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Die Reformation und Martin Luther

Wer ist Martin Luther? Wie hat er die Reformation gestartet und wer hat da mitgemacht? Eben alles, was du über die Reformation wissen musst, jetzt.

Der Begriff Reformation, der stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Erneuerung. Aber was soll erneuert werden? Na die Kirche.

Denn in der mittelalterlichen Kirche liegt so einiges im Argen. Kirchliche Ämter werden nicht an diejenigen verliehen, die am besten geeignet sind, sondern an diejenigen, die dafür am meisten bezahlen. Denn mit den Ämtern sind einige Vorteile verbunden, sogenannte Pfunde, z.B. Abgaben von Bauern. Und wer ein solches Amt innehat, der versucht, für sich möglichst viel rauszuholen.

Damit es in der Familie bleibt, werden Ämter auch gerne mal an Verwandte vergeben. Außerdem sind viele Geistliche schlecht ausgebildet leben nicht unbedingt so, wie man es von ihnen erwartet. Manche sind zum Beispiel verheiratet und das verbietet die Kirche eigentlich absolut. Die Päpste und die Bischöfe, die leben und regieren wie Fürsten.

Und genau das ist die kirchliche Realität im Mittelalter. Das Volk dagegen, das lebt in der Furcht vor der Hölle und erhofft sich von der Kirche die Vergebung ihrer Sünden. Sie beten, sie spenden Geld, sie kaufen Ablassbriefe und sie arbeiten auch für die Kirche, um sich vom Fegefeuer freizukaufen. Und die Kirche?

Die nutzt das oft aus. Deshalb gibt es immer wieder Bemühungen, die Kirche zu erneuern. Ein ganz berühmter Reformer ist Jan Hus, der die Verwältigung der Kirche anklagt. Im Volk, bei den einfachen Leuten, da kommt seine Kritik gut an.

Aber bei den Kirchenoberen überhaupt nicht. Die Folge, Jan Hus wird als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ungefähr 100 Jahre nach dieser Verbrennung lebt ein deutscher Mönch, auch in der ständigen Angst vor Fegefeuer und Höllenstrafen. Dieser Mönch heißt...

Martin Luther. Und er arbeitet als Universitätsprofessor in Wittenberg. Er kommt zu der Überzeugung, dass man sich nicht durch gute Werke oder Ablassbriefe von seinen Sünden loskaufen kann, sondern dass das nur durch den richtigen Glauben geschehen kann. Ganz ohne Geld.

Aber das denkt sich Luther nur in seinem Arbeitszimmer. Draußen auf den Straßen und Marktplätzen. treten immer noch Ablassprediger auf, die den Menschen Seelenheil verkaufen.

Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt, heißt es. Auf jeden Fall wird es Luther zu viel. Und er verfasst 95 Thesen, 95 Behauptungen gegen den Ablasshandel. Ob er sie jetzt im Jahr 1517 tatsächlich an die Tür der Kirche in Wittenberg genagelt hat, wie das gerne erzählt wird, das weiß man nicht so genau.

Auf jeden Fall verbreiten sich die Thesen immer weiter. Freunde und Kollegen Luthers, lassen die Thesen in deutscher Sprache auf Flugblätter drucken und verteilen. Wenn man so will, ist eine der ersten Massenmedienkampagnen der Weltgeschichte genau das, dieses Verteilen der Flugblätter.

Man könnte auch sagen, die Thesen sind viral gegangen. Luther schreibt auch noch andere Schriften gegen die Missstände in der Kirche. Er erkennt nur die Regeln an, die in der Bibel niedergeschrieben sind. Allein durch den Glauben soll der Mensch seine Sünden, also seine Fehler, von Gott vergeben bekommen. So steht es in der Bibel, so sagt es Luther und damit fühlen sich viele Menschen befreit von den Instrumenten der Kirche.

Anstatt anstrengender Pilgerreisen, Fasten oder teure Ablassbriefe muss man nur in der Bibel lesen. Genau deshalb hat Luther später ja auch das Neue Testament ins Deutsche übersetzt. Die Menschen sollen keine Priester mehr brauchen, die zwischen ihnen und Gott vermitteln. Jeder soll sozusagen sein eigener Priester sein und braucht keine Kirche mehr, um ins Paradies zu gelangen.

