Wir haben uns schon die Anspruchsgruppen angeschaut. Kurze Wiederholung. Das sind sämtliche Personengruppen, die etwas von einer Unternehmung erwarten. Anspruchsgruppen werden auch Stakeholder genannt.
So, das mal zu den Grundlagen. Jetzt gibt es zwei verschiedene Ansätze, die ein Unternehmen verfolgen kann. Einerseits den Stakeholder-Value-Ansatz und andererseits den Shareholder-Value-Ansatz.
Schauen wir uns als erstes den Stakeholder-Value-Ansatz an. Wie schön wäre es für eine Unternehmung, wenn alle Anspruchsgruppen die gleichen Interessen hätten. Das wäre ein Traum.
Doch leider sieht die Realität ganz anders aus. Denn oftmals herrscht zwischen den Anspruchsgruppen ein Interessenskonflikt, auch Zielkonflikt genannt. Das heißt, das Erreichen eines Zieles bei einer Anspruchsgruppe verhindert das Erreichen eines Ziels bei einer anderen.
Wenn euch das Verhältnis zwischen den Anspruchsgruppen genauer interessiert, dann schaut euch das Video Zielharmonie, Zielneutralität und Zielkonflikt an. Jetzt aber zurück zum Stakeholder-Value-Ansatz. Hier versucht die Unternehmung, so gut wie möglich zwischen diesen Anspruchsgruppen zu balancieren. Man versucht Kompromisse einzugehen, keine Anspruchsgruppe komplett zu vernachlässigen, und auch nicht eine komplett zu bevorzugen.
Man kann sich vorstellen, dass es sehr schwierig sein kann, eine gute Balance zu halten. Jetzt kann sich eine Unternehmung auch dazu entschließen, den Shareholder-Value-Ansatz zu verfolgen. Shareholder sind Anteilseigner eines Unternehmens, also die Eigenkapitalgeber.
Shareholder gehören im Grunde genommen auch zu den Anspruchsgruppen, sind also auch Stakeholder. Man stellt bei diesem Ansatz aber den Eigentümer, oftmals den Aktionär, in den Vordergrund. Die anderen Anspruchsgruppen sind zweitrangig. Die Eigentümer verfolgen im Grunde genommen zwei Ziele.
Erstens, hohe Gewinne. Da sie beteiligt sind, bekommen sie auch ein Stück vom Kuchen ab, also vom Gewinn. Je größer dieser Kuchen ist, desto größer wird auch deren Gewinnbeteiligung.
Um den Gewinn zu maximieren, kann man zwei Sachen machen. Mehr verkaufen oder Kosten einsparen. Letzteres ist in der Regel einfacher, was aber beispielsweise anderen Anspruchsgruppen nicht unbedingt in die Karten spielt.
Beispielsweise werden Kosteneinsparungen bei den Mitarbeitern gemacht und möglicherweise einige entlassen. Es kann aber auch sein, dass man beim Material spart. was eine schlechtere Qualitätsverfolge hätte.
Das würde sich natürlich negativ bei der Kundschaft auswirken. Zweitens, Steigerung, Marktwert. Wenn das Unternehmen an Wert gewinnt, können die Eigentümer ihre Anteile teurer verkaufen. Das heißt, die Eigentümer möchten ebenfalls, dass die Unternehmung langfristig besteht und wenn möglich auch an Wert gewinnt. Der Wert eines Unternehmens kann aber in der Regel nur steigen, wenn auch Investitionen gemacht werden, beispielsweise in Forschung und in gut ausgebildete Mitarbeiter.
Man kann also sehen, dass der Shareholder-Value-Ansatz in gewisser Maßen ein Widerspruch in sich ist und selbst hier ein Zielkonflikt vorliegt. Welcher Ansatz ist nun besser? Aus heutiger Sicht ist man der Meinung, dass der Stakeholder-Value-Ansatz also versuchen, so viele Anspruchsgruppen wie möglich zufriedenzustellen, der deutlich langfristigere und dadurch der erfolgreichere Ansatz ist.