Statt der ursprünglichen Klassenvorstandsstunde startete eine Klasse in der neuen Mittelschule 18 in Linz mit dem sogenannten Klassenrat. Die Idee dazu hatte die Lehrerin Andrea Crawford. Wir nennen es Briefe, wir haben einen Briefkasten, da können Sie vorher Themen hineinwerfen, die werden dann behandelt und eventuell auch abgestimmt, aber Schüler und Lehrer sind gleichberechtigt. Also wir richten uns da auch mit Ergebnissen, wenn es nicht gegen die Schulordnung natürlich verstoßen, nach dem Schülerentscheid.
Die Regeln des Klassenrates sind einfach und klar strukturiert. Also grundlegend ist, dass man immer im Kreis sitzt, sodass sich alle Schüler gegenseitig sehen. dass die Lehrer und die Schüler gleichberechtigte Gesprächsteilnehmer sind. Es gibt einen Gesprächsleiter, es gibt einen Protokollführer, es gibt einen Zeitnehmer und es gibt einen Regelbeobachter.
Schüler und Lehrer auf Augenhöhe, das kommt gut an. Es ist eigentlich schon wichtig, weil wir alle Menschen sind. Lehrer können auch nicht immer alles bestimmen, weil sie auch nicht in der Klasse sind, in der Börse sind sie auch nicht. Da müssen auch einfach die Klassen Bescheid wissen, was passiert und so. Mir gefällt der Klassenrat, weil wir können alle Probleme darin besprechen, jeder kann was sagen.
Und die Lehrer sind auch dabei, also wir können direkt den Lehrern das sagen und direkt unseren Klassenkameraden das sagen. Wir haben jede Woche einmal so eine Stunde und wir berühren einfach alles, Probleme oder was wir wollen, welche Ausflüge oder so. Und das ist einfach wirklich super, dass wir das machen. Also ich glaube, dass das sehr positiv ist, wenn sie erleben, meine Stimme zählt genauso gleichwertig wie die der Lehrkraft, wie die der Lehrperson. Die Lehrperson zeigt auf und muss warten, bis sie das Wort erteilt bekommt, genauso wie jeder andere Schüler.
Auch bei Abstimmungen zählt die Stimme der Lehrperson gleich viel wie jede Schülerstimme und Schülerinnenstimme. Also ich finde, das ist eine ganz tolle Erfahrung für Jugendliche, Erwachsene. Der Klassenrat hat vor allem die Klassengemeinschaft gestärkt und verbessert. Ich finde schon, dass es besser geworden ist, weil in der ersten war unsere Klasse nicht so gut und jetzt ist unsere Klasse wieder ein viel besserer Feind.
Wir haben Freunde mit jedem. Am Anfang war es immer, dass wir gestritten haben mit jedem Grund und dass wir nicht zusammengehalten haben, aber jetzt zum Schluss halten wir eigentlich zu viel zusammen. Die Themen sind vielfältig.
Es geht um Streitereien bzw. kleinere Raufereien, Mobbing, die Gleichbehandlung von Burschen und Mädels und ein Dauerbrenner ist das Benützen bzw. das Fotografieren mit dem Handy. Meistens werden die getroffenen Entscheidungen von allen eingehalten.
Immer klappt es dann aber auch nicht hundertprozentig. Ja, hin und wieder werden sie schon gebrochen, so wie beim Handy. Die werden schon öfters gebrochen, aber im Endeffekt wird es dann eigentlich gehalten. Der Klassenrat ist jedenfalls eine gute Alternative, die jede Lehrkraft für sich selbst ausprobieren kann. In der 4c-Klasse der NMS 18 ist er jedenfalls zwei Jahre lang nicht wegzudenken gewesen.