Für die Kirche, wie sie damals besteht, ist es eine Bedrohung. Die Reaktionen, die lassen auch nicht lange auf sich warten. Der Papst belegt Martin Luther mit dem Kirchenbann. Er wird offiziell aus der Kirche rausgeworfen.

Damit wird automatisch auch die Reichsacht verhängt. Und das bedeutet, dass jeder, der Luther trifft, ihn töten darf. Ja, sogar töten muss.

Aber Martin Luther hat in Friedrich dem Weisen, dem Kurfürsten von Sachsen, einen Fürsprecher. Der lässt Luther entführen. Was ja erstmal nicht so nett klingt, aber das macht er nur, um ihn in Sicherheit zu bringen und auf der Wartburg zu verstecken. Die Wartburg, die liegt im heutigen Thüringen.

Luther überschwemmt von dort aus das Land mit Schriften. Vor allem aber übersetzt er das Neue Testament ins Deutsche. Und damit prägt er unsere deutsche Sprache bis heute. Der Ausdruck Nächstenliebe stammt zum Beispiel von Martin Luther oder auch der Wolf im Schafspelz.

Viele Menschen aus den untersten Schichten der Gesellschaft ermutigt die Reformation. Diese Idee, dass man auf niemanden hören soll, außer auf die Bibel, die ermutigt viele Menschen, sich gegen die herrschenden Verhältnisse und gegen die Unterdrückung aufzulehnen. Bauern, Dorfhandwerker und Knechte wollen ihre Lebensbedingungen verbessern.

Und als die adeligen Grundbesitzer sagen, nö, machen wir nicht und die Kirche auch nicht auf die Forderungen eingeht, da kommt es zu Bauernaufständen. Sogenannte Bauernhaufen. Tausende Burgen und Klöster werden angegriffen und zerstört. Luther, der stellt sich in dem Konflikt auf die Seite der Landesherren, die ihn ja beschützt haben. Ein guter Christ, sagt Martin Luther, soll den Herrschenden untergeben sein.

Im sogenannten Bauernkrieg wird der Aufstand schließlich brutal niedergeschlagen. Im Jahr 1530 überreichen einige einflussreiche Herrschaften, zum Beispiel der Kurfürst von Sachsen, der Maggraf von Brandenburg, der Landgraf zu Hessen oder die freie Reichsstadt Nürnberg, dem Kaiser das Augsburger Bekenntnis. Und in diesem Bekenntnis, da sagen sie, ja, wir bekennen uns zur Reformation und gründen eine ganz neue Kirche, die Lutherische Kirche.

Und damit spalten sie sich von der katholischen Kirche ab. Dass die einfachen Leute sich den neuen Glauben anschließen, das versteht man ja noch ganz gut. Aber die Frage ist, warum unterstützen auch die weltlichen Fürsten die Reformation? Naja, das hat nicht nur religiöse Gründe.

Es geht auch um Macht und Einfluss. Wie immer in der Geschichte. Die Kirche wird ja vom Papst angeführt und der Papst und der Kaiser, die ernennen Bischöfe und die Chefs der großen Klöster und besetzen alle wichtigen Posten mit ihren Leuten. Die evangelischen Kirchen, die organisieren sich auf Landesebene, also beispielsweise in Sachsen.

Damit bestimmt ab sofort der Kurfürst von Sachsen, wer in der Kirche was zu melden hat. Der Kaiser und der Papst, die können dann sozusagen nicht mehr hineinregieren. Außerdem müssen die Landesherren kein Geld mehr an den Papst nach Rom überweisen, was für sie ja dann ganz gut ist.

Und die Fürsten, die organisieren die evangelischen Landeskirchen. Sie sorgen dafür, dass jedem Untertanen die richtige Konfession beigebracht wird und auch, dass in den Schulen entsprechend unterrichtet wird. Die Fürsten sind nach dem damaligen Verständnis für das Seelenheil ihrer Untertanen verantwortlich. Klingt ein bisschen absurd, ist damals aber halt so.

