Ich würde Ihnen gerne noch ein paar Regeln mitgeben, die man gut gebrauchen kann. Meine acht Lieblingsregeln für völligen Stillstand. Also wenn Sie sicher sein wollen, dass sich bei Ihnen garantiert gar nichts ändert, kann ich Ihnen noch ein bisschen hilfreich zur Seite treten.
Acht Regeln, mit denen man völligen Stillstand erzeugt. Die erste Regel hat etwas mit Führung zu tun. Führungskräfte sollten sich entweder ganz raushalten, nach dem Motto, Leute, ihr macht das schon, oder alles im Griff haben. Wenn die Führung alles im Griff hat, ist die ganze Firma so intelligent wie die Führung, also notwendig begrenzt.
Wenn Sie alles freigeben... Hat jeder seine eigene Fantasie und wenn jeder seine eigene Fantasie hat, geht auch nichts zusammen. Das Beste, was Sie machen können, ist, versuchen Sie die ganze Zeit alles im Griff zu haben und geben Sie dann manchmal plötzlich projektbezogen völlige Freiheit. Da können die Leute gar nichts mit anfangen.
Also verhalten Sie sich immer hübsch in den Extremen. Zweite Regel, auch sehr beliebt, Diskussionen über Ziele und Inhalte möglicher Veränderungen sollten konsequent nur auf der informellen Ebene geführt werden. Machen Sie Gerüchte.
Das allerbeste, was Sie machen können, sind Gerüchte für die Stabilität im System. Am besten, Sie gewöhnen sich das ab morgen an. Sie gehen jeden Morgen durch die Firma, gehen durch irgendeine Abteilung durch und sagen, ich glaube, die Abteilung wird geschlossen und gehen gleich weiter.
Fantastisch. Jeden Morgen eine Übung dieser Art. Sie haben immer ein Mordstheater in der Hütte, aber es wird sich garantiert nichts ändern. Machen Sie Gerüchte.
Je mehr Gerüchte Sie machen, desto besser. Dritte Regel, möglichst viele Aktivitäten sollten gleichzeitig angezettelt werden. Es ist für ständig Überforderung zu sorgen.
Machen Sie operative Hektik. Machen Sie eine Maßnahme der Sekunde oder der Minute. Aber niemals eine Maßnahme des Jahres, weil dann ändert sich ja wirklich etwas.
Vierte Regel, es sollte ein umfassender Wettbewerb ausgerufen werden, jedes darauf hinzuweisen, dass bei Ihnen wirklich nur der Einsatz bereit ist zu überleben. Machen Sie internen Wettbewerb oder wie ich heute sagen würde, machen Sie Krabbenkörbe. Ich weiß nicht, kennen Sie diese Beispiele, wenn Sie den Fischern zuschauen an der Küste, wenn die ihre Fische an Land bringen, haben die immer so Körbe, da schmeißen sie die Fische rein.
Und diese Körbe haben meistens keinen Deckel, weil die Fische an Land auch drin bleiben. Aber die haben auch immer einen Korb. Da sind diese großen Landkrabben drin. Und ich hab mich immer gefragt, verdammt nochmal, wieso hat dieser Korb auch keinen Deckel?
Die Landkrabben können doch jederzeit raus. Ganz einfach. Die Fischer kennen das Prinzip interner Wettbewerb. Wenn sie zwei Krabben in einen Korb schmeißen, kommt keine Krabbe mehr raus.
Weil immer wenn die eine hochkrabbelt, kommt die andere, zieht sich eine hoch und zieht sie damit runter. Das heißt, in einem Krabbenkorb haben sie eine Mordsdynamik, aber nichts geht vorwärts. Und das ist das Prinzip interner Wettbewerb.
Es sieht super gut aus, aber es findet garantiert nichts statt. Also machen Sie Krabbenkörbe. Je mehr Krabbenkörbe, desto besser. Fünfte Regel, besonders beliebt in Deutschland, es sollte stets ausdauernd und unnachgiebig nach den zentralen Verursachern und Problemen gesucht werden. Finden Sie heraus, wer schuld ist.
Analysieren Sie. Fangen Sie bloß nicht an, einfach zu ändern. Immer erst den Schuldigen analysieren.
Es gibt mit Abstand nichts Besseres, als wenn ein depressiver Mensch mit einem analytischen Menschen zusammenkommt. Dann haben Sie hinterher zwei depressive Menschen. Das ist absolut toll. Gehen Sie so tief rein, wie Sie können.
Analysieren Sie. Fangen Sie bloß nicht an, einfach drauf loszuändern, weil dann passiert ja wirklich was. Immer erst analysieren.
Sechste Regel. Es sollte auf keinen Fall öffentlich über den Sinn und Unsinn von bestehenden Regeln diskutiert werden. Also fangen Sie bloß nicht an, Ihre Parkplätze infrage zu stellen. Aber die beiden besten sind für mich mit Abstand die beiden letzten. Die siebte Regel heißt, Beschlüsse sollten auf der formellen Ebene möglichst schnell konsensfähig sein, um dann informell ausgiebig infrage gestellt zu werden.
Sorgen Sie für schnelles Commitment. Sehr beliebt bei Lenkungsausschüssen und Steuerungskreisen. Sorgen Sie dafür, dass die Leute schnell nicken.
Je schneller die nicken, desto weniger haben die sich klar gemacht, was sie gerade abgenickt haben. Und schon in dem Moment, wo die aufstehen, sieht man das den Gesichtern an. Da müssen wir mal gucken, ob das wirklich so geht.
Die nehmen alles wieder zurück. was Sie gerade abgenickt haben. Also sorgen Sie für schnelles Commitment. Quälen Sie sich nicht vor der Entscheidung, dann quälen Sie sich nämlich ausreichend nach der Entscheidung. Aber das allerbeste ist für mich die letzte.
Die hat mir nämlich gezeigt, dass wir schon längst lernende Organisationen sind. Peter Senni hat längst gewonnen. Die achte Regel heißt, die Veränderungsgeschwindigkeit auf der Beschlusssebene sollte stets größer sein als auf der Umsetzungsebene. Sorgen Sie einfach konsequent für maximale Beschlussdynamik bei minimaler Umsetzungsdynamik.
Wenn Sie das tun, haben Sie ein lernendes System vor sich. Dann sagen die Leute schon nach kurzer Zeit, bei uns ist das mit Veränderungen wie mit der Grippe. Das dauert mit Arzt 14 Tage, ohne Arzt 2 Wochen.
Man muss nur warten, das geht vorbei. In einer Firma haben die mir immer gesagt, das kenne ich, das heißt bei uns BAW. Da habe ich gemeint, was meinen Sie jetzt mit BAW? Band and Wave. Bick dich beiseite, warte bis es vorbei ist und komm wieder hoch.
Und diese freundliche Schaukelbewegung haben die Leute so im Laufe der Jahre trainiert. Aber diese Sachen kommen ja bei Ihnen überhaupt gar nicht vor. Insofern vergessen wir das gleich wieder.
Das ist ja viel zu abstrakt. Weit weg von jeder Form von...