird. Jahrhundertelang werden es deutsche Könige sein, die sich in Rom zum Kaiser krönen lassen.

In der Tradition des großen Karolingers. Deshalb spricht man später vom Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, dessen letzter Kaiser... bis 1806 regieren wird. Und selbst Napoleon, der diese römisch-deutsche Tradition beendet, erhebt sich in der Kathedrale Notre-Dame in Paris zum Nachfolger von Karl dem Großen.

Die Bedeutung Karls des Großen für uns heute liegt darin, dass er... symbolhaft, beispielhaft die verschiedenen Völker und Traditionen großer Teile Europas zusammengebunden hat, zusammengefasst hat. Und dass er diese Verbindung unter die Leitidee eines Friedensraumes, einer Einheit des Friedens stellt, auch wenn er ständig Kriege geführt hat, letztlich sollte ein Friedensreich entstehen. Karl stirbt im Jahre 814 und wird in seiner Aachener Kirche begraben.

Er war Franke und der erste Europäer. Anderthalb Jahrhunderte nach Karl wird sich ein Mann aus dem unterworfenen Volk der Sachsen, Otto I., in Aachen zum König krönen lassen. Lass sie kommen! In der Schlacht auf dem Lechfeld besiegt der Sachse im Jahre 955 die heidnischen Magyaren.

Im Kampf gegen den äußeren Feind eint er die Stämme des Ostfränkischen Reiches. Und so beginnt eine neue Geschichte. Die der Deutschen.

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