Sie haben Angst, dass sie nicht in den Himmel gelangen können, wenn die Bauern und Bürger an das Falsche glauben. Außerdem werden von den Gemeinden selbstständig evangelische Pfarrer angestellt. Die Landesherren schaffen deshalb Behörden, die kontrollieren, ob die neuen Pfarrer überhaupt geeignet sind und ob sie das Richtige predigen. So nutzt der Aufbau dieser Staatskirchen den Landesherren noch mehr Kontrolle. über die Menschen auszuüben.

Außerdem können die Fürsten sozusagen legal etwas dazu verdienen. Die Reichstatt Nürnberg löst zum Beispiel Klöster auf und kassiert deren Besitz ein. Die Fürsten holen sich so zumindest einen Teil des Vermögens der Kirche.

Martin Luther, der die Reformation ja ausgelöst hat, der ist an dem politischen Prozess gar nicht mehr beteiligt. Er zieht sich mehr oder weniger ins Privatleben zurück, lehrt an der Uni und er schreibt weitere Bücher. Außerdem heiratet er die Nonne Katharina von Bora, mit der er sechs Kinder hat.

Was? Was ist das für ein Typ, dieser Luther? Naja, die Geschichtsschreiber im 19. Jahrhundert machen aus ihm einen deutschen Helden.

Das ist sicher übertrieben, was nämlich zum Beispiel gar nicht heldenhaft an ihm ist. Martin Luther fällt immer wieder durch judenfeindliche Aussagen auf. Ganz deutlich wird das zum Beispiel durch seine Schrift von den Juden und ihren Lügen. Allerdings muss man auch sagen, dass er damit eine gesellschaftliche Grundstimmung aufgreift, diese Grundstimmung aber gleichzeitig verstärkt und so noch mehr zum Judenhass beiträgt.

Mutig ist Martin Luther aber auf jeden Fall. Denn immerhin legt er sich mit Papst und mit dem Kaiser an. Das, was nach der Veröffentlichung der 95 Thesen passiert, das hat Luther aber nicht geplant.

Er bringt sozusagen den Schneeball ins Rollen, aus dem metaphorisch ausgedrückt eine Lawine wird. Und was für eine. Die Reformation spaltet nicht nur die Kirche, sondern auch das Reich, ja man kann sagen ganz Europa. Es stehen sich nun zwei Lager gegenüber.

Katholiken und Protestanten. Es kommt zu Kämpfen und zu Kriegen und erst 1555 einigen sich Katholiken und Protestanten auf einen Kompromiss. Den sogenannten Augsburger Religionsfrieden.

Die Landesherren sollen entscheiden, welche Religion ihre Untertanen haben dürfen. Der Herzog von Bayern zum Beispiel befiehlt allen seinen Untertanen katholisch zu sein und in Sachsen muss man evangelisch werden. Das Motto lautet cuius regio eius religio.

Auf wessen Land du lebst, dessen Religion musst du annehmen. Wer seinen Glauben nicht wechseln will, der darf auswandern. Aber in der Realität benutzen die Landesherren dieses Recht der Untertanen dazu, Leute mit der falschen Konfession aus dem Land zu werfen.

Also natürlich mit der falschen Konfession für den Fürsten. Und die dürfen da nicht auswandern, sondern die müssen eben auswandern. Aber was ist mit den Folgen der Reformation?

Wie sehen die aus? Naja, Deutschland und Europa sind auf Jahrhunderte hinaus im Glauben gespalten. Und die Folgen, die merken wir noch heute.

Heilige Drei Könige zum Beispiel, der Feiertag, wird nur in den Bundesländern gefeiert, in denen Katholiken in der Mehrheit, in der Bevölkerung sind. Außerdem gibt es in den Schulen getrennten christlichen Religionsunterricht, habt ihr sicherlich auch alle schon mitbekommen. Früher hat sich diese Konkurrenz zwischen den Protestanten und Katholiken aber sehr viel schlimmer ausgewirkt. Um die richtige Religion werden Kriege geführt, zum Beispiel der 30-jährige Krieg.

Darum geht es im nächsten Video hier bei uns auf dem Kanal. Und wenn ihr wollt, dann schaut euch auch gerne nochmal an, in welchem Zustand die Kirche vor der Reformation gewesen ist. Auch dazu findet ihr hier bei uns auf dem Kanal ein Video.